Sayfadaki görseller
PDF
ePub

Der Umstand, dass Basel ganz der reformirten Lehre zugethan, und ein Hauptsitz für alle Häretiker ward die Furcht mithin, seine Pensionen bei all den Kardinälen und Fürsten zu verlieren endlich der Tod seines treuen Frobens bestimmten ihn allmählig, nach einem andern Aufenthalt sich umzusehen. Nach Oesterreich, Polen, Brabant, Frankreich und Engelland suchten ihn, als dieser sein Entschlufs ruchtbar geworden, Minister und treue Freunde hinzuziehn. Er hatte bei allen diesen Rufen aber Gründe, sie auszuschlagen. Kein Unglück jedoch donnerte ihn während seines ganzen Lebens so sehr zu Boden, als das furchtbare Schicksal, das seinen Herzensfreund Thomas Morus in 'London traf. Wir hatten schrieb er an Krakaus Bischof beide nur eine Seele; mir dünkt darum, dass ich mit Morus gestorben bin." Und an Stadion: Die Seele dieses Letztern war weisser als Schnee. Ohne seines gleichen war und wird immer sein Genie seyn. Engelland, die Mutter glücklicher Köpfe, hat noch keinen hervorgebracht, wie der seine war, wird auch keinen hervorbringen können."

[ocr errors]
[ocr errors]

[ocr errors]
[ocr errors]

Durch die Huttenschen und die darauf folgenden Streitigkeiten war Erasmus schriftstellerische Thätigkeit etwas beschränckt, oder speciell - polemisch geworden. Als die Streithitze ein wenig verraucht hatte, nahm er wiederum mehr reinwissenschaftliche Gegenstände vor. So erschienen die „Exomologesis", die "Colloquia," (eines seiner vorzüglichern, dem Verfasser aber auch gefährlichsten Werke;) darauf Uebersetzungen einzelner Stücke der heil. Schrift, und theologische Abhandlungen darüber. Endlich Editionen einzelner, und vollständiger Schriften von Kirchenvätern, als Origines, Chrysostomus und Ambrosius. In der Schrift: Der Ciceronianer" geiselte er den Götzendienst, welchen übertriebene Verehrer des grofsen Redners

mit seinen Schriften trieben, und die lächerliche Wuth, womit sie die nachgeahmte Manier derselben in der Literatur legitim zu machen bemüht waren. Alle Philologen und Grammatiker schrieen Zetter gegen diesen Freigeist in der Theorie der Beredsamkeit. Jul. Scaliger vor Allen suchte die Ehre des Meisters zu rächen. Auch Stephan Dolet von Orleans stand diesem erstern nicht nach. Mit billigern Gesinnungen hatten die Häupter, und geistreichsten Schriftsteller der Ciceronianer, Sadoletus und Bembus die Abhandlung ihres Freundes aufgenommen; ruhig liefsen sie den Kärnertrofs die Sache verfechten, dem es um seine Perioden, Phrasen und Lesarten galt. Ein unsterbliches Verdienst erwarb er sich in dieser Epoche ferner noch durch eine neue Ausgabe des Seneka.

Mit Empfehlungsschreiben König Ferdinands versehen, umsonst von den Bürgern Basels und seinen Freunden daselbst zur Sinnesänderung bearbeitet, reiste Erasmus jetzt nach Freyburg im Breisgau ab, und verlebte im Umgange mit Huldreich Zasi, glückliche Tage.

Ohngeachtet er die engern Verhältnisse mit den Evangelischen aufgegeben hatte, und Melanchthons Einladung mit auf den Augsburger-Reichstag zu kommen, wo es um Vereinigung der Konfessionen sich handelte, abgelehnt hatte, so wandte er doch beim Kaiser und Kardinal Campegius seinen Einflufs bestens an, gewaltthätige Maasregeln zu verhindern. Er schrieb auch in diesem Geiste die Abhandlung von der liebenswürdigen Einigkeit der Kirche." Doch schien sie beider Partheien Mifsbilligung sich zugezogen zu haben. Ruhiger, nach Melanchthonischen Grundsätzen, war die Beleuchtung derselben durch Anton Korvin.

[ocr errors]

