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pertinenz“, „Abscheulichkeit“ genannt (S. 128. 205. 243), und auf den „Papismus“
Alles geschmäht, was eine kranke Phantasie nur ersinnen kann. Man muß dies
wohl der Ahnung beimessen, daß Protestanten in der Kirche ihr Heil suchen könnten,
welche von treulosen Söhnen verrathen wird. „Lieber wollen wir uns selbst tödten“,
sagt der Herr Oberbibliothekar von der Neva aus im Namen der Deutschen. „In
der Nationalität und Persönlichkeit, deren wahrhaft göttlicher Institution jeder Mensch
mit unzweifelhafter Gewißheit in der eigenen Bruft sich bewußt ist", nicht in der Rück-
fehr zur firchlichen Einheit liege das Palladium des persönlichen und nationalen Wohles.
(Den ernsten Zug der Zeit nach dem Gottesfrieden lernt man eben nicht aus Büchern.)
Um den Protestanten jede Annäherung zu verleiden, werden die alten Geschichten von
der Inquisition hervorgeholt, wird ein Massenabfall der Katholiken in Aussicht gestellt,
dem ein Bruch der Regierungen mit Rom, nöthigenfalls auch eine Revolution des
Volkes und dann eine allgemeine Auflösung aller Kirchenverhältnisse, auch der pro-
testantischen, mit Einführung von Freigemeinden und Volkskirchen unter der Leitung
von freigesinnten, apostasirten Priestern und Gelehrten zur Seite gehen werde. Zu
demselben Zwecke wird Alles vorgesucht, was immer die Vorkämpfer der katholischen
Kirche in ein gehässiges Licht stellen kann (S. 136. 142 ff. 163. 167 f. 170. 174.
182 ff. 197 ff. 205. 247. 256 ff. 308. 459 ff. 489).

An allem Verfall ist „das Unfehlbarkeits- und Alleinseligmachungsdogma des
Mittelalters" schuld; es hat die von Natur gemüthvolleren Süddeutschen „zu barba-
rischen Unmenschen gemacht“ (S. 228); Frankreich ist dadurch an den Rand des Ver-
derbens gebracht (S. 229 f.); in Italien ist es seit Langem „die nationale Calamität“
(S. 231 f.); der Bruch mit demselben bei den Deutschen „von der Rücksicht auf die
persönliche und nationale Ehre und Würde gefordert“ (S. 235), so daß sonst ein
,,Rückfall in die Barbarei“ unvermeidlich scheint (S. 240). Daher wird Bayern auf's
Neue beschworen, hierin Andern mit dem Beispiele voranzugehen“ (S. 242); hier
liege die Lebensaufgabe der Deutschen (S. 243); die ganze Bildung und Erziehung
des Klerus soll nach den modernen Ideen durch encyklopädisches, völlig von der
Auctorität befreites Wissen umgestaltet werden (S. 336 ff.);,,die Theologen müssen
Kinder eines ganz andern Geistes werden“, als des von der Auctorität geleiteten
(S. 399) und durch die öffentliche Meinung“ sich die ihnen gebührende Macht er=
ringen, sie können nicht mehr den beiden Herren, dem Papste mit den Bischöfen und
der Wissenschaft dienen“ (S. 401); diese lezte muß auf stete Abnahme und Ver-
minderung der Gläubigkeit“ hinwirken (S. 431) und die Demokratie in der Kirche
zur vollen Herrschaft bringen (S. 457); es wäre hiebei gerechtfertigt im Interesse der
Selbsterhaltung, wenn man auch die berauschten oder toll gewordenen
Leiter des Schiffes in die See würfe“ (S. 458); „in dieser Lage befindet
sich heutzutage namentlich jeder. katholische Theologe gegenüber dem Episkopate, im
Wesentlichen der nämlichen Lage, in welcher die Apostel und Jünger des Herrn den
jüdischen Hohenpriestern und heidnischen Pontifices gegenüber sich befanden!“ (ebendas.)

,,Der unchristliche Geist der Herrschsucht hat die Hierarchie ganz durchsäuert“
(ebendas.); mit den protestantischen Freigemeindlern werden die Gesinnungsgenossen
von Pichler zur Herstellung der „Kirche des Geistes“ zusammenwirken, „auch die Elite
des katholischen Klerus, die indeß vorerst noch sehr wenige Mitglieder zählt, wird zu
den Mitkämpfern für christliche Freiheit gehören“ (ebendas.). „Auf dem Standpunct
des Janus“ darf freilich nicht geblieben werden, denn „alle hierarchische und theologische
Prätension auf Unfehlbarkeit und Alleinseligmachung muß unbedingt aufgegeben werden“
(464). Dieses Banner sollte Döllinger dem liberalen Klerus offen vorantragen (466);

mit Schenkel gepaart auf Grund des dogmatischen Indifferentismus (475 f.), und den Frhr. v. Bunsen und Nippold als Führer anerkennend (481 f.), sollte der Münchener Professor sich, um alles Odiöse zu meiden, an die Spiße eines „deutschen Vereins zur Beförderung wahren Christenthums“ (S. 489) stellen und durch ihn „eine einzige große Nationalkirche“ (ebendas.) gründen. „Unterwerfung unter die Resultate der fortgeschrittenen modernen Wissenschaft“ (522) und Absagebrief an Papst und Concilien, vorab das tridentinische (526), bildeten die Brücke zu der neuen Allerwelts-Kirche, von welcher nur die Ultramontanen mit ihrem „Wahn“ von „Alleinseligmachung der römischen Kirche“ (529) excommunicirt sein werden. Mit „diesem im höchsten Grad verderblichen Wahn“ ist keine Aussöhnung möglich (530). „Nur dieser Ausspruch ist das Trennende“; durch ihn ist, wird noch auf der vorleßten Seite wiederholt, die römisch-katholische Kirche „die größte Feindin der Eintracht und Liebe.“

Begreiflich können solche Ausbrüche kaum mehr als ein pathologisches Interesse bean= spruchen. Hier kommt nun in erster Linie der Verlauf der geistigen Krankheit des Verfassers in Betracht. Herr Pichler gibt darüber selber die nöthigen Aufschlüsse. Das Uebel begann sich zu entwickeln mit seiner Spannung gegen den römischen Inder, der gewisse Literarische Erzeugnisse Pichlers einer wohlverdienten Censur unterwarf. Mit einer Klage über die furchtbare Macht dieses Instituts beginnen die Aufschlüsse. „Ich kann aus bitterer Erfahrung reden. Acht Jahre lang war ich Privatdocent an der Münchener theologischen Facultät, und erfreute mich in einem Grade, wie wohl nie in einem höhern ein Anderer, des Wohlwollens des gelehrtesten aller Theologen Europa's, der meinen Fleiß und mein redliches Streben schäßte. Ohne mich zu rühmen, darf ich sagen, daß ich wissenschaftliche Leistungen aufweisen konnte wie kein einziger meiner klericalen katholischen Altersgenossen zu der Zeit, als ich zum ersten Male auf den römischen Inder kam. Und was war der Lohn?“ (S. 178.) Der Verfasser sagt uns nicht, daß der römische Inder Unrecht gehabt; er scheint es als sich von selber verstehend anzusehen, daß der Inder nur Unrecht haben könne. Fenelon, der auch von großen Leistungen sprechen konnte, handelte ganz anders, als die römische Censur über eines seiner Werke ihm bekannt wurde. Freilich er hatte auch über katholische Wissenfchaft und das, was der Priester vor Allem seiner rechtmäßigen Obrigkeit schuldig ist, ganz andere Begriffe, als Pichler. Dieser, weit entfernt, sich zu unterwerfen, schmäht noch seinen milden Erzbischof als einen ungerechten Hierarchen, weil derselbe ihm jene Unterwerfung zumuthete und nach deren Verweigerung in wirklich schonendster Weise ihn sein Unrecht fühlen ließ: „Da ich jeder Insinuation einer Rehabilitation durch Abfassung einer dem Romanismus zusagenden Schrift auswich, da ich zur Unterzeich= nung einer von dem Erzbischofe mir vorgelegten Formel der Unterwerfung mich um so weniger verstehen konnte, als mich schon die Uebergabe einer in bester Absicht von meinem hohen Lehrer Döllinger mir in die Feder dictirten, von dem Ordinariate für ungenügend erfundenen Unterwerfungsformel nach kurzer Zeit, als ich dem römischen Inder ein genaueres Studium gewidmet hatte, gereute, so wurde ich bei Anstellung von Professoren der Theologie, wobei der Erzbischof ein entscheidendes Votum abzugeben hat, mehrmals übergangen; und ganz natürlich, da die bayerischen Bischöfe ihren an der Universität studirenden Candidaten den Besuch meiner Vorlesungen nach erfolgtem Inderurtheil über mein Buch verboten hatten. Meine Bitte, mich nicht zur Auswanderung zu zwingen, hatte keinen Erfolg, und der Minister bedauerte, daß ihm die Hände gebunden seien“ (ebendas.). Vor jedem gerechten Gerichte kann es keinen Augenblick zweifelhaft sein, auf welche Seite sich das Urtheil zu schlagen hat. Wenn Pichler nur den allereinfachsten Folgerungen aus dem katholischen Glauben Gehör

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schenkte, so konnte er es gar nicht darauf ankommen lassen, daß also gegen ihn verfahren wurde; für den Gelehrten bestehen keine Ausnahmsgeseße in der katholischen Kirche. Wer das Unglück hat, durch seine wissenschaftlichen Untersuchungen an seinem Glauben Schiffbruch zu leiden, erwirbt damit kein Recht zur Empörung gegen die Kirche. Pichler behauptet, er habe damals noch den Glauben besessen, d. h. wohl gemeint, den Glauben zu besiyen, eine Meinung, die seitdem jedenfalls verschwunden ist: „Dies Alles war zu einer Zeit, wo an meiner tridentinischen Rechtgläubigkeit, an der ich freilich seither Schiffbruch gelitten, keine Seele, ja meine eigene noch nicht, zweifelte; zu einer Zeit, wo ich noch mit aller Aufrichtigkeit versichern konnte, daß ich für jede katholische Lehre, vor Allem für die göttliche Institution des Papstthums mit der Gnade Gottes zu sterben bereit sei.“ Löse ein Anderer den Widerspruch: glauben, daß der Papst von Gott selber zum Führer in Sachen des Glaubens gegeben sei und in Einem, da man diesem Führer Treue bis in den Tod gelobt, demselben den Gehor= sam künden, weil er das öffentliche Glaubensbekenntniß getadelt, ja jedes Recht zu einem solchen Tadel diesem Führer absprechen! Die gerechte Strafe für einen solchen Geisteshochmuth konnte nicht ausbleiben. Dem „Schiffbruch“ folgte „die Hülfe Gottes (!) nach einer ganz andern Richtung." Nach der verweigerten Beförderung zum Lehramt blieb nichts übrig, als nach Paris zu gehen und ein Stiefelpußer oder Wasserträger zu werden, oder sonst wohin auszuwandern oder sich zu erhenken (!); denn in dem katholischen Süddeutschland wäre für einen solchen Judas unter den Aposteln und ihren Nachfolgern kein Plaß mehr“ · (S. 221). Das censurirte Werk ebnete indeß die Wege nach Petersburg, und hier lebt nun der Verfasser in einer der größten Städte der Welt, wo alle christlichen Bekenntnisse und auch unchristliche ihre Kirchen und Tempel haben. Ich besuche von den erstern bald die Kirche dieser, bald die jener Confession, und weiß mich im Wesentlichen mit allen im gleichen Geiste der Liebe vereint" (S. 464) natürlich, wie die ausgehobenen Lästerungen gegen die „alleinseligmachende“ beweisen, mit einer einzigen Ausnahme. Damit wäre der gegenwärtige Zustand des Verfassers zur Genüge genetisch erläutert. Wie bei Andern seiner Vorgänger bildet den eigentlichen Mittelpunct desselben die geistige Erblindung oder der Verlust des Glaubens und damit aller Fähigkeit einer theologischen Erfassung der Religion und ihrer Gesellschaftsform in der katholischen Kirche. Von der Sendung und Person ihrer Stifters selber finden sich bei dem Verfasser Begriffe und Auffassungen, deren sich jeder noch halbweg auf seine Reputation haltende protestantische Theologe, selbst der Schleiermacher'schen oder lichtfreundlichen Richtung schämen würde. blickt bereits da und dort der in Rußland sogen. Nihilismus, d. h. die nackte Christusläugnung durch; doch wird den Freunden einmal der Wink gegeben, die Vorurtheile des gläubigen Volkes zu schonen. Mit diesem höchsten Elende einer nahezu völligen geistigen Erblindung hält nur ein bis zum Wahnwiß gesteigerter Dünkel, der mit „Reformen“, mit „freier Wissenschaft“, mit Umgestaltung der Theologie, mit Ueberzeugung, mit der Liebe zur Wahrheit und Gerechtigkeit um sich wirft und in der katholischen Kirche Nichts als Nacht, Finsterniß, Gewaltthätigkeit und Knechtsinn erblickt, gleichen Schritt. So maßlos dieser Hochmuth gegen die katholische Wissenschaft sich äußert, so ekelhaft kriechend ist sein Schweifwedeln gegen Alles, was derselben feindselig gegenübersteht. Man sieht fast jeder Auslassung ihren Ursprung in einer namenlos erregten Leidenschaft an, wie schon die oben ausgehobenen Stellen, denen viele andere zur Seite gestellt werden können, beweisen. Dieser große Reformator der katholischen Theologie verräth in Allem, was er über die Theologie vorbringt, daß er nicht einmal die Anfangsgründe derselben sich angeeignet, geschweige denn es zu einem

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klaren Begriff über die Aufgabe derselben gebracht bat. Jeder Anfänger in der katholischen Theologie weiß, daß dieselbe ihre Principien aus der vom kirchlichen Lehramt vermittelten Offenbarung schöpft. Nach dem Verfasser ist aber der wahrhaft wissenschaftliche katholische Theologe „klarer als je“ von der „Unzulässigkeit“ jeder „kirchlichen Feststellung“ überzeugt; er sieht in der kirchlichen Lebrauctorität das „Todesurtheil“ der Theologie (273. 275). Die wissenschaftliche Prüfung der Beweise für die Wahrheit der Kirche, d. b. die Vorarbeit der Theologie, wird mit dieser selber verwechselt, und diese Vermischung soll die Theologie zum Range einer Wissenschaft erheben (S. 314. 315)! Eine katholische Theologie also ohne kirchliche Lehrauctorität, eine Theologie, die da aufhört, wo sie beginnen sollte diesen Unsinn verkauft der Herr Oberbibliothekar als das Arcanum der neuen deutschen Wissenschaft. Dem stehen seine Entdeckungen über die Unfehlbarkeit, welche „ein wesentlich göttliches Prärogativ“, „unmittelbare Göttlichkeit“ genannt wird (85. 86. 32), den Naturgesezen widersprechen, mit der Erbsünde unvereinbar und ohne Prophetengabe undenkbar sein soll (398. 27), würdig zur Seite. Daß der katholische Glaube alleinseligmachend sei, ist erst im Mittelalter aufgekommen, der Heiligkeitsbegriff begründet sich auf die päpstlichen Kanonisationen u. s. w. Wir fänden kein Ende, wollten wir ähnliche theologische Armuthszeugnisse, oder vollends die bis zur Brutalität herabsinkenden Lästerungen der katholischen Kirche, die in ordentlichen Verhältnissen strafrechtliche Verfolgung eintrügen, aufzählen. Welches Schauspiel! Ein Priester, nicht zufrieden mit seinem Aergerniß, als Aufheßer, als Rathgeber und Anführer für Anschläge, welche die schwersten Verbrechen gegen die Kirche Christi involviren! Welches Gericht erwartet Herrn Pichler, wenn er auf solcher Bahn nicht bei Zeiten umkehrt! Und wohin ist es mit der historisch - kritischen Schule bereits gekommen, wenn ihr Haupt offen aufgefordert werden kann, auf diesem Wege der Apostasie die Fahne voranzutragen! Wir wollen mit diesem Verwerfungsurtheil dennoch Pichler nicht bestreiten, daß er in vielen Stücken über die Inconsequenz der liberalen Theologie ein richtiges Urtheil an den Tag legt; allein die Consequenz, zu welcher er sich bekennt, ist die Frohschammers, er hält eben den Defect, das Corrum= pirende am Liberalismus fest und verliert so nicht allein allen theologischen Halt, sondern selbst das Licht der natürlichen Vernunft und erlischt im Sumpfe des modernen Skepticismus, dem diese negativen Geister rettungslos, wie es scheint, verfallen find. Dahin also hätte es der historische Kriticismus, der Todfeind der päpstlichen Unfehl= barkeit gebracht, zum Verluste alles dessen, was überhaupt noch zur Wissenschaft, zum vernünftigen Denken befähigt. Das Vaterhaus des Katholicismus ist verlassen und in raschem Genusse das Erbe vergeudet worden; jest wäre man mit den Träbern zufrieden, womit sich Freigemeindler mästen — aber Niemand gibt sie. „Wohin soll man denn übertreten ?“ (S. 527). Möchte das weite Rußland dem Verfasser zu „durchgreifenden“ Aufklärungen über seine Lage verhelfen. Dem deutschen Klerus aber dürfte die Schandsäule, welche Pichler in der „Reform der katholischen Kirche“ seiner deutschen Wissenschaft aufgerichtet hat, immerhin von Nußen sein; auch das vaticanische Concil könnte dadurch bestimmt werden, in durchgreifender“ Weise die „wahren Hindernisse" der Reform zu beseitigen.

