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veranlagte der päpstliche Nuntius Bartholomäus Trivetus, Nicolaus, O. Pr., englischer Pacca (j. d. Art.) die Kölner theologische Facultät, Geschichtschreiber des 14. Jahrhunderts, wurde eine Prüfung der Anschauungen des Verfaffers 1258 zu Norwich geboren. Sein Vater, der eine vorzunehmen. Das gedruckte Gutachten der Kölner hohe Stellung am Hofe Heinrichs III. bekleidete, vom 28. Mai 1790 verurtheilte 17 dem Werke ward nach Norwich gesandt zur Bestrafung der entnommene Säge. Da Oehmbs sich mit dieser dortigen Einwohner, welche eine Abteikirche verVerurtheilung nicht zufrieden gab, kam die Sache wüstet hatten. Von den Uebelthätern ließ er auf seine Veranlassung vor den apostolischen Stuhl. eine große Zahl von Pferden schleifen und Weil er jedoch erst 1802 seine vom Papste ge- dann aufhängen, wie Nicolaus selbst in seiner forderte Antwort auf das Kölner Gutachten ein- Chronik erzählt (d'Achery, Spicil. III [j. u.], sandte, erfolgte die Entscheidung des Papstes erst 203). Nicolaus ward im Dominicanerkloster zu in einem Breve vom 14. Juli 1804. Sie er- London unterrichtet, studirte in Orford Philoflärte, die Lehre des Verfassers widerspreche der sophie und Theologie und trat dann in den kirchlichen Ansicht und „verdiene, verboten und Predigerorden ein. Nachdem er an der Pariser verurtheilt zu werden“. Oehmbs suchte das Breve Universität seine Studien vollendet, erwarb er als unächt und der wahren Ansicht des Papstes zu Orford die Magisterwürde. Seine Zeit wid= widersprechend darzustellen. Eine ihm 1807 über- mete er der Abfassung theologischer und geschicht= schickte, von der Indercongregation aufgestellte licher Werke; doch soll er auch einige Jahre Formel des Widerrufs unterzeichnete er nicht und hindurch Prior des Londoner Convents gewesen schickte statt dessen einen allgemein gehaltenen sein. Er starb 1328. Das Hauptwerk des TriWiderruf an den Papst. An weiteren Schritten vetus sind die Annales Plantagenistarum sive in der Sache scheint die Indercongregation einer sex regum Angliae, qui a comitibus Andegaseits durch die Gefangennahme des Papstes, an- vensibus originem traxerunt; sie wurden edirt dererseits durch den Tod von Oehmbs gehindert von d'Achery in seinem Spicilegium veterum worden zu sein. Zum lezten Male trat der Tri- Scriptt. III, 2. ed., Paris. 1723, 142-231; eine theismus im Verein mit mehreren anderen Irr- neue Ausgabe besorgte Thomas Hog London 1845. thümern auf katholischem Boden wieder hervor in Diese Chronik, eine mit genauem Sammelfleiße dem semirationalistischen Systeme des Anton bearbeitete Fortsetzung des Wilhelm von Malmes= Günther (j. d. Art.). Auch er wurde durch die bury (s. d. Art.), ist außer für die Geschichte Engcartesianische Idee vom Selbstbewußtsein als we- lands besonders wichtig für die Geschichte des sentlicher Form alles Seins zur Ansicht von drei | Dominicanerordens, über welche Trivetus ausSubstanzen in Gott geführt. Günther entwickelte führliche und meistens sehr zuverlässige Nach= seine Lehre etwa in folgender Weise: Wenn Gott richten gibt. Außer den Annalen verfaßte er im Selbstbewußtsein seine eigene Substanz un- auch zahlreiche theologische und philosophische mittelbar erfaßt, segt er sich damit sein Wesen Schriften, die aber größtentheils verloren gegangen real entgegen oder verdoppelt es durch Emanation. sind; ein Verzeichniß derselben bietet QuétifDurch Gleichsehung dieser beiden Glieder entsteht Echard, Scriptt. O. Pr. İ, 561-565. (Vgl. dann das dritte Element oder die dritte Substanz. | zur Literatur über Trivetus Potthast: Biblioth. Die falschen Anschauungen Günthers wurden vom hist. II, 2. Aufl., Berlin 1896, 1073; dazu heiligen Stuhle zuletzt durch den Brief Pius' IX. Hurter, Nomencl. lit. IV, Oenipont. 1899, an den Erzbischof von Köln vom 15. Juni 1857 474 sq.) [v. Loe O. Pr.] verworfen. Da Günther und die vorzüglichsten seiner Anhänger sich diesem Urtheile unbedingt unterwarfen, hatte der Irrthum keine bedeutenden Folgen, war aber doch Veranlassung, daß in dem Schema über den Glauben, welches dem vaticanischen Concil vorgelegt wurde, klare und feste Entscheidungen gegen den Tritheismus aufgenommen wurden (f. Collectio Lacensis VII, 1632 sqq.). Indessen hat das Concil in seinem endgültigen Decrete über den Glauben von einer ausdrücklichen Verurtheilung des Tritheismus Abstand genommen. (Vgl. die Literatur in den citirten Artt.; ferner Hefele, ConcilienGesch. II, 2. Aufl., 574 f. V, 2. Aufl., 202 f. Cehmbs hat mit Einfügung der Actenstücke seine Angelegenheit selbst dargestellt in einem Manuscripte [Nr. 16] der Trierer Seminarbibliothel.) [Mary.]

