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Vorsehung, über das Wesen des Menschen und sein Loos jenseits des Grabes keine volle Gewißheit zu haben! Und wie würde sich erst praktisch das Menschenleben gestalten, wenn es über die Vergeltung im Jenseits und unsere Pflichten hienieden nur dunkle, schwankende, ungewisse, sich widersprechende Meinungen gäbe? Man könnte uns mit Recht einwenden, daß die Bekämpfung der nothwendigen Wahrheiten, deren Zeugen wir sind, freilich Thatsache, aber nicht eine moralisch nothwendige Thatsache sei, und wir uns daher in einem Beweise, welcher die Nothwendigkeit der Offenbarung darthun soll, nicht auf jene heutzutage in den Schulen bestehende Verschiedenheit der Lehre berufen dürfen. Indessen, was wir mit Bezug auf unsere Zeit behaupten, läßt sich leicht auf jede andere übertragen. Man führe sich eine Zeit vor, in welcher die Lehrer der Philosophie sich hinsichtlich der nothwendigen Wahrheiten in schönster Harmonie miteinander und mit der Offenbarung be fanden, etwa die beste Zeit des Mittelalters, und nehme an, in dieser Zeit verschwände die Offenbarung und für die zum menschenwürdigen Leben nothwendigen Wahrheiten ließen sich nur noch die philosophischen Gründe geltend machen, wie lange würde die Uebereinstimmung aller Lehrer hinsichtlich aller Wahrheiten noch dauern? Wir sind weit davon entfernt, die Philosophie für unfähig zu er klären, selbständig stichhaltige Gründe für jene Wahrheiten aufzustellen. Aber mögen wir die Beweise, welche vielfach wirklich vorgebracht worden sind, oder die Geistesrichtung mancher Lehrer auch in der besten Zeit ins Auge fassen, so überzeugen wir uns leicht, daß, wenn die Offenbarung weggefallen, und die innern Gründe für die philosophischen Wahrheiten durch das Zeugniß Gottes nicht mehr unterstützt worden wären, bald in vielen Fragen eine Uebereinstimmung in den Schulen nicht mehr bestanden hätte. Weit evidenter freilich ist es, daß jezt bei der schon bestehenden Uneinigkeit über die nothwendigen Wahrheiten die weitaus größte Mehrheit des Volkes keine Gewißheit hinsichtlich derselben mehr haben könnte, wenn die Offenbarung verschwände. In Folge dessen würden nur wenige die Kraft finden, gut zu leben, und in Folge der nothwendig eintretenden Corruption würde auch das natürliche Licht, welches nach Wegfall der Offenbarung geblieben, fast ganz verschwinden.

12. Verstand und Wille beeinflussen sich nämlich natur- und

erfahrungsgemäß gegenseitig. Je schwächer das Licht ist, mit welchem der Verstand die Wahrheiten über die Pflichten und die Motive zur Pflichterfüllung erkennt, um so schwerer wird dem Willen die Uebung der Pflicht, und je verdorbener andererseits der Wille, je größer seine Abneigung gegen die Pflicht ist, desto weniger schickt sich der Verstand an, die Pflichten und die zur Erfüllung derselben bewegenden Wahrheiten einzusehen und festzuhalten. Nun ist uns jezt schon die Erfüllung unser Pflichten schwer. Ein Jeder macht mit dem Hl. Paulus in seinem Innern die Erfahrung, daß ein Gesez in seinen Gliedern wohnt, welches dem Geseße des Geistes widerstreitet und ihn unter dem Geseze der Sünde gefangen hält. 1) Wir gewinnen zwar im Hinblicke auf die Offenbarungswahrheiten und durch die Gnade Gottes die nothwendige Kraft zum Kampfe ; aber wenn diese Hilfsmittel uns auch den Sieg ermöglichen, so machen sie ihn doch gewöhnlich nicht leicht. Wie würden nun aber erst die Schwierigkeiten wachsen, wenn das eine dieser Mittel, die Offenbarung, wegfiele, ohne daß ein Ersaß dafür einträte? Man beachte nur, wie groß die Unterstützung ist, mit welcher die Offenbarung dem Menschen im Kampfe gegen die Sünde zu Hülfe kommt. Kraft der Offenbarung sind wir über unsere Pflichten nicht im Unklaren, sondern wir kennen sie mit Gewißheit bis ins kleinste Detail, und wir haben sie nicht durch die Betrachtung der Geschöpfe und ihrer Beziehungen zu einander kennen gelernt, sondern von dem Sohne Gottes selbst sind sie uns verkündet worden. Was wir zu hoffen, wenn wir sie erfüllen, und was wir zu fürchten haben, wenn wir sie vernachlässigen, wird uns in der Offenbarung aufs Klarste vor Augen geführt, eine alle Begriffe übersteigende, nie endende Glückseligkeit für die treue Pflichterfüllung, und eine schreckliche ewig. währende Höllenstrafe für die Vernachlässigung unserer Pflicht. In dem lebendigen und festen Glauben an diese Wahrheit bietet der Mensch alle Kräfte im Kampse mit der Versuchung auf; die feste Ueberzeugung, daß sein Leben auf Erden weiter Nichts ist, als eine Vorbereitung auf ein ewiges Jenseits, söhnt ihn mit seinem Loose auf Erden aus, mag es auch das härteste sein, und ermuntert ihn zu Tugendwerken, für welche ja ein ewiger Lohn in Aussicht steht ; und wenn es Wahrheiten gibt, welche den Menschen begeistern

