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über das, was man hinsichtlich der Wünsche nach Umgestaltungen an den heil. Stuhl bringen solle. 1)

Dieses die Auffassung des heil. Stuhles. Es war zugleich in Deutschland die Auffassung jener echt kirchlichen Männer, welche man in unseren Zeiten gerne als die damalige „extreme" Partei bezeichnet.

Die sogenannte Mittelpartei unter den katholischen Wortführern Deutschlands machte sich um den Laienkelch und die mit ihm auf gleicher Linie stehenden Zugeständnisse allerdings viel weniger Bedenken. Dieser genügte es, daß die Kirche die Rückkehr zu einem Gebrauche der ältesten Zeiten absolut gestatten könne, um sich für die Zulässigkeit der Kelchforderung auszusprechen. Die Männer dieser Richtung glaubten sich wirklich mit der Hoffnung schmeicheln zu können, daß auf solchen Wegen die Rückkehr der Protestanten in die alte Kirche herbeigeführt werde.

Eines der thätigsten Glieder der Mittelpartei war Georg Witzel. Seine schriftstellerische Fruchtbarkeit als Freniker erweckt Verwunderung. Ein eigenthümlicher Lebensgang führte ihn, da er schon Priester war, für eine Zeit den Lehrern der neuen Religion in die Arme; er fand sich aber nach vieler Enttäuschung wieder zurecht und glaubte nun wegen der gemachten Erfahrungen den dringendsten Beruf zum Versöhner zu besißen. Allein es gebrach ihm hiezu an der vor Allem nothwendigen dogmatischen Klarheit, und an vollem Verständniß für das Wesen der katholischen Kirche. Diese Mängel traten denn auch in seinen Ansichten über den Laienkelch an den Tag. In seiner Schrift „Typus ecclesiae catholicae, Form und Anzeige, welcher gestalt die heilige Kyrche Gottes vor Tausent mehr oder weniger jaren geordnet gewesen," worin er zum Behufe des Werkes wahrer Reformation „, das Bildnis unserer liebsten mutter, der Apostolischen alten und waren Kyrche den Christen für die Augen malen" will, 2) stellt er der Erwägung der Christen anheim, daß in der Urkirche der Empfang der beiden Gestalten, wenn auch nicht ausschließlich, Sitte gewesen sei. Er führt sodann die vielberufene, von der bessern Theologie jedoch als ungegründet

2) Lämmer p. 264. Vgl. Pastor, Reunionsbestrebungen S. 182. 2) Eingang S. 4 (Kölner Ausgabe von J. 1559).

bezeichnete Behauptung des Alexander von Hales an, daß die Kommunion unter beiden Gestalten mehr Gnaden bringe, als diejenige unter einer. (Vgl. Lainez oben c. 22). Es wäre ihm leid, sagt er, wenn in Folge der Verweigerung des Kelches durch die kirchliche Auctorität (von dieser läßt er wenigstens die Einführung abhängig sein) die Spaltung der Kirche andauern würde; das Abendmahl sei eingesezt zur Stiftung von Einigkeit und brüderlicher Liebe, „daran mehr gelegen, denn an allen eußerlichen und Ceremonischen Dingen." 1)

Jenen Wünschen, daß die Kirche aus Rücksicht auf die neue Glaubenspartei und im Interesse ihrer angeblichen Reform in den Zustand der Urzeit zurückkehre, widmet Lainez in seiner Rede einige schlagende Gegenbemerkungen. Solche Vorschläge, wie sie damals vielfach im Schwange waren, waren gleichbedeutend mit dem Antrage auf Zerstörung des kirchlichen Lebensorganismus. Dieser entwickelt sich mit dem Fortschritte der Zeit von innen heraus und erzeugt unter dem Beistande des Geistes Gottes die den äußeren Verhältnissen entsprechenden zukömmlichen Formen der Disciplin. Gott lehrt die Kirche Manches, sagt Lainez, auf dem Wege der Erfahrung, und man übersehe nicht, daß den Kelchgebrauch ehemals Umstände begünstigten, die danach schwanden; war auch das heilige Blut beim gemeinsamen Kelchgebrauch Zufälligkeiten und Verunehrungen ausgesezt, so verlieh doch die damals in größerem Maße herrschende Furcht Gottes mehr Bürgschaft gegen Profanation, als die Kirche sie in unseren kältern Zeiten besißt, auch war es in jenen Jahren des blutigen Kampfes für den Glauben ganz zweckmäßig, daß den Gläubigen durch den Genuß des Blutes ihres Heilandes aus dem Kelch eine Aufforderung und Ermuthigung zum Opfer des eigenen Blutes geboten wurde. (c. 51 ff.).

