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dem 15. Jh. findet sich kein Schriftstück, das von einem Johann Gersen spricht. Ich will aber Gnade für Recht ergehen lassen ́und den Ausführungen und Beweisen der Gersenisten folgen.

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Johann Gersen soll also 1220-1245, oder circa 1230 Abt von St. Stephan in Vercelli gewesen sein. Wer sagt dies? Ago= stino della Chiesa, welcher 1648 seine Historia chronologica episcoporum et abbatum Pedemont. veröffentlichte. S. 291 findet sich eine Liste der Aebte von St. Stephan, und zum J. 1230 sezt Della Chiesa den Abt Joannes Gersen, qui eruditissimum tractatum de Imitatione Christi composuit". Aber woher hatte Della Chiesa diese Notiz? Die Gersenisten sind nicht verlegen; sie sagen, Della Chiesa habe den Catalog der Aebte von St. Stephan gefunden, Napione habe dieses handschriftliche Verzeichniß noch zu Anfang dieses Jahrhunderts gesehen; durch die Unbilden der Verhältnisse sei aber dieses Verzeichniß zu Grunde gegangen (s. Wolfsgruber S. 9).

Aber Della Chiesa selbst weiß auf S. 290, wo er eine Einleitung zur Liste macht, nichts von einem Cataloge, den er aufge funden haben soll, sondern er bemerkt nur, er habe jene Aebte gebracht, die zu seiner Kenntniß gelangt seien. 1) Die Liste ist also von ihm selbst zusammengesezt worden. Wenn Napione das handschriftliche Verzeichniß, welches dem Della Chiesa vorgelegen habe, gesehen haben will, so hat er nur gelogen, wie es bei diesem Streite mehr als einmal der Fall war. Uebrigens müßten, wenn die Liste bei Della Chiesa einen wirklichen Catalog präsentirte, manche Aebte von St. Stephan wahre prähistorische Menschen gewesen sein. Der 5. Abt Pietro hätte von 1245-1338, also volle 93 Jahre, der 9. Benedict 1406-1460, also 54 Jahre als Abt fungiert? Daß diese Liste eine eigene Tat Della Chiesa's sei, hätte man auch beim 7. Abte ersehen können. Es heißt: „Simon de Bondonis nobilis Vercellensis quem Corbellinus Simonem Massarolam appellat 1351". Nun war aber Aurelius Corbellinus Zeitgenosse Della Chiesa's, und gab 1643 in Mailand seine Vite de vescovi di Vercelli heraus, worin er darüber spricht.

1) Er schreibt: „Monasterium... quam plurimos habuit dignissimos abbates, quorum sequentes tantum ad meam cognitionem pervenerunt".

Wie kam nun aber Della Chiesa auf Johann Gersen? Amort hat diesen Punkt aufgeklärt. Bereits 1614 publicierte Della Chiesa einen Catalogo degli scrittori della città di Vercelli; darin weiß er noch nichts von einem Abte „Johannes Gersen qui eruditissimum tractatum de Imitatione Christi composuit". Inzwischen entbrannte der Streit über den Autor der Imitatio immer mehr, und Della Chiesa wurde durch Constantin Cajetans Argumentation so überzeugt, daß er 1648 den Johann Gersen unter die Aebte von St. Stephan aufnahm. Aber bald erschienen die Erwiderungen Naudé's und Fronteau's, Della Chiesa wurde wieder wankelmütig, und in seinem 1657 erschienenen Werke Corona reale di Savoia, wo er p. 210 f. weitläufig über das Kloster St. Stephan spricht, weiß er wider nichts mehr von der berühmtesten Persönlichkeit dieser Abtei. Amort erhielt diese Notizen vom gelehrten Abte Frova in Vercelli (f. Moralis certitudo p. 68 ff.). Das ist die Geschichte des vermeintlichen Abtcataloges bei Della Chiesa. Wir dürfen uns deshalb nicht wundern, daß der kritische Geschichtsschreiber der Commune von Vercelli, Mandelli (der nicht vor Della Chiesa lebte, wie Kessel im Lit. Handw. n. 272 Sp. 550 sagt, sondern 1858 Il commune di Vercelli nel medio evo publicierte) bei seinen Forschungen in den Acten Vercelli's auf keinen Abt Johann Gersen stieß, wie schon früher Frova (bei Amort 1. c.).

