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Daß nach diesen Auffassungen ein ewiges Schwanken in den kirchl. Lehrbegriff hinein kommt, daß somit ein steter Wechsel der Dogmen, ein Preisgeben dieser, ein Aufstellen anderer, hiemit eine Geschichte der Dogmen entstehen müsse, liegt auf der Hand. Und in der That hat sowohl der Rationalismus, als der Protestantismus

(freilich auch unter dem Beistande des hl. Geistes) das corpus der kirchlichen Glaubenslehre nach und nach synthetisch zu entwickeln wäre und in der That entwickelt worden ist. (Vgl. Sche eben, Dogm. I, 262). Günther behauptet auch consequenter Weise, daß die von der Kirche allmählig sanktionirten Ermittelungen der christlichen Wahrheiten nur provisorischen und relativen Werth hätten, weil sie nämlich von der Thätigkeit der menschlichen Vernunft und der jeweiligen Anschauungsweise der Menschen bedingt seien. Die Dogmen wären demnach zwar für die Zeit der Feststellung, nicht aber für alle Zukunft maßgebend. (Vgl. Günther, Lydia S. 348–350; Vorschule II, S. 259 ff.; Südund Nord-Lichter S. 260 ff.; cf. Franzelin, de traditione et divina scriptura ed. II, thes. 25. ad finem p. 309 sq.). Es möge erlaubt sein anzufügen, wie Card. Franzelin diesen Irrthum Günthers darlegt. Franzelin schreibt 1. c.: Guentherus distinguebat facta historica in Scripturis consignata, et horum factorum intelligentiam. Hanc intelligentiam appellabat,,traditionem doctrinalem" et conscientiam Ecclesiae. Porro intelligentiam eandem statuebat continua incrementa accipere ope scientiae philosophicae, adeo, ut imperfectior fuerit in Apostolis, quam in S. S. Patribus, in his tamen minime perfecta, imo admodum manca propter defectum verae philosophiae, donec tandem nunc reperta vera philosophia (Guentheriana) viam instravit, qua perveniatur ad supremam totius revelatae doctrinae intelligentiam, atque ita ad conclusionem „traditionis doctrinalis", seu, ut ipse loquitur, ad id, quo non plus ultra procedi potest. In hoc scientiae profectu et veritatis explicatione per aetatum decursum ad magisterium Ecclesiae spectat, inter varios modos intelligendi dogmatis quovis tempore obtinentes definire illum, qui eo tempore est aptissimus. Hac in definitione Ecclesia sub assisentia Spiritus S. est infallibilis; at non ideo definitus modus intelligendi dogmatis est perfectissimus. Imo proficiente humano intellectu in aliis scientiis, in philosophia generatim, in psychologia, in philosophia naturae, etiam illa ab Ecclesia pridem data dogmatis definitio apparebit imperfecta, et alia perfectior erit necessaria. Hujusmodi ergo definitiones, quae ab Ecclesia diversis aetatibus editae sunt, ait Guentherus, agnoscendas esse ut continentes aliquam veritatem, non tamen veritatem et veram dogmatis intelligentiam simpliciter.

die größten Veränderungen in den symbolischen Bekenntnissen, insoweit sie deren noch haben, aufzuweisen.

Alle diese Arten jedoch, eine Veränderung an den Dogmen, und somit eine Geschichte derselben zu gewinnen, find offenbar verwerflich; denn die Dogmen sind von Gott geoffenbarte und von der Kirche, der unfehlbaren Lehrmeisterin, als solche dargestellte Wahrheiten des Glaubens. So wenig Gott, die ewige Wahrheit, so wenig die vom hl. Geiste geleitete Kirche irren kann, so wenig kann von einer Umänderung, von einem Aufgeben, von Neu- oder Umbildung der Dogmen in diesem Sinne die Rede sein. Das Concil. Vatican. (sess. III. cap. IV. Absag 5.) verwirft sowohl die ersteren, als die letteren dieser irrthümlichen Anschauungen, indem es lehrt: Die Glaubenslehre, welche Gott geoffenbart hat, ist nicht gleich einem erfundenen philosophischen Lehrgebäude, dem Menschengeiste hingestellt, um sie zu vervollkommnen, sondern sie ist, als göttliche Hinterlage, der Braut Christi überantwortet, um sie treu zu behüten und unfehlbar zu erklären“. Und wieder gleich darauf: „Deshalb ist auch allezeit jener Sinn der hl. Glaubenslehren festzuhalten, welchen unsere Mutter, die Kirche, einmal ausgesprochen hat, und nie darf unter dem Scheine und Vorwande tieferer Einsicht von eben diesem Sinne abgewichen werden." 1)

