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drückung zu erhalten. Gerne hätte er sich zu Allem, ja selbst zu einer Geldsumme verstanden, auf die, nach seiner Aussage, Eppendorf angespielt haben soll. Dafs Hutten dies selbst je gethan, ist leere Hypothese, nirgends erwiesen, und durch seinen bei so vielen Anlässen als unbestechlich erwährten Charakter zum voraus widerlegt, überhaupt eine gemeine triviale Beschuldigung, von den Feinden seines Ruhmes ersonnen, um sein Andenken in den Staub zu ziehn. Vielleicht hatte Eppendorf aber als eine natürliche Verpflichtung im Fall der Unterdrückung des Büchleins sie aufgestellt, als Schadenersatz für bisherige Kosten des Verfassers und des Verlegers.

Während nun so Erasmus und seine Freunde in Ungewissheit über das Kommende schwebten, begab es sich, dafs Hutten auch aus Mülhausen, seines Antheils an Reformirung dieser Stadt wegen, vertrieben wurde, und nach Zürich sich flüchten mufste. Die bereits bekannt gewordene Sache ward hier mit Zwingli und Andern vielfach besprochen, und alle wünschten freilich, dafs die zu erscheinende Streitschrift weniger stark und bitter abgefafst worden wäre, so zwar, dass Hutten selbst an Erasmus sich gewendet, und die stärksten Stellen mit der zu heftigen Bitterkeit des Herzens und der Leidenschaft des Momentes entschuldigt haben soll. Erasmianer melden dies; die Beweise dafür haben wir aber nirgends aufgefunden. Genug, die fürchterliche "Expostulatio" erschien im Heumond 1523 zu Strasburg, und fand natürlich eine ungeheure Anzahl Leser, von denen der gröfste Theil mit dem Innhalt einverstanden, und gegen Erasmus eingenommen wurde. Ein allgemeiner Enthusiasmus, im Ganzen mehr gegen die Parthei im Allgemeinen, welche den Grundsätzen und der Verfahrungsweise des Erasmus huldigte, als gegen seine Person, gerichtet, ward rings vernommen.

Erasmus gürtete sich zur Rache und schweren Wiedervergeltung, und schrieb wider die „Expostulatio“ eine Gegenschrift, Spongia", die eben so sehr als ein Meisterstück seiner Beredsamkeit gelten kann, als jene die Krone von Huttens Invektiven in Hinsicht der Pracht des Styles und der Stärke der Gedanken ist. Während er aber noch mit Ausarbeitung derselben beschäftigt war, suchte er zugleich auf polizeylichem Wege seinen Gegner zu erdrücken, und ihm fühlbar zu machen, was für einen Mann er in seiner Person beleidigt und verwundet habe. Er schrieb nemlich an den Züricher Rath einen Brief in teutscher Sprache, warnte ihn vor Hutten nachdrücklichst, beschuldigte diesen der Umtriebe wider Kaiser und Pabst, und suchte sie auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die sie durch seine Beherbergung sich zuziehen möchten. *) Dies war ein unedler Schritt von Erasmus, der jeden Biedermann gegen, ihn einnehmen mufste, aus dem auch bei den Arabern der Wüste und den Wilden geltenden Grundsatz: Res sacra miser. Man vergleiche damit die Antwort Ulrichs, der, ohne seinen unversöhnlichen Gegner so grimmig zu verlästern, in schlichten, rührenden Worten seine Vertheidigung anbringt.

Nun aber folgte der Hauptschlag. In der Spongia wurden alle Beschuldigungen, die Ulrich von Hutten wider Erasmus angebracht, auf eine Art und mit einem Aufwand von Gelehrsamkeit widerlegt und widervergolten, die zwar auf das dialektische Talent, die rhetorische Gewandtheit und den Scharfsinn des Letztern ein neues glänzendes Licht, aber keineswegs so auf dessen

*) Warum gedenkt Stolz, der Lobredner des Erasmus, dieses Schreibens und der Antwort des verfolgten Huttens darauf nicht, da doch Hefs, der warme Biograph des Erstern sie unverholen an= geführt und beigefügt hat?

Charakter und Herzensgesinnung werfen, was auch immer enthusiastische Panegyristen des Alten dafiir anbringen mögen. Beim ersten Vergleichen der geschminkten, gesuchten, sophistischen Rede desselben mit der, aus der Fülle des Herzens und einer, durch kein persönlich niedriges Motiv geleiteten, sondern aus innigster Ueberzeugung und gekränkter Leibe für die gute Sache, hervorquellenden Begeisterung geschriebenen Schrift des todkranken Flüchtlings, zeigt sich jedem Unbefangenen gleich der schneidende Kontrast, und unwillkührlich die Entscheidung, wer von Beiden bei aller Leidenschaft, in die sie beide verfielen, mehr Recht für sich hat. Doch ein Näheres über Beide in der versprochenen Schrift.

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Die Spongia war Huldreich Zwingli, dem berühmten schweizer'schen Reformator zugeeignet worden, mit welchem Erasmus damals noch so ziemlich gut stand. Es scheint jedoch, als habe jener weniger Gefallen an dem Geschenk und Werke seines Freundes gehabt, als dieser wohl vermuthet, und auf Erwiederungsschreiben, die Erasmus nicht für gut gefunden hat, seiner Briefsammlung einzuverleiben, strich er bei der folgenden Ausgabe die Zueignung an Zwingli weg, und setzte dafür eine Præfatio ad Lectores hin.

