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gläubige Besitz der Wahrheit wesentlich durch ein Eingreifen des kirchlichen Lehramts vermittelt sei, der nothwendige Schlüssel zu einem tiefern Verständniß der päpstlichen Unfehlbarkeit. Ohne diesen Begriff von dem fortgesetzten Einfluß des Glaubens Petri auf das Glaubensleben der Kirche und des Einzelnen ist das Papstthum bloß das äußere Zeichen der kirchlichen Einheit, nicht auch ihre innerliche, stets lebendige Wurzel, wie wir nachstehend zeigen werden, daß die alte Kirche gelehrt habe.

Diese altkirchliche Auffassung, welche der modernen Theologie vielfach verloren gegangen ist, hat in dem jüngst definirten Unfehlbarkeitsdogma einen neuen, den Bedürfnissen der Gegenwart entsprechenden Ausdruck gefunden. Damit jedoch die neue Glaubensdefinition das in Wahrheit sei, was sie den Absichten Gottes gemäß sein soll, ein Segen für die Kirche und für jeden Einzelnen eine Glaubensstärkung, hiezu ist erforderlich, daß jenes Dogma für uns kein Buch mit sieben Siegeln bleibe. Der darin verborgene Schatz religiöser Ideen will sorgfältig gehoben und zum Frommen der Kirche für das Leben und die Wissenschaft verwerthet sein. Alle Lehrenden und Lernenden in der Kirche haben in dieser Hinsicht eine heilige Pflicht und eine schwere Verantwortung. Vor Allem aber thut noth, daß unser Denken. von dem Einfluß einer theologischen Richtung befreit werde, welche ihm das Eindringen in den wahren Sinn des Dogma ungemein erschwert. Dies Befreiungswerk wird in dem Maße gelingen, als die richtige Ansicht von der Gnade und dem Wesen des christlichen Glaubens in unsern theologischen Kreisen wieder zur Herrschaft gelangt. Die eminent praktische Bedeutung der darüber im katholischen Deutschland in den letzten Jahren gepflogenen Verhandlungen ist vielfach unterschätzt worden, sie erhellt aber, von allem Andern abgesehen, schon aus dem innigen Zusammenhang der betreffenden Lehrpunkte mit der päpstlichen Unfehlbarkeit, und bekanntlich ist diese nun dogmatisch entschiedene Controverse in

unserer Zeit, ungeachtet ihrer sonstigen Theilnahmslosigkeit theologischen Dingen gegenüber, die Veranlassung zu einer so tief gehenden und in ihren Folgen so weit tragenden kirchlichen Bewegung geworden, wie sich dieses seit langer Zeit anläßlich keiner ähnlichen Frage in demselben Grade ereignet hat.

I. Die Gründung der Kirche.

Was bei jedem Neubau geschieht, dies hat auch Christus bei dem Bau der Kirche beobachtet; er hat damit begonnen, ihren Grund zu legen. Welches ist nun dieser Grund? Darum drehen sich alle Fragen über die Verfassung der Kirche, welche in jüngster Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

Der Grund der Kirche ist vor Allem Christus selber, außer welchem fein anderer Grund gelegt werden kann (1 Kor. 3, 11). Damit aber die Eine wahre Kirche, wie der katholische Glaube lehrt, sichtbar sei oder unter einer bestimmten geschichtlichen Form erscheine, hiezu muß sie außer ihrem unsichtbaren Grunde, welcher Jesus Christus selber ist, auch einen sichtbaren Grund und Mittelpunkt haben, wodurch ihre Einheit geschichtliche Gestalt gewinnt. Hierüber kann vom katholischen Standpunkt aus kein Zweifel bestehen, und die Frage ist nur, wo jener sichtbare Grund zu suchen. sei. Christus hat, noch bevor die Kirche gegründet war, dem Apostel Petrus verheißen, daß er auf ihn seine Kirche bauen wolle. Diese Verheißung enthält den göttlichen Plan für die Gründung der Kirche, und ihm entspricht nothwendig ihre Ausführung. Petrus also ist der Grundstein der Kirche. Von derselben Kirche aber, welche auf Petrus gegründet werden soll, versichert der Herr, daß sie die Pforten der Hölle nicht überwältigen werden (Mtth. 16, 18). Nun ist jedes Gebäude in seinem Bestand von seinem Grunde abhängig. Damit also die Kirche unvergänglich sei, muß es vor Allem der Felsengrund sein, worauf das ganze Gebäude der Kirche ruht. Die Einsetzung des Petrus zum Grund

stein der Kirche bedingt sohin nothwendig eine übernatürliche Ausrüstung desselben, wodurch er tüchtig wird, der Kirche ihre Unvergänglichkeit zu sichern.

