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von dem verschieden, was man bisher darüber meinte, daß man an manchen Stellen glauben könnte, man lese zum ersten Male von einer Zeit, welche der Geschichte bis dahin wunderbarer Weise unbekannt geblieben sei ein um so seltsameres Ding, als der Verfasser doch lediglich in den Worten uns längst bekannter Quellen redet. Denn er treibt die Objektivität bis zu einem so peinlichen Uebermaße, daß er fast auf jedes eigene Urtheil, auf jede zusammenhängende Entwicklung oder Charakteristik verzichtet und lediglich die Quellen reden läßt... Wenn man bisher im Allgemeinen auch Ranke eine gewisse objective Ruhe und die Gabe nachgerühmt hat, er construire nicht ein Bild der von ihm geschilderten Zeiten, sondern lasse dieses Bild aus den Begebenheiten selbst hervorgehen, so muß man bei der Lectüre Janssens, der ja selbst so gut wie gar nichts sagt, in dieser Meinung sehr irre werden, und sich vielmehr dazu bekehren, daß uns Ranke doch von der Reformationszeit eine ganz willkürliche Vorstellung gegeben habe. Denn ob man die einzelnen Personen oder besonders wichtige Vorgänge vergleicht, wie sie der Eine und der Andere schildert, nie und nirgends findet man bei Janssen die entfernteste Aehnlichkeit mit dem, was man aus Ranke kennt“. → „Nach Janssen ist der Gang, welchen die deutsche Entwicklung seit dem Jahre 1517 eingeschlagen hat, eine große und traurige Verirrung". Eine derartige Auffaffung der Reformationszeit kann nun zwar im Ganzen nicht den Anspruch auf volle Originalität machen, insofern ihr Grundgedanke schon öfter ausgesprochen und auf einzelne Abschnitte der Reformationszeit ange= wendet worden; aber Janssen hat mit Anwendung einer höchst wirf= samen Methode „den quellenmäßigen Nachweis dieser Auffassung in consequenter Anwendung auf die ganze Epoche unternommen. Er argumentirt, er reflectirt nicht, er läßt lediglich die Richt er zeichnet die Reformatoren, die protestantischen Fürsten und Rathsherren sie selbst thun es. Nicht er schildert die trostlosen Zu= stände in den protestantischen Gebieten: Luther, Melanchthon, Bugenhagen übernehmen das Geschäft. Er entwirft nicht haarsträubende Gemälde von dem Kirchenraub und der Kirchenschändung, welche in dieser gottlosen Zeit Deutschland von einem Ende zum anderen heimsuchen, sondern theilt die Verzeichnisse der entwendeten und zerstörten Gegenstände mit, oder doch, was Zeitgenossen darüber berichten".

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Houellen reden.

Deffenungeachtet will Baumgarten in der Darstellung Janssens nur ein Zerrbild erblicken, dessen Herstellung ihm dadurch gelungen, daß er aus der unendlich ausgebreiteten Schriftstellerei Luthers alle Derbheiten und Unfläthereien zusammenträgt, sie mit den Lamentationen des so oft unglücklichen, immer ängstlichen Melanchthon mischt", die Mißgriffe der Protestanten in einer äußerst aufgeregten Zeit mit den Worten der von ihnen Betroffenen ausführlich schildert, was aber in der kathol. Welt Entsprechendes geschah, verschweigt oder nur flüchtig andeutet.

