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Der Bischof von Lausanne erhielt durch ein specielles päpstliches Breve von 1821 den Ehrentitel „Bischof von Genf." 1)

Im Jahre 1872/73 machte die römische Curie wiederholt den Versuch, 2) eigenmächtig ein Bisthum Genf zu errichten, derselbe scheiterte jedoch an dem Widerstand der die staatlichen Hoheitsrechte wahrenden eidgenössischen und genfer Regierung. 3)

Die Verfassung des Kantons Genf (loi constitutionelle sur le culte catholique, du 19 février 1873 Art. 2.) verbietet nun die Etablirung eines Bischofssitzes im Kanton Genf. 4)

Kanonisch aber wird das durch päpstliches Breve 5) geschaffene apostolische Vicariat Genf als rechtlich existent betrachtet. Die Dismembration des Kantons Genf vom Bisthum Lausanne ist nach kanonischem Recht giltig vollzogen; denn wenn auch der Bischof von Lausanne-Freiburg nach seiner eigenen Erklärung dieselbe weder veranlasst noch gewünscht noch begünstigt" 6) hatte, so nahm er doch die päpstliche Entscheidung an und resignirte ausdrücklich auf den Genfer Antheil der Diöcese (Schreiben vom 22. October 1872).

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Der apostolische Vicar von Genf hat neben der bischöflichen Vollmacht noch ausserordentliche päpstliche Facultäten, 7) die sich auf die Mission beziehen, aber nicht bekannt geworden sind. Der Staat Genf verweigerte ausdrücklich die Anerkennung dieser sämmtlichen Vollmachten; die Bundesbehören aber erklärten gleichfalls die Erection eines apostolischen Vicariates Genf für „null und nichtig."

Trotzdem wird also der Kanton Genf von Seite der römischen Curie als von der Diöcese Lausanne-Freiburg getrennt betrachtet; so wie von jedem Bischof alljährlich ein Directorium officii divini mit Schematismus des Klerus veröffentlicht wird, hat auch der vom Papst ernannte, von der Eidgenossenschaft aber ausgewiesene Verwalter des „apostolischen Vicariats Genf einen Ordo divini officii veröffentlicht. 8) Die Organisation des apostolischen Vicariates Genf ist demnach folgendermassen geordnet :

1) Das Breve ist abgedruckt als Urk. Nr. 6.

2) Ueber frühere Versuche, bes. des Genfer Pfarrer Vuarin seit 1823 s. oben

I, 82 ff.

3) Oben I S. 92, 95 ff. und § 36.

4) S. hierüber oben I § 36 S. 669 (K. Genf).

5) Das Breve ist abgedruckt oben I S. 96.

6) Oben I. S. 87.

7) Bischof Marilley von Freiburg erklärte dies selbst wiederholt in officiellen Actenstücken s. oben I S. 87, erklärte aber auch die ausserordentlichen Vollmachten des apostol. Vicars selbst nicht zu kennen. Oben I S. 88.

8) Ordo divini officii recitandi sacrique peragendi ad usum Cleri Vic. Apost. Gebennensi CC. ac RR. D. Caspar Mermillod Ep. Hebron. Vic. Apost. Gebennensis jussu editum anno domini MDCCCLXXV Pascha occurente (!) die 28 Martii. Genevae Typis Grosset & Trembley. 1875.

(Status Cleri Vicariatus Apostolici Gebennensis anno Domini 1875 regnante S.S. D.D. N. Pio Papa IX. Pontificatus sui anno 29.1): An der Spitze steht:

„Reverendimus ac Cels D.D. Caspar Mermillod Episc. Hebronens. in part. infid., Vicarius Apost. Gebennensis, Comes et Praelatus Solio Pontificio assistens, Parochus Genevae pro nomine Christi et Ecclessiae libertate, die 17 Februarii 1873, in exilium missus in Fernex.

„Ill. et Rdissimus D. Joseph Victor Dunnoyer Protonot. Apost. ad instar Particip.; S.S. D.D. N. Pii Papae IX Cubicul. Hon., canon. hon. Bellic., Anneciens. et Maurianens., Vicarius generalis Genevae.

Die Curie des apostolischen Vicars umfasst ausserdem nur noch zwei Secretäre.

Es werden sodann drei Archipresbyterate aufgezählt und bei jedem die Geistlichen als noch fungirend angeführt, welche vom Staate nicht mehr als solche anerkannt sind, und zwar :

1. Archipresbyteratus Sti. Petri ad Vincula, (Genf),

Archipresbyt. und 20 andere Priester,

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Bemerkenswerth ist dabei, dass unter dem Klerus des ersten Archipresbyterates der Pfarrer von Courfaivre (Brechet) 2) (Kt. Bern) (Diöcese Basel) als „miss. apost.", ferner ein anderer Priester (Jacquard) ebenfalls als „miss. apost." bei der Kirche St. Germain genannt sind. Diese beiden Priester erscheinen demnach als specielle Missionsgehülfen des apostolischen Vicars; ebenso zwei Priester des 2. Archipresbyterates (Blanc in Carouge und Broquet in Bernex); während im ehemals französischen Theile des apostolischen Vicariates sich solche apostolische Missionare nicht befinden. In Aufzählung der Feier- und Fasttage des Bisthums wird ebenfalls eine Unterscheidung gemacht zwischen der Ditio Genevensis" und den „parochiis a Sabaudia separatis." 3)

III. Die italienischen Bisthümer.

§ 39.

Erzbisthum Mailand und Bisthum Como. 4)

Der Kanton Tessin steht faktisch bis zur Stunde ausschliesslich unter dem kirchlichen Regiment italienischer Bischöfe, namentlich zum

1) Ordo etc. S. 68 ff.

2) Durch richterl. Urtheil des bern. Obergerichtes seines Pfarramtes entsetzt. 3) Ordo etc. S. 2.

4) Vgl. oben I § 32 die eingehende Erörterung über d. Diocesanverband des K. Tessin.

grösseren Theile des Bischofs von Como, zum kleineren Theile des Erzbischofs von Mailand, dessen Suffragan der Bischof der erstgenannten Diöcese ist.

Wir behandeln zuvörderst die Jurisdiction der bezeichneten italienischen Bischöfe über schweizerisches Gebiet nach der historischen Seite bis zur gegenwärtigen staatsrechtlichen Situation, um sodann im Lichte dieser historisch-staatsrechtlichen Betrachtung die faktischen Verhältnisse, welche kanonisch auch als rechtskräftig bestehend behauptet werden, zu schildern.

Die Reihenfolge der Bischöfe von Como wird bis zum Jahre 379 zurückgeführt; das Bisthum gehörte früher zum Patriarchat von Aquileja (Agley) und steht jetzt unter dem Erzbisthum Mailand. Das Domcapitel wird von 26 Domherren gebildet.

Vor 1859 umfasste dieses Bisthum im Ganzen 55 Decanate, wovon 17 in der italienischen Provinz Como, 22 in der ital. Provinz Sondrio, 15 im Kanton Tessin (nämlich: Agno, Arbedo, Ascona, Balerna, Bellinzona, Bironico, Gambaragno, Locarno, Lugano, Mendrisio, Morcote, Riva S. Vitale, Sessa, Valmaggia, Val'onsernone) und 1 im Kanton Graubünden (Poschiavo), somit 16 Decanate in der Schweiz.

Im Jahr 1859 wurde die Jurisdiction italienischer Bischöfe über diese 16 Decanate durch Bundesgesetz vom 22. Juli 1859 „aufgehoben". 1)

Ueber die Lostrennung der tessinischen Kirchgemeinden von den italienischen Bisthümern bemerkt J. Siegfried in der Schweiz. statist. Zeitschr. Bd. III. S. 127:

