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war es mir möglich, auch im Marcusevangelium in manchen Punkten eine Originalität anzuerkennen, ohne eine Bekanntschaft mit dem Matthäusevangelium in Abrede stellen zu müssen.“ (S. VI). ,,Marcus hat zwar den Matthäus gekannt und benüßt, aber sich innerhalb des von demselben gezogenen Rahmens ziemlich frei bewegt. Warum er sich diese Schranken auferlegt hat, kann nur dadurch erklärt werden, daß sein Gewährsmann Petrus sich als Galiläer hauptsächlich auf die galiläische Wirksamkeit Jesu beschränkt hat." S. 35. Hier möchte ich noch beifügen, daß schon von Isaias die galiläische Wirksamkeit Christi vorhergesagt und von Christus auch deßhalb besonders bevorzugt wurde, weil jenes Volk besser für das Heil empfänglich und weit mehr mit Heiden gemischt war, als dies in Judäa der Fall war. Christus selbst hatte vielfach schon Heiden unter seinen Zuhörern in Galiläa.

Von nicht geringerem Interesse ist die Abhandlung über Bestimmung und Zweck des Marcusevangeliums. Hatte die Predigt des Apostels in der Heidenwelt den Zweck, die Heiden für den Glauben an den menschgewordenen Gottessohn zu gewinnen, so muß eine an Heidenchristen gerichtete Evangelienschrift, welche zur Predigt des Apostels Petrus in Beziehung stand, den Zweck verfolgen, zur Befestigung dieses Glaubens beizutragen. Dies und nicht der bloße Wunsch nach einem schriftlichen Document mußte die Zuhörer des Petrus zu ihrer Bitte an Marcus veranlaßt haben und ein solcher Zweck konnte blos die Willfahrung von Seite des Marcus rechtfertigen. Von jeher hat man auch im 1. Vers des Evangeliums gleichsam das Thema für die ganze Schrift ausgesprochen gefunden. Marcus wollte den Beweis für die Gottessohnschaft führen, indem er einerseits die Lehre Jesu als eine neue, bisher unerhörte darstellt, welche auf die Zuhörer eine blos durch göttliche Macht erklärbare Wirkung hervorbrachte, andererseits aber Jesus als Wunderthäter schildert, der nicht nur mit göttlicher Kraft ausgerüstet ist, sondern selbst Gott sein muß. Die Beweisführung ist von der im Johannesevangelium wesentlich verschieden, denn sie ist eine geschichtliche und keine dogmatische. Jene entsprach den Verhältnissen der von dogmatischen Streitigkeiten unberührten Leser. Jesus steht im Mittelpunkt der Geschichte und beweist durch seine Worte sein höheres göttliches Wesen. Erst von diesem Mittelpunkt aus wird auch die ganze Lehre beleuchtet und mit dem Lichte der

göttlichen Wahrheit erfüllt. Die Darstellung ist daher auch immer so gewählt, daß eine allgemeine Wahrheit, ein bestimmter Zug aus dem Leben oder der Lehre des Herrn, auf welchen durch die allgemeine Ueberschrift hingewiesen wird, durch die concrete Schilderung zur Anschauung gebracht wird u. s. m." S. 41 f. Man wird bei solchen Ausführungen Aberle'sche Anschauungen schwerlich verkennen, und doch sind die Arbeiten von Dr. Sch. selbstständig und sein Standpunkt ein mehr allgemeiner, wobei Aberle's Fundament erweitert und vertieft wird.