Wir wollen nun keineswegs leugnen, daß keine Methode, mag

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sie auch noch so objectiv scheinen, durch sich selbst vor Willfür oder Fehlgriffen in der Vertheilung von Licht und Schatten ganz zu schützen vermag, und lassen es in Bezug auf Janssen dahingestellt sein, ob man nicht vielleicht in manchen einzelnen Punkten anderer Meinung sein könnte, wie z. B. in der Charakterisirung der baierischen Herzoge. Aber die Anklagen, die Baumgarten im Allgemeinen erhebt, sind nicht. gerechtfertigt. Hätte Janssen das Bild Luthers, wie er es zeichnet, nur etwa durch mühsames Zusammentragen vereinzelter Verstöße aus seiner unendlich ausgebreiteten Schriftstellerei" zu Stande gebracht, so müßte sich bei einem selbständigen Studium der Schriften Luthers der ganze Unwille gegen den parteiischen Geschichtschreiber kehren; that sächlich aber hat ein solches Studium selbst bei Protestanten gerade den entgegengesezten Erfolg; das beweisen in neuester Zeit die Erklärungen der ehemaligen protestantischen Geistlichen Evers (in Deutschland) und Hellqvist (in Schweden), die beide aus Luthers Schriften. eine äußerst ungünstige Meinung über den Reformator schöpften. Baumgarten meint zwar unser Entsezen ver den leidenschaftlichen Ausbrüchen eines rücksichtslosen Glaubenseifers" aus jener Zeit blos auf Rechnung der mittlerweile veränderten Anschauungsweise seßen zu dürfen; aber „Unfläthereien“ und Kundgebungen von Verzweiflung an der Heiligkeit der eigenen Sache gehören gerade nicht zu den Ausbrüchen" des Glaubenseifers; und war jene Zeit in Vergleich zu der unsrigen wirklich so wild, so war es nicht Sache eines Reformators, die Wildheit auf die Spitze zu treiben, sondern in der eigenen Person das ideale Gegenbild darzustellen, wie wir es wirklich an den kathol. Reformatoren jener Zeit, welche die Kirche unter ihre Heiligen zählt, beobachten können. Wenn B. Anstoß nimmt an der milden Beurtheilung der Päpste, namentlich Clemens VII, so ist zu bemerken, daß dieselbe bei Janssen keineswegs zu glimpflich ausgefallen. Ob es übrigens gelungen sein würde, die Wirren in Deutschland beizulegen, wenn Clemens VII. eine andere Politik eingeschlagen hätte, oder ob Deuischland und die Kirche viel gewonnen haben würden, wenn der spanische Einfluß in Italien in erdrückender Weise sich geltend gemacht und in Folge dessen vielleicht einen neuen Byzantinismus begründet hätte, ist wohl mehr als zweifelhaft. Vollends wundern muß man sich, daß B. es Janssen zum Vorwurfe macht, er habe zu bemerken unterlassen, daß selbst die katholischen Spanier die Verwüstung Roms als Strafgericht Gottes ansahen. Ein Strafgericht Gottes kann ja wohl jeder Katholik darin erblicken; aber das entschuldigt weder die Greuelthaten der Verwüster, noch das revolutionäre Treiben der Neuerer in Deutschland. Ohne Zweifel gab es damals viele Mergernisse in Rom; aber Janssen hatte ebensowenig die Aufgabe, die Mißstände Roms und Italiens zu schildern, als den Gang der katholischen Reformation in den romanischen Ländern, die unabhängig von der Umwälzung in Deutschland begonnen hatte, zu verfolgen. Wir erinnern zugleich an die Worte des in der Geschichte Italiens so bewanderten Forschers

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Alfred v. Reumont in seiner neuesten Publikation Vittoria Colonna,' Leben, Dichten, Glauben im XVI. Jahrhundert" (Freiburg, Herder): „Wer um sich blickt und Vergleichungen anstellt, wird sich, wenn er Billigkeit übt, schwerlich dem Eindruck verschließen, daß in Rom, selbst in Momenten schweren dumpfen Druckes und ernster socialer Uebel= stände, die nicht zu läugnen und an sich wie in ihren Folgen tief zu beklagen sind, im Großen und Ganzen eine Temperanz gewaltet hat, welche auffallend nit der furchtbaren sittlichen Verwilderung und abstoßenden Rohheit in andern Ländern contrastirt, die alle Fesseln abwarfen, um nicht Freiheit, sondern Licenz und deren Zwang zu ernten" (S. 154). Was aber die Hauptsache ist, das Verderben in Rom entstand allmählig in langer Zeit, nicht etwa in Folge der katholischen Reformation, sondern durch Zusammenwirken verschiedener Ur= sachen, während umgekehrt gerade die Früchte der sächsischen Refor= mation Wittenberg in kürzester Zeit, wenn wir Luthers Worten glauben dürfen, zu einem wahren Sodoma“ machten. — Aber warum weist Janssen nicht hin auf die gleichzeitigen glücklichen Zustände in den katholisch gebliebenen Ländern Deutschlands, wenn es da wirklich viel besser stand? Nun, weiß denn B. nicht, daß der Wellenschlag der sächsischen Bewegung über ganz Deutschland und darüber hinaus sich verbreitete und bei Clerus und Volk die verderblichsten Wirkungen hervorbrachte? weiß er nicht, daß durch die neuen Stürme alle Anfäße zu einem glücklichen Aufschwunge zerstört wurden und Deutschlands Kraft durch lange Zeit hindurch in den innern Wirren sich erschöpfte? Nach Janssens Darstellung, meint B., müßte die ganze Reformations=" geschichte als ein ganz unerklärliches Räthsel, als ein wahrer Unsinn erscheinen. Allein Janssen unterläßt nicht, die Thatsachen zu schildern, welche zur Herbeiführung des Uebels zusammenwirkten, wiewohl er das Reflectiren und Verknüpfen nach seiner Weise meistens dem Leser überläßt. Man vergleiche z. B. was er im ersten Bande über die gesunkene Macht des Kaiserthums, über die Verwirrung im Reiche, über die Verweltlichung des Clerus, über verschiedene Umtriebe und schlimme Symptome u. f. w. berichtet; ferner im zweiten Bande die Schilder= ungen des jüngern deutschen Humanismus und namentlich ihres Vorbildes Erasmus, dessen Einfluß jedenfalls weit schlimmer war, als die Persönlichkeit und die Absichten des Urhebers, (wiewohl man auch diese nur theilweise entschuldigen kann), die Ursachen der socialen Revolution u. f. w. Man darf nicht vergessen, daß die „Reformation" großentheils einen negativen Charakter hatte; zur Zerstörung eines großartigen Baues bedarf es eben nur einer gewaltigen Explosion ; zum Sprengen aber war Luther der Mann wie kein anderer. Man wird nicht bestreiten wollen, daß es weit leichter war, das überraschte Volk durch zahllose Brandschriften, durch unerhörte Verheßung, durch Lügen und Lästern, durch Erschütterung des vorhin unmittelbar fest= gehaltenen Traditionsprincips, aus der Fassung zu bringen, als es wieder in das rechte Geleise zurückzuführen. Darum ist es auch

