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die erhobenen Einwürfe löst. Es hat ohne Zweifel einen Vortheil für den Schüler, wenn er, schon im Allgemeinen mit den wirklichen oder möglichen Einwürfen bekannt, die Beweise vernimmt, und in den Stand gesezt ist, auf die Hauptmomente desto besser ein schärferes Augenmerk zu richten. Er wird dann auch die Widerlegung der Einwürfe leichter und richtiger verstehen können. Dabei aber hat es der Auctor so eingerichtet, daß der Lernende weder Langweile durch eine gewisse Einförmigkeit in den Formeln erfährt, noch durch gar zu genaues Vorlegen der Antworten vom Selbstdenken ganz oder halb befreit wird.

Ohnehin bedarf es bei jedem Lehrbuche des erklärenden Lehrers, und das führt uns zu einem neuen Vorzuge der „theologischen Unterweisungen". Es ist dieses die Kürze oder, besser gesagt, die Präzision des Ganzen. Auf etwa 729 Seiten wird die Lehre über Gott, als den Einen nach seinem Wesen und den Dreifaltigen nach den Personen, in einer Weise abgehandelt, daß auch ein ge= wiegter Theologe darin kaum etwas wirklich Wichtiges vermissen wird. Wer sich über Einzelnes noch eingehender unterrichten will, findet außer vielen ausführlichen Citaten im Texte, noch am Anfange jedes einzelnen Capitels oder Artikels die einschlägigen Stellen in den Werken des Lombardus und des hl. Thomas angedeutet, überall, wo es erforderlich oder ersprießlich schien, die hl. Väter und die hierhergehörigen classischen Auktoren genannt, und in besonders schwierigen Fragen auch Hinweisungen auf des Verfassers vorausgegangenen, ausgezeichneten Werke, Theologie und Philosophie der Vorzeit".

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Ueber den Inhalt des vorliegenden Bandes uns weiter zu verbreiten, finden wir überflüssig. Ein Blick in das doppelte Inhaltsverzeichniß (das erste nach den quaestiones und articuli, mit Angabe der Seitenzahl, das zweite nach dem Alphabet, mit Hinweisung auf die numeri marginales) wird genügen, den ungeheueren Reichthum an Stoff, der hier aufgespeichert ist, zu erkennen. Bezüglich der wissenschaftlichen Durcharbeitung desselben, können wir nur unsere Anerkennung über die feine Anordnung des Ganzen, die Klarheit und Tiefe der Beweise, über die gründliche und logisch scharfe Widerlegung der Einwürfe, wie über das Maßhalten bei Beurtheilung controverser Fragen aussprechen. Selbst bei jener, in der nicht alle Theologen seines Ordens mit ihm übereinstimmen

werden, schreibt er mit einer Bescheidenheit und Ruhe, die niemanden. verlegen kann. Wenn er hierin insofern mißverstanden worden ist, als man ihn zum Begünstiger einer schwerlich annehmbaren Vermittlungstheorie machen wollte, so ist nicht er daran schuld.

Noch eines dürfen wir nicht vergessen hervorzuheben,

es

ist das meisterhafte Gewand, in welchem er uns die Wahrheit vorführt. Sein Stil ist so schlicht und, in wie weit der scholastische Stoff gestattet, so klassisch rein und geschmackvoll, so kräftig und so klar, so wechselvoll und anziehend, wie es bei wenigen Theologen der Fall ist. Wer dieses Buch mit Verständniß gelesen hat, der wird es immer wieder gerne in die Hände nehmen. Es kommt uns der Verfasser vor, wie ein echter Künstler, der die großen Werke der Vergangenheit nicht einfach copirt, sondern der ihren Geist vollkommen durchdrungen und in sich aufgenommen hat, und nun nach ihnen Neues schafft, in Plan und Ausgestaltung der alten Meister würdig, und sicher, bei der echten theologischen Wissenschaftlichkeit nie der Vergessenheit anheimzufallen.

Wir wünschen nur, daß Gott dem greisen Verfasser Kraft und Gesundheit schenken wolle, um auch die übrigen sieben Bände ebenso gut durchdacht und vollendet, recht bald veröffentlichen zu können.

Druck und Ausstattung verdienen alles Lob.

Innsbruck.

Schmude S. J.

Die Entstehung der thomistisch-molinistischen Controverse. Dogmengeschichtliche Studie von Gerhard Schneemann, S. J. gr. 8°. 160 €. Freiburg, Herder 1879. (Ergänzungshefte zu den Stimmen aus MariaLaach Nr. 9).

Weitere Entwicklung der thomistisch-molinistischen Controverse. Dogmengeschichtliche Stubie von Gerhard Schneemann, S. J. 230 S. eben daselbst 1880. (Ergänzungshefte Nr. 13 und 14).

