Sayfadaki görseller
PDF
ePub

Da ließ sich Pilatus Wasser in einem Becken bringen, wusch sich die Hånde und sprach: „Ich bin unschuldig an diesem unschuldigen Blute, ihr möget zusehen.“ Aber die ganze Menge rief:,,Sein Blut komme auf uns und unsere Kinder 1)!"

Jest sprach Pilatus das Urtheil. Den Barabbas ließ er frei, Jesus aber wurde zum Kreuzestode verurtheilt, und die Ausführung deffelben folgte sofort, theils weil es Passah-Rüsttag, ein Tag vor dem großen Sabbath in der Passahwoche war und die Verhandlungen sich vom frühen Morgen bis nach der dritten Stunde, d. i. nach neun Uhr unserer Zählung, hingezogen hatten; theils auch und vorzüglich, weil dies überhaupt Römische Sitte war.

[ocr errors]

§. 125.

Die Kreuzigung Jesu.

Die Richtstätte zu Jerusalem war auf Golgotha, einem kleinen Hügel in der Nähe der Stadt, nördlich von Sion 2). Dorthin wurde Jesus von den mit der Kreuzigung beauftragten Soldaten zum Tode geführt. Dieselben nahmen ihm den rothen Mantel ab, zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an und belasteten ihn hierauf mit dem Kreuzholze, an welches er genagelt werden und woran er sterben sollte. Jesus aber war durch die vielen seit Mitternacht fortdauernd an ihm geübten Mishandlungen und durch den Blutverlust bei der Geiselung bereits so geschwächt und entkräftet, daß er unter der Last des schweren Kreuzes erlag. Nun nöthigten die Soldaten einen vom Felde herkommenden aus Cyrene, der Hauptstadt in der Libyschen Pentapolis gebürtigen und in Jerusalem anfäßigen Mann, Namens Simon, ihm das Kreuz bis zur Richtstätte nachzutragen.

1) Ueber die den Juden verständliche symbolische Handlung des Händewaschens, als Zeichen der Reinheit und des Freiseins von einer Schuld vgl. Deut. c. 21, 7. 8. Jos. Antiq. XII. c. 2. n. 2 f.

2) Die älteste christliche Ueberlieferung über Golgotha und seine Lage s. Bonfrer. Onomast, p. 88 ed. 1707 u. bei Reland Palaest. III, 860. Neue Untersuchungen darüber, entgegen den Behauptungen von Robinson, welcher schon von Williams und Tischendorf widerlegt wurde, find mitgetheilt in den histor. polit. Blättern Jahrg. 1847. 19ter Bd. Vgl. auch T. Tobler Golgotha S. 255. Die Sage über Golgotha als Grabesstätte Adams s. m. bei Orig. in Matth. Comment. Ser. c. 126. (III, p. 920 ed. Paris.). Ambros. in Luc. c. 23. Hieron. Comment. lib. III. in Ephes. c. V, 14.

Beim Hinausgehen auf den Calvarienberg folgte Jesus eine große Volksmenge nach. Unter ihnen befanden sich auch Frauen aus Jerusa= lem, welche ihn laut beklagten und beweinten. Da wandte sich Jesus zu ́ ihnen um und redete seine leßten weissagenden Worte über sie und über die Stadt, indem er sprach: „Ihr Töchter Jerusalems, weinet nicht über mich; sondern über euch und eure Kinder weinet: Denn es werden Tage kommen, wo man sagen wird: Selig die Unfruchtbaren und die Leiber, welche nicht gebaren und die Brüste, welche nicht säugten. Dann wird man zu den Bergen sprechen: fallet auf uns, und zu den Hügeln: verberget uns. Denn wenn man das am grünen Holze thut, was wird am dürren geschehen?"

Angelangt auf Golgotha wurde sofort die Kreuzigung Jesu begonnen Es war eine Jüdische Sitte, den zum Tode Verurtheilten Weihrauchkörner in Wein zu reichen, um sie gegen die Schmerzen zu betäuben 1). Zu gleichem Zwecke bot man Jesus einen mit der betäubenden Myrrhe gemischten Wein zum Trinken an. Jesus aber, welcher die Leiden voll und mit klarem Bewußtsein tragen wollte, versagte den Trank.

.

