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Auktoritäten, wozu insbesondere die atheistischen Alles nivelliren wollenden Weltverbefferer verschiedener Länder und Zeiten gehörten. Möge Herr Ewald einmal seine Behauptung geschichtlich zu begründen versuchen; dann wird er selbst die Grundlosigkeit derselben bald erkennen. Vorerst aber bewährt sich an diesem Gelehrten leider nur der Spruch: Was sie nicht kennen, das lästern sie.“

Das Volk in Jerusalem, über welches Ewald S. 368 in der angege benen Weise urtheilt, zeigt in der Geschichte Jesu allerdings vielen Wankelmuth; jedoch wird derselbe von den Genüssen, Freuden und Vortheilen der Heiligherrschaft schwerlich anders abhängig gewesen sein, als z. B. der Wankelmuth des Volks im alten Rom, in Athen, und nach dem Zeugniß der Apostelgeschichte auch in Lystra, in Corinth und Ephesus von andern Ursachen abhängig war und auch bis auf den heutigen Tag in großen und kleineren Städten und ganzen Ländern noch abhängig ist. Daß aber das heutige Römische Volk so sehr erbärmlich sei, wie Ewald, behauptet, dies stimmt mit den Berichten von Männern, welche Rom genauer kennen als Herr Ewald, nicht überein. In Rom wie überall giebt es vortreffliche und auch schlechte Menschen. Die Anforderungen Ewalds an das Römische Volk kennen wir freilich nicht; möglicher Weise ist sein Begriff von gut und böse in dieser Beziehung ein ihm eigenthümthümlicher. Und was für Päpstliche Freuden und Genüsse meint denn Ewald, durch welche dieses Volk so erbärmlich geworden sein soll? Herrscht etwa an dem Päpstlichen Hofe eine so große Ueppigkeit und Verschwen= dung, eine solche Zügellosigkeit der Sitte, daß dadurch das Römische Volk so erbärmlich werden könnte? In den Päpstlichen Encykliken lesen wir oft von schweren Sorgen und Bedrängnissen der Päpste. Herr Ewald möge die Quelle angeben, woraus er seine Nachrichten über die angeb= lichen sittenverderbenden Genüffe, Freuden und Feste der Päpste geschöpft hat, damit wir sie prüfen können. Ferner, wenn im sechszehnten Jahr: hundert König Franz I. bekanntlich eine Reihe von Jahren die Lutheraner verfolgte, so wollen wir die vorgefallenen Grausamkeiten nicht entschuldigen; Herr Ewald sollte aber wiffen, daß gerade der Römische Papst fich gegen jene Greuelscenen erklärte und auf Schonung und Milde drang. Wenn nun aber der König, die Kirche und das höchste Lehrerkollegium sich den vorgeblichen Segen des Lutherthums verbaten und mit ihrem ange

stammten alten Glauben zufrieden waren; so hat Ewald kein Recht dieses ein durch die Herrschaft des Hofes, der Sorbonne und der Jesuiten be= wirktes 'gewiffenloses Verhalten gegen die Reformation zu nennen. Und warum findet denn Ewald gerade in Paris dieses sogenannte gewissenlose Verhalten gegen die Reformation? Möge er sich doch in der Geschichte umsehen, dasselbe Verhalten kann er auch anderswo finden.

Ueber die Aeußerungen Ewalds S. 146 u. S. 284 können wir uns sehr kurz fassen. Daß Jesus Christus ein Sohn Josephs gewesen sei, ist der heil. Geschichte entgegen und beweist, daß Ewald, ungeachtet aller gläubig klingenden Phrasen, woran sein Buch sonst nicht arm ist, dennoch den Standpunkt des Unglaubens nicht überwunden hat; er gehört vielmehr zu der Masse der ungläubigen Juden, welche Lukas c. 3, 23 im Auge hatte, als er berichtete, Jesus sei für ein Sohn Josephs gehalten worden. Auf einer sehr ungeschichtlichen Verwechselung gleichklingender Namen beruht die Annahme Ewalds, daß Maria, die Mutter des Herrn, außerdem noch vier jüngere Söhne und mehrere jüngere Töchter gehabt habe. Den Beweis hierfür kann er in unserer Schrift selbst finden. Die von ihm als albern und grundlos bezeichnete Marienverehrung, welche den Neutestamentlichen Urkunden entgegen sein soll, ist gerade in diesen Urkunden ausdrücklich begründet. Schon der Erzengel Gabriel begrüßte Maria als die Gnadenvolle und Gepriesene unter den Weibern; und die Weissagung, welche die seligste Jungfrau in dem Lobgesange aussprach: ,,Siehe, es werden mich selig preisen alle Geschlechter“ halten wir für erfüllt, wenn auch Herr Ewald sich aufs hartnäckigste weigern sollte, der Gottesmutter die gebührende Verehrung zu zollen. Abgesehen von Herrn Ewalds Bemerkung finden wir nichts albernes in dieser Sache.