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1) Der hiehergehörige can. 3. des vatic. Koncils lautet: Si quis dixerit, fieri posse, ut dogmatibus ab Ecclesia propositis aliquando secundum progressum scientiae sensus tribuendus alius ab eo, quem intellexit et intelligit Ecclesia; anathema sit. Um die Gü nther'sche Anschauung eingehender zu kennzeichnen, dienen die Säße, welche Franzelin 1. c. p. 310 sqq. niederschreibt: Definitiones fidei sub ea verborum forma et sub iis conceptibus, sub quibus proponuntur, credendae sunt fide irreformabili ac immobili. Hoc enim ipsum efficitur per assistentiam Spiritus S., ut hisce Ecclesiae definitionibus nihil subsit, quod non sit objective revelatum et immutabiliter verum... ,,Manet enim verbum fidei in aeternum", ut ait Athanasius de definitione Nicaena (ep. ad Aphros. n. 2). Ex his ipsis consequitur, relationem inter definitiones fidei et inter scientiam humanam omnino inversam esse et ei oppositam, quam Guentheriani conceperant. (Die Güntherianer nämlich statuiren nicht bloß betreffs der Kenntniß der motiva credibilitatis, sondern betreffs der gesammten Glaubenswahrheiten das Princip: intelligo ut credam). Post definitionem nefas est, ut scientia humana sensum dogmatis

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Die supranaturalistische Richtung. 1. Es gab solche, welche neben der öffentlichen Predigt der Apostel, neben der öffentlichen christl. Ueberlieferung, eine Geheimlehre, eine geheime Tradition, statuirten (Palamiten, Gnostiker und verwandte Secten, wie Hesychasten, Katharer u. s. w.). 2. Einige nahmen eine Vervollkommnung oder Wiederherstellung des angeblich in der Kirche entstellten Christenthums durch neue Offenbarungen an, gemacht entweder den einzelnen Individuen oder ganzen Secten (Manes, Montanus und dessen Prophetinnen, Fraticellen, Anabaptisten und Mennoniten Pietisten, Quaefer, Herrn= huter, Methodisten, Mormonen, Irwingianer. 1)

Hieher gehören auch die Spiritisten, 2) welche den Fortschritt in der Offenbarung durch Mittheilungen der Geister und abgeschiedenen Seelen vermitteln lassen. Es mag schließlich hier erwähnt werden die Anschauung, welche im kirchlichen Lehrbegriffe substanzielle Entwickelungsstufen sich denkt und spricht von einer petrinischen, (von Christus bis Luther), paulinischen (von Luther bis auf unsere Zeit), und johanneischen oder Zukunftskirche (d. i. eine Vereinigung aller Bekenntnisse), eine Lieblingsidee Schellings, welcher Döllinger nachgetreten ist. Vgl. dessen Reden zu München 1871 im Odeon.

Auch alle diese Arten einer Entwicklung des kirchl. Lehrbegriffes sind verwerflich; denn 1) die göttliche Offenbarung ist in Christo und den Aposteln abgeschlossen, und 2) in der unter die Assistenz

ad suas rationales ideas praeconceptas conformet; sed ordine inverso sensus in definitione propositus norma sit oportet scientiae et intelligentiae. Scientiae itaque theologicae munus est, ut satagat dogma secundum formam definitam accommodatissime concipere; expoliendo etiam, si opus sit, ad sensum definitae veritatis notiones philosophicas.

1) Vgl. Möhler, Symbol. §. 54 ff.; Jörg, Gesch. des Protest. in seiner neuesten Entwicklung. Bd. 1.

2) Vgl. Jörg, a. a. D. S. 487 ff. Vgl. die Werke von Alan Kardek, Du Potet, Guldenstubbe, Eliphas Levy 2c., welche Coryphäen der Spiritisten sind. Von katholischen Autoren vgl. Perrone, de virtute religionis deque vitiis oppositis p. 183 sqq.; Historisch politische Blätter, Heft 36, 38 und die lezten Hefte; Innsbruder Zeitschrift, Jahrg. 1880, 3. Heft und ff. (Wieser); Cf. Katschthaler, Dogm. t. I. p. 378 ss.