Aber einen noch widrigern, und dem Verfasser höchst nachtheiligen Eindruck erregte sie bei einer Menge anderer Gelehrten, an deren Achtung und Beifall Erasmus immerhin viel gelegen seyn musste. Dass Luther, ohngeachtet er auch mit Hutten nicht ganz zufrieden war, sich sehr gegen die Art, womit Erasmus verfahren und, statt in die Sache einzugehn, überall nur auf den Charakter seines Gegners alle Geschosse gerichtet hatte, erklären würde, war vorauszusehn, und ein Brief an Nikolaus Hausmann, so wie ein anderes Schreiben: de fucata Erasmi Spongia beweisen die Gefühle des Unwillens über den Sophisten. Aber auch Hutt. Op. T. IV.

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viele andere Gemäfsigtere, wie z. B. Melanchthon liefsen laut ihre Mifsbilligung des Geschehenen hören. Am meisten aber schadete Erasmus der noch vor dem Erscheinen der Spongia erfolgte Tod seines Gegners, und die hierauf später verbreitete Meinung des Publikums, dafs er erst durch diesen Umstand so muthig und heroisch geworden und an dem Feinde im Grabe sich rächen wolle. ")

Das Andenken an die grofsen Tugenden und Verdienste Ulrichs von Hutten erwachten zugleich mit neuer Stärke; die Verirrungen des Lebens hatte er so eben durch das schmerzvollste Ende einer langjährigen Krankheit gebüfst.

Von diesem Gefühle aus müssen nun auch die Schritte beurtheilt werden, die seine feurigern Freunde für die Ehre des Todten unternahmen.

Es traten Erasmus Alberus und Heinrich v. Eppendorf mit heftigen Anschuldigungen wider Erasmus auf, und verbitterten ihm mehr durch die zahlreiche Verbreitung derselben in ganz Teutschland und selbst in andern Ländern, als durch das Gewicht ihres persönlichen Ansehens in hohem Grade die ihm so kostbare Ruhe und Behaglichkeit des Lebens, und er war gezwungen, links und rechts bei seinen und Huttens gemeinschaftlichen alten Freunden sich zu vertheidigen. Hermann von dem Busch erklärte sich ebenfalls wider ihn. Am allerheftigsten aber verfuhr mit ihm der strasburgische Gelehrte, Otto v. Brunfels, indem er es unternahm, in einer eigenen Replick, die

*) Der bittere schneidende Ton in der neuen Præfatio an die Leser, welche meist Persönlichkeiten enthält, das Vorwerfen der Armuth und Krankheit, so wie die Stelle eines Briefes au Goclenius, worin er diesem meldet: " Hutten ist gestorben; leider verliert nun mein Schwamm einen grofsen Theil seines Reizes" trugen nicht wenig dazu bei, diese Meinung zu bekräftigen.

Behauptungen und Angriffe Erasmus in der Spongia Punkt für Punkt zu widerlegen. Er that dies in einem so bittern, beissenden, meist aber sehr überzeugenden Tone, dafs Erasmus, der umsonst die tiefe Kränkung unter dem gelehrten Stolze gegen die Anmafsung eines literarischen Klopffechters vornehin zu verstecken suchte, in der Verzweiflung es für das Gerathenste hielt, eben diese Legitimität des Primates unter den Gelehrten seiner Zeit als Wehrstein hinzusetzen, und den Kampf für geendigt zu erklären. Inzwischen fiillte er aber alle Briefe noch mit Anzüglichkeiten und heftigen Ausfällen auf seine Gegner, ja selbst auf den läugst modernden Hutten an, suchte den Verleger der Gegen - Schriften, Schott in Strasburg durch Insinuationen bei den Behörden zu ruiniren, ohngeachtet dieser Familienvaler war, und für den Inhalt der bei ihm gedruckten Werke ja nicht verantwortlich seyn konnte, und beklagte sich -bitter darüber, als der Rath zu Strasburg nicht gleich mit Feuer und Schwert strafte. Am meisten verlor er aber auch dadurch bei vielen seiner bisherigen Verehrer, dafs er den sittlichen Charakter, und die unglücklichen physischen Zufalle Huttens, wiewohl er den Namen desselben nicht genannt, in seinen Dialogen, namentlich in den zweien: Proci et Puellæ, und youos ayaus mit boshaftem Witze schilderte. Moge der allverehrte Herausgeber des Sophronizon es mir verzeihen, wenn ich in die, im 3ten Hefte des IV. Jahrgangs dieses Journales angeführte, Entschuldigung und Verwahrung des Erasmus gegen diesen Vorwurf nicht einstimmen kann. Meine Hochachtung gegen denselben und seine Verdienste ist so grofs, als sie bei irgend jemand nur seyn kann; aber hier hatte ihn die Leidenschaft sichtbarlich und mit ungewöhnlicher Macht ergriffen, und die Persiflage in jenen Dialogen ist so

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