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Ueber die theologische Frage, ob der Ausdruck „drei Hypostasen" dem wahren Sinn des Dogma gerecht werde, hat der hl. Hieronymus den apostolischen Stuhl aus dem Grunde befragt, da bei ihm allein das Erbgut der Väter unverfälscht bewahrt bleibe 1. Von der Unterordnung unter das unfehlbare Lehramt des Papstes fürchtet der ächte Theologe keine Gefährdung seiner Wissenschaft; ist doch davon ihr gedeihlicher Betrieb wesentlich abhängig, da nach dem Ausspruch des hl. Thomas die Lehre der Theologen ihre Autorität von der Kirche empfängt.

Ganz im Einklang mit diesem Grundsay steht das be= sondere Ansehen, welches St. Thomas selber in der Kirche genießt, da in der That die Lehre keines andern Theologen durch so glänzende Zeugnisse der Kirche bestätiget und empfohlen wird 2. Wer also in unserer Zeit der Autorität des hl. Thomas die gebührende Geltung wiederum zu erkämpfen bestrebt ist, der würde mit Unrecht beschuldiget, die menschliche Autorität eines Theologen an die Stelle der Kirche zu sehen, vielmehr umgekehrt das gerade Gegentheil

cum Ecclesia sit infallibilis regula proponendi veritates fidei, necessario ex hoc sequitur, ut non possit falli in confessione fidei quae per verba legitima fit. Ex quo rursus colligitur, quod non possit falli in dijudicando verba contraria et minus legitima ac dissonantia veritatibus catholicis significandis.

1 Epist. 14: Mihi cathedram Petri et fidem apostolico ore laudatam censui consulendam apud vos solos incorrupta patrum

servatur haereditas.

2 Die Civiltà cattolica vom 2. Juli 1870 enthält ein Breve des hl. Vaters, worin von der Autorität des Hl. Thomas gesagt wird: Quam sane eo majoris facimus, quod eximia et prorsus angelica sanctissimi hujus viri doctrina ab ipso Christo Domino commendata feratur; et facta testantur Ecclesiam in oecumenicis conciliis post illius obitum habitis tantum detulisse scriptis ejusdem, ut sententiis inde ductis et saepe etiam verbis usa fuerit, sive ad eluci danda catholica dogmata sive ad erumpentes errores conterendos. So Pius IX. am 9. Juni 1870 in Uebereinstimmung mit so vielen Aeußerungen früherer Päpste.

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wird dabei beabsichtiget, denn darum eben handelt es sich bei diesen Bestrebungen, daß der Kirche der gebührende Einfluß auf die wissenschaftliche Arbeit der Theologen auch in unserer Zeit gewahrt bleibe. Daß diese Bestrebungen nicht erfolglos bleiben möchten, ist im eigenen Juteresse der Theologie dringend zu wünschen. Man werfe nur einen Blick auf ihre Geschichte seit dem Zeitpunkt, wo man begonnen hat, sich über die Autorität des Hl. Thomas allmählich hinwegzusehen. Ihre Wiederherstellung ist die nothwendige Bedingung einer ersprießlichen Neubelebung des theologischen Studiums, welche mehr und mehr als ein dringendes Bedürfniß erkannt wird.

§. 3. Auch auf die natürlichen Wissenschaften, insoweit sie mit dem Gegenstand des Glaubens zusammenhängen, erstreckt sich das Glaubensurtheil des Papstes.

Die philosophisch erkennbare Wahrheit, daß die vernünftige Seele wahrhaft und an sich die Form des menschlichen Körpers sei, hat Clemens V. auf dem ökumenischen Concil zu Vienne zum Gegenstand einer dogmatischen Definition gemacht; die entgegengesetzte Meinung wird für irrthümlich und der katholischen Glaubenswahrheit widersprechend erklärt. Judem Leo X. auf dem fünften Lateranconcil diese Bestimmung erneuert, betont er dabei ausdrücklich die maßgebende Bedeutung dieses Glaubensurtheils auch für die Philosophie, da jede der Glaubenswahrheit widersprechende Ansicht nothwendig auch philosophisch falsch sei.