keineswegs, wies B. uns glauben, machen will, ein Handgreiflicher Widerspruch, wenn Janssen einerseits von der zunehmenden Abneigung des Volkes gegen die neue Lehre und ihre Verkünder, selbst in Wittenberg, andererseits von der Erregtheit des Volkes auch in den alts gläubigen Gebieten spricht. Die Erregtheit war gewiß allgemein; daraus folgt aber nicht, daß das Volk zur Annahme der neuen Religion nicht vielfach gezwungen werden mußte, besonders nachdem man die Früchte des neuen Evangeliums verkostet hatte. Wäre das prote= stantische Kirchenwesen nirgends entweder durch Zwang oder durch Täuschung durchgeführt worden, so würde die Erregtheit sich bald wieder gelegt haben.

Man kann unbedenklich zugeben, daß in Luthers Person und in der ganzen Bewegung manches Gute mit Schlechtem gemischt war; es war aber vorzüglich die Aufgabe Janssens, den Hauptcharakter nachzuweisen und so der traditionellen Entstellung der Geschichte entgegenzutreten; und wenn Baumgarten selbst gesteht, daß Janssen faft ausschließlich die Quellen reden läßt, troßdem aber in seiner, Darstellung gar keine Aehnlichkeit mit der herkömmlichen Auffassung finden kann, so wird es wohl noch mehrere Janssen brauchen, um den Wagen allmählig wieder auf die rechte Straße zu bringen. Leider fällt die Schuld dieser Abirrung auch auf manche Katholiken, die sich vor der protestantischen Darstellung immer pflichtgemäß verneigen und bei jeder katholischen Regung sogleich ängstlich für die Objektivität zittern.

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Baumgarten hat bei seiner Recension des Janssen'schen Werkes sich vielleicht gar nicht mehr erinnert, daß er vor nicht allzulanger Zeit eine Broschüre über Luthers Antipoden, den Hl. Ignatius von Loyola, veröffentlicht hatte. Wir wollen es ihm alfo in das Gedächtniß rufen. Weil aber 9. auf v. Druffels Schrift Ignatius von Loyola an der Römischen Curie“: (München, 1879) Bezug nimmt, so wollen wir vorerst diese ein wenig charakterisirent. Druffel, will angeblich in der Eigenschaft des „Historikers" auf Grund der neu veröffentlichten Sammlung der Briefe des hl. Ignatius (Madrid, 1874-77) die jesuitischen Berichterstatter auf ihre Verläßlichkeit prüfen und die reiche und vielseitige Thätigkeit Loyola's wenigstens in einer

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Richtung, in den Beziehungen zu der Außenwelt wenigftens in einer

