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rung gegen die stellenweise sich immer mehr ein- | die Stadt verlassen. Rath und Domcapitel suchten schleichende Keßerei". So erhielt er endlich am ferner durch Gesandte zum Augsburger Reichs19. März 1580 die päpstliche Bestätigung. Schon tage Gebhards Einflüssen zu wehren und Ver= war aber bei Gebhard II., wie er als Erzbischof bindung mit Herzog Wilhelm von Jülich und mit hieß, der Anfang vom Ende eingetreten. Sein Alexander von Parma anzuknüpfen. Noch immer Verhängniß ward ein Verhältniß zu Agnes von warf Gebhard selbst die Maske nicht ab, so daß Mansfeld, Stiftsdame im freiweltlichen Damen- der Kaiser ihn noch Anfang März 1582 beauf= stifte Gerresheim, die ihm nach der einen Nach- tragte, die Verhältnisse der Katholiken in Aachen richt zur Zeit des Kölner Congresses, als er nach zu ordnen. Der Erzbischof wohnte oft dem Gottesfestlichem Mahle vom Weine erhigt war, der dienste bei, ließ dem Propst von St. Walpurgis Herenmeister" Scotinus zuerst im Spiegel als in Soest schreiben, alle Neuerungen seien abzu= die ihm bestimmte schönste Jungfrau gezeigt haben stellen (19. August 1582), schickte den Jesuiten soll, während er sie nach Anderen zuerst bei der Michaelis nach Werl, um die Errichtung eines Coloben erwähnten Procession erblickt oder auch schon legs und eines Gymnasiums der Jesuiten zu be= früher gekannt hätte. Soviel steht jedenfalls fest, treiben, versprach, nach Westfalen einen Suffragan daß seine Leidenschaft für Agnes mindestens seit zur Firmung und eine Visitationscommission zu dem 15. September 1579 unauslöschlich ent- senden (1581), und verhandelte mit den Räthen brannt war. Mag es auf Drängen von Agnes' der westfälischen Städte in Arnsberg über die ErVerwandten oder aus eigenem Antriebe, aus Ge- haltung der katholischen Religion (31. October wissenhaftigkeit, aus dem in ihm selbst aufsteigen= 1582). Dieß alles sollte den Schein wahren, den Etel an der großen Lüge seines Lebens" während er doch schon Anfang 1582 Agnes heim= (Ritter) geschehen sein, er versprach Anfang 1582, lich geheiratet“ und (September bis October unter eidlichem Verzicht auf das Erzstift, als Graf 1582) mit dem Administrator von Bremen und von Waldburg Agnes heiraten zu wollen. Mehrere Johann von Nassau, dem Bruder Wilhelms von Wochen lang hatte er Agnes in Brühl bei sich Oranien, und anderen Lutheranern und Calvinibehalten; er sezte den Umgang mit ihr fort in sten über Aenderung der Religion berathen hatte. Mörs und Kaiserswerth, bald auch offen von Auch ließ er insgeheim Städte und Edle auffordern, Poppelsdorf aus, nachdem er ihrem Schwager volle Religionsfreiheit von ihm zu fordern (SepPeter Ernst von Kriechingen, bei dem sie jetzt stets tember 1582). In Bonn aß er Freitags Fleisch, weilte, die Bonner Kanzlei als Wohnung an- schmähte den Papst und fragte die Anwesenden, gewiesen hatte. Der Vertraute des Erzbischofs ob sie wie er die Lehre der Augsburger Confession war bald der calvinistische Graf Adolf von Neuen- handhaben wollten. Den obersten Quästor in ahr-Mörs. Dieser und die protestantischen Dom- Arnsberg ersuchte er, mit dem Administrator von capitulare, Graf Hermann Adolf von Solms und Bremen als seinem besondern Freunde Rath zu Freiherr Johann von Winnenberg, trieben Geb- pflegen und diesem auf Verlangen Schlösser und hard auch weiter auf der abschüssigen Bahn zu dem Burgen in Westfalen zu öffnen. Bald handelte Plane, unter Abfall vom katholischen Glauben Gebhard offen, sammelte viele Truppen in West= Agnes zu heiraten und das Erzstist selbst mit Ge= | falen und zog mit