Ich möchte hier Veranlassung nehmen, über die Aberle'sche Methode noch ein Wort zu reden. Es muß zugegeben werden, daß bei ihr der übernatürliche Factor zu sehr zurücktritt, daß bei ihr die Bedeutung der hl. Bücher für die ganze Kirche nicht gewürdigt wird und daß bei Anwendung der allgemeinen Grundsäge manche Behauptungen zu fein ausgesponnen werden, aber dessenungeachtet finden sich bei diesem genialen Gelehrten so viele treffende und brauchbare Gedanken, daß ich es immer bedauern werde, wenn er der Vergessenheit anheim fallen sollte. Aber nicht nur die Gesammtauffassung enthält manches Brauchbare, wornach manche Verschiedenheiten ihre befriedigende Erklärung in der Verschiedenheit des Zweckes, des Leserkreises u. s. m. finden, sondern manche Einzelausführungen verdienen dieselbe Beachtung. So halte ich nach wie vor mit Dr. Schanz und Aberle an der Ansicht fest, daß Christus das Abendmahl antizipirt habe. Dr. Schanz hat schon beim Matthäusevangelium gezeigt, daß er eigene Wege geht und doch seinen Lehrer und Vorgänger nicht ignorirt. Er sieht im ersten Evangelium gerade keine Gegenschrift gegen den Achtsbrief des Synedriums gegen das Christenthum, von dem uns Justin meldet, sondern nach ihm verfolgt der Evangelist die Absicht zu zeigen, daß Christus der von den Propheten verheißene Messias sei, trog des Widerspruchs und des Unglaubens der Juden. Hierin ist gewiß ein Fortschritt zu erblicken; ähnlich ist auch die Zweckbestimmung des Marcusevangeliums etwas verallgemeinert, und beim 3. Evangelium dürfte er auch weniger minutiös als Aberle sein, aber ohne Bezugnahme auf die Sache Pauli in Rom wird er nicht vorbeikommen. Auch jezt noch möchte ich wünschen, daß von den Aberle'schen Manuscripten wenigstens noch die Synopsis der Leidensgeschichte publicirt würde, weil dort die Brauchbarkeit der Grund

anschauungen zur Ausgleichung von Differenzen recht augenfällig wird.

Die Abfaffung des 2. Evangeliums verlegt Dr. Schanz nach den Tod des Apostelfürsten. Hier dürfte er eher Anklang finden, als wenn er auch das erste Evangelium so spät entstanden sein läßt. Die Charakteristik und Eintheilung des Evangeliums ist recht anschaulich gegeben, ebenso das Literaturverzeichniß, wobei immer ganz kurz der Standpunkt des betreffenden Autors gekennzeichnet ist. Ein Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten ist nicht gemacht.

Was die Erklärung des Einzelnen betrifft, só beruht ihre Stärke in der philologisch-kritischen Seite. Der Textkritik wird eine große Beachtung gewidmet, aber der Apparat ist meist auf jeder Seite in die Noten verwiesen. Die Erklärungen sind kurz, scharf, präcis und kommen allen Anforderungen entgegen, die man vom textkritischen, grammatischen, historischen, ärchäologischen, und hermeneutischen Standpunkt an einen auf der Höhe der Wissenschaft steh= enden Commentar stellen kann. „Die Auswahl der Autoren und Citate wurde so viel als möglich in der Weise getroffen, daß die Hauptperioden erkannt werden können." Meist wird eine größere Reihe von Exegeten, die für eine Ansicht eintreten, in die Klammer gesezt. In der Regel wird einem evangelischen Abschnitt eine kurze Auseinanderseßung über Zusammenhang, Plan, Bedeutung desselben für den Evangelisten vorausgeschickt, worauf dann die Worterklärung folgt. Sehr oft werden grammatische Regeln, oft auch Citate aus den heidnischen Klassikern gegeben. Vom Standpunkt der Wissenschaft kann man sich über eine so gediegene Arbeit nur freuen, vom Standpunkt der Leser aus dürfte jedoch das grammatische Moment etwas weniger betont sein. Wenn der Verfasser in verwickelten Fragen sich schließlich z. B. mit der Erklärung des hl. Chrysostomus begnügt und das Citat im Urtext gibt, so ist vom wissenschaftlichen Standpunkt nichts dagegen zu erinnern, ob aber alle Leser noch einen hl. Chrysostomus übersehen können, ist eine andere Frage. Dr. Schanz scheint mit Absicht auf Alles zu verzichten, was nicht stricte von einem streng wissenschaftlichen Commentar gefordert ist, und er will die Leser an eine theilweise schwere Kost gewöhnen. Auf dogmatische oder moralische Erörterungen wird Verzicht geleistet, oder höchstens werden solche kurz angedeutet.

Bei der Versuchungsgeschichte z. B. findet sich die Andeutung, daß hier eine Beziehung auf den Vorgang im Paradies vorliege, aber mehr wird nicht gegeben, so fruchtbar auch dieser Gedanke wäre. Bei der letzten Angst Christi am Delberge wird eine Hinweisung auf die Bedeutung derselben vermißt, während die Worterklärung sehr genau ist. Doch mögen solche Wünsche sofort auch wieder unterdrückt werden, weil dem Verfasser oft ein Hinweis auf das Matthäusevangelium genügt. Eine deutsche Uebersezung ist nicht beigefügt, kann aber auch leicht vermißt werden. Die Erklärung hält sich streng an den Urtext; die kirchliche Uebersetzung ist nicht berücksichtigt. Bei der Verklärung würde ich nicht so stark betonen, daß sie für Christus den Zweck hatte, ihn vor dem schweren Gang nach Jerusalem auf den harten Gang vorzubereiten und zu stärken. Sehr brauchbar ist die Beigabe des Sachregisters, das sich auch auf das Matthäusevangelium erstreckt. Mein sehnlichster Wunsch geht dahin, daß die streng wissenschaftliche Form unseres Buches den Leserkreis nicht vermindern, sondern vergrößern möge. Dr. B. Schäfer.