1) Röm. 7, 18; Gal. 5, 17.

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können, ohne Rücksicht auf eigenen Vortheil, aus reiner Liebe zu Gott die Gebote zu beobachten und ganz für Gott und die Nebenmenschen zu leben, so sind es die Wahrheiten von der Menschwerdung und dem blutigen Opfertode des Gottessohnes. Alle jene Hauptwahrheiten unserer Religion nun werden Dank der vorzüglichen Organisation der Kirche Allen und Jedem von Jugend auf erklärt, werden dem Volke unaufhörlich wieder und wieder vorgehalten; als Vorbilder der Tugend stehen ihm seine Heiligen vor Augen Vorbilder für jedes Geschlecht und Alter, für alle Stände und Lagen des Lebens und in den mannigfaltigen Festen und Ceremonien der Kirche ziehen die Offenbarungslehren immer wieder von neuem gleichsam verkörpert vor seinen leiblichen Augen vorbei. Wenn nun aber, so schließen wir, troß der Kraft, welche der Mensch aus der Offenbarung, für ein menschenwürdiges Leben gewinnt, 1) der Kampf gegen die auf Abwege drängenden Leidenschaften so schwer ist, wie groß würde dann die Schwierigkeit erst sein, wenn alle jene in der Offenbarung dargebotenen Mittel verloren gingen, und an ihre Stelle jene schwache Erkenntniß träte, welche wir durch Studium gewinnen? Können wir nicht mit moralischer Gewißheit behaupten, daß sich bald die Zahl der Schlechten wenigstens verzehnfachen würde? Und wenn diese nun nach der alten Wahrheit: was Jemand wünscht, das glaubt er", oder auch, „was Jemand fürchtet, das leugnet er“, die Existenz von Pflichten, die sie versäumen, und die ewige Bestrafung, die sie fürchten, leugneten, so würde für die Gesammtheit die Erfüllung der Pflicht wiederum durch ein Doppeltes erschwert, einmal wegen der neuerdings eintretenden Verdunklung der Wahrheiten in Folge der Zunahme der Zahl derjenigen, welche sie leugnen, und zweitens wegen des so verderblich

1) Wenn wir den rein apologetischen Standpunkt wahren wollen, auf welchem wir noch nicht vorausseßen dürfen, daß die christliche Offenbarung auf Wahrheit beruhe, so können wir von lezterem gänzlich absehen. Thatsache ist es, daß das christliche Volk seine Kraft, ein menschenwürdiges Leben zu führen, der wirklichen oder vermeintlichen göttlichen Offenbarung verdankt. Ohne sie würde es dem finsteren Barbarenthume verfallen. Zugleich sieht man aber, welche Bedeutung diese Erwägung für die Wahrheit von der Göttlichkeit der christlichen Offenbarung hat. Das Menschengeschlecht kann doch nicht einem Betruge die Möglichkeit, menschenwürdig leben zu können, verdanken.