Controversiarum de divinae gratiae liberique arbitrii concordia initia et progressus, enarravit G. Schneemann, S. J. Accedunt. opuscula inedita L Lessii et J. Kleutgen. VIII, 491 p., ibid. 1881.

Den beiden zuerst genannten dogmengeschichtlichen Studien Schneemann's hat P. Gietmann durch die an dritter Stelle an

geführte, lateinische Ueberseßung derselben einen größern Leserkreis gesichert. Die vortrefflich gearbeitete Ueberseßung unterscheidet sich vom deutschen Originale nicht nur durch einzelne Correkturen, sondern auch durch die vortheilhafte, sachgemäßere Anordnung des Stoffes, welche die einzelnen, zerstreuten Arbeiten Sch.'s zu einem befriedigenden, vollkommenen Ganzen vollendet. Obwohl wir in dieser Besprechung alle drei vorliegende Schriften vor Augen haben, so werden wir uns doch vorzugsweise und in den Citationen ausschließlich an das lateinische Werk halten.

Der Verfasser bezeichnet in der Einleitung (p. IV) seine Arbeit als eine Vertheidigungsschrift und rechtfertigt ihre Veröffentlichung mit dem Hinweis auf die wiederholten, mitunter heftigen Angriffe, welche gegen die Gnadenlehre der Gesellschaft Jesu unternommen wurden. Wir glauben, daß in Anbetracht der wirklich ungerechten Verdächtigungen, welche bei fortgeseztem Schweigen leicht glaubwürdig erscheinen konnten, eine mit solcher Ruhe, Mäßigung und Friedensliebe angelegte und durchgeführte Apologie der molinistischen Lehre dem Verf. gewiß nicht verargt werden kann. Die Behand= lung des schwierigen Gegenstandes ist durchaus gründlich und zweckentsprechend. Um die bestrittene Lehre in objektiver Weise zu vertheidigen und ein richtiges Urtheil über ihr Verhältniß zur entgegengesezten Doktrin zu ermöglichen, konnte man bei den weit auseinandergehenden, spekulativen Anschauungen beider Schulen kaum ein passenderes Mittel finden, als das von Sch. gewählte. Durch eine umfassende Darstellung der Gnadenlehre, wie sie vor und während der Controverse in den katholischen Schulen allgemein verbreitet war, verbunden mit einer wahren und aufrichtigen Erzählung alles dessen, was in dem berühmten theologischen Streite geschehen ist, beweist er, wie uns scheint, überzeugend, daß die voit Bellarmin, Leffius, Molina, Suarez und andern Theologen der Gesellschaft Jesu verfochtene Lehre nur eine weitere Ausbildung der Doktrin der alten Schule ist, während das von Bannez und den Neuthomisten aufgestellte System den geistigen Zusammenhang mit der alten Lehre abgebrochen und dadurch einen heftigen, bedauerungswürdigen Kampf im Innern der Kirche hervorgerufen hat. Durch diese Ausführungen bezweckt aber der Verf. keineswegs, die eigene Ansicht andern aufzudrängen, oder die von der Kirche beiden Mei- ́ nungen gelassene Freiheit zu beeinträchtigen, sondern es genügt

hm, die Ueberzeugung hervorzurufen, daß die molinistische Gnadenlehre auf einem sehr achtungswerthen Fundamente ruhe und deshalb ohne völlige Unkenntniß nicht verdächtigt werden könne.

Dem leitenden Hauptgedanken gemäß können wir in der Schrift zwei Theile unterscheiden, von denen der eine mehr dogmatischen, der andere vorwiegend historischen Charakters ist. Der Leztere führt uns kurz und übersichtlich in den Paragraphen 5, 8, 9, 11, 12, 13, 14, 15, 17 den ganzen Verlauf der Controverse vor, von ihrem ersten Vorspiele auf dem Concil von Trient an bis zu ihren lezten Spuren am Ende des 18. Jahrhunderts. Es möge uns gestattet sein, einige Hauptresultate dieser historischen Untersuchung hervorzuheben.