diesen an den Rhein. Zunächst walt zu behaupten und unter Gewährung all- dienten ihm die Kriegswirren in der Nachbarschaft, gemeiner Glaubensfreiheit zu protestantisiren. Auf | dann angebliche schlimme Pläne des Domcapitels diese Männer sind auch die heimlichen und troß als Vorwand. Nachdem ihm der Rath, getäuscht aller Verbote bald öffentlichen Versammlungen der durch ein gefälschtes, angeblich vom Domcapitel Protestanten zu Mechtern bei Köln zurückzu= | erlassenes Schreiben, die Schlüssel von Bonn überführen, wo der reformirte Prädicant Johannes geben, wurden die Bürger entwaffnet und die Burvon Ozenrat predigte, ferner die von Georg gen Poppelsdorf, Godesberg, Kessenich mit SolMylius verfaßte Bittschrift an den Magistrat daten umstellt. Die Minoriten in Bonn, dann um freie Religionsübung (8. Juni 1582). Her auch die Nonnen in Dietkirchen wurden vertrieben; mann von Solms und der nassauische Rath der Bonner Kirchenschatz wurde geplündert, mit Schwarz machten dann beim Augsburger Reichs- dem in Brühl verwahrten Kirchenschaße der Erztage 1582 den Vorschlag, die öffentliche Ausübung des Lutherthums zu gewähren und jedem Geistlichen, der das Lutherthum annehme und Heirate, die Beibehaltung seiner Pfründe zu gestatten. Der Kölner Rath aber wich feinen Nagel breit ab von der Treue zur Mutterkirche", ließ die Versammlung in Mechtern mit Gewalt sprengen, die Unterzeichner der Bittschrift in's Gefängniß werfen und eigens durch Melchior Bruyn, Pfarrer von St. Aposteln, eine Widerlegung verfassen; sodann befahl er, binnen Monatsfrist sollten alle Protestanten über 16 Jahre

diöcese wurden die Söldner bezahlt. In Bonn faßten die Grafen von Nassau, Solms, Neuenahr, Wittgenstein, Wied und Mansfeld den Beschluß, mit Einführung der reformirten Religion, als zu welcher eigentlich Gebhard sich neigte", nicht allzu schnell vorzugehen. Nun aber erklärte Gebhard in einem Edicte vom 19. December 1582, er bekenne sich zur evangelischen Religion und wolle heiraten; doch werde er keinem in seinem Gewissen Gewalt anthun, vielmehr beide Religionen dulden und das Erzstift nicht vererben. Am 16. Januar 1583 erließ er sodann an seine Amtleute nähere Be

stimmungen betreffs der Ausführung dieses Edictes. | für wahr und sei seit einem Jahre schon entUnter den protestantischen Fürsten waren beson- schlossen, dabei das Erzstift zu behalten; da das ders die Pfalzgrafen für Gebhard thätig. Pfalz- päpstliche Gebot des Cölibats nicht verpflichte, sei graf-Herzog Johann von Zweibrüden stellte zu er auch nicht gesonnen, ein kirchliches oder politi= gleich mit den Gesandten des Kurfürsten Ludwig sches Amt niederzulegen. Auf dem Tage in Köln von der Pfalz und der Pfalzgrafen-Herzoge zu erklärten die kaiserlichen Gesandten, der Kaiser Lautern und zu Simmern und einigen pro- heiße alles gut, was das Capitel gethan habe, testantischen Grafen persönlich zu Köln zu Gun- und wünsche auch die Rückeroberung von Bonn; ften der Kölner Protestanten die Bitte um freie sie riethen, die vom Capitel angestrebte Neuwahl Religionsübung und gleiche Stellung derselben nur schleunigst und einstimmig vorzunehmen, die (27. December 1582). Der Rath lehnte sie ab dazu verlangte päpstliche Erklärung werde zeitig (2. Januar 1583) mit Rücksicht auf den Religions- erfolgen; man könne übrigens in solch schlim= frieden, gemäß dem kein Stand die Unterthanen mem Falle sicher auch ohne sie handeln. Der Kaides andern wider ihre Obrigkeit in Schuß nehmen ser glaubte jedoch mit Rücksicht auf die früheren dürje, und mit Berufung auf den Kaiser, vor den Verdienste des Hauses Waldburg und die