des hl. Geistes gestellten Kirche kann von dem Schage der Offenbarung weder etwas verloren gehen, noch kann demselben etwas hinzugefügt werden. Im alten Bunde gab es eine fortschreitende Offenbarung Gottes, und somit auch eine Offenbarungsgeschichte, von der weiter unten die Rede sein wird; im alten Bünde hat Gott, wie ein weiser Erzieher, durch aufeinanderfolgende Offenbarungen sein erwähltes Volk erheben und für die Aufnahme des Christenthums allmählig disponiren wollen. Multifariam multisque modis locutus est Deus patribus in prophetis. Als aber die Fülle der Zeiten gekommen, hat er seinen eingeborenen Sohn, die ewige Weisheit selbst geschickt, und ist somit die Offenbarung in Christo und den Aposteln zum Abschlusse gebracht worden. Diese abgeschlossene Offenbarung kann im Laufe der Zeit keine substantielle Vervollkommnung, keine Erweiterung mehr erfahren. Christus hat seiner Kirche zwar den hl. Geist gegeben, aber nicht dazu, daß dieselbe durch den hl. Geist neue Offenbarungen auf dem Gebiete des Glaubens bekomme, sondern auf daß sie in Kraft des Beistandes des hl. Geistes das depositum fidei treu bewahre, erkläre und vertheidige. Die in Christus und den Aposteln zum Abschlusse gebrachte und durch die Kirche unter der Leitung des hl. Geistes treu bewahrte Offenbarung ist somit ihrem Inhalte, ihrer Substanz nach, jeder Veränderung, Erweiterung, jedem Werden und Vergehen vollkommen entzogen. Die dogmatische Substanz der geoffenbarten Glaubenswahrheiten ist von Anfang mit dem Christenthum und der Kirche zugleich gesezt für alle Zeiten bis ans Ende der Welt. 1)

Wenn dies Alles sich so verhält, wie soll dennoch von einer Geschichte der Dogmen, von einer Veränderung auf dem Gebiete des kirchl. Lehrbegriffs die Rede sein können?

Um den

Positiver Weg der Begriffsbestimmung. richtigen Begriff einer Veränderung auf dem kirchl. Lehrgebiete zu gewinnen, fassen wir das Wort „Dogma" im weiteren Sinne in's Auge und nehmen auf einige verschiedene Arten der Dogmen (als der von Gott geoffenbarten Glaubenswahrheiten) Rücksicht. 2)

1) Vgl. Klee, Dogmengesch. Bd. 1 S. 3.

) Cf. Franzelin, de divina trad. thes. 23 von pag. 383. an. Der hochgelehrte Verfasser zeigt, daß jene Wahrheiten, die man um zum Heile zu gelangen, nothwendig glauben und zugleich wissen muß, aller

Die Theologie unterscheidet zwischen dogmata simpliciter talia und dogmata declarata. Dogmen schlechthin (gegen= über den declarirten,) sind von Gott geoffenbarte Wahrheiten, welche von Häretikern nie erheblich bekämpft und deshalb von der Kirche ohne genauere Formulirung und Präcisitung von jeher im ordentlichen Wege des kirchlichen Lehramtes, in der Predigt und Katechese,

dings allezeit im Christenthum bekannt waren, daß es aber andere Wahrheiten geben kann und wirklich gibt, deren Kenntniß nicht absolut zum Heile nothwendig ist, und deren ausdrückliche Predigt darum nicht jederzeit unumgänglich erforderlich war.

Um unsern Gegenstand allseitiger und umfassender zu geben, wird es dienlich sein, Folgendes aus Franzelin l. c. p. 287 beizufügen:

a) In praedicatione Apostolica poterant proponi aliqua universalia, in quibus continerentur implicite singularia, progressu temporis ortis dubiis explicanda per magisterium Ecclesiae: sic sufficiebat doctrina de necessitate gratiae ad omne opus bonum in via salutis, ut adversus Semipelagianos postea definiretur eadem necessitas ad initium fidei. Poterant contineri complexa, ex quibus explicanda essent elementa constituentia: Christus est Deus et homo, unde, orta necessitate, definiri poterant multa de utraque natura; suprema est potestas Petri, ut visibilis fundamenti Ecclesiae et centri unitatis, unde explicanda multa jura et officia in particulari.

b) Poterant contineri aliqua primum a fidelibus obscurius et solum confuse intellecta, quae progressu temporis applicanda essent ad particularia et distinctius intelligenda, cujusmodi sunt multa praenuntiata de futuris ex. gr. de glorificatione Ecclesiae adhuc militantis in terra et de aliis pluribus, quae in Apocalypsi contenta forte distincte non intelligentur ante eorum complementum. Poterant contineri aliqua simplicius enuntiata, quorum declarationem strictiorem in directa oppositione ad certam quandam errorum formam ipsae exortae postmodum haereses reddebant necessariam : inde a Patribus et Conciliis definitus modus loquendi et statutae formulae ecclesiasticae velut tesserae fidei.

c) Poterant denique aliqua dogmata proposita esse magis usu practico et consuetudine Ecclesiarum quam diserta doctrina et instanti praedicatione, quorum diserta praedicatio vel solemnis definitio progressu temporis fieret necessaria: cujusmodi exempla prostant luculenta in controversia de potestate conferendi valide sacramenta extra Ecclesiam, et in historia canonis librorum sacrorum. Cf. Suarez, de fide disp. 2. sect. 6.; Lugo, de fide disp. 3. sect. 5. et alibi.

Zeitschrift für Pathol. Theologie. VI. Jahrg.

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