Der Bestand der Kirche beruht wesentlich auf dem Bekenntniß des wahren Glaubens. Daher ist vornehmlich von der Reinerhaltung desselben in der Kirche ihre Unvergänglichkeit abhängig, und sohin gehört zu der übernatürlichen Ausrüstung, wodurch Petrus der Grundstein der Kirche wird, nothwendig auch die zur Reinerhaltung des Glaubens in der Kirche erforderliche Vollmacht. Der Glaube ist der ungetrübte Besitz der göttlichen Wahrheit. Seine Rein= erhaltung, welche dem Apostel Petrus obliegt, bedingt daher in diesem das Vermögen, die in der göttlichen Offenbarung enthaltene Glaubenswahrheit unfehlbar auszulegen. Dieses Vermögen aber durfte dem Apostel Petrus nicht allein für seine eigene Person verliehen werden, denn schon mit Rücksicht auf den Zweck seiner Ausrüstung damit mußte es an ein ordentliches, für immer in der Kirche bestehendes Kirchenamt geknüpft sein. Sollte doch dadurch der Kirche ihre Unvergänglichkeit gesichert werden. So lange also, als die Kirche selber bestehen wird, so lange besteht ein mit der Vollmacht unfehlbarer Glaubensentscheidungen ausgerüstetes Lehramt in der Kirche, und sein Inhaber ist der Nachfolger Petri. Diese Würde aber kommt dem Papste zu, er nimmt in der Kirche dieselbe Stellung wie Petrus ein, die durch sie geforderten Vollmachten gehen auch auf ihn über, und wenn daher Petrus, um der Grundstein der Kirche zu werden, mit der Gabe der Unfehlbarkeit ausgerüstet sein mußte, so ist auch die päpstliche Unfehlbarkeit gemäß der Grundverfassung der Kirche die nothwendige Bedingung ihrer Unvergänglichkeit.

Die nächste Veranlassung zu der Verheißung Christi, daß er seine Kirche auf Petrus bauen wolle, war das von lezterem abgelegte Bekenntniß der Gottheit Christi. Die Kirchenväter bedienen sich daher vielfach der Wendung, daß

die Kirche auf den Glauben Petri gegründet sei. Dabei aber meinen sie nicht sein eigenes persönliches Fürwahrhalten der göttlichen Offenbarungen, sondern vielmehr seine Glaubenslehre; durch die Gründlichkeit seiner künftigen Glaubenspredigt, sagt der hl. Leo d. Gr., sollte Petrus der Grundstein der Kirche werden 1. Die Pforten der Hölle werden darum die Kirche nicht überwältigen, weil sie auf Grund der dem Petrus gewordenen Verheißung niemals den wahren Glauben verliert. Damit also die Gründung der Kirche auf Petrus die Ursache ihrer Unvergänglichkeit sei, hiezu genügt es nicht, daß Petrus bloß den geschichtlichen Grundbau ihrer äußern Erscheinungsform bilde, sondern auch die Seele der Kirche, ihr Innerstes, steht unter seinem Einfluß, und gerade durch diese fortgesetzte Einwirkung auf das Glaubensleben der Kirche ist Petrus ihr Grundstein. Wodurch aber wirkt er darauf ein ?

In Gegenwart der übrigen Apostel (Luc. 22, 31 f.) sagt Jesus zu Petrus: Simon, Simon, der Satan hat nach Euch gestrebt, auf daß er Euch wie Weizen sichte." Der Gefahr, worauf hier der Heiland hinweist, find alle Apostel gleichmäßig ausgesetzt, und Jesus zeigt ihnen nicht bloß die Gefahr, in welcher sie schweben, sondern sein Gebet erwirkt ihnen auch das rechte Mittel, wodurch sie siegreich in der Versuchung bestehen können. Ich aber", fährt er fort, „habe für Dich gebetet, auf daß Dein Glaube nicht abnehme.“ Die Unbesiegbarkeit der Kirche beruht also auf dem Glauben Petri. Unmittelbar darauf ertheilt ihm der Herr den Auftrag, seine Brüder zu stärken. Bedurften etwa die Apostel selber für ihre eigene Person einer Stärkung durch Petrus? Gleich ihm waren auch sie im Glauben befestiget und mit der Gabe der Unfehlbarkeit ausgerüstet. Nur insoweit also, als die Apostel die lehrende Kirche darstellten, wird Petrus sie zu stärken beauftragt. Die Kirche verdankt ihre Unfehl

1 Serm. 62: Pro soliditate fidei, quam erat praedicaturus.

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