üblen die Sache gebracht werde; doch wurden die ge- Folgen in Reich und Kirche noch einen dritten fangenen Protestanten gegen Urfehde und Ver- Ausgleichsversuch machen zu müssen. Ein neuer sprechen des Gehorsams freigegeben. Das Dom- kaiserlicher Gesandter, Baron Joh. Preiner von capitel aber brachte, nachdem es vergebens Geb- Stubing, hielt Gebhard den Bruch all seiner Eide, hard durch eigene wiederholte Gesandtschaften und besonders seines Schwures auf den Augsburger Briefe der rheinischen Räthe zur Umkehr zu be- Religionsfrieden, vor und forderte ihn auf, die wegen versucht hatte, die Sache an den Papst und Verwaltung des Stifts zu endigen, die Unterden Kaiser und berief die rheinischen Räthe und thanen vom Treueid zu entbinden und die Waffen den Adel. Ohne auf Gebhards Forderung, nichts niederzulegen. Gebhard erwiderte, man müsse zu verhandeln, was wider ihn und das Stift sei, Gott mehr gehorchen als den Menschen; gegen den zu achten, entschied der Landtag sich gegen ihn Augsburger Religionsfrieden hätten die Pro(26. December 1582). Einen neuen Landtag der testanten von Anfang an Einspruch erhoben, und gesammten rheinischen Stände berief der Chor- er werde alle seine Freunde, alle Stände Augsburger bischof Friedrich von Lauenburg im Namen des Confession zu seiner Hilfe aufrufen, wenn nicht Capitels. Gebhard protestirte gegen die Berufung; der Kaiser schleunigst den Chorbischof auffordere, die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, den Ränken gegen ihn ein Ende zu machen und die die übrigens Gebhards Vorgehen schon einen eroberten Plätze ihm zurückzustellen. Von Anfang Monat vorher für übereilt erklärt hatten, richteten an hatte der Kaiser aber die protestantischen Kurein Schreiben an den Landtag; Pfalzgraf Johann, fürsten mit ihrer Bitte (vom 9. Januar 1583), Adolf von Solms sowie die Gesandten der an- für Gebhard einzutreten, abgewiesen, dann den deren Pfalzgrafen, endlich Gebhard selbst suchten Herzog von Parma aufgefordert, die Kölner Erdie Stände umzustimmen. Troß Allem aber ent- eignisse wohl in Obacht zu nehmen, endlich Phischieden letztere (1. Februar 1583), Gebhard sei lipp II. von Spanien ersucht, ihm, wenn nöthig, fraft des geistlichen Vorbehalts seiner Würde ver- Hilfe gegen Gebhard zu leisten (15. Januar 1583). lustig, und die Unterthanen dürften sich nicht mehr Den Pfalzgrafen Johann Casimir mahnte er an ihn halten, da sein Thun vollständig der ein- streng, sein für Gebhard gesammeltes Heer zu ent= stimmig 1550 und 1564 von den Ständen er- lassen und dem Cardinal Andreas von Oester= lafssenen Ordnung und dem von ihm selbst be- reich den bisher verweigerten Durchzug durch sein schworenen Religionsfrieden widerspreche. Der Land nach Köln zu gewähren; den Chorbischof Erzbischof und seine Freunde beriefen sich darauf, belobte er und mahnte ihn, standhaft zu bleiben daß die Stifter und auch das Erzstift Köln ge- (16. Februar). Auch in Rom beobachtete man, gründet und dotirt seien vornehmlich zum wahren durch regelmäßige Berichte aus Deutschland auf Gottesdienste und zur Erhaltung der fürstlichen dem Laufenden gehalten, die Kölner Vorgänge mit und gräflichen Geschlechter. Den ersten kaiserlichen wachsamem Auge. Der Secretär des Cardinals Gesandten, Dr. Andreas Gail, hatte Gebhard mit Madruzz (f. d. Art.) von Trient, Minuccio, wurde Umschweifen und Redensarten abgefertigt, den auf Beschluß einer Cardinalscommission vom zweiten, Dr. Jacob Kurz, vertröstet auf seine Er- 5. December 1582 nach Deutschland entsandt zur flärungen bei und nach dem nächsten Reichstage; Prüfung der Dinge und mit Aufträgen für die dabei hatte er ihm viel von seiner Friedensliebe Erzbischöfe von Trier und Mainz, Gebhards und seinem Vertrauen auf die Hilfe der anderen Sache zu untersuchen. Der Papst selbst schrieb Kurfürsten gesprochen und über sein Domcapitel einen Brief an Gebhard und beauftragte den Erzund besonders den Chorbischof Friedrich geklagt. bischof von Trier, mit dem Kölner Erzbischof zu Dem Drängen des Gesandten gegenüber bekannte verhandeln; dann wurden die Nuntien am steirier sich dann zu dem erwähnten Edicte vom 19. De schen und am kaiserlichen Hofe, der Markgraf von cember 1582 selbst, indem er erklärte, er halte jezt Malaspina und Bischof Johannes Bonomi von allein die Lehre der Augsburgischen Confession Vercelli, nach Köln abgeordnet, endlich noch der

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Cardinal Andreas von Oesterreich als Legat_ge= | und Häusern hinweggeschafft habe (Annalen des schickt, mit voller Gewalt, in der Sache zu han- histor. Vereins LIX [1894], 250). Auch von deln, wie er es nach Lage der Dinge für gut finde. Rom erfolgte der entscheidende Schritt. Auf das Minuccio erschien schon im Januar, Malaspina erwähnte Mahnschreiben des Papstes Gregor XIII. und der Bischof von Vercelli kamen Ende März vom 17. December 1582 hatte Gebhard geant= oder Anfang April 1583. Am 10. März langte wortet, sein alter, dem Papste geleisteter Eid sei auch Ernst von Bayern, der jezt allein für eine widerrechtlich und unverbindlich und widerstreite Neuwahl in Betracht kommen konnte, in Köln an. seinem Taufbunde und den guten Sitten, das Alle Drohbriefe der Pfalzgrafen an Ernst und das Verbot der Priesterehe sei unberechtigt, die rōDomcapitel, die weltlichen Kurfürsten würden mische Kirche sei voller Mißbräuche und nicht mehr Gebhard unterstützen und einen Neugewählten die alte apostolische Kirche; er habe sich mit dieser nicht anerkennen, könnten nicht helfen. Von beiden Erkenntniß vom alten Irrthume zur neuen reinen Seiten begann man im März schon den Krieg. Lehre gewendet; zum Schlusse empfiehlt er dem Gegen Gebhard kämpften im Auftrage des Ca- Papste eine dringend nöthige Reformation der pitels im Niederstift Chorbischof Friedrich, im römischen Kirche. Der Oeffentlichkeit gegenüber Oberstift Graf Salentin von Jsenburg, der frühere | suchte er sich zu rechtfertigen durch ein Ausschreiben Erzbischof, der gern der an ihn ergangenen Bitte d. d. Arnsberg, 15. März 1583: „Warumb wir (am 12. März) gefolgt war, daneben noch der uns ... in Kriegsrüstung wider unsere Feind ... Graf von Reifferscheid und der Graf von Arem= | zu begeben genottrangt, auch aus was Christlichen, berg als Befehlshaber der spanischen Truppen. rechtmessigen und notwendigen ursachen wir die Auf Gebhards Seite standen die protestantischen Stände des oberrheinischen Kreises, welche ihm am 1. April in Worms Hilfe versprochen hatten, ferner der allezeit zweideutige, selbstsüchtige Pfalzgraf Johann Casimir, endlich einige der protestantischen westfälischen Städte, die ihm am 11. März zu Arnsberg Unterstügung zugesagt hatten. Doch war dieser Beistand nur gering; die Pfälzer und die Niederländer waren allein Gebhards Hoffnung. Am 20. Januar 1583 hatte der pfälzische Hofprediger Johann Schechs in Bonn in Gegenwart Gebhards das Volk belehrt, man gedenke nur bei dem wahren katholischen Glauben zu bleiben, so im Paradiese angefangen, und nur die römisch Babilon" mit ihren Irrwegen, gefasten Opinionen und Menschen Sagungen“, „Meß, Opffer, Wallfahrten neben andern vermeynten Gottesdiensten, das alles mit einander vor Gottes Angesicht ein abschewlicher Grewel ist", zu verwerfen (Druck Heidelberg 1583). Gleich nach Bekanntwerden des Kölner Beschlusses am 2. Februar 1583 ward Gebhard auch öffentlich zu Bonn im Gasthofe zur Blume mit Agnes von Mansfeld durch den protestantischen Prediger Pantaleon Weiß (latinisirt Candidus) getraut. Nachdem er einen Theil des Bonner Archivs geraubt und durch den Grafen von Neuenahr den Rhein hinunter hatte schaffen lassen, vertraute Gebhard den Schuß Bonns seinem Bruder Karl an und begab sich nach Dillenburg. Nun entschieden sich die Dinge rasch. Das Domcapitel beauftragte Salentin von Isenburg, die Canonifer Grafen Johann von Salm und Gottfried Droppir, in seinem Namen die Städte, Schlösser, Zölle und Flecken des Erzstiftes ihrer Eide gegen Gebhard zu entbinden, weil dieser allerhand beschwerliche Neuerungen in Religionsund weltlichen Sachen vorgenommen, eine neue Religion im Erzstift publicirt, zu der Ehe gegriffen, Siegel und Brief von der Registratur zu Bonn, auch Gold- und Silbergeschirr, Kleinodien und Eigenthum hin und wieder von Schlössern

freylaffung der waren Christlichen Religion Augspurgischer Confession verstattet und was uns in Ehelichen Stand zu begeben bewegte". Am 1. April 1583 aber sprach der Papst über Gebhard „als einen offenkundigen, mit unzähligen Lastern be= fleckten Kezer und meineidigen Rebellen der Kirche“ den Bann und die Absegung aus und erließ zu= gleich an das Domcapitel die Aufforderung zur Neuwahl. Gebhard protestirte wider die ver= meinte unbefugte fürhabende etlicher unser un= gehorsamen Capitularen Newe Wahl eines ander Erzbischoffs und Churfürsten zu Cöllen, auch Relevation und ledigzahlung uns ordentlicher weiß geleister pflicht und Eyd". Die drei protestanti= schen Kurfürsten legten beim Kaiser Verwahrung ein gegen die päpstliche Absetzung Gebhards als unerhört und nichtig, weil ohne des Kaisers Vorwissen und den Consens der Kurfürsten erfolgt. Johann Casimir erließ ebenfalls ein Ausschreiben, warum sie sich zur Rettung des wider den Landund Religionsfrieden bedrängten Churfürsten und zum Schuß unserer wahren christlichen Religion Augspurgischer Confession und wider deß Papste einbrechende Tyrannei in Kriegsrüstung begeben". All dieses konnte die Entscheidung aber nicht aufhalten. Am 23. Mai 1583 wurde Ernst von Bayern einstimmig zum Erzbischof von Köln ge= wählt. Der Kaiser bestätigte Gebhards Absetzung, verbot rasch und dringend zweimal Johann Cafi= mirs Rüstungen und Angriffe und befahl dann noch einmal (am 31. August) ihm und den Übersten des Heeres die Auflösung desselben bei Strafe der Reichsacht. Dem neugewählten Erzbischof gab er am 15. September ein Lehensindult mit Befehl an alle Unterthanen im Erzstift, Ernst allein als Landesfürsten anzuerkennen. Der Papst bestätigte ebenfalls die Wahl und unterstüßte Ernst reichlich mit Geld. Nachdem die beiden Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg zuerst noch eine gütliche Verhandlung und einen Verzicht Gebhards gegen eine Rente, aber vergeblich, vorgeschlagen

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diese Niederlage in erster Linie der Initiative des päpstlichen Stuhles zu verdanken ist, oder ob die Bemühungen des Domcapitels und der kaiserlichen Commissare mindestens ebensoviel Antheil daran haben, ist eine mehr gleichgültige Frage. (Vgl. neben Janssen, Geschichte des deutschen Volles V [1886], 3 ff., und M. Ritter, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation I, Stuttgart 1889, besonders Lossen, Der Kölnische Krieg I, Gotha 1882; II, München u. Leipzig 1897, wo die sonstige Literatur verzeichnet ist.) [W. Felten.]

hatten, erkannten sie am 6. Februar 1585 Ernst | alt, war er stets unfroh und suchte seine Gewissensals Kurfürsten an und nahmen ihn in die Kur- bisse zu ersticken in täglichen wüsten Gelagen und fürstenvereinigung auf. Der kölnische oder truch- fast steter Trunkenheit. Wie weit ihn eine selb= sessische Krieg zog sich durch den Rest des Jahres ständige Ueberzeugung auf die evangelische Seite 1583 und durch die folgenden Jahre hin. Die trieb, ist schwer zu bestimmen“ (Real-Encyklopädie Art und Weise aber, wie Gebhard troß seiner To- für protest. Theologie IV, 2. Aufl., 777). Nach leranzedicte in den kleinen Städten Westfalens | seinen Ausschreiben und Briefen bekannte er sich gegen die Katholiken wüthete (vgl. Janssen [f. u.] zum Lutherthum; aber Calvinisten waren und blieV, 33 ff.), die Räubereien und Schandthaten, ben seine Rathgeber und seine Hauptstüße (vgl. welche die unbezahlten Truppen seiner Anhänger ob. 107; [Loebell,] Historische Briefe über die Verberübten (Ritter 615), erregten Abscheu selbst bei luste des Protestantismus, Frankfurt a. M. und seinen Freunden. Dazu wirkte die Reichsacht. Jo- Erlangen 1861, 75). Selbst bei Protestanten hat hann Casimir, dem Gebhard im April für die er in alter und neuer Zeit die schärfste Verurthei= Kriegskosten das Erzftift verpfändet hatte, war lung erfahren, weil er die evangelische Sache comfroh, als er mit dem Tode seines Bruders, des promittirt und mehrfaches Unrecht auf mehrfache Kurfürsten Ludwig (12. October 1583), einen Unflugheit“ gehäuft habe (Barthold, in Raumers Vorwand erhielt, abzuziehen und sein zuchtloses Histor. Taschenbuch 1840, 100). Freilich ist an Heer zu entlassen; die Bonner Truppen lieferten diesem Urtheile nur Gebhards Mißerfolg schuld, ihren Führer Karl Truchseß selbst aus (18. Ja- weil die Protestanten die erste entschiedene Nienuar 1584). Nachdem Ernsts Bruder Ferdinand derlage erführen in dem leichtsinnig, unredlich und am 17. December 1583 den Godesberg erstürmt, ungeschickt unternommenen Reformationsversuche hatte Ernst das Oberstift ganz in seiner Gewalt. des Erzbischofs Gebhard" (Barthold ebd. 6). Ob Echon im Februar 1584 mußte Gebhard erkennen, daß auch Westfalen verloren sei. Nach neuer Niederlage rettete er sich nach Holland und begab sich zu Wilhelm von Oranien nach Delft. Da legterer bald (10. Juli 1584) ermordet wurde, juchte er mit englischer Hilfe wieder Boden zu gewinnen; doch vergebens. Die Königin Elisabeth beantwortete sein Bittgesuch mit Spott und Hohn und zwang Agnes von Mansfeld, die durch persönliche Bitten etwas zu erreichen hoffte, ohne jede Audienz und ohne jeden Erfolg sofort England wieder zu verlassen. Vorübergehend schöpfte er bei Truchseh von Waldburg, Otto, Bischof der Beschung von Neuß (1. Mai 1585) durch den von Augsburg und Cardinal, ward als dritter Grafen von Neuenahr und von Bonn durch Mar- Sohn des Freiherrn Wilhelm des Aeltern und tin Schenk von Nideggen (1586-1587) die Hoff- seiner Gemahlin Sibylla, einer geborenen Gräfin nung, das Erzstift wieder zu gewinnen, gab aber von Sonnenburg, am 26. Februar 1514 auf dem feit 1588 alle weiteren Versuche auf und begab schwäbischen Schlosse Scheer bei Sigmaringen ge= sich nach Straßburg. Dort, wo die Protestanten boren. Der mit trefflichen Anlagen ausgestattete die Mehrzahl im Capitel hatten, blieb er als Dom- | Knabe, welcher Neigung zum geistlichen Stande dechant bis zu seinem Tode am 21. Mai 1601; verrieth, wurde im Alter von 10 Jahren auf die er starb, ohne Kinder zu hinterlassen, an Kolik | Akademie in Tübingen geschickt. Hierauf studirte und Stein. Agnes von Mansfeld, die Helena er an der Hochschule Dôle in Burgund, wo er sich des Rheins", überlebte ihn. Die Kölner Frage hauptsächlich mit der