Trithemius, s. Johannes Trithemius.
Triumphus, f. Augustinus Triumphus.

Trivium, f. Quadrivium.

Troas, eine mehrfach im Neuen Testamente erwähnte Hafenstadt am ägäischen Meere, ist von der gleichnamigen kleinen Landschaft Troas, zu der sie gehörte (vgl. Plinius, Nat. Hist. 5, 30 und Apg. 16, 8), zu unterscheiden. Die Stadt war von Antigonus angelegt und hieß zuerst nach ihm Antigonia; Lysimachus nannte sie aber zu Ehren Alexanders des Großen Alexandria Troas(Ptolem. Geogr. 5, 2; Strabo, Geogr. 13, 26; Plinius 36, 16). Augustus erhob sie zu einer römischen Colonie und gab ihr die Rechte des jus italicum (Strabo l. c.; Plinius 5, 30; vgl. J. Marquardt, Römische Staatsverwaltung I, 2. Aufl., Leipzig 1881, 77. 347). Der hl. Paulus hat die Stadt wiederholt besucht; von ihr aus ging er auf der zweiten Missionsreise nach Europa hinüber, und auf der dritten Missionsreise weilte er bei seiner Rückkehr von Griechenland nach Jerusalem in ihr fieben Tage (vgl. Apg. 16, 8; 20, 6 ff. 2 Cor.

Kirchenlerifon. XII. 2. Aufl.

2, 12. 2 Tim. 4, 13). Heute heißt die Stadt Eski= | schrieben). Werthlos, weil unkritisch, sind die Stambul (Alt-Constantinopel). [3. Felten.] Schriften Vita e culto di S. Giuseppe, Bolog. Trombelli, Johannes Chrysostomus, 1767, und Vita e culto de' Ss. Gioacchino ed Can. reg., ein namentlich auf dem Gebiete der Anna, ib. 1768. (Vgl. Garofalo, De vita christlichen Archäologie verdienter Gelehrter, war J. Ch. Trombelli commentarius, Bonon. 1788; am 5. März 1697 auf dem Schlosse S. Agata Fantuzzi, Notizie degli Scrittori Bolognesi (im Herzogthum Modena) geboren und erhielt VIII, Bologna 1790, 122 sgg.) [Bed.] bei der Taufe den Namen Raimund Anjelm. Er Troparium bezeichnet 1. dasjenige Buch, welverlor früh seinen Vater, und da die Mutter eine ches die sogen. Tropen (s. d. Art., n. 1) enthält. zweite Ehe einging, nahm sich seiner ein Oheim Die ältesten erhaltenen Troparien dieser Art stam= an, der Notar zu Bologna war. Nachdem er dort men aus den Klöstern St. Gallen, St. Martial bei den Jesuiten in der Grammatik und Rhetorik zu Limoges, Prüm, Echternach u. a. und befinden unterrichtet worden war, trat er 1713 in's No- sich jezt auf den größeren Bibliotheken Europa's. viciat bei den regulirten Chorherren von San Auszüge aus solchen Büchern bieten Gautier und Salvator (j. d. Art. Canonici regulares, n. 18) Reiners (s. die Literatur im Art. Tropen) sowie ein, legte ein Jahr später Profeß ab und erhielt die bekannten hymnologischen Sammlungen von den Ordensnamen Johannes Chrysostomus. Als- Daniel, Mone, Kehrein, Morel, und namentlich dann studirte er drei Jahre Philosophie im Or- der VII.-X. Band der Analecta hymnica denshause zu Bologna und ebenso lange Theo- von Dreves. 2. In der griechischen Kirche ist logie zu Bologna und Rom. Nach Vollendung ein Troparium ein kurzer liturgischer Gesang, seiner Studien docirte er als Lector zuerst Philo welcher auf die Feier des Tages Bezug nimmt. sophie in einem Kloster bei Padua, dann seit 1725 Beispielsweise lautet ein Troparium am VorTheologie zu Bologna. Im J. 1737 wurde er abende des Palmsonntages, der bei den Griechen zum Abte von San Salvator gewählt, und nach- | dem Andenken des Hl. Lazarus geweiht ist: „Die alldem er in der Folge noch andere Aemter in seinem gemeine Auferstehung schon vor deineni Leiden uns Orden bekleidet hatte, ward er 1760 Generalabt gewiß zu machen, hast du Lazarus von den Todten der Congregation. Er starb nach einem langen, erweckt, Christus, unser Gott. So rufen denn thätigen Leben, das theils seinem Orden, theils auch wir gleich jenen Kindern, die Siegeszeichen der theologischen Wissenschaft gewidmet war, am in den Händen, dem Ueberwinder des Todes Ho24. Januar 1784 zu Bologna. Als Ordens | sanna!" Man leitet das Wort ab entweder von mann wie als Gelehrter erfreute er sich allgemeiner tpóños, Art und Weise, Lebensweise, Lebensbild, Hochschätzung; speciell gaben ihm Papst Bene- weil die Troparien Lebensbilder der Heiligen, dict XIV., Cardinal Quirini, die Kaiserin Ma- bzw. Beschreibungen des einschlägigen Festes ent= ria Teresia (s. d. Artt.) und der sardinische König halten; oder von τpóñatov, Trophäe, SiegesVictor Amadeus III. Beweise ihrer Achtung. zeichen, weil das Troparion ein Lied ist, welches Von seinen literarischen Arbeiten sind am wich- den Sieg des Heiligen oder die Feierlichkeit des tigsten folgende: De cultu Sanctorum dissert. Festes erklärt; oder endlich von τpóños, WenX, Bonon. 1740 sqq., 6 voll. (von Benedict XIV. dung; denn im Canon „wenden“ die Troparien sehr geschäßt); Priorum IV de cultu Sanct. den Grundgedanken, der im Irmos (zípμós) jeder dissert. Vindiciae, ib. 1751 (gegen den Leip- Ode ausgesprochen ist, nach verschiedenen Seiten ziger Profeffor Kiesling, der die erstgenannte hin (M. Rajewsky, Euchologion der orthodoxSchrift in seinen Exercitationes Antitrombel- fatholischen Kirche, Wien 1861, S. LXII). lianae heftig angegriffen hatte; Trombelli gewann Die Anfänge der Tropariendichtung sollen in durch seine maßvolle Antwort den Gegner so sehr, der griechischen Kirche nach dem Zeugnisse des daß dieser ihm ein Entschuldigungsschreiben sandte); hl. Amphilochius in das 4. Jahrhundert zurückTrattato degli angeli custodi, Bolog. 1747, 2. ed. 1767; Veterum Patrum latinorum opuscula nunquam antehac edita, Bonon. 1751-1755, 2 voll.; Arte di conoscere l'età de' Codici latini e italiani, Bologna 1756, 2. ed. 1778 (ein fehlerbafter Stadoru eridien 3u Seapel 1780 unter dem Sitel Diplomatica); Mariae Ss. vita ac gesta cultusque illi adhibitus per dissertt. descripta, Bonon. 1761, 6 voll.; Tractatus de Sacramentis per polemicas et liturgicas dissertt. distributi, ib. 1769 sqq., 13 voll. (troß seines großen Umfangs handelt das Werk nur über Taufe, Firmung, lezte Delung, Ehe; über die drei anderen Sacramente hatten schon Anton Arnauld [Eucharistie] und Morinus (Buße und Weihe] ausführlich ge

reichen. Als berühmte ältere Dichter werden ge=
nannt Cyrillus von Alexandrien (gest. 444), Ana-
tolius, Patriarch von Constantinopel (um 451),
sodann der ältere Anthimus und sein Zeitgenosse
Timokles, die um 460 blühten. (Vgl. llana-
δόπουλος, Συμβολαὶ εἰς τὴν ἱστορίαν τῆς παρ'
ἡμῖν ἐκκλησιαστικῆς μουσικῆς, Εν Αθήναις
1890, 198.)
[W. Bäumker.]

Tropen, biblische, s. Hermeneutik V, 1847 ff. Tropen in der Kirchenmusik sind 1. ge= wisse Zuthaten zum liturgischen Terte (französisch chants farcis) oder Säße in Prosa oder Versen, welche vom 9. bis zum 12. Jahrhundert dem liturgischen Terte angereiht und mit ihm gesungen wurden. Waren sie in Prosa abgefaßt, so hießen sie auch Prosen. Gerbert (De cantu et musica

sacra I, San-Blas. 1774, 340) gibt die Definition: Tropus in re liturgica est versiculus quidam aut etiam plures, ante, inter vel post alios ecclesiasticos cantus appositi, ac Prosae etiam dicuntur omni soluti metro. Die Tropen gingen entweder dem liturgischen Terte vorauf, so namentlich beim Introitus (z. B. Gaudeamus hodie quia Deus descendit de coelis et propter nos in terris: Puer natus est nobis), oder sie waren in denselben eingeschaltet (z. B. Kyrie, fons bonitatis, a quo bona cuncta procedunt, eleyson, oder Gloria in excelsis Deo. Quem cives coelestes sanctum clamantes laude frequentant. Et in terra pax etc., oder Sanctus, Deus fortis, Sanctus, Filius excelsus. Sanctus Dominus Spiritus sanctus, qui regnas in trinitate Deus Sabaoth, oder Ite et custodite, jam pro vobis hostia vitae missa est, oder fie folgten dem liturgischen Texte, namentlich dem Alleluja des Graduals; im leztern Falle hießen sie speciell Sequenzen (s. d. Ärt.). Der Vortrag der Tropen war verschieden. Bald wurde der Tropus von Einer Singstimme vorgetragen und der liturgische Text vom Chore gesungen, bald fang ein Theil des Chors den Tropus und ein anderer den liturgischen Text, bald sang der Chor Alles (Bona, Rer. liturg. 2, 3, 3). Die Tropen find auf diejenige Weise entstanden, welche bei den Sequenzen angegeben ist, indem man zunächst den Neumen (f. d. Art.), womit der gregorianische Choral im 9. Jahrhundert bereits ausgestattet war, Terte unterlegte. Daß schon der hl. Gregor der Große Tropen in die liturgischen Terte eingeführt habe, wie Durandus (Rat. div. offic. 4, 5, 5 sq.) schreibt, ist sicher irrig; denn im Abendlande finden sich vor dem 9. und 10. Jahrhundert keine Handschriften, welche Tropen enthalten. Dazu hat sich die Nachricht von einer päpstlichen Approbation der Tropen durch Hadrian II. (867 bis 872) als falsch erwiesen, denn die Bemerkung in einem alten Auszug aus dem Liber Pontificalis fin der Vita Hadriani), Hadrian II. habe die interserta cantica, quae Romani festivas laudes, Franci tropos appellant, für das feierliche Hochamt in den Klosterkirchen an den Hauptfeittagen angeordnet, ist ein Zusaß, der sich in feiner Handschrift des Liber pontificalis findet (vgl. Lib. pontif., ed. Duchesne I, p. CLXXXII ss.; Gautier [. u.] 38. 141). Die Stelle aus der Regel des heiligen Abtes Stephan des Afrikaners (zu Aurerre um 587): Ne quae cantanda sunt in modum prosae et quasi in lectionem mutemus, aut quae ita scripta sunt, ut in ordine lectionum utamur, in tropis et cantilenae arte nostra praesumtione vertamus (Migne, PP. lat. LXVI, 954), spricht nicht von Tropen in der Bedeutung, welche das Wort erst drei Jahrhunderte später hatte, sondern tropus heißt hier soviel wie modus, modulus, Melodie (j. u. n. 2). Der erste Verfasser von Tropen ist wahrscheinlich in dem 851 von den Normannen