Ueber Ewalds spezielle Geschichtsauffassung und Behandlung wollen wir schließlich noch Einiges herausheben:

S. 341 berichtet er über die Matth. c. 17, 14 - 23; Mark. c. 9, 14-32; Luf. c. 9, 37-45 erwähnte Heilung des Dämonischen, welcher von den Jüngern Jesu nicht geheilt zu werden vermochte. Die beiden ersten Evangelisten erzählen übereinstimmend, daß Jesus den Jüngern auf deren Befragen, warum sie die Heilung nicht hätten vollbringen können, geantwortet habe:,,Diese Art kann nicht ausfahren, außer durch Gebet und Fasten."

Da die Frage der Jünger lautete:,,Warum, konnten wir den Dämon nicht austreiben?" so kann eine vernünftige Eregese in der Antwort Jesu nur den Sinn finden: Diese Art von Dämonen könne nur ausgetrieben werden durch den, welcher sich durch Gebet und Fasten hinlänglich vor= bereitet habe; so daß also Gebet und Fasten zu dem nothwendigen Glauben hinzutreten mußten. Anders Ewald. Er sagt:

,,Den Jüngern aber, welche ihn später zu hause allein um die ursache ihrer unfähigkeit befragten, erörtert er wie es ihnen noch immer an der ganzen zaubermacht des vollen glaubens gebreche, und wie der art von menschen nichts schwieriges gelingen könne welche immer nur (wie etwa auch die Pharisäer) mit fasten und beten ans werk gehen und damit schon alle die göttlichen stärkungsmittel des geistes zu besißen meinen.“

Diese Erklärung ist bezeichnend. Nach der evangelischen Erzählung hat Jesus Gebet und Fasten für einen bestimmten Fall als nothwendig erklärt; Ewald dagegen findet darin, daß Gebet und Fasten schädlich sei!

S. 400 handelt Ewald von dem Tode des Judas Iskarioth. Bei Matth. c. 27, 3-10 ist erzählt, daß Judas die empfangenen Silberlinge im Tempel von sich geworfen und dann sich erhängt habe. Die Hohenpriester aber hätten für das Geld den Töpferacker erworben, welcher bis auf seine (des Apostels) Zeit Blutacker genannt worden sei. Ewald aber erzählt also:

,,auch ist es unverkennbar, daß dieser Iskarioth den lohn seiner schande nachher wirklich in empfang nahm und sich für dieses geld und vielleicht noch für anderes, was er erspart hatte einen acker bei Jerusalem erkaufte."

Zur Ausgleichung dieser Differenz erklärt er sodann die evangelische Nachricht für eine im apostolischen Zeitalter ausgebildete Sage, und die Erzählung von der alsbaldigen Reue des Verräthers wohl nur aus dem christlichen Wohlwollen selbst so umgebildet. Gleich als hätten die ersten Christen einen Grund zum Wohlwollen gegen Judas Iskarioth gehabt. Beispiele eines etwa ähnlichen Wohlwollens Seitens der ersten Christen gegen verzweifelte Sünder hat Ewald nicht beigebracht; möge er sie zur Erhärtung seiner Ansicht bald nachbringen.

Joh. c. 11, 33 u. 37 ist in der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus gesagt, Jesus sei im Geiste ergrimmt. Das daselbst gebrauchte Wort sußpuãodai hat bekanntlich nur die Bedeutung der unwilligen

Erregung des Zorns und der Drohung. Auch stimmt dieselbe mit der vorliegenden Sache selbst überein, indem wie aus v. 37 sehr klar zu ersehen ist, Jesus wegen des Unglaubens der anwesenden Juden unwillig und erschüttert wurde. Ewald dagegen trägt S. 361 nicht das geringste Bedenken, sich eine neue Bedeutung für èußpiμãodai zu bilden, und er läßt nun Jesus ans Werk gehen,,als müßte er zuvor in tiefster bewegung wiederholt auffeufzend und weinend alle die tiefsten kräfte der liebe und des mitleids sammeln."

Diese Beispiele mögen genügen zur Charakterisirung dieses in einem litterärischen Blatte bereits sehr angelegentlich empfohlenen Buches, und zur Rechtfertigung unseres obigen Ausspruchs, daß wir die Unmöglichkeit der Benußung dieser Schrift bei Abfaffung der unsrigen nicht bedauern.

