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aus dem Schlafe geweckt werden, so sind es nicht immer blos die Laute, welche diese Wirkung hervorbringen, sondern oft auch die Worte vermöge ihrer bestimmten Bedeutung. Wenn wir in einem leichten Schlummer die Schlußworte einer Rede vernehmen, so kann es manchmal geschehen, daß gerade die Unterscheidung der Schlußworte als solcher uns weckt und zum vollen Vewußtsein bringt. Befinden wir uns mitten in einem großen Volksgewühle, mit unserer ganzen Aufmerksamkeit in eine bestimmte Angelegenheit versenkt, so bringen wir uns keine einzige der vielen Reden die wir vernehmen zum Bewußtsein; das dauert aber nur solang, bis Worte an unser Ohr schlagen, die uns ihres Sinnes wegen sehr interessiren; ein Beweis, daß wir den Sinn der verschiedenen Reden troß einer anderweitigen Absorbirung unserer Aufmerksamkeit doch einigermaßen unterscheiden, weil uns sonst alle, interessante wie nicht interessante, ganz gleichgiltig bleiben müßten. Wir lassen das Schlagen der. Uhr vielleicht beinahe den ganzen Tag unbeachtet, schlägt es aber zufällig einmal zu wenig oder zu viel, so werden wir alsbald aufmerksam, was ohne vorläufige Combination der Zahl der Schläge mit der Tageszeit nicht geschehen könnte. An mancherlei Schlüsse, die wir täglich wenigstens ohne ein distinktes Bewußtsein von unserer ratiocini renden Thätigkeit machen, will ich gar nicht erinnern.

Große Verwirrung herrscht bei vielen Forschern in unserer Zeit in den Ansichten über „Localisation“ und „Objectivirung“ der Empfindung. Gutberlet geht in seinen Erörterungen über diese schwierigen Fragen mit vieler Umsicht zu Werke und sucht sowohl den Forderungen der „Nativisten“ als denen der „Empiristen“ in soweit sie auf Wahrheit beruhen, gerecht zu werden. Es wäre nach meinem Urtheile zweckmäßig gewesen, einige Erklärungen zur Orientirung über den Nativismus und Empirismus vorauszuschicken; dann würde es sich herausgestellt haben, daß die Anschauung der Philosophen der Vorzeit, die G. als „extrem nativistisch“ bezeichnet, mit dem auf Kant'scher Grundlage beruhenden „Nativismus“ unserer Zeit nichts gemein hat, und daß der lettere vermöge seiner subjektivistischen Grundlage mit dem heutigen Empirismus unbeschadet des Gegensates viel verwandter ist, als mit der erwähnten Anschauung. Ich finde auch im Wesentlichen wenig Unterschied zwischen der Ansicht des Verfassers und dem „extremen Nativismus“ der Vorzeit. Denn hinsichtlich des wirklichen Ortes der Empfindung

für sich betrachtet stimmt der Verf., wie es scheint, von einigen Modificationen und Schwankungen abgesehen, mit der früher und auch jezt noch im gewöhnlichen Leben festgehaltenen Ansicht überein; daß aber die Seele in bewußter Weise den Ort der Empfindung nicht immer genau zu bestimmen weiß, sondern mannigfaltigen Täuschungen ausgesezt ist, konnte auch den Alten nicht ganz unbekannt sein. Von einem Lokalisiren der Empfindung im Sinne der neuern Empiristen wußten sie freilich nichts.

Auffallend mag es erscheinen, daß der Verfasser, wiewohl er sonst in richtiger Beurtheilung der Sinnenthätigkeit dem Einfluß. der Erfahrung nur die Entwicklung und Vervollkommnung des in der ursprünglichen Anlage Gegebenen zuschreibt, hinsichtlich des Tiefensehens oder des „Tiefengefühls“ auf einmal eine Schwenkung macht und sich dem Empirismus rückhaltslos in die Arme wirft. Die Erfahrung kann aus sich das Erscheinen der dritten Dimension gewiß nicht zur Folge haben. Die Gegenbeweise des Verf. verlieren die Kraft, wenn man annimmt, daß das Tiefensehen ursprünglich sehr unvollkommen und unbestimmt ist. Unter dieser Vorausseßung läßt sich der Einfluß der Erfahrung begreifen; sonst aber nicht. Die Erklärungsweise Heerings ist allerdings unhaltbar; aber was folgt daraus ? höchstens, daß wir das Wie der Erschei nung noch nicht erklären können. Auf das Stereoskop soll man sich nicht berufen; denn vorausgesezt auch, daß die Vorstellung der Körperlichkeit wirklich durch Verbindung von zwei flächenhaften Bildern entsteht, so kann man deßhalb nicht sagen, daß dies nicht schon ursprünglich und unabhängig von aller Erfahrung geschehe. Will man aber mit jener Voraussetzung Ernst machen, so muß man die absurde Behauptung aufstellen, daß ein Einäugiger die Tiefenvorstellung gar nicht erlangen könne, und beim Anblick flächenhafter Gegenstände in vielen Fällen wenigstens der Erfahrung ebenso das Geschäft der Correktur übertragen, wie in der Erklärung Heerings. Die ganze Theorie stürzt zusammen, wenn man die Beobachtungen an manchen Thieren herbeizieht, die jedenfalls zu einem unvollkommenen Analogieschluß berechtigen. Das Küchlein ist auf die Behelfe der Empiristen sicher nicht angewiesen, und warum sollte der Sinn des Menschen in einem Punkte, wo der Sinn des Thieres der Erfahrung sozusagen vorauseilt, alles nur der Erfahrung verdanken? Die Beobachtung an operirten Blindgebornen werden