Das Recht, philosophische Irrthümer zu verurtheilen, hat in unsern Tagen Pius IX. wiederholt für die Kirche in Anspruch genommen, und diesem Recht der Kirche entspricht nach der Lehre des Papstes die Verpflichtung der Philosophie, auch für ihre eigenen Aufstellungen die Kirchenlehre als ein Kriterium der Wahrheit anzuerkennen 1. Um

1 Das päpstliche Schreiben an den Erzbischof von München vom

zu zeigen, daß diese Bedeutung des höchsten Wahrheitskriteriums auch für die Philosophie der Lehre der Kirche wirklich zukomme, erinnert der Papst an das durch sie den menschlichen Geist erleuchtende göttliche und unfehlbare Licht der christlichen Offenbarung; sie muß dem beschränkten menschlichen Vernunftlicht auch bei der Erforschung der ihm zugänglichen natürlichen Wahrheiten und bei der Anwendung der ihnen angemessenen Erkenntnißmittel als Leitstern dienen, denn nur so können diese natürlichen Wissenschaften ungeachtet der Selbstständigkeit ihrer natürlichen, durch die Vernunft erkennbaren Principien mit Sicherheit ausgebildet und gedeihlich betrieben werden 1.

Durch die Kirche fällt das unfehlbare Licht der göttlichen Wahrheit auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Geistesarbeit. Ich sage: auf ihre Ergebnisse. Denn das kirchliche Lehramt soll nicht störend in den innern Gang des wissenschaftlichen Erkennens eingreifen; dabei dürfen bloß die eigenen

11. Dez. 1862: Etiam philosophiae officium incumbit nihil unquam dicere contra ea, quae Ecclesia docet, et ea retractare, de quibus eos Ecclesia monuerit.

1 Päpstliches Schreiben an den Erzbischof von München vom 21. Dez. 1863: Hac veritate innixi potuerunt ipsi sapientes ac vere catholici viri scientias easdem tuto excolere, explanare, easque utiles certasque reddere. Quod quidem obtineri non potest, si humanae rationis lumen finibus circumscriptum eas quoque veritates investigando, quas propriis viribus et facultatibus assequi potest, non veneretur maxime, ut par est, infallibile et increatum divini intellectus lumen, quod in christiana revelatione undique mirifice elucet. Quamvis enim naturales illae disciplinae suis propriis ratione cognitis principiis nitantur, catholici tamen earum cultores divinam revelationem veluti rectricem stellam prae oculis habeant oportet, qua praelucente sibi a syrtibus et erroribus caveant, ubi in suis investigationibus et commentationibus animadvertunt, posse se illis adduci, ut saepissime accidit, ad ea proferenda, quae plus minusve adversentur infallibili rerum veritati, quae a Deo revelatae fuere.

Schäzler Unfehlbarkeit.

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Principien jeder einzelnen Wissenschaft in Anwendung kommen, noch soll dem menschlichen Geiste die eigene Anstrengung durch die Orientirung an der Kirchenlehre erspart werden, sondern diese hält ihm bloß einen untrüglichen Maßstab entgegen, mittelst dessen er unfehlbar zu erkennen vermag, ob die Resultate seiner wissenschaftlichen Arbeit der Wahrheit entsprechen oder nicht. Diese Methode ist ganz sachgemäß. Denn gelangt in den Dogmen der Kirche die Wahrheit unfehlbar zum Ausdruck, so ist die Uebereinstimmung einer wissenschaftlichen Aufstellung mit der Kirchenlehre ein untrügliches Merkmal ihrer innern Wahrheit; und im entgegengesetzten Fall, oder wenn der Gelehrte die Wahrnehmung macht, daß die Resultate seiner Forschung im Widerspruch mit dem Dogma stehen, entnimmt er daraus mit Evidenz die Nothwendigkeit einer Revision derselben, und auf diesem Weg wird sich ihm die Ursache jenes Widerspruchs und hiemit der bei seiner wissenschaftlichen Arbeit begangene Fehler zulezt deutlich herausstellen. Wie also die Orientirung am Dogma dem einzelnen Gelehrten die eigene Geistesarbeit nicht erspart, sondern bloß ihren Erfolg sichert, gerade so verhält es sich bei dem Einfluß des unfehlbaren kirchlichen Lