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viele andere Gemäfsigtere, wie z. B. Melanchthon liefsen laut ihre Mifs billigung des Geschehenen hören. Am meisten aber schadete Erasmus der noch vor dem Erscheinen der Spongia erfolgte Tod seines Gegners, und die hierauf später verbreitete Meinung des Publikums, dafs er erst durch diesen Umstand so muthig und heroisch geworden und an dem Feinde im Grabe sich rächen wolle. *)

Das Andenken an die grofsen Tugenden und Verdienste Ulrichs von Hutten erwachten zugleich mit neuer Stärke; die Verirrungen des Lebens hatte er so eben durch das schmerzvollste Ende einer langjährigen Krankheit gebüfst.

Von diesem Gefühle aus müssen nun auch die Schritte beurtheilt werden, die seine feurigern Freunde für die Ehre des Todten unternahmen.

Es traten Erasmus Alberus und Heinrich v. Eppendorf mit heftigen Anschuldigungen wider Erasmus auf, und verbitterten ihm mehr durch die zahlreiche Verbreitung derselben in ganz Teutschland und selbst in andern Ländern, als durch das Gewicht ihres persönlichen Ansehens in hohem Grade die ihm so kostbare Ruhe und Behaglichkeit des Lebens, und er war gezwungen, links und rechts bei seinen und Huttens gemeinschaftlichen alten Freunden sich zu vertheidigen. Hermann von dem Busch erklärte sich ebenfalls wider ihn. Am allerheftigsten aber verfuhr mit ihm der strasburgische Gelehrte, Otto v. Brunfels, indem er es unternahm, in einer eigenen Replick, die

*) Der bittere schneidende Ton in der neuen Præfatio an die Leser, welche meist Persönlichkeiten enthält, das Vorwerfen der Armuth und Krankheit, so wie die Stelle eines Briefes au Goclenius, worin er diesem meldet: » Hutten ist gestorben; leider verliert nun mein Schwamm einen grofsen Theil seines Reizes" trugen nicht wenig dazu bei, diese Meinung zu bekräftigen.

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Behauptungen und Angriffe Erasmus in der Spongia Punkt für Punkt zu widerlegen. Er that dies in einem so bittern, beissenden, meist aber sehr überzeugenden Tone, dafs Erasmus, der umsonst die tiefe Kränkung unter dem gelehrten Stolze gegen die Anmafsung eines literarischen Klopffechters vornehin zu verstecken suchte, in der Verzweiflung es für das Gerathenste hielt, eben diese Legitimität des Primates unter den Gelehrten seiner Zeit als Wehrstein hinzusetzen, und den Kampf für geendigt zu erklären. Inzwischen fiillte er aber alle Briefe noch mit Anzüglichkeiten und heftigen Ausfällen auf seine Gegner, ja selbst auf den läugst modernden Hutten an, suchte den Verleger der Gegen - Schriften, Schott in Strasburg durch Insinuationen bei den Behörden zu ruiniren, ohngeachtet dieser Familienvater war, und für den Inhalt der bei ihm gedruckten Werke ja nicht verantwortlich seyn konnte, und beklagte sich bitter darüber, als der Rath zu Strasburg nicht gleich mit Feuer und Schwert strafte. Am meisten verlor er aber auch dadurch bei vielen seiner bisherigen Verehrer, dafs er den sittlichen Charakter, und die unglücklichen physischen Zufalle Huttens, wiewohl er den Namen desselben nicht genannt, in seinen Dialogen, namentlich in den zweien: Proci et Puellæ, und youos ayaus mit boshaftem Witze schilderte. Moge der allverehrte Herausgeber des Sophronizon es mir verzeihen, wenn ich in die, im 3ten Hefte des IV. Jahrgangs dieses Journales angeführte, Entschuldigung und Verwahrung des Erasmus gegen diesen Vorwurf nicht einstimmen kann. Meine Hochachtung gegen denselben und seine Verdienste ist so grofs, als sie bei irgend jemand nur seyn kann; aber hier hatte ihn die Leidenschaft sichtbarlich und mit ungewöhnlicher Macht ergriffen, und die Persiflage in jenen Dialogen ist so

offenbar signalisirend, dafs jeder beim ersten Anblick erkennt, wer damit gemeint sey.

Doch es schliefse sich die unerfreuliche Episode aus dem Leben und Wirken zweier Männer, deren Geister, längst versöhnt, noch jetzt, je auf verschiedenen Wegen, für Recht, Licht und Freiheit in ihren Schriften wirken. Dem Leser bleibe es verstattet, da alle Akten ihm vollständig vorliegen, sein Urtheil selbst zu fallen, und mit denselben unsere Geschichtserzählung zu vergleichen, die wir ihm wir wiederholen es blos zur leichtern Uebersicht des Ganzen vorläufig gegeben haben.