„Durch den Beschluss der Bundesversammlung, dass die tessinische Geistlichkeit nicht mehr unter der Botmässigkeit ausländischer Bischöfe stehen soll, ist dieser mit dem fremden Clerus jede Verbindung untersagt und die Bischöfe dürfen keine, schweizerische Kirchen betreffende Verordnungen mehr erlassen. Diese Massregel ist allerdings ein Schritt zum Besseren. Aber die katholische Kirche ist ohne Bischof nicht gedenkbar; die ausländische Jurisdiction ist zwar aufgehoben, aber keine vaterländische an ihre Stelle gesetzt worden. Was thut nun der Clerus in Tessin? Er unterhält die Verbindung im Geheimen und lässt sich von Como und Mailand Befehle geben, gerade wie früherhin. Die tessinischen Behörden wissen das, thun aber, als ob sie nichts merkten, da sie es nicht hindern können; die Ausscheidung der Kirchengüter und die übertriebenen Forderungen Roms (in Beziehung namentlich auf die Civilehe, das Unterrichtswesen, die Pfarrwahlen), Forderungen, welchen die Regierung sich zu unterwerfen nicht gesonnen ist, machen eine Ausgleichung äusserst schwierig." 2)

1) S. die ausführliche Darstellung I § 32.

2) Vgl. oben I § 32 und das unmittelbar Folgende.

Die historische Genesis des Bundesgesetzes von 1859 ist folgende: 1) Seitdem der Kanton Tessin im Jahre 1803 officielles Bundesglied der Eidgenossenschaft geworden war, begannen die Bestrebungen, eine Lösung der bisherigen Verbindung mit den italienischen Diöcesen zu erzielen. Ueber den positiven Ersatz, der an die Stelle des gelösten Verbandes zu treten hätte, war man zu verschiedenen Zeiten verschiedener Ansicht einerseits ging das Bestreben auf Errichtung eines eigenen Kantonalbisthums, andrerseits auf Anschluss an eine der bereits bestehenden schweizerischen Diöcesen, speziell an Solothurn oder Chur. Von kirchlicher Seite, sowohl der römischen Curie als des tessinischen Clerus, wurde stetsfort die erstere Alternative als allein annehmbar bezeichnet, während die Staatsgewalten, sowohl die eidgenössische als die tessinische, den Anschluss an Basel oder Chur forderten und wiederholt das Verlangen der Curie nach einem eigenen Kantonalbisthum als eine Forderung erklärten, welche geeignet sei, alle Verhandlungen zum Scheitern zu bringen. 2)

Warum die Forderung eines tessinischen Kantonalbisthums von staatlicher Seite so hartnäckig zurückgewiesen wurde, lässt sich aus den Verhandlungen nicht mit genügender Sicherheit feststellen. Man kann nicht leugnen, dass die von kirchlicher Seite für die Forderung geltend gemachten Gründe sehr triftiger Natur sind, nämlich: Verschiedenheit der Sprache, grosse Ausdehnung der Diöcesen Chur und Basel schon bisher, weite Entfernung und schwierige - im Winter oft ganz unmögliche Communication mit den betreffenden Bischofssitzen über die Alpenpässe.3) Da hiegegen von staatlicher Seite keine stichhaltige Widerlegung erfolgte, so stehen wir nicht an, die kirchliche Forderung eines tessinischen Kantonalbisthums für in der Natur der Verhältnisse begründeter anzuerkennen, als die Forderung des Anschlusses an Chur oder Basel.

Die römische Curie zeigte sich principiell dem Verlangen nach Dismembration der schweizerischen Bezirke von italienischen Bisthümern geneigt; wie bei Gelegenheit der Negociationen über das Bisthum Con

1) Die nachfolgende Darstellung stützt sich hauptsächlich auf die officiellen Berichte des Bundesrathes und der beiden Commissionen der eidg. Räthe im Bundesblatt v. 1859 II, S. 81 ff. 231 ff. 232 ff. Ferner wurde benützt: die Broschüre: „La Question du Tessin“ par un Citoyen Genevois. Genève 1863. Diese Broschüre gibt eine auf ultramontanem Standpunkt stehende Darlegung der kirchenpolitischen Zustände im Kanton Tessin und speciell der Verhandlungen über den Bisthumsverband bis Juni 1863. Dankenswerth an der Broschüre sind nur die mitgetheilten Urkunden (leider in französischer Sprache, während sie ursprünglich meist italienisch gefasst waren). Die im Folgenden alleg. urkundlichen Belege sind dieser Broschüre entnommen.

2) Vgl. Schreiben der Commission Centrale du Clergé tessinois au Haut Conseil fédéral de la Confédération Suisse v. 3. März 1856 (Question 76 ff.).