Die Pest vertrieb im Jahr 1531 Erasmus auch von

Freyburg wieder, nachdem er an diesem Orte unvergessliche Bekanntschaften gemacht, und Besuche gewichtiger Männer und Gelehrten von der Ferne aus daselbst erhalten hatte. Es fehlte ihm zwar auch hier an Fehden nicht, worunter die mit Steuchus Eugubinus, Genesius Sepulveda, der die Wüthereien seiner Landsleute gegen die Westindianer schaamlos in Schutz genommen hatte; sodann die mit Herborn, dem Franziskaner, die wesentlichsten waren. Auch mit Luthern, der ihm seit längerer Zeit mit der gröfsten Verachtung begegnete, gerieth er durch Justus Jonas, und Nik. Amsdorf, neuerdings in feindselige Berührung. Luther drückte sich mit einer Bitterkeit gegen seinen Charakter und seine Theologie aus, welche er gegen wenige gebrauchte; er bezeichnete ihn für einen Feind aller Religionen, als einen erklärten Feind Christi, das vollkommenste Ebenbild und den lebendigsten Abdruck des Epikur und Lucianus; eine Schlange, der er herzlich gram sey, dessen Bücher zu lesen er allen Gottesfürchtigen treulich widerrathe, weil sie weder zu guter Disciplin, noch zum Verstande dienten; einen Spötter der Religion, Polizey und Oekonomie, des Kirchen- weltlichen und Hausregiments, der, da Gott für sey, wenn ihre (der Evangelischen) Confessio und Apologia todt wären, eine Epikurische Kirche errichten würde; einen Buben in der Haut, dem Gott Vater, Sohn und heil. Geist ein lächerlich Ding sey, der den jungen Knaben im Zunder Feuer aufschlage, und Christum halte, wie er (Luther) Claus Narren; einen rechten Momus, der Tag und Nacht Wankelwort ersinne, dass seine Bücher auch könnten von den Türken gelesen werden. Wenn man meint, - fährt jener fort er habe viel gesagt, so hat er nichts gesagt; denn alle seine Schriften kann man ziehen und deuten, wie und wohin man will.. Darum kann er weder von uns, noch von den Papisten

ergriffen werden. Es ist nicht sein Ernst, wenn er gleich Christi gedenkt, wie gemeiniglich alle Italiener! und Welschen thun, mit denen er viel umgangen ist, die sagen: Ohe du bist ein guter Christ, dafs du an einen glaubest, der von einer Jungfrau geboren. ist! Seine Proposition so schliefst die Invec-: tive und fürnehmste Lehre ist: man soll sich nach der Zeit richten, und den Mantel nach dem Winde henken; hat allein auf sich gesehen, ihn selbst gelebt, dafs er möchte gute Ruhe und Tage haben u. s. w.“ –

[ocr errors]

Wenn diese gestachelte Charakteristik um so merkwürdiger und wichtiger ist, da das Haupt einer grofsen Parthei sie für alle übrigen aussprach, so, verdient doch anderseits auch angeführt zu werden, dass Luther den literarischen Ruhm nach seinem Tode öfter gegen die Gegner des Erasmus die Ultrapapisten in Schutz nahm.

[ocr errors]

T

Die letzten Arbeiten, wodurch Erasmus diesem Ruhm, dem längst verbürgten, noch gegen Ende seines Lebens die Krone aufsetzte waren: die Edition der sämmtlichen Werke des heiligen Augustins, welche er mit besonderer Liebe und Genauigkeit seit: längerer Zeit veranstaltet hatte; hierauf eine Uebersetzung des Hiero von Xenophon, eine Apo-. logie der Transsubstantiations Lehre des Algerus, und eine Untersuchung über den Türkenkrieg", welche das meiste Aufsehen und die verschiedenartigsten Urtheile erregte; sodann die Apophtegmata, ein brauchbares Schul- und Lesebuch; Ausgaben, Uebersetzungen und Kommentare von Basilius, Gregor von Nazianz, die Edition des Terentius, auf welchen Komiker Erasmus sehr grofsen Werth legte, Paraphrasen und Kommentare über Psalmen; die Abhandlungen: Trostschrift zum Tode, der evangel. Hutt. Op. T. IV. 41

[ocr errors]

Prediger, und einige kleinere, weniger bedeutende Pieçen. Kurze Zeit darauf, nachdem er von Freyburg zurück in Basel angekommen, und Willens war, einer Einladung der Regentinn in den Niederlanden zu fol gen, fühlte er sein Ende nahen. Er gab sein Testament, mit Vernichtung des früher geschriebenen, bei der Behörde zu Protokoll, und erwartete mit ruhiger Ergebung, voll religiöser Gefühle die Stunde des Scheidens. Nach freundlichem Abschied von dem Kreise seiner noch übrigen Baslerfreunde segnete er in der Nacht vom 11ten auf den 12ten Julius 1536, als Christ und Philosoph das Irrdische, ohne Beicht und Abendmahl, was beide Partheien ihm später höchst übel gedeutet haben, jedoch unter beständigem Gebet zum Meister der menschlichen Schicksale. In St. Petersstift ruht seine Hülle, im Universitätskabinete steht sein von Holbein gemahltes Brustbild, mit der Ueberschrift:

Ingens ingentem quem personat orbis, Erasmum

Hæc tibi dimidium picta tabella refert.

At cur non totum? mirari desine lector,

J

Integra nam tantum terra nec ipsa capit.

Der zahllosen Epitaphien, Trauergedichte und Denkmale," die seine Vaterstadt, und andere Zeugen seiner Gröfse mehr, ihm errichtet, hier nicht zu gedenken.

Die vollständige Sammlung von Erasmus Werken ist zu Basel durch Le Clerc in 10 Folio Bänden besorgt worden.

[ocr errors]

9) Der Streit des Ulrich von Hutten mit Erasmus von Rotterdam.

Der Herausgeber von Huttens Werken hatte sich anfänglich vorgenommen, den Beilagen zum vierten Bande eine umständliche kritische Darstellung und Beleuchtung des eben so merkwürdigen als unglückseeligen Streites zwischen Ulrich von Hutten und Erasmus von

« ÖncekiDevam »