Aber Johann Gersen soll eine Leuchte unter den Theologen seiner Zeit und gefeierter Schriftsteller gewesen sein. In der Tat wissen Bez und Mella Schriften anzugeben, die er verfaßt haben joll. Vor allem den Tractatus de professione monachorum, von Pez edirt im Thesaurus noviss. anecd. 1, 2. p. 568. Vgl. dazu I. p. LXXX Allein dieser Tractat hat längst seinen Verfaffer, nämlich den Dominicaner Wilhelm Peraldus. Der Zeitgenosse Wilhelms, Stephan de Salanhaco, schreibt das Werk ausdrücklich seinem Ordensbruder zu: Frater Guillermus de peyrauta... expositio professionis quae est in regula s. Benedicti1) (Tractatus de quatuor in quibus Deus praed. ordinem insignivit. Cod. Minervit.). Der Cod. 1514 auf der Universitätsbibl. zu Bologna aus dem 13. Jh. gibt auch darüber Aufschluß, aus welchem

1) Dasselbe Werk kommt in den Hss. unter verschiedenen Titeln vor.

Anlaß Wilhelm das Werk geschrieben habe: „Scripsit... expositionem professionis regulae Benedicti ad Cluniacensium petitionem". Ueber die Hff. des Werkes s. Quétif-Echard, Scriptores Ord. Praed. I, 134 und II, 334.

Ferner soll Johann Gersen einen Commentarius in Cantica canticorum verfaßt haben; er befinde sich, sagt Mella, als n. 234 in der Nationalbibliothek zu Turin. Im Cataloge Casini's kommt allerdings pag. 234 ein dem Abbas Vercellensis zugeschriebener Commentarius in Cantica canticorum vor. Er trägt die Nummer E. V. 21. Aber auch dieses Werk hat bereits seinen wahren Autor, nämlich den Cistercienser Thomas. Jeden Zweifel benimmt eine mit dem Turiner Coder identische Hs. in der Bibliothek zu Dijon (n. 44) aus dem 12. Jh., wo dasselbe Werk mit der Dedication des Verfassers versehen ist (wie auch in Tours n. 78): Reverendo patri Domino poncio dei gratia Clarimontensi episcopo fr. Thomas quantuluscunque Cisterciensis monachus“. Der Coder stammt aus Citeaux. Pontius war Bischof von Clermont-Ferrand 1170-1189 (. Gams, Series episc. p. 538).

Johann Gersen soll ferner einen Commentar zum Areopagiten verfaßt haben. Mella denkt wol an jenen, welcher unter dem Namen Vercellensis bekannt ist. Allein auch dieser hat bereits seinen wahren Verfasser, nämlich den Abt von St. Andreas in Vercelli, Thomas Gallus. Mella bestreitet dieses; denn, meint er, Thomas Gallus könne nicht mit dem Namen Vercellensis bezeichnet werden. 1) Allein, Zeitgenossen, ja Thomas selbst, haben anders geurteilt. Das Werk ist bekannt als: Abbas Vercellensis super Extractiones operum Dionysii. Ich citire die Hs. der Laurenziana in Florenz Plut. XVI. dext. cod. 8 (Druck: Opera Dionysii. Argentinae 1502 Bl. 287"). Bl. 59 heißt es nun: Prefacio abbatis Vercellensis super extractiones quatuor librorum magni Dionysii". Sowol in der Hs. als im Drucke steht immer „abbas Vercellensis". Im Abschnitte De coelesti hierarchia c. 10 be= merkt der Autor: sicut ante annos XX diligenter tractavi in claustro sancti Victoris Parisiensis super principium VI. capitis Isaiae: Vidi Dominum" etc. Wer ist nun dieser Autor? Kein

1) Aehnlich Wolfsgruber S. 7 f.

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anderer als Thomas Gallus, der vorher in St. Victor in Paris lehrte, wie ja auch die Gersenisten zugestehen, und von dort nach Vercelli kam. Schon 1224 kommt er in Acten als Prior von St. Andreas in Vercelli vor (5. Frova, Gualae Bicherii Presb. Card. vita et gesta. Mediolani 1767 p. 136 ff.). Aus obiger Stelle geht aber auch hervor, daß Thomas das Werk über Dionys nicht mehr in Paris sondern bereits in Vercelli ausgearbeitet habe. Nicht weniger klar wird, daß Thomas einst Lehrer war und vielleicht als solcher auch in Vercelli im Kloster fungierte. 1)

In Betreff einer andern Schrift, De contractibus, die zu guter lezt Gersen geschrieben haben soll, überhebt mich Mella selbst der Mühe Antwort zu geben, denn troß eifrigen Suchens habe er sie nicht auffinden können (1. c. p. 123).

Doch, Gersen war wenigstens gefeierter Lehrer in Vercelli, als dort das Studium generale war? Schickte doch selbst der Hl. Franciscus seine zwei geistlichen Söhne Anton von Padua und Adam von Marsh circa 1222 zu ihm nach Vercelli in die Schule.