Erlernung der französischen war zum zweiten Male gelöst, der Katholicismus Sprache beschäftigte, und besuchte dann die italieim deutschen Westen gerettet für alle Zukunft. nischen Universitäten Padua, Pavia (wo er zum Hermanns von Wied und Gebhards Schicksal Rector erwählt ward) und Vologna. An lezterer reiste keinen ihrer Nachfolger mehr zu ähnlichen Hochschule hörte er den gelehrten Hugo Buoncom= Unternehmungen. Gerade der wiederholte Ver- pagno, den nachherigen Papst Gregor XIII., und such, das wichtige Erzstist zu protestantisiren, wo- | hatte zu Mitschülern die späteren Cardinäle Aleran= mit im Kurfürstencollegium die Mehrheit pro- der Farnese, Christoph Madruzz und Stanislaus testantisch geworden wäre, führte zur Errichtung Hosius (s. d. Art.); zumal mit dem zuletzt Ge= einer ständigen Nuntiatur in Köln und zur Wahl nannten verband ihn sein ganzes Leben lang ein und Bestätigung von Erzbischöfen aus dem der freundschaftliches Verhältniß. In Bologna erhielt Kirche immer treu ergebenen Hause Bayern für er die Doctorwürde. Uebrigens hatte er sich überall fast zwei Jahrhunderte (1583-1761). Geb- durch seltene Talente und unermüdeten Fleiß aushards II. Unglück war sein schwankender, haltloser gezeichnet und sich in Sprachen sowie in den theoCharakter, wodurch er allen äußeren Einflüssen logischen und Rechts-Wissenschaften reiche Kennt= und seiner Leidenschaft erlag. Sein Liebesglück zer-nisse erworben, womit er in der Folge eine große störte seinen Seelenfrieden, und kaum 30 Jahre Gewandtheit in den Geschäften verband. Als er

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sich definitiv für den geistlichen Stand entschied, | sein Augenmerk auf die Hebung des Unterrichtsverzichtete er im J. 1532 zu Gunsten seiner und des Erziehungswesens, um eine tüchtige neue Brüder auf alle väterlichen und Familien-Güter. Generation heranzubilden. Er gründete Schulen, Einem Manne von der Abstammung und Tüch- wobei er auch auf Ausbildung des weiblichen Getigkeit Otto's fonnte es an Beförderung nicht schlechtes bedacht war, und suchte tüchtige Lehrer fehlen. Bereits in jugendlichem Alter war er nach und Prediger zu gewinnen. Namentlich vertraute der wenig lobenswerthen Sitte jener Zeit mehr- er Lehrstühle und Kanzeln dem aufblühenden Je= fach bepfründet; er wurde unter Anderem Decan suitenorden an; so war der sel. Petrus Canisius der Domkirche in Trient, sowie Domherr in (s. d. Art.) eine Zeitlang Domprediger von AugsSpeyer und Augsburg. Da er eine Gesandtschaft burg. Wie in seiner Diöcese Augsburg, so betrieb Kaiser Karls V. an dessen Bruder Ferdinand mit Otto auch mit Erfolg die Reformation in seinem Erfolg erledigt hatte, ward er im August 1541 Stift Ellwangen, deffen Propst er im 3. 1553 ge= kaiserlicher Rath. Als solcher reiste er nach Rom, worden war. Nach Kräften vertrat er auch auf wo er sich durch seine Talente und sein Auftreten den Reichstagen die katholische Sache und stand bei Paul III. auf's Beste empfahl. Der Papst für dieselbe im innigen Bunde mit dem Kaiser und ernannte ihn zu seinem Kämmerer und schickte ihn den bayrischen Herzogen. Dabei vergaß er nicht mit wichtigen Aufträgen als Internuntius zum die Pflichten des Landesvaters und Reichsfürsten. König Sigismund von Polen. Auf der Rückreise Im Schmalkaldischen Kriege leistete er dem Kaiser empfing Otto von Rom aus die Weisung, den große Dienste, stellte 200 schwer gerüstete Reiter Reichstag zu besuchen, welchen König Ferdinand und vier Fähnlein Landsknechte zum Heere und auf das Jahr 1543 nach Nürnberg ausgeschrieben übernahm den Posten eines obersten Proviant= hatte. Er war kaum angekommen, als der Augs- meisters. Es ist kein Zweifel, daß der Cardinal burger Fürstbischof Christoph von Stadion (f. d. damals einer der ersten Räthe des Kaisers war. Art.) am 15. April 1543 starb. Auf Empfehlung Als Karl V. siegreich in Oberdeutschland dastand, Ferdinands hin ward der apostolische Nuntius war es Otto, welcher den Vertrag mit Augsburg Truchseß am 10. Mai 1543 zu Dilingen vom vermittelte. Unter den Bedingungen, welche sich Domcapitel zum Bischof von Augsburg gewählt. die Reichsstadt gefallen lassen mußte, war auch Schon am 1. Juni 1543 bestätigte Paul III. die, daß dem Bischof und seiner Geistlichkeit die diese Wahl und ertheilte dem Gewählten die Rückkehr in die Stadt gestattet sein, das geraubte Altersdispense, indem er ihm überdieß erlaubte, Kirchengut zurückgegeben werden sollte. Nach die bisher in Speyer, Trient und in der Diöcese seinem glänzenden Siege hoffte der Kaiser, die Konstanz erlangten Pfründen neben dem Bisthum Protestanten durch Nachgiebigkeit zu gewinnen, und zu behalten. Otto, der nur Diacon war, ließ sich erließ im J. 1548 auf dem Reichstage zu Augsalsbald zum Priester und dann zum Bischof burg das Interim (s. d. Art.). Diese Vermittlungsweihen. Weil aber die Unduldsamkeit der Pro- politik gefiel dem Bischofe zwar nicht, doch ließ er testanten in der Reichsstadt Augsburg den katho- das Interim in seiner Diöcese verkünden, wenn lischen Geistlichen den Aufenthalt unmöglich auch in veränderter Fassung; so sollte der Kelch machte, mußte der Fürstbischof zunächst seine Re- nur gestattet werden nach Abgabe einer Erklärung, sidenz in Dilingen aufschlagen. Nachdem er eine daß Christus auch unter einer Gestalt ganz gegen= zwischen dem Kaiserhofe und dem päpstlichen Stuhle wärtig sei; den beweibten Priestern sollte für den bestehende Mißhelligkeit ausgeglichen hatte, ward Fall, daß sie ihre Concubinen entließen, Verzeihung er von Paul III. im J. 1544 zum Cardinal= | ertheilt werden. Im Uebrigen war Otto kein priester von S. Balbina erhoben, worauf er sich Freund von halben Maßregeln, wie er auch die auf furze Zeit abermals nach Rom begab. - Als Otto die Regierung antrat, befand sich sein Bisthum in der traurigsten Lage. Allenthalben machte sich in der Diöcese die Glaubensneuerung breit, und es herrschte selbst bei vielen Geistlichen Unwissenheit und Verderbtheit. In dem neuen Oberhirten fandte Gott der Augsburger Diöcese Hilfe zur rechten Zeit. Otto suchte zunächst durch Visitationen die vorhandenen Mißstände kennen zu Lernen; dann machte er es sich zur Aufgabe, die in der Kirche längst vorhandenen Gesetze für das Leben des Clerus und des Volkes durchzuführen. Zu dem Zwecke hielt er Diöcesansynoden ab. Nur tüchtige Priester sollten angestellt werden; gegen unbotmäßige Geistliche und Eindringlinge ward mit aller Strenge vorgegangen. Zugleich beförderte der Bischof die Wissenschaft und sorgte für den Druck guter Bücher. Vor Allem aber richtete er

unnüßen, zu nichts führenden Religionsgespräche haßte. Nicht lange darauf wurde es ihm möglich, seine wichtigste und erfolgreichste Unternehmung zu beginnen; er gründete in Dilingen (s. d. Art.) eine Schule, welche sowohl das heutige Gymnasium als auch die philosophische und theologische Facul= tät in sich schloß, und das Seminar. Fünf Jahre (1549-1555) gingen darüber hin, bis diese Anstalten vollendet und vorläufig gesichert waren. Die schwersten Opfer wurden gefordert, aber reicher Segen strömte von den Schulen, deren Leitung Otto in J. 1564 den Jesuiten übergab, auf die Diöcese und die angrenzenden Länder, und das Seminar und die Hochschule (Lyceum) zu Dilingen erinnern noch jezt an die große That des Cardinals. Im J. 1549 ging Truchseß zur Papstwahl nach Rom und fehrte im folgenden Jahre, nachdem am 7. Februar 1550 Julius III. aus der Wahlurne

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