Münster.

Pastoral - Medicin von Dr. Carl Kapellmann. 5. Auflage. Aachen, Barth. 1881. VIII. 238 S.

Handbuch der Pastoralmedicin mit besonderer Berücksichtigung der Hygieine. Von Dr. August Stöhr. Freiburg, Herder. 1881. VI. 476 S.

Pastoralmedicin. Die Naturwissenschaft auf dem Gebiete der katholischen Moral und Pastoral. Ein Handbuch für den katholischen Clerus, von Dr. E. W. M. von Olfers. Freiburg, Herder. 1881. VIII. 216 S.

Die Pastoralmedicin hat die Aufgabe, dem Seelsorger jene physiologischen und pathologischen Kenntnisse zu vermitteln, die ihm in der Ausübung seines Amtes von Werth und Nugen sein können. Mehrere der älteren Pastoralmedicinen glauben diese Lehrfäße für den Priester wohl auch deshalb erörtern zu müssen, damit er im Nothfalle, besonders auf dem Lande, im Stande sei, in die Heilungsversuche bei den Kranken selbstthätig einzugreifen. Diese Anschauungen aus dem Zeitalter der humanitären Aufklärung sind glücklicherweise überwunden; der Priester hat nirgends, auch nicht auf dem Lande, den Arzt zu vertreten. Mit vollem Rechte erheben Zeitschrift für kath. Theologie VI. Jahrgang.

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alle drei verdienstvollen Verfasser der oben genannten pastoralmedicinischen Schriften gar kräftig ihre Stimme gegen derartige „Curpfuschereien". Jeder verständige Priester wird ihnen auch dafür besonderen Dank wissen, daß sie auch von ihrem Standpunkt allen Ernstes sich dagegen aussprechen, daß der Priester unter Umständen sogar verpflichtet sein solle, den Kaiserschnitt auszuführen. Es ist unbegreiflich, wie einem Manne von besonnerer Ueberlegung je so etwas in den Sinn kommen konnte. Nach unserer Ueberzeugung wird jeder Priester, der diese Operation vorzunehmen wagte, irregulär, weil er „imperitus" ist; er wäre denn vor der Priesterweihe praktischer Arzt gewesen. Es ist uns ein Fall be= kannt, wo die Umstände so günstig gelagert waren, als sie für einen Priester, der nie Arzt war, es nur immer sein können, und selbst da hat der operirende Priester mit der Mutter auch das Kind verwundet.

Indeß ist die Erfüllung der eigentlichen seelsorgerlichen Pflichten, besonders im Beichtstuhle und am Krankenbette, so oft von pathologischen Kenntnissen bedingt, daß die Pastoralmedicin immer von großem Werthe für den Seelsorger bleiben wird. Jeder Priester, der sich in der Praxis" befindet, wird dem Arzte aufrichtigen Dank wissen, der ihm kurz und lichtvoll jene Säße aus der Phyfiologie, Anatomie, Pathologie, kurz aus dem ganzen Bereiche der Naturwissenschaften erörtert, die für seine pastoralen Entscheidungen und Maßnahmen die nothwendige Unterlage und Vorausseßung bilden. Aus diesem Grunde erklärt es sich wohl zumeist, daß Kapellmanns Pastoralmedicin in vier Jahren fünf Auflagen erlebte1) und Stöhrs Handbuch der Pastoralmedicin gleich bei seinem Erscheinen auch schon vergriffen war. Die eben ausgegebene Pastoralmedicin von Olfers wird in dieser Beziehung ganz sicher keine Ausnahme machen.

Man hat sich zwar in der Auffassung der Pastoralmedicin über die oben bezeichneten Punkte geeiniget; troßdem besteht auch jezt noch eine nicht unbedeutende Verschiedenheit. Stöhr glaubte eine vollständige Hygieine des Klerikers damit verbinden zu müssen, und Kapellmann ist der Ansicht, die Pastoralmedicin werde nicht bloß für Priester, sondern auch für Aerzte geschrieben und müsse

1) Im Jahre 1879 erschien sie in lateinischer Sprache.

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