Das Kreuz, an welchem Jesus leiden sollte, war nach der Ueberliefe= rung das bekannte Römische Kreuz, die crux immissa 2). An dieses wurde er zuerst mit Stricken befestigt; worauf starke Någel durch seine Hände und Füße in das Holz getrieben und endlich das Kreuz aufgerichtet wurde. Oben am Kreuze ward eine Tafel befestigt, worauf die dem Todesurtheil zu Grunde liegende Ursache in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache verzeichnet war. Die Inschrift lautete:,,Jesus von Nazareth, König der Juden." Als die Hohenpriester der Juden die Schrift lasen, nahmen sie an deren Inhalt solchen Anstoß, daß sie unverweilt bei Pilatus dagegen Vorstellungen machten und beantragten, er möge statt deffen schreiben: „Jener hat gesagt, ich bin König der Juden.“ Pilatus aber wies sie mit ihrer Vorstellung ab, und erklärte, es bleibe bei dem, was er geschrieben habe.

Als nun Jesus angenagelt am Kreuze hing, begannen die Soldaten seine Kleider, welche sie ihm ausgezogen hatten, als ihnen zugefallene

1) Vgl. meine Archäol. der Leidensgesch. S. 140 f.

2) Vgl. das. S. 130 ff.

Beute unter sich zu vertheilen. Sie machten, nach der Zahl der mit der Kreuzigung Beauftragten, davon vier Antheile; über das Obergewand aber, welches sie, weil es ungenäht aus einem Stücke gewebt war, nicht zerschneiden mochten, warfen sie das Loos. So wurde die Schriftstelle erfüllt:,,Sie haben meine Kleider unter sich getheilt und über mein Ge wand das Loos geworfen 1)."

Noch eine andere Schriftstelle ging damals an Jesus in Erfüllung. Mit ihm zugleich wurden nämlich zwei zum Kreuzestøde verurtheilte Verbrecher gekreuzigt, so daß einer derselben zu seiner Rechten, der andere zu feiner Linken an einem Kreuze hing. So erfüllte sich die Prophetie des Jesaias, welche lautet:,,Und er wurde unter die Uebelthäter gezählt 2).”

Die ersten Worte, welche Jesus am Kreuze sprach, waren ein Gebet für seine Feinde. Er betete zum Vater, daß er ihnen verzeihen möge, da sie nicht wüßten, was sie vollbrächten. Diese aber, erfüllt von dem Gefühle der befriedigten Rache, gingen an dem Kreuze vorüber und schmähten und verspotteten ihn.,,Du, der du den Tempel zerstörst und in drei Tagen wieder aufbaußt,“ riefen sie ihm zu,,,nun hilf dir, wenn du Gottes Sohn bist, und steige herab von dem Kreuze." Die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und Aeltesten sammelten sich in der Nähe des Kreu= zes und spotteten seiner Ohnmacht und Qualen, indem sie sagten: „An= dern hat er geholfen; sich selbst aber kann er nicht helfen. Wenn er Isra= els König ist, so mag er jeßt vom Kreuze herabsteigen; dann wollen wir an ihn glauben. Er vertraute auf Gott, nun mag er ihn retten, wenn er ihn will, denn er hat doch gesagt: ich bin Gottes Sohn.“

[ocr errors]

Auch die Soldaten stimmten in das Gespötte gegen Jesus mit ein. Sie boten ihm ihre Poska, den aus Essig und Wasser bestehenden Sol= datentrank und sagten: Wenn du der Juden König bist, so hilf dir." Selbst einer der beiden Uebelthäter, welche mit Jesus gekreuzigt wurden, lästerte ihn und sagte:,,Wenn du der Messias bist, so rette dich und uns." Diesen aber tadelte der andere Schächer, indem er sagte: „Fürchtest auch du Gott nicht, da du doch in gleicher Strafe bist? Und wir freilich mit Recht; denn wir empfangen für das, was wir gethan, den verdienten

1) Pf. 22, 19.

2) Jef. c. 53, 12.

Lohn; dieser aber hat nichts Unrechtes gethan." Darauf sagte er zu Jesus: „Gedenke meiner, o Herr! wenn du in dein Reich gekommen bist.“ Da sprach Jesus zu ihm: „Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du bei mir im Paradiese sein."

Bei dem Kreuze Jesu aber standen drei Frauen: Maria, die Mutter des Herrn; ferner Maria, ihre Verwandte, das Weib des Klopas, und Maria Magdalene. Auch Johannes, der Jünger Jesu, stand dabei. In etwas weiterer Entfernung befanden sich andere seiner Verwandten aus Galiläa, und die Frauen, welche ihm von Galiläa aus gefolgt waren.