164. L'évêque d'Orléans et Mgr. l'archevêque de Malines. Première seconde troisième lettre à Mgr. Dechamps, par A. Gratry, prêtre de l'Oratoire, membre de l'Académie française. Paris. Charles Douniol. 1870. 16°. 80 86 78 pp. (Der

Bischof von Orleans und der Erzbischof von Mecheln. Drei
Briefe an Msgr. Dechamps von Á. Gratry.)

Ein heißblütiger Franzose, wie es scheint, durch die Polemik gegen seinen Parteiführer, den Hochwürdigsten Bischof von Orleans, in einen eraltirten Zustand verseßt, fühlt das Bedürfniß, literarisch auszutoben. Ganz vergessend, daß sein Gebiet die Philosophie, nicht aber die Theologie, am allerwenigsten die positive ist, vergessend auch, was er sich selber schulde, wirft er sich auf die Frage der Unfehlbarkeit und erreicht schließlich bei jedem des Gegenstandes Kundigen nur Eines ganz sicher: eine wahre Entrüstung über diesen unerhörten Mißbrauch einer beredten Sprache, um Sophismen, unverdaute Ercurse auf das Gebiet der Kirchengeschichte und das Schlech= teste aus dem, was der schmähsüchtige Janus, bereits das Evangelium der denkfreien Wissenschaft, zu Markte gebracht, in die Welt zu werfen. Fridolin Hoffmann, der den ersten Brief in's Deutsche zurückübersehte, konnte ein passenderes Mittel wählen, um seinem Groll Luft zu machen; er durfte nur die unhaltbarsten Stellen des Janus zusammenstellen, und wir sind überzeugt, er hätte immerhin noch etwas Erträglicheres zu Stande gebracht, als diesen „Ersten Brief“ von Gratry, mit dessen Charakteristik wir beginnen.

1) Die erste falsche Behauptung Gratry's, auf welcher alle andern beruhen, ist: die Kirche, ein ökumenisches Concil, ja drei ökumenische Concilien und ungefähr zwanzig Päpste haben den Honorius als Häretiker verurtheilt, folglich steht es keinem Katholiken frei, ihn von der Häresie freizusprechen; jede Vertheidigung verfällt ipso facto in die Ercommunication, wie das neuerdings von Pius IX. publicirte Strafrecht beweist. 1 Eachte, Herr Doctor, bevor Sie die angesehensten Gallicaner aus der Kirche ausschließen. Denn auch unter den Gallicanern haben nur Wenige es mit ihrem wissenschaftlichen Gewissen vereinigen können, Honorius der Häresie schuldig zu erklären, keiner aber hätte es auf sich genommen, Jene, welche den Fall vor das Forum der Wissenschaft zogen, als Majestätsverbrecher gegen die kirchliche Auctorität mit dem Tode zu bedrohen, wie Gratry mit Msgr. Manning gethan.

Wie ist es gekommen, daß die katholische Wissenschaft nahezu einstimmig Honorius von der monotheletischen Häresie freisprechen konnte, wenn es gewiß ist, daß er durch drei ökumenische Concilien und zwanzig Päpste als Häretiker verurtheilt ist?

Gratry handelt nicht allein illiberal und höchst unwissenschaftlich, wenn er unter unsäglichen Wiederholungen die Verdammung des Honorius sowie den allgemeinen Glauben daran zu constatiren sucht, statt sich in eine Erörterung über die Tragweite dieser Verdammung und die dabei obwaltenden Schwierigkeiten einzulassen; sondern er macht sich der Entstellung und der Verlegung der Wahrheit wie der Gerechtigkeit schuldig, wenn er die Vertheidiger des Honorius als Leute ohne Gewissen, die kein Mittel verschmähen, um den Papst Honorius weiß zu waschen, als eine Schule von Betrügern und Fälschern an den Pranger stellt, die zur Verschmißtheit, zur Unwahrheit und Fälschung ihre Zuflucht nimmt. Nur eine krankhafte Geistesverfassung

1 Manning, si l'on prend les choses à la lettre et à la rigueur, a évidemment encouru l'excommunication ipso facto ou latae sententiae. p. 11.

Und ein Vertreter der freien, liberalen Richtung hat sich gefunden, der nicht erröthete, als er diesen Unsinn überseßte!

2 37 sq. 63 sq.

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