wirkenden schlechten Beispiels des nunmehr weitere Kreise inficirenden Lasterlebens. Die folgende Generation wird darum wieder eine größere Zahl von Lasterhaften zu verzeichnen haben, die Wahrheiten werden wieder von einer größern Zahl geleugnet, und dieser Proceß wird sich wiederholen, bis mit den moralischen und religiösen Vernunftwahrheiten vollends aufgeräumt ist; es ist der Prozeß, welchen nach Beschreibung des Hl. Paulus (Röm. 1) die Völker schon einmal auf ihrem Wege zum heidnischen Unglauben und zur heidnischen Corruption durchgemacht haben. In ihrem Lasterleben werden diejenigen, welche keine Offenbarung besißen, auch die durch die Vernunft erkannten Religionswahrheiten niederhalten (V. 18); sie werden den durch die Vernunft erkannten Gott nicht als Gott verherrlichen und ihm Dank fagen (V. 21); darum werden sie auch das Licht der Wahrheit, das sie noch besißen, verlieren, ihr unverständiges Herz wird verfinstert (V. 21), sie werden Thoren werden (V. 21), und entweder Gottes Dasein einfach wegleugnen oder dem Aberglauben und dem Dienste fremder Götter und den unnatürlichsten Lastern anheimfallen (V. 22 ff.). Ein zweites Heidenthum würde die nothwendige Folge des Verlustes der Offenbarung sein, ein weit schlimmeres, als das erste, weil die Schuld der Verwerfung der christlichen Offenbarung eine weit größere ist, als die Schuld der alten Heiden war, und weil es keine Aussicht auf Errettung aus dem neuen Heidenthume gäbe. Die geoffenbarte Religion, die Führerin zum übernatürlichen Ziele und die Vermittlerin übernatürlicher Gnade und Wahrheit, ist in der gegenwärtigen Ordnung auch die nothwendige Beschüßerin der höchsten natürlichen Güter der Menschheit. Die Verhältnisse in jenen Ländern, welche mehr oder weniger von ihr abgewandt sind, bestätigen unsere Schlüffe.

13. Es könnte Manchem auffallen, daß wir zur Begründung der Nothwendigkeit der Offenbarung nicht jenen Beweis vorgeführt, auf den man bei Behandlung dieser Frage gewöhnlich das Hauptgewicht legt. Ueber diesen denn zum Schlusse einige Worte.

Auch wir betrachten die Universalität der tiefen Erniedrigung der Menschheit in der christlichen Zeit als eine vortreffliche Bestätigung der vorgelegten Wahrheit, daß ohne Offenbarung ein menschenwürdiges Leben unmöglich ist. Alle Völker waren der Vielgötterei, dem Sternen- oder Thier- oder Bilderdienste verfallen mit der einzigen Ausnahme jenes Volkes, das durch die

Offenbarung in der Erkenntniß der wahren Gottes erhalten und viele Jahrhunderte hindurch immer wieder zum Gößendienste abfallend durch neue Offenbarungen zum Dienste des wahren Gottes zurückgeführt wurde. Wir kennen die unwürdigen Vorstellungen, welche die heidnischen Völker von jenen Wesen hatten, von denen sie herzustammen und deren Launen sie hülflos anheimgegeben zu sein wähnten, sowie ihr fruchtloses Ringen nach einer reinern Erkenntniß, ihre Verzweiflung wegen der Ungewißheit über ihr Verhältniß zu dem höchsten Wesen und ihr Loos im Jenseits, ihre gräßlichen Menschenopfer und scheußlichen Orgien, ihr durch ihre unsittlichen Götterfabeln beschönigtes Lasterleben, die unter ihnen herrschende Verachtung der Menschenrechte, wie der Rechte der Sklaven, der Frauen, der Kinder und der Schwächlinge, die Lockerung der Familienbande und die Zerrüttung der socialen Verhältnisse im öffentlichen wie im Privatleben. Erwägen wir bei Betrachtung solch schrecklicher Zustände, daß, wenn auch ein Volk das andere an Corruption übertraf, dennoch die Corruption eine ganz allgemeine war, und sich kein einziges Volk auch nicht das im Vergleiche zu andern Völkern hochstehende germanische - ohne Offen= barung von unwürdigen Lehren und entehrenden Sitten frei erhalten, so liegt der Schluß nahe, daß die Aufgabe für das Menschengeschlecht eine zu hohe sei; denn wäre sie es nicht, so würde doch wenigstens das eine oder das andere Volk von der allgemeinen Corruption ausgenommen sein.

Gegen einen solchen Schluß könnte man indessen einen begründeten Einwand erheben. Denn entweder schließt man aus der Thatsache, daß die tief gesunkenen heidnischen Völker sich aus ihrer Corruption ohne Offenbarung nicht emporarbeiten konnten, ein menschenwürdiges Leben sei ohne Offenbarung unmöglich, oder man schließt dieses aus der Universalität der Corruption. Aber bei dem ersten Schlusse geht man in der Folgerung zu weit. Mit Recht schließt man aus dem vergeblichen Bemühen aller unter das Niveau eines menschenwürdigen Daseins hinabgesunkenen Völker, zu menschenwürdigen Zuständen zu gelangen, daß corrumpirte Völker hierzu aus eigener Kraft nicht im Stande sind, aber nicht, daß auch ohne die Vorausseßung einer schon eingetretenen Corruption ein menschenwürdiges Leben ohne Offenbarung unmöglich ist. In der zweiten Schlußfolgerung fehlt ein

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