wir später in Betracht ziehen. -Wir schließen dies Referat über das erste Kapitel mit dem Bemerken, daß es reich ist an interessanten Erörterungen und Erklärungsversuchen, welche die Thätigkeit der äußern Sinne betreffen. Auf die Besprechung der finnlichen Perception der Innenzustände und des ihr entsprechenden Vermögens, auf eine Beleuchtung der scholastischen Lehre von dem sensus communis, auf eine ausführlichere Erklärung des die psychischen Zustände begleitenden Bewußtseins, hat sich der Verfasser weniger einlassen wollen.

Einzelheiten aus den nachfolgenden Kapiteln zu berühren müssen wir uns versagen. Nur in Bezug auf die Benennungen des höhern Erkenntnißvermögens und auf das Gefühl sei noch Einiges bemerkt. Die Ausdrücke „Verstand und Vernunft" nimmt der Verf. als synonym (136). Mit Recht bemerkt er, daß der deutsche Sprachgebrauch mit dem lateinischen nicht übereinstimmt; ebenso daß kein Grund ist zwei verschiedene Vermögen zu statuiren. Ganz gleichbedeutend sind aber die Ausdrücke wirklich nicht, und es wäre der Mühe werth das Verhältniß von Verstand und Vernunft gründlich zu erörtern, schon allein im Hinblick auf den Mißbrauch, den man in Deutschland, sei es zu Gunsten der schöpferischen Phantasie und gewisser Lieblingsmeinungen, sei es aus andern Gründen, mit dem Namen oder unter dem Namen „Vernunft" getrieben. Doch dies hat sich der Verfasser vielleicht für die Erkenntnißtheorie vorbehalten. In der Lehre von dem Gefühle sucht der Verfasser das Wahre und Falsche, das verschiedenen Ansichten zu Grunde liegt, auszuscheiden, und vor Allem darauf aufmerksam zu machen, daß der Name „Gefühl" in seiner Vieldeutigkeit oft auf Erkenntnißafte angewendet wird, oder wie er sich ausdrückt: „Gewisse Gefühle bezeichnen nichts anderes als Erkenntnißakte“. Das Verhältniß des Gefühls zum Willen faßt er so auf, daß er keinen genügenden Grund“ findet, „ein vom Willen verschiedenes Ge fühlsvermögen einzuführen“. Wie unterscheiden sich aber Willensakte und Gefühle? „Der Unterschied zwischen den anerkannten Akten des Willens und den entsprechenden Gefühlen kann darin gesezt werden, daß erstere mit Freiheit erweckt, leztere als Gefühle unmittelbar in uns entstehen und ganz unfrei bleiben können. Aber es widerstreitet gewiß dem Begehrungsvermögen nicht neben freiwilligen Entschließungen für das Gute und Ueble auch unfreiwillige

Regungen gegen das Gute und Ueble zu haben" (206). Einen durchgreifenden Unterscheidungsgrund gibt der Verfasser nicht an. Er erklärt schließlich (S. 207): Diese Gründe lassen die Subsumtion der Gefühle unter den Willen als nicht durchaus unmöglich erscheinen; doch halten wir die Frage nach der Selbständigkeit des Gefühlsvermögen für so unwichtig, daß wir selbst die reale Unter scheidung zwischen Erkenntniß- und Begehrungsvermögen offen lassen“. Er scheint also die Dreitheiligkeit nur aus äußern methodischen Gründen bevorzugt zu haben, und daher mag es auch kommen, daß er von den Akten des Begehrungsvermögens nicht speciell handelt, sondern alles, was er darüber bringt, in den vom Gefühle handelnden Abschnitt hineinzieht. Hier wird auch die Leidenschaft", jedoch in einem sehr beschränkten Sinn, kurz berührt. Eine noch stärkere Steigerung des Gefühls heißt Leidenschaft, zumal wenn es auf Schlechtes gerichtet zur Gewohnheit geworden, den Menschen körperlich erregt und geistig beherrscht (passio)". Bei der Besprechung des Willens wird mit Recht die Wahlfreiheit vorzüglich berücksichtigt. Unter den Einwänden hätte auch der aus der Moralstatistik entnommene berührt werden können.