zerstörten Kloster Gimedion (Jumièges) zu suchen. Von dort kam ein Priester nach St. Gallen und brachte ein Antiphonar mit, worin Texte zu den Sequenzenmelodien standen. Hierdurch wurde Notker Balbulus (j. d. Art.) veranlaßt, selbst Sequenzen zu verfassen. Da aber die Sequenzen nichts Anderes sind als Tropen, welche dem Alle= luja des Graduals folgen, so ist es höchst wahr= scheinlich, daß in dem genannten Antiphonar auch andere Tropen standen. Diese wird sich Tutilo, ein Freund Notkers, zum Vorbild genom= men haben, als er seine Tropen verfaßte. Efte= hard IV. schreibt ihm zu die weitverbreitete Weih= nachtstrope Hodie cantandus, dann Omnium virtutum gemmis, welche beide der Verfasser dem Kaiser Karl dem Dicken zur Aufführung überreichte; ferner schrieb Tutilo für denselben Monarchen Quoniam Dominus Jesus Christus, cum esset, Omnipotens genitor, fons et origo und Gaudete et cantate (vgl. Schubiger, Die Sängerschule St. Gallens, Einsiedeln 1858, 59). Alt ist auch der Tropus Rex splendens coeli arce salve jugiter über das Kyrie, den der Hl. Dunstan (s. d. Art.) verfaßte, und der an allen hohen Festtagen in den Cathedralen Englands gesungen wurde (f. E. Bishop, in d. Downside Review, January 1886, 45 ff.).

Gautier nimmt zwei Perioden in der Geschichte der Tropen an. Die erste umfaßt die Zeit von der Mitte des 9. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, als der Reim seine Herrschaft antrat. In dieser Zeit haben kurze Tropen in Prosa und Versen (vielfach Hexametern): Introitus, Graduale, Offertorium, Communion, Kyrie, Gloria, Sanctus und Agnus Dei. In der zweiten Periode seit dem Ende des 11. Jahrhunderts gestalten sich die Tropen zu selbständigen Gedichten in antikem Versmaß mit Assonanz und später in Reimstrophen. Es wurde förmlich zur Manie, alle textlosen Notenreihen mit Texten zu versehen und erklärende oder moralisirende Worte einzuschieben. Nicht nur Meßgefänge (Credo, Ite missa est), sondern auch Gesänge des Breviers (Deus in adjutorium, Invitatorium, Responsorien, Lectionen, Te Deum, Magnificat, Benedicamus Domino) wurden mit unzähligen Tropen versehen. Bis zum 14. Jahrhundert waren die Tropen in den Klöstern von Frankreich, England und Deutschland, vereinzelt auch in Italien, sehr beliebt und bildeten an hohen Festtagen und bei besonderen Feierlichkeiten eine Zierde des Gottesdienstes (vgl. Concil. Lemov. a. 1031, bei Hardouin VI, 1, 873). Vom 15. Jahrhundert an kamen sie jedoch immer mehr außer Gebrauch. Die Kirche hat die Tropen ge= duldet, aber niemals empfohlen, wie man früher irrthümlich annahm. Als im 13. Jahrhundert die fahrenden Sänger sich der Tropen bemächtigten und ihre anstößigen Verse bei besonderen Festen in der Kirche zum Besten gaben, sah sich z. B. die Synode von Trier 1227 veranlaßt, dagegen ein

zuschreiten, und zu untersagen, daß die Goliarden | Antiphonen und Responsorien, weil aus ihnen und Trutannen in der Kirche ihre Verse zum ebenfalls der Kirchenton (Tonart) erkannt werden Sanctus und Agnus Dei sängen (Schannat- fonnte. (Vgl. Ad. Reiners, Die Tropen-, ProHartzheim, Conc. Germ. III, 532). Mit der Re- sen- und Präfationsgesänge des feierlichen Hochvision des Breviers und des Missale, die im Auf- amtes im Mittelalter, Luxemburg 1884; Ders., trage des Concils von Trient vorgenommen wurde, Tropengefänge und ihre Melodien, Luxemburg verschwanden die Tropen aus der römischen Li- | 1887; Léon Gautier, Histoire de la Poésie turgie. In einigen Kirchen Englands blieben die liturgique au moyen âge. Les tropes, Paris Kyrie-Tropen (stuffed Kyries) noch lange in 1886.) [W. Bäumker.] Gebrauch, ebenso in Frankreich, wo sich aber in Trovamala, Johann Baptista, O. S. Fr., einem Missale aus Verdun (17. Jahrhundert) Verfasser einer in Italien, Deutschland und Frankfünf Kyrie-Tropen finden mit der Anmerkung, reich wiederholt gedruckten Summa casuum condaß man sie aufgenommen habe zur Beförderung scientiae, die unter dem doppelten Namen Bapder Privatandacht, sed nullo modo sunt de or- tistiniana und Rosella bekannt und geschäßt war. dinario seu de usu Romano (Reiners, Tropen- Die Angaben über Trovamala bezw. den Vergefänge [s. u.] 8). — Die Tropen bilden den Aus- fasser der genannten Summa bei Wadding (Scriptt. gangspunkt für die liturgisch-dramatischen Feiern Ord. Min., Romae 1806, 33), bei Bellarmin in der Kirche des Mittelalters, aus denen sich das | (De Scriptt. eccles., Venet. 1728, 536) und geistliche Schauspiel entwickelte (s. d. Art. Theater). Anderen sind ungenügend und theilweise irrig; Auch für das deutsche Kirchenlied sind die Tropen sie werden berichtigt von Sbaraglia (Supplement. nicht ohne Bedeutung geblieben. Die tropirten ad Scriptt. Ord. Min., Rom. 1806, 108). Gefänge wurden in's Deutsche übertragen und Trovamala stammte aus einem Orte Salo oder vom Volke gesungen, z. B. „Kyrie, God is ghe- | Salis in Ligurien und hieß deßhalb auch Bapcomen“ (vgl. Bäumker, Niederl. geistl. Lieder, tista von Salis. Durch diese zwei Namen irre Leipzig 1888, Nr. 87). In den Gesangbüchern geführt, unterschied Wadding fälschlich zwei Perder Böhmischen Brüder von 1531 an und in den sonen mit dem Namen Baptista. Die Summa älteren lutherischen Gesangbüchern findet man eine casuum erschien zuerst nicht 1483 in Löwen (wie Anzahl deutscher Kyrie-Tropen (Joh. Zahn, Die meistens gesagt wird), sondern in Novis 1484 Melodien der deutschen evang. Kirchenlieder V, per Nicolaum Girardengum. Ueber den VerGütersloh 1892, Nr. 8600-8616). Einem tro- fasser gibt die Notiz am Ende des Buches Auspirten Credo aus dem 15. Jahrhundert entstammt kunst: A Fr. Baptista de Salis Ordinis Midas Lied „Wir glauben all' an einen Gott", wel- norum de Observantia, Provinciae Genuae, ches früher irrthümlich Luther zugeschrieben wurde compilata anno 1483 apud Levantum in loco (vgl. Bäumker, Das kath. deutsche Kirchenlied I, S. Mariae Nuntiatae. Das Buch wurde bald Freiburg 1886, Nr. 366). Ueber die Einwirkung an vielen Orten nachgedruckt, namentlich 1484 der Tropen auf die Form des Motetts in text- und 1488 in Nürnberg von Anton Koberger. licher und musikalischer Hinsicht s. Dreves, Ana- Der Verfasser selbst besorgte 1495 eine neue Auslecta hymnica XX u. XXI, Leipzig 1895, und | gabe in Venedig bei Georg Arrivabeni mit dem Wilh. Meyer, Der Ursprung des Motetts. Vor-Titel: Summa Rosella per Fr. Baptistam läufige Bemerkungen, in d. Nachrichten von der Trovamalam Ordinis Minorum Observantiae Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Philol.-hist. Klasse 1898, Heft 2.

edita. Im Prolog derselben heißt es: Rosella haec casuum dudum Baptistiniana nuncu2. Das Wort tropus wird von den mittel- pata, non per libros aut rubricas, sed per alterlichen Musikschriftstellern auch gleichbedeutend materias distincta; ideo Rosellae nomen gebraucht mit modus, tonus, Octavgattung. Na- nunc sortita est, non quod in novum evaserit mentlich bezeichnete man damit gewisse Melodien opus, sed quia quam plurium, qui primae formeln, an welchen die Sänger die Modulations | deerant editioni, subtilissimorum casuum regeln der einzelnen Kirchentöne ihrem Gedächt- uti sertum quoddam obtinuit coacervationisse einprägen konnten. Diese Formeln waren nem. Auch diese Ausgabe ist noch oft wieder zum Auswendiglernen mit bestimmten Terten ver- abgedruckt. Trithemius (De Scriptt. eccles., sehen, z. B. 1. Ton: Primum quaerite regnum s. v. Baptista de Salis [ed. Colon. 1531, Dei; 2. Ton: Secundum autem simile est fol. 170a]) schreibt Trovamala noch andere Werke huic; 3. Ton: Tertia dies est quod haec facta zu und lobt sehr sein vielseitiges Wissen und seine sunt (f. Micrologus Guidonis ed. M. Hermes- Tugenden. [3gn. Jeiler O. Min.] dorff, Trevir. 1878, 73), oder 1. Ton: Adam Truchseh, Eusebius, S. J., wurde als Sohn primus homo; 2. Ton: Noë secundus; 3. Ton: des Erbtruchsessen Wilh. Heinr. von Wolfegg am Abraham; 4. Ton: Quatuor Evangelistae. 14. August 1631 auf Schloß Scheer (Würtem= Solche Formeln finden sich in den mittelalterlichen berg) geboren. Im J. 1648 fam er in's ColTonarien aufgezeichnet. Tropen nannte man end- | legium Germanicum nach Rom und hielt dort lich auch die Intonationen, Mittel- und Schluß- bei der Centenarfeier 1652 die durch P. H. Cacadenzen der Pfalmtöne, die Schlußformeln der taneo verfaßte Festrede, welche dadurch eine ge=

[O. Pfülf S. J.]