3) Question 78.

stanz, so anerkannte auch bezüglich Tessins die Curie wiederholt den Standpunkt des schweizerischen Staatsrechtes, der eine Ausscheidung der Jurisdiction fremdländischer Bischöfe erheische, als berechtigt. 1)

Trotz dieser nicht ungünstigen Dispositionen blieben die wiederholt angeknüpften Verhandlungen stets resultatlos; so im Jahr 1803; weiter 1819-20, diesmal besonders weil man sich mit der österreichischen Regierung nicht über die im Tessin belegenen bischöflichen Güter einigen konnte; ebenso neuerdings im Jahre 1830. Das Verlangen der Tessiner nach Aufhebung der fremdländischen bischöflichen Jurisdiction fand wiederholt entschiedenen Ausdruck; insbesondere fasste der Grosse Rath im Jahre 1855 einen Beschluss, welcher den „festen Willen" der tessinischen Staatsbehörden aussprach, eine Trennung des bisherigen Diocesanverbandes

1) Characteristisch für die principielle Anschauung der römischen Curie ist folgendes Schreiben des Cardinalstaatssecretärs Beretti an den tessinischen Staatsrath vom 21. September 1853 (Question 74–75): M. M. Amadio, archiprêtre, et Bossi, écclesiastiques députés par le Conseil d'Etat de votre louable République et Canton m'ont remis la dépêche dont Votre Excellence les a accompagnés. Cette dépêche m'invitait à présenter une supplique y incluse adressée au Saint Père, et à en favoriser l'objet qui est d'obtenir l'érection d'un nouvel évêché dans le canton lui même, avec la séparation totale de celui-ci d'avec les diocèses de Milan et de Côme.

Je me suis empressé de remettre l'instance à Sa Sainteté, qui, conformément aux espérances déjà données par Pie VII, de sainte mémoire, pour une telle érection, a daigné accueillir favorablement les nouvelles demandes du Conseil d'Etat cantonal, du moment que l'on constituerait la dotation suffisante de la mense épiscopale de la cathédrale et du séminaire, et toute autre chose requise par les S. S. canons pour l'érection de nouveaux évêchés.

Et pour que cette affaire s'arrangeât avec la bonne harmonie convenable, le Saint Père a bien voulu m'ordonner de porter à la connaissance de l'ambassade impériale et royale d'Autriche sa favorable disposition à accueillir l'instance de votre gouvernement dans les termes susdits.

En répondant à cette communication officieuse, que j'exécutai ponctuellement, Monsieur l'ambassadeur fit savoir, au nom du cabinet impérial et royal, que Sa Majesté impériale R. A., bien qu'il lui paraisse de l'interêt du canton lui même de rester uni, sous le rapport ecclésiastique, aux diocèses de Milan et de Côme, estime néanmoins que la chose doit être laissée entièrement à la considération du gouvernement tessinois.

Comme par les motifs allégués au Saint Siége par le Conseil d'Etat tessinois pour obtenir l'érection de l'évêché, le plus grave paraît être celui que les ecclésiastiques du canton sont exclus des emplois auprès du siége épiscopal, ainsi, dans le cas où le gouvernement cantonal jugerait à propros d'abandonner le projet en question, il semblerait opportun que Votre Excellence ouvrit une négotiation confidentielle avec la Cour d'Autriche, afin de tomber d'accord pour la réintégration du clergé tessinois dans tous les droits et avantages à partager avec le clergé diocésain comasque, sous un seul et même pasteur. En ce sens, le Saint-Père est disposé à appuyer la négatiation par le moyen de son nonce à Vienne.

Mais si l'on voulait néanmoins demander la création du siége épiscopale, Sa Sainteté reste toujours ferme dans la disposition favorable qu'elle a manifestée, posé toutefois l'accomplissement des conditions susdites, qui par leur nature sont indispenables.

En tout cela Votre Excellence trouvera la preuve que je n'ai rien omis de mou côté pour seconder vos demandes, et qu'on ne peut raisonnablement rien demander de plus du côté du Saint-Père relativement à l'affaire que vous m'avez recommandée. L'intelligence et la sagesse du gouvernement cantonal décideront ensuite du parti qu'il lui convient d'adopter en face de ce que je viens d'exposer.

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