Die Oberflächlichkeit des Wizel, welcher für solche Erwägungen keinen Sinn besaß, wurde in der Kelchfrage noch übertroffen durch die Haltung seines Freundes und Gesinnungsgenossen Julius Pflug. Dieser sonst verdiente Mann, ein begeisterter Verehrer des eigent= lichen Urhebers der Mittelpartei, Erasmus, ging den Herzog Georg von Sachsen direkt an, derselbe möge in seinem Lande die Ausspendung des Sakramentes unter beiden Gestalten gestatten. Ein

1) G. 33. 34.

katholischer Priester will die rein kirchliche Frage von dem weltlichen Landesherrn auf dem Wege factischen Vorgehens gelöst sehen! Pflug begründet seinen Vorschlag einfach damit, daß die Erfahrung zeige, wie in Folge des Verkehres mit den unter beider Gestalt kommunizirenden Protestanten Kursachsens unter den Grenzbewohnern des Herzogthums religiöse Zweifel und Gehässigkeiten gegen die Nachbarn entstanden seien. Er will wissen, daß Viele bloß um des Kelches willen nach Kursachsen hinübergewandert und lutherisch geworden seien. Nach Pflug muß sich die Kirche ebenso mit der Priesterehe aussöhnen. Der Gang der Thatsachen, meint er, lege eine Nöthigung zum Ablassen von der alten Strenge der Disciplin auf. 1)

In der Regel ging bei der Mittelpartei die Befürwortung des Kelches mit derjenigen der Aufhebung des Cölibates Hand in Hand.

Die beschriebene unklare und versöhnende Richtung unter den Gegnern des Protestantismus gelangte zu bedeutendem Einflusse bei den Religionscolloquien zu Hagenau 1540 und zu Worms 1541. Zu Hagenau proponirte Cochläus mit Gutheißung des Königs Ferdinand unter andern Gegenständen den Laienkelch als einen Punkt, der verglichen" werden sollte. Aber Dank der ausgesprochenen Abneigung der protestantischen Wortführer gegen Alles, was Vergleichung hieß, kam der Artikel nicht einmal zur Verhandlung. In Worms erfuhr die übergroße Bereitheit zur Kelchconcession ein ähnliches Loos. Die dort verhandelnden katholischen Theologen, über deren theilweise Unzuverlässigkeit und unkirchliche Gesinnung der Legat Joh. Morone Klage führt, brachten, ohne bis zur Kelchfrage zu kommen, mit Mühe eine Formel über die Erbsünde zu Wege, durch welche der klaffende Spalt zwischen dem neuen und dem alten Glauben wenigstens an einer Stelle scheinbar überbrückt wurde. Als nun noch der Regensburger Reichstag vom J. 1541 gleichfalls ohne eine wesentliche dogmatische Annäherung der Getrennten auseinander zu gehen im Begriff stand, da brachte der Kurfürst Joachim von Brandenburg unter andern Vorschlägen auch den ein, daß doch wenigstens der Genuß des Abendmahles in

1) A. Jansen, Julius Pflug. Neue Mittheilungen des Thüring.-sächs. Gesch.-Vereins, Bd. 10. 1. S. 68 ff. Pastor S. 137 f.

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beiderlei Gestalt mit unter die verglichenen" Artikel gerechnet werde; der anwesende päpstliche Legat, Contarini, meinte er, werde wohl nichts dagegen haben. Indessen Contarini besaß Instructionen aus Rom vom 15. Juni d. J., wonach die Verhandlungen über den Laienkelch dem ökumenischen Concil überlassen werden sollten. 1) Hiemit war von kirchlicher Seite die Kelchfrage einstweilen vertagt.

In den dogmatischen Auseinanderseßungen zu Hagenau, Speier und Regensburg hatten übrigens die Vertreter der Mittelpartei zur Genüge an den Tag gelegt, daß sie „zur Herbeiführung einer wirklichen Reunion der Getrennten völlig unkräftig waren." den Regensburger Reichstag schloß sich sofort der jähe Fall der ganzen Partei. 2) Aber ihre Gedanken über das Entgegenkommen mit „Reformen" fanden bei den Regierenden eine um so bereits willigere Aufnahme. Ehe wir Karls V. Handlungen in dieser Richtung, special seine Kelchgewährung betrachten, müssen wir jene Versöhnungstendenzen durch einige Urtheile von Lainez beleuchten.