wise Berühmtheit erlangt hat, daß sie wegen Verzicht (j. d. Art. Köln VII, 875) mit dem luthe= eines mißverständlichen Ausdruckes zwei Tage rischen Administrator von Bremen, Herzog Heinspäter auf den Inder kam. Zum Priester geweiht, rich von Lauenburg, und ihren Anhängern im trat er, nach Ueberwindung zahlreicher Hinder- Domcapitel so entschieden für Gebhards Wahl nisse, 1655 in die Gesellschaft Jesu und war 1658 gegen die von Papst und Kaiser begünstigte Can= bis 1666 Professor der Philosophie in Ingolstadt. didatur Ernsts von Bayern, des Bischofs von Dann lehrte er Theologie in München, war Rector Hildesheim, eintraten, mögen sie wohl bei seinem der Collegien von München und Augsburg und schwankenden, leichtfertigen Charakter erwartet 1682 1686 Provinzial der Germania supe- haben, er werde in ihrer Hand ein gefügiges rior. Bei der Wahl eines Nachfolgers für den Werkzeug werden. Das wird (neben Ernsts Proverstorbenen Ordensgeneral Karl de Noyelle (im test wegen der Theilnahme häretischer und irregu= Juli 1687) hatten viele Stimmen sich auf ihn lärer Wähler und der mit der sehr geringen vereinigt. Als Assistent für Deutschland blieb er Majorität von 12 gegen 10 Stimmen gethätigten 1687-1694 unter sehr schwierigen Verhältnissen Wahl der eigentliche Grund gewesen sein, daß an der Seite des Generals Thyrsus Gonzalez in Gregor XIII. erst so spät (29. Juni 1579) den Rom. Nach Deutschland zurückgekehrt, starb er Informativprozeß über Gebhards Leben und zu München hochverdient und hochverehrt am Sitten anordnete und in Köln selbst (4.—19. Sep= 25. Januar 1713. Ausgezeichnet als Prediger tember 1579) führen ließ (die Acten des Prozesses wie als Stilist, hinterließ Truchseß auch einige gab Hansen in den Mittheilungen aus dem Stadtfleinere Werke, vorwiegend philosophischen In- archiv von Köln Heft 20, Köln 1891, 39 ff., heraus). haltes. (Vgl. Mederer, Annales Ingolstadien- Bestechungen und Versprechungen und die Furcht sis Academiae II, Ingolst. 1782, 348 sq.; vor Ernsts Macht sowie der „Umfall“ Reinhards Reusch, Inder II, 296; Steinhuber, Geschichte von Solms noch am Tage vor der Wahl gaben des Collegium Germanicum Hungaricum I, den Ausschlag für Gebhards Wahl (5. December Freiburg 1895, 408 f.; de Backer, Biblio- 1577). Dem Papste suchte der Neugewählte sich thèque, n. éd. par Sommervogel VIII [1898], zu empfehlen durch das Versprechen, er wolle wie 257 ss.) sein Oheim „Alles zur Erhaltung der wahren Truchleh von Waldburg, Gebhard, der katholischen Religion und zur Wiederherstellung übelberufene Kurfürst und Erzbischof von Köln der Kirche Gottes thun“ (S. VII, 875 f.). Am (1577-1583), wurde am 10. November 1547 24. April 1578 leistete Gebhard in Coblenz in als zweiter (nach Imhoff, Notitia procerum, nova die Hände des Erzbischofs Jacob von Trier den ed., Tubingae 1687, 679 als ältester) Sohn Eid auf das Tridentinum, nachdem er sich am des kaiserlichen Rathes Freiherrn Wilhelm, Erb- 19. März 1578 seinem Versprechen gemäß die truchseß von Waldburg, Bruders des Cardinals heilige Priesterweihe hatte ertheilen lassen. Er beOtto (j. d. folg. Art.)., aus der Scheer'schen (später suchte wiederholt das Jesuitencollegium, versprach, Trauchburgischen) Linie, und der Gräfin Johanna sich den Vätern gnädig zu erweisen, und half von Fürstenberg geboren. Seit 1558 von Car- ihnen, selbst gegen den Widerspruch von einem dinal Otto „zur Geistlichkeit und zum Studium" Theile der Bürgerschaft und des Rathes, Eigen= erzogen, besuchte er die Universitäten Dilingen, thum in Köln zu erwerben (October 1578). Beim Ingolstadt, Löwen, seit 1567 Perugia, vielleicht Rathe beschwerte er sich über die Du!dung öffentauch Rom und Bologna. Nach der Subdiaconats- licher und heimlicher Predigt der Irrlehre, die weihe erhielt er 1567 ein Canonicat zu Augs- schon in die vornehmeren Familien und den Rath burg, wurde Capitular zu Straßburg und 1568 selbst eingedrungen sei, wie über die Verbreitung auch im Kölner Domcapitel; 1574 wählte man von Schmähschriften gegen die Religion und von ihn zum Domdechanten in Straßburg und 1576 Schandbildern. Kaiser Rudolf II. gestattete ihm ernannte ihn der Papst zum Dompropst in Augs- in sicherer Voraussicht der päpstlichen Bestätigung burg. Gebhard galt als fromm und gelehrt; er die Verwaltung der Temporalien schon im April verstand das Lateinische sehr gut, aber auch das 1578, nahm ihn in die Zahl der Kurfürsten auf Italienische und Französische. Die Zeugen im (28. Mai 1578) und ernannte ihn auch zu seinem Informativprozeß schildern ihn daneben noch als Commissar bei dem Kölner Pacificationstage 1579 wohl kundig in firchlichen und weltlichen Dingen, (vgl. Loffen, in Raumers Histor. Taschenbuche als sehr erfahren und flug, treu kirchlich gesinnt, 1876, 275-362). Dabei hatte Gebhard selbst als einen guten und klugen Verwalter, der alle am 29. Mai 1579 die Abhaltung einer feierlichen kirchlichen Pflichten erfülle, ohne jedoch Theologe Procession mit dem Sanctissimum veranlaßt, um zu sein, und gute Sitten bewähre. Indeß hatte in den schwierigen Angelegenheiten Rath und ErCardinal Otto schon 1569 über Gebhards leichten | leuchtung von Gott zu erflehen, und hatte von dem Lebenswandel flagen müssen; seine Leichtfertigkeit Unwillen, welchen die für Spanien so freundliche besserte sich zwar wieder, trat aber nach des Car- Haltung der kaiserlichen Commission bei den Niedinals Lode (1573) von Neuem hervor. Als die derländern und deren Freunden erregte, einen calvinistischen Grafen Hermann von Neuenahr reichlichen Antheil auf sich genommen (Ritter (f. u.] und Hermann Adolf von Solms nach Salentins I, 568). Man erhoffte von Gebhard auch Besse=

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