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Die Gersenisten beriefen sich für diese Behauptung auf eine Stelle Wadding's (Ann. Min. II, 48), wo er zum J. 1222 schreibt: „Ut solidius et graviori fundamento gratiam praedicandi (Antonius) exerceret, voluit (Franciscus), ut sub abbate Vercellensi apud S. Andream (Ordinis tunc S. Benedicti, ut ejus instituti viri contendunt, sive Canonicorum regularium S. Augustini, ut ipsi decertant et quorum modo est habitatio) mysticam audiret theologiam". Ebendaselbst spricht er auch von Adam de Marsh. Keiner der Gersenisten ging den Quellen nach, woraus Wadding geschöpft hat.

1) Keinesfalls gehört dem Thomas Gallus der unter dem Namen „Mystica Theologia" bekannte Tractat, welcher unter verschiedenen Namen veröffentlicht wurde, z. B. auch unter den Werken des hl. Bonaventura VII. p. 657 ed. Lugd. 1668. Die Untersuchung, ob dem Thomas auch der große Tractat: De differentia mundanae Theologiae atque divinae, sammt dem damit zusammenhängenden in 10 Bücher geteilten Commentar De coelesti hierarchia angehöre (Turin D. V. 28 Bl. 112 ff.; D. VI. 44 BI. 43a; Paris n. 15734 Bl. 245") und eine Erörterung über die andern Schriften dieses berühmten Abtes spare ich mir für später auf.

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Wadding citiert Marcus v. Lissabon und Willot. Aber beide sind nicht die ersten Quellen, es gibt noch frühere. In der Chronik der XXIV Generäle, die 1374 verfaßt wurde und sich handschriftlich in St. Francesco in Assisi, in der Laurenziana in Florenz Cod. 53 Leopold. Gadd., in der Hofbibliothek zu Wien n. 3417, teilweise auch in n. 12707 der Nationalbibliothek zu Paris u. s. w. findet, ist eine Vita s. Antonii, welche identisch ist mit der Legenda alia bei Boll. Jun. II, 724 ff. Ebenda p. 728 findet sich bereits die Stelle : accesserunt (Antonius et Adam de Marisco) ad abbatem s. Andreae de Vercellis, qui tunc inter omnes theologos excellentior habebatur, qui libros b. Dionysii noviter de graeco transtulerat in latinum et pulcherrime commentavit. Tunc enim de Mediolano Vercellas translatum fuerat studium generale". Fünf Jahre hätten sie dort studiert. Wie man sieht, weiß der Autor nur von St. Andreas in Vercelli zu berichten, wo seit c. 1223 Regular= canoniker waren, denen Thomas Gallus zuerst als Prior und dann als Abt vorstand. Marcus v. Lissabon hat die Stelle nahezu wörtlich (vgl. Delle croniche degli ordini instituiti dal P. S. Francesco dal R. P. Marco da Lisbona II, 43. Parma 1581).

Aber die Chronik der XXIV Generäle ist noch nicht die früheste Quelle. In der sogenannten Antiqua Legenda ss. Patris n. Francisci (Cod. Vat lat. 4354), woraus dann später das sogenannte Speculum vite b. Francisci et sociorum ejus (Venetiis 1504) gemacht worden zu sein scheint, kommt die Stelle ebenfalls in ähnlicher Weise Bl. 65b 66 a vor. Und alle berichten zugleich, der Abbas Vercellensis habe in seinem Commentar De coelesti hierarchia dem Hl. Antonius ein glänzendes Zeugniß ausgestellt (Wolfsgruber bringt es S 8 Anm. 5. und zwar aus Bucelin).

Aber auch die letztgenannte Quelle ist noch nicht die früheste. Ehe die Stelle in der erzälten Form weiter verbreitet wurde, machte sie einige Metamorphosen durch. In der Vita des hl. Antonius bei Surius (Jun. p. 723 ff. ed. Colon. 1589 tom. 3) wird ebenfalls berichtet, Antonius habe beim Abbas Vercellensis Theologie studiert; aber von einem Eloge im Commentare De coelesti hierarchia weig sie nichts, sondern sie sagt p. 734, Anton sei nach seinem Tode dem Abbas erschienen, et ille quidem abbas in conventu fratrum suorum hoc viro Dei perhibuit testimonium: Frater, inquit, Antonius de pura Theologia sensu mystico hausit plenissime divini radii gratia illustratus“. Noch weniger enthält die nem= liche Vita im Coder n. 74 der Biblioteca di St. Antonio in Padua (Pergamenths. Anfang des 14. Jhs.): „Erat enim (Antonius) mysticorum eloquiorum capacissimus et in audiendis s Dionysii libris super mundanis eruditissimo totius saeculi viro fratri sc. Adam de Marisco condiscipulus, longe potentius eo doctrinam illam deificam capere dicebatur a communi eorum didascalo Abbati sc. Vercellensi, cujus laudes idcirco ad prae

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