Aus dem Zeugniß des Johannes v. Bononia, des P. Mannhart und Sarpi's, (der im Verein mit den ersten einige Glaubwürdigkeit gewinnt), scheint hervorzugehen, daß unsere Controverse schon in einer Partikularcongregation der Theologen auf dem Concil von Trient an= geregt, und daß dabei die spätere thomistische Ansicht als nicht sehr katholisch und weniger probabel verworfen wurde (§. 5). Der Kampf, welcher besonders auf Betreiben des Bajus gegen die Gnadenlehre der Jesuiten in Belgien (1587) angefacht wurde, erhielt schon im folgenden Jahre einen den Leztein offenbar günstigen Abschluß, indem der päpstliche Nuntius ein Edikt erließ, worin die bezichtigten Säße des Leffius articuli sanae doctrinae genannt wurden (§. 8). Um dem Leser einen richtigen Einblick in die Entstehung des viel heftigern Kampfes in Spanien zu ermöglichen, macht Sch. zunächst auf die argwöhnische Gesinnung aufmerksam, welche man der neuen von Ignatius gestifteten Gesellschaft mit ihren neuen Einrichtungen entgegenbrachte, und schildert dann an der Hand geschichtlicher Dokumente den Charakter des Haupturhebers des Streites. Ausgestattet mit einer fast rücksichtslosen Energie des Charakters, mit überwältigender Auktorität bei seinen Zeitgenossen, trat Bannez mit dem größten Eifer für die Aufrichtung der Lehre des hl. Thomas in den Schulen ein, ging aber in der Erklärung des hl. Lehrers so einseitig zu Werke, daß er selbst gegenüber den Bullen des Papstes und der Lehre des Tridentinums Thomas als Schild vor= hielt, daß er mit den berühmten Lehrern seiner eigenen Schule in Widerstreit gerieth und von Medina geradezu der Einführung einer „neuen und unerhörten“ Lehre beschuldigt wurde (§. 9). Man sieht daß Sch. die Genesis unserer Controverse nicht aus bloßer Leidenschaft= lichkeit, sondern aus dem von Leidenschaft und Einseitigkeit irregeleiteten Eifer für eine übrigens anscheinend gute Sache herleitet. Als Bannez das berühmte Buch Molina's, liberi arbitrii cum gratiae donis, divina praescientia, providentia, praedestinatione, reprobatione concordia, ungeachtet der Approbationen, welche das aragonische, ca=

stilianische und portugiesische Inquisitionstribunal dem Buche verliehen, offen bekämpfte, wandte sich nicht Molina, sondern der spanische Großinquisitor selbst nach Rom (§. 11). Obwohl nun Clemens VIII., wie aus der Erklärung der päpstlichen Nuntien und der Auffassung gleichzeitiger Gelehrten erhellt, die Controverse beider Orden „über die hinreichende und wirksame Gnade" vor sein Schiedsgericht gezogen hatte, so brachten es doch die Anhänger des Bannez dahin, den ganzen Streit auf die Untersuchung der Lehre Molina's hinzulenken, deren Hauptpunkte übrigens der Jesuitenorden öffentlich als die seinigen anerkannte. Clemens VIII. war anfangs gegen Molina eingenommen, aber später brachte sowohl das entschiedene Auftreten des Cardinals Perronius und der berühmtesten Pariser Professoren für die Lehre der Gesellschaft, als auch das eigene Studium des Buches Molina's einen Wechsel in seiner Gesinnung hervor (§. 12. 13. 14.). Ueber den bisher unbekannten Ausgang der letzten entscheidenden Sizung (28. Aug. 1607) unter Paul V. geben die von Sch. neu aufgefundenen, authen= tischen Aufzeichnungen desselben Papstes vollkommene Aufklärung. Von allen (9) Cardinälen stimmte nur einer für die Verurtheilung Molina's, zwei neigten mehr zur thomistischen Ansicht hin, ohne jedoch die molinistische verurtheilen zu wollen; diejenigen aber, welche durch ihre immense Gelehrsamkeit alle überstrahlten und am meisten in der Controversen zwischen Protestanten und Katholiken bewandert waren, erklärten den Thomismus geradezu für calvinistisch und vertheidigten mit Wärme Molina; der Papst aber nahm die Thomisten gegen den Vorwurf des Calvinismus, die Jesuiten gegen den Vorwurf des Pelagianismus in Schuß und wollte keine von beiden Parteien verur= theilen (§. 15). Seit 1630 griff der Jansenismus mächtig in unsere Controverse ein, und verstand es, unter dem Deckmantel thomistischer Formeln seine Irrthümer zu verbergen und die einsichtigsten Männer zu täuschen. Eine Frucht dieser traurigen Verwicklung ist die famose historia congregationum de auxiliis von Serry, über welche Sch. folgendes Gesammturtheil gibt (p. 345): „Falsch ist die Angabe des Verfassers, daß Quesnel nicht zur Herausgabe des Werkes mitgewirkt habe, da dieses gerichtlich erwiesen wurde; unrichtig ist der Druckort auf dem Titelblatt; verändert sind die Approbationen; „von durchaus feiner Glaubwürdigkeit" (nach dem Urtheile Innocenz X.) die Quellen, die Acta des Coronellus, Penna und Lemos, woraus die Geschichte geflossen ist; endlich ist dieselbe über und über mit Unwahrheiten, Verdächtigungen, Entstellungen verbrämt".

Enthielte diese sehr anziehend geschriebene Geschichte unserer Streitfrage auch nur eine übersichtliche Zusammenstellung des ungeheueren Stoffes, welcher in dem großen Werke von Livinus de Meyer enthalten ist, so wäre damit Jedem, der sich kurz über den vielbesprochenen theologischen Streit unterrichten will, ein sehr

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