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10) Heinrich v. Eppendorf, dem eine adeliche Herkunft bald beigelegt, bald abgesprochen wurde, dessen Geburtsjahr unbekannt, dessen Vaterort aber ein sächsisches Dorf war, von dem er später den Namen trug, hielt sich längere Zeit als Stadtschreiber zu Camentz in der Oberlausitz auf. Herzog Georg von Sachsen, auf seine Talente aufmerksam gemacht, beschlofs für seine geistige Ausbildung etwas Bedeutendes zu thun, und schickte ihn, nachdem er eine Zeitlang in seinen Diensten gestanden, nach Basel, die Vorlesun gen des Erasmus von Rotterdam zu hören, oder we nigstens in dessen Umgang Manches zu erwerben, was weder Kanzel noch Buch, sondern nur das lebendige Wort und das Gemüth eines ausgezeichneten Mannes giebt. Auch den Unterricht des Zasius genofs er, und ward besonders von diesem sehr liebreich und freundschaftlich behandelt und unterstützt.

In Basel war es aber, wo ihn ein böser Geist in die Irrungen Huttens und Erasmus hineinstellte, und ihm eine Rolle gab, von der wir nicht recht wissen, ob er sie sehr ehrenhaft gespielt. Aus dieser Tragödie

entspann sich für ihn eine eigene zweite, mit demselben grofsen Mann, gegen den er Hutten soll aufgehetzt haben. Erasmus, vielen seiner eigenen Acufserungen zufolge, scheint etwas unvorsichtig über Eppendorfs Aufführung, Charakter und Tendenzen sich in einem Briefe an Herzog Georg, dessen Beschützer, herausgelassen zu haben. Mag nun immerhin Eppendorf ein wenig Renomnist, und in seiner Lebensart eben kein Ascet gewesen seyn, so hatte doch Erasmus den Schein gegen sich, aus einer Privatabneigung gegen ihn, und dadurch ein wenig unedel, gehandelt zu haben, dass er hinter Eppendorfs Rücken ihm nicht nur das Herz seines Beschützers entfremdete, sondern durch seirren mächtigen Einfluss auf Herzog Georg, und die Freundschaft mit dessen Kanzler, selbst den Zorn des Fürsten ihm zuzog. Eppendorf erfuhr dies von dritter Hand.

War er nun früher schon in der Huttenschen Geschichte durch Erasmus Spongia grell genug als Zwischenträger und Veranlasser des unseeligen Zwistes hingestellt, und dem Unwillen der Welt, welcher auf Souffleurs dieser Art zu fallen pflegt, preis gegeben worden, so musste Eppendorf, dem es um seine Ehre und ökonomische Existenz jetzt galt, doppelt gegen Erasmus erbittert seyn, um so mehr, da das Recht mehr auf seiner Seite stand, oder er, wenigstens mit einem grofsen Scheine des Rechtes, denselben als hämischen Verläumder blosstellen konnte. Wirklich säumte er auch nicht. Er beschlofs seine Sache nicht durch Schriften, sondern auf dem Wege Rechtens zu verfechten, und strengte bei dem Rathe in Basel eine förmliche Klage wider Erasmus an, welch ersterer ihm auch feierlich Gerechtigkeit versprach, aus Achtung für den Beklagten, aber vielleicht die Sache etwas verzögerte. Erasmus ward beschuldigt, Verfasser eines ehrenrührerischen Schreibens

gewesen zu seyn, und zu folgenden drei Punkten aufgefordert: 1) Widerruf des Geschriebenen, und ein neuer Brief an Herzog Georg zu seinen Gunsten; 2) Dedikation eines Buches, um ihn in den Augen des grössern Publikums zu rechtfertigen; 3) endlich Bezahlung von 300 Dukaten an die Armen zu Basel und Strafsburg, als Entschädigung für die zugefügte Beschimpfung.

Erasmus suchte zwar jene Autorschaft des Briefes an Herzog Georg in Abrede zu stellen; gleichwohl scheint er seinem Gedächtnifs nicht ganz getraut zu haben, was er eigentlich diesem zugeschrieben, oder sein Gewissen vielleicht sagte ihm ein Anderes. Er gerieth darüber in die peinlichste Verlegenheit, und seine Angst leuchtet aus allen wegen dieser Sache geschriebenen Briefen deutlich hervor. Anfänglich suchte er den Eppendorf lächerlich zu machen, schob ihm wegen jener Forderung der 300 Dukaten die Absicht unter, dafs es ihm blofs um eine Geldsumme zu thun sey, die er von ihm erpressen wolle. Mochte dies aber auch sehr wahrscheinlich seyn, so hatte doch Eppendorf seine Sache so fein gestellt, dass er vor dem Publikum rein, und noch dazu als wohlthätiger Mann dastand, da er die Armen bedacht. Erasmus Angst nahm zu, und seine Abneigung vor Prozessen, die ihn in seiner Bequemlichkeit und in seinen Arbeiten stören mussten, und die Furcht vor dem trotzigen Ungestümm seines Gegners, der ihm allenthalben neue Feinde wecken konnte, bestimmten ihn endlich doch, die Vermittlungsvorschläge zweier gemeinschaftlicher Freunde, Beat Rhenanus, und Ludwig Beers anzunehmen, welche beide für Erasmus Ruf besorgt waren. Er verstand sich also zum Schreiben an Herzog Georg, und zur Dedikation des Buches, unter der Bedingung, dass Eppendorf zuvor seiner Freundschaft ihn versichere.

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