Lainez Grundsäge und die Mittelpartei. Die Männer wie Pflug und Wizel übersahen bei ihrer Bereitwilligkeit zu Concessionen an die protestantische Neuerung, daß es, wie Lainez oben (c. 29) ausführt, der Tradition der Kirche wirklich viel mehr entsprach, der gegen ihre Auctorität gerichteten Strömung der Zeit die Spize zu bieten, als sich mit ihr auf ein verfängliches Pactiren einzulassen. Gesunde Reformen von innen heraus hat Lainez mit allen Gutgesinnten befürwortet. Aber die Kirche wird nach ihm mit allzu menschlichen Augen betrachtet, und ihre überirdische, göttliche Charakterseite wird zu sehr außer Acht gelassen, wenn man verlangt, sie sollte Jahrhunderte lang bewährte Institutionen wegen einer sehr zweifelhaften Zufriedenstellung Solcher preisgeben, denen es nun einmal im Oppositionsgeiste beliebt, gegen diese Institution anzufämpfen.

Beruhen ferner, und das hebt Lainez mit Recht namentlich hervor, solche Gegenbewegungen auf irrthümlichen Lehrannahmen, dann ist die Kirche doppelt darauf angewiesen, das Alte festzuhalten.

1) Lämmer Monumenta Vat. p. 381, 384. Contarini war indessen persönlich für die Bewilligung des Kelches. Vgl. Pastor, Die Correspondenz des Cardinals Contarini während seiner deutschen Legation, im Hist. Jahrb. 1880 S. 476 (Separatausgabe, Münster 1880 S. 75). 2) Pastor S. 270.

Zeitschrift für tathol. Theologie. VI. Jahrg.

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Sie soll eher durch Einführung eines neuen gegentheiligen Brauches den Frrthum unzweideutig Lügen strafen, als durch falsche Connivenzen die Täuschung der Gläubigen zulassen. Und hier geht Lainez soweit, die Ansicht auszusprechen, mit der er übrigens auf dem Trientner Concil nicht allein dastand: Wenn die Kommunion unter einer Gestalt gegenwärtig in der Kirche abgeschafft wäre, so müßte sie jezt wiederhergestellt werden wegen des nöthigen Gegensaßes zur Häresie.) Er beruft sich auf die wegen des Gegensatzes zum Arianismus vorgenommene Einführung des Ritus der einmaligen Eintauchung bei der Taufe; auf dem vierten Concil von Toledo 633 wurde nämlich die bis dahin in Spanien übliche dreimalige Eintauchung in die einmalige verwandelt, weil die Arianer mit ihrer dreimaligen Eintauchung die Verschiedenheit der drei göttlichen Personen anzudeuten pflegten. 2) Lainez konnte ebenso das Verbot der judaisirenden Gebräuche in der alten Kirche anführen; denn, längere Zeit aus schonender Rücksicht auf die Judenchristen geduldet, wurden dieselben als unzulässig beseitigt, als sich mit ihrer Uebung die häretische Behauptung vereinigte, das Ceremonialgesez des Moses sei nicht hinfällig geworden, sondern seine Beobachtung zur Se= Ligkeit nothwendig (c. 29). 3)

1) Von der Concils-Rede des Bischofs Hosius von Rieti wird bei Theiner, Acta II, 107 berichtet, sie habe einen ähnlichen Gedanken enthalten: Quare ratio movere debet hoc tempore ecclesiam, ut non solum utramque speciem non (bei Theiner ausgefallen) concederet, sed decerneret, ut omnes una uterentur, quum eaedem et majores haereses circa hoc sacramentum nunc vigeant.

2) Can. 6. Mansi Coll. Conc. X, 619.

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9) Lainez bezieht sich a. a. D. unter anderen kirchengeschichtlichen Parallelen auch auf das Verbot der Osterfeier „nach jüdischer Art." Er meint den Beschluß des Nicänum gegen die Protopaschiten, welcher allerdings in dem bezüglichen Schreiben Kaiser Konstantins sehr nachdrücklich mit dem Gegensaße gegen das Judenthum motivirt wird (Euseb. Vita Constantini c. 18. ss.) · Seit dem ephesinischen Concil, auf dessen antinestorianischen Beschluß Lainez hinweist, war wenigstens das Bekenntniß der Gottesmutterschaft Mariä ein Prüfstein der Rechtgläubigkeit. Was die ebenda erwähnte Feier der Eucharistie mit ungesäuertem Brode betrifft, so war es eine bei den Scholastikern des Mittelalters recipirte Meinung, die aber keine geschichtliche Grundlage besaß, daß aus Gegensatz zu den Ebioniten, welche das mosaische Gesez für verpflichtend gehalten und darum sich der Azymen bedient hätten, gesäu

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