Noch glauben wir unsern Lesern eine Erklärung darüber schuldig zu sein, warum wir das an Inhalt reiche und in diesem Jahre zum Theile bereits in zweiter Auflage erschienene,,Leben Jesu von J. N. Sepp"nur sehr sparsam erwähnt haben. Die Bedenken, welche uns zur Vermeidung einer fortgeseßten Polemik abhielten die Bearbeitungen des Lebens Jesu von D. Strauß, Chr. Herm. Weiße, Br. Bauer, Ammon, Neander, Haase u. a. zu benußen, lagen hauptsächlich in der wesentlichen Verschie= denheit unseres Standpunkts von dem dieser Schriftsteller; bei Sepp aber hatten wir einen andern Grund.

So oft wir das Leben Jesu von Sepp blätternd durchlasen, hatten wir Gelegenheit, diesen Gelehrten um seine reiche Phantasie zu beneiden; obwohl wir uns hierbei des Gedankens nicht erwehren mochten, daß es wohl besser gewesen wäre, wenn dieses Talent in einer wissenschaftlichen Arbeit über das Leben Jesu weniger angewandt worden wäre. Dasselbe hat hier nämlich dem Verfasser und auch der Sache gar häufig schlimme Dienste geleistet. Wenn z. B. in der Geburtsnacht des Erlösers die Engel den armen Hirten in der Umgebung von Bethlehem erscheinen, Gott lobpreisen und den Menschen, welche guten Willens sind, den Frieden verkündigen; so liegt der freilich nur prosaische Gedanke sehr nahe, daß die Engel die Erfüllung der prophetischen Weissagung über den Frieden in der messianischen Zeit verkündigten. Diese Auffassung liegt besonders für den Christen nahe, wenn er der Worte des Herrn:,,Der Friede sei mit euch," ferner:,,meinen Frieden gebe ich euch“, und endlich wenn er des

von den Aposteln allgemein gebrauchten Friedenswunsches gedenkt. Sepp dagegen, welchem übrigens jene Prophetien wohl bekannt sind, findet deßungeachtet Bd. 1. S. 132 ff. in jenen Worten der Engel den unter Augustus auf fünf Jahre eingetretenen sogenannten Weltfrieden, zu deffen Zeichen die Tempelpforten des Janus im Jahr 746 u. c. geschloffen wurden. Als hätten die englischen Heerschaaren den Auftrag gehabt, nebst der Verkündigung der Geburt des Messias auch die SchlieBung des Janustempels in Rom zu besingen!

Daß Maria, die Mutter des Herrn, vor ihrer Verlobung mit Joseph eine Art Sternjungfrau im Tempel zu Jerusalem gewesen und dort mit an den Tempelvorhängen gewirkt habe, dies war ein zu schöner Gedanke, als daß ihn Sepp nicht freudig aus den apokryphischen Sagen hätte aufnehmen sollen. Darum lesen wir denn 2. Thl. 1. Bd. S. 9 dieses Märchen in aller Breite und Anwendung auf Maria.

Der von Jesaia c. 11, 1 prophezeite Zweig aus dem Stamme Jsai und der Sproß, welcher aus der Wurzel hervorbricht, ist nach nüchterner Auffassung der Messias selbst. Auch Sepp ist diese Auslegung nicht unbekannt. Daneben aber denkt er sich a. a. D. S. 32 diesen Sproß als eine Blume, und unter der Blume Maria von Nazareth, welche Stadt ja selbst diesen Namen trage (d. i. Sproß Blume), vielleicht von den Lilien und Anemonen daselbst. Mit dieser Auslegung wird sodann die goldene Schmiede Konrads von Würzburg in Verbindung geseßt und auch noch ein flüchtiger Blick auf den Birnbaum auf der Walserhaide bei Salzburg und den Birkenbaum bei Soest geworfen, und der Beweis ist fertig.

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Wenn nach Joh. c. 2, 19 der Heiland spricht: „Zerstöret diesen Tempel und in drei Tagen will ich ihn wieder aufrichten," so folgert Sepp S. 201 also:,,Christus selbst vergleicht seinen irdischen Körper mit dem Tempel auf Moria. War also das Haus Gottes von Stein am 24ten Tage des neunten Monats (vgl. Haggai c. 2, 18) gegründet; so wird auch der Tempel seines Leibes an jenem Tage aus dem Schooße der Gnadenmutter sich erhoben haben; denn im Leben Jesu ist alles historisch und zugleich symbolisch zu nehmen.“

Dennoch aber würde uns diese Eigenthümlichkeit der Sepp'schen Schrift nicht abgehalten haben, dasselbe fleißig zu benüßen, hätten wir darin nicht gar bald eine andere noch unliebsamere Entdeckung gemacht:

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