Gewiß

ein schönes Vorhaben, wäre es nur ganz aufrichtig gemeint gewesen. v. Druffel's Schrift würde dann ein herrliches Bild geliefert und die Objektivität der alten Berichterstatter glänzend bestätiget haben; denn das Bild des Hl. Ignatius tritt uns aus seinen Briefen genau so entgegen, wie es 3. B. sein, begeisterter Jünger Petrus Ribadeneira einst gezeichnet. Druffel fand auch in der That für die Zwecke von Verbesserung der Angaben kein günstiges Feld, so daß er es der Mühe werth erachtete, auf einen stehengebliebenen Druckfehler aufmerksam zu machen und eine Angabe Widmanstetters zu berichtigen, dessen Schrift verhältnißmäßig wenig Werth hat, weil Widmanstetter vom Schauplage entfernt war und für eine sorgfältige Sammlung von Notizen

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faum die nöthige Zeit haben konnte, während Ribadeneira unter den Augen des Hl. Ignatius heranwuchs, die gewissenhaftesten Forschungen anstellte und zu wiederholten Malen von den Obern hinsichtlich der Berläßlichkeit seiner Erzählung in Eid genommen wurde. 1)

v. Druffel wollte, wie es scheint, durch sein eigenes Beispiel den Beweis liefern, daß die äußere Akribie nicht gegen die Gefahr von Entstellungen schüßt. Es gelang ihm durch Combinationen, summarische Andeutungen und wohlberechnete Verdächtigungen das Bild des Ignatius in ein schiefes Licht zu stellen und den Heiligen als einen zähen Diplomaten zu schildern, der zwar die Ehre Gottes wirklich suchte aber nicht immer die rechten Mittel wählte und der Ge= sellschaft Jesu bereits in der Wiege den Reim des Verderbens einsenkte. Ich kann hier natürlich nicht auf alle Einzelheiten eingehen, besonders da Manches eine nähere Erklärung erheischen würde; muß aber doch Vieles berühren, um an einem concreten Beispiele zu zeigen, was eine Geschichtschreibung auch bei einzelnen mit Daten belegten Behauptungen ohne Gefahr für ihre Reputation wagen darf, wenn sie nur nicht sich tatholisch zeigt.

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Die Briefe des Hl. Ignatius, wie die Melanchthons, von der Lünche eines Camerarius zu befreien, 2) fand D. glücklicher Weise nicht nothwendig; die Jesuiten haben keine Fälschungen vorgenommen, wie manche Herausgeber der Werke Luthers und Melanchthons. 3) Dagegen erwähnt er die peinliche Sorgfalt" womit Ignatius seine Briefe abgefaßt, und sucht ihre Verläßlichkeit zu verdächtigen. Hätte er, wie in Bezug auf Melanchthon, als Historiker nur Daten gebracht, so wäre ihm die Verdächtigung nicht gelungen, und hätte er vollends zu einer tiefern Auffassung sich erschwungen, so würde er in der ruhigen Selbstbeherrschung des Ignatius, die ebenso in seinen Reden wie in seinen Schriften sich fundgab, einen providentiellen Charakterzug gegen= über den leidenschaftlichen Ausbrüchen und maßlosen Lästerungen Luthers entdeckt haben.'

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) Daß die Verhandlungen mit dem König von Portugal in Betreff der Inquisition eigentlich erst P. Genelli S. J. gerade im Jahre 1848 aufgeklärt, scheint unserm Historiker bedeutungsvoll.

*) Bgl Gigungsber. Der b. tab. 1876. pift. 9. G. 491.

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3) D. findet (S. 36) es dankenswerth, daß die Herausgeber auf die Var**ianten aufmerksam gemacht, welche das verstümmelte Original des Briefes C. I. 337 in Saragossa gegenüber den Copien darbietet. Dort, jagt er, beflage sich Ignaz bitter darüber, daß die Angelegenheit der Isabella Roser pom Teufel benügt wurde, um auch in Rom Spreu unter den Waizen zu säen, während der Brief hier einfach eine historische Darlegung der Vorkommnisse geben wolle. Sehr ungenau. Die einfache Bemerkung, daß der Feind der menschlichen Natur“ Unkraut gesäet, findet sich in etwas verschiedener Weise hier wie dort; und

wenn irgendwo eine Bitterfeit zu entdecken wäre, so fände sie sich eher

in den Copien, wo

wo es heißt: su cizaña,

Ausdruc tanta cizaña steht, als im Original, giet Arts in

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