Mitten unter den wachsenden Qualen blickte Jesus auf die Gruppe unter dem Kreuze herab, und sah auf seine Mutter und Johannes. Dann sprach er zu Maria: „Weib, siehe, dein Sohn!“ Und zu Johannes sprach er:,,Siehe, deine Mutter!" Johannes verstand die Willensmeinung seines gekreuzigten Herrn, nahm Maria in sein Haus-auf und sorgte für sie.

§. 126.

Der Tod Jesu.

Als Jesus fast drei Stunden lang unter wachsenden Schmerzen am Kreuze gehangen hatte, da verfinsterte sich die Sonne und Dunkel lagerte auf dem ganzen Lande drei volle Stunden hindurch 1). In der neunten Stunde aber rief Jesus mit starker Stimme in den Worten des Psalmisten (Ps. 22, 1): „Eli, Eli, Lama Sabaktani“ d. h.:,,Mein Gott! mein Gott! warum hast du mich verlassen?" Einige der Umstehenden sagten hierauf spottweise: Er ruft dem Elias. Wir wollen sehen, ob Elias kommt, um ihn zu retten.“

Darauf rief Jesus, wissend, daß sein Werk bereits vollendet war, im Vorgefühle des nahen Todes und um die Schrift zu erfüllen 2): „Mich' dürftet!" Da nahm einer der Anwesenden einen Schwamm, füllte ihn mit Effig, und reichte denselben auf einem Ysopstengel Jesus zum Trinken

1) Da es eben Vollmond war, so ist an eine gewöhnliche Sonnenfinsterniß nicht zu denken. Ueber dieselbe berichteten Phlegon, ein Freigelassener des Kaisers Hadrian nach Orig. contr. Cels. II, 33. Euseb. Chron. ad Ol. CCII., und ein heiðnischer Schriftsteller Thallus bei Jul. Afrikanus. Vgl. Galland. bibl. Patr. T. II. S. 374 f.

2) ps. 69, 21.

dar. Jesus nahm den Trank und rief dann mit starker Stimme:,,Ez ist vollbracht! Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist!“ Darauf neigte er sein Haupt und verschied.

In diesem Augenblicke bebte die Erdé, und die Felsen zersprangen. Der Vorhang des Tempels zerriß in zwei Stücke von oben bis unten. Es öffneten sich die Gräber, und viele Leiber der verstorbenen Heiligen erstanden und erschienen Vielen in Jerusalem. Der bei der Kreuzigung anwesende Römische Hauptmann, als er die dem Tode Jesu folgende Erderschütterung gewahrte, gab Gott die Ehre und sprach: „Dieser Mann war wahrhaftig Gottes Sohn und ein Gerechter." Auch das noch an= wesende Volk schlug sich an die Brust und kehrte zurück.

§. 127.

Kreuzesabnahme Jesu und Begräbniß.

Da der folgende Tag ein Sabbath, und zwar wegen des Passahfestes ein großer Sabbath war, so baten die Juden den Pilatus, daß er in Berücksichtigung ihrer Saßung, wornach der Leichnam eines Getödteten nicht über Nacht unbegraben bleiben sollte 1), die Kreuzesstrafe an den drei Gekreuzigten durch eine hinzugetretene Ersaßstrafe, nämlich durch die Zerschmetterung der Beine abkürzen und sodann die Leichname vom Kreuze abnehmen laffen möge. Pilatus bewilligte Beides als eine Gunstbezeigung gegen die Juden; da nach Römischer Sitte ein Gekreuzigter in der Regel nicht vom Kreuze abgenommen wurde, auch eine Abkürzung ihrer Leiden durch das sogenannte Crurifragium sonst nicht eintrat.

Dem Befehle des Prokurators gemäß kamen die Soldaten und zerschmettérten zuerst die Beine der beiden zur Rechten und zur Linken Jesu hängenden Gekreuzigten und tödteten fie sodann mit dem bei dem Crurifragium üblichen Gnadenstoß 2). Als sie hierauf zu Jesus kamen und sahen, daß er bereits todt war, unterließen sie es ihm die Beine zu zerschmettern, da er diese Strafe nicht mehr empfunden haben würde; aber um jeden etwa noch vorhandenen Lebensfunken in ihm zu tilgen, gab ihm ein Soldat mit der Lanze einen Stich in die Seite, und alsbald floß aus

1) Dt. c. 21, 22. 23. vgl. Jos. c. 10, 5. vgl. Philo in Flacc. T. II. p. 529 ed. Mang. 2) S. m. Archäol. d. Zeidensgesch. S. 165 ff.

« ÖncekiDevam »