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Nach meiner Ansicht erscheinen „Wille“ und „Gefühlsvermögen“ im Sprachgebrauche durchaus geschieden; man kann aber die Aeußerungen des Willens oder (im Allgemeinen) des Begehrungsvermögens und die Gefühle auf ein gemeinsames Grundvermögen zurückführen, für das wir keine ganz entsprechende Bezeichnung haben, weil alle Benennungen (auch „Strebevermögen“ nicht ausgenommen) eine restriktive Nebenbedeutung einschließen. Das Princip der wirklich begründeten Unterscheidung zwischen Fühlen und Begehren in Erörterung zu ziehen ist hier nicht der Plaz.

Das Hauptverdienst der gediegenen Arbeit Gutberlets besteht unstreitig darin, daß überall, sowohl im ersten als im zweiten Theile, das Bestreben sich geltend macht, die Ergebnisse der scholastischen Philosophie mit den Ansprüchen der neuesten Forschung in verständiger Weise zu vermitteln und in manchen Punkten die Forschung auch selbständig weiter zu führen. Manche Specialuntersuchungen haben zwar für den Zweck des Lehrbuches weniger Werth, insoferne es sich um Förderung der philosophischen Erkenntniß handelt, sie sind aber immerhin anregend und entziehen dem Bestreben, das Festhalten an den bewährten Säßen der alten

Philosophie nur auf Rechnung der Nichtbeachtung der vorgeschrittenen Forschung und ihrer Probleme zu sehen, jegliches Fundament. Die Darstellung ist klar und empfiehlt sich auch dadurch, daß der Verf. nicht blos exponirt, sondern die Hauptgedanken in Thesenform hinstellt.

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2. Die Schrift über das Weltphänomen" von P. Pesch 1) befaßt sich mit der Vertheidigung des praktischen Realismus der alten Philosophie, die übereinstimmend mit dem gemeinen Bewußtsein in der sinnlichen Wahrnehmung die direkte Perception einer äußern Wirklichkeit erblickt, gegen die subjektive Verflüchtigung der Welt durch den neuern, vorzüglich durch Kant herbeigeführten Jdealismus. Im ersten Kapitel wird durch eine eingehende Untersuchung der Sinnenthätigkeit gezeigt, auf welchem Wege die direkte Wahrnehmung einer wirklichen Außenwelt ermöglicht und bewirkt werden könne. Der Verf. findet die Lösung des schwierigen Problems hauptsächlich in dem Saße der alten Philosophie, daß die Wahrnehmung der Außenwelt eine vielfach vermittelte und dabei doch unmittelbare sein kann. Die neuern Forschungen haben diesen Sah nicht entwerthet; nur die Art und Weise der Vermittelung hat durch ihre Aufschlüsse eine Erklärung gefunden, welche der Vorzeit unbekannt war. Demgemäß sucht der Verf. dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft entsprechend die Vermittelung, die eine doppelte ist, eine subjektive und eine objektive, genau zu bestimmen und auf Grund des hiedurch erzielten Resultates den

1) Sie bildet das sechszehnte unter den Ergänzungsheften zu den „Stimmen aus Maria - Laach". Die Titel der vorhin erschienenen Hefte (durchschnittlich 8 Bogen stark), die sich durch den zeitgemäßen Inhalt und die gediegene Bearbeitung sehr empfehlen, lauten: 1 Pesch, die moderne Wissenschaft betrachtet in ihrer Grundfeste. 2. Baumgartner, Lessings religiöser Entwicklungsgang. 3. Pesch, die Haltlosigkeit der modernen Wissenschaft. 4. Hummelauer, der biblische Schöpfungsbericht. 5. Baumgartner, Longfellow's Dichtungen. 6. Knabenbauer, das Zeugniß des Menschengeschlechtes für die Unsterblichkeit der Seele. 7. und 8. Kreiten, Voltaire. Ein Beitrag zur Entstehung des Liberalismus 9. Schneemann, die Entstehung der thomistisch-molinistischen Controverse. 10. Baumgartner, Göthes Jugend. 11. und 12. Rieß, das Geburtsjahr Christi. 13. und 14. Schne emann, weitere Entwicklung der thomistisch - molinistischen Controverse. 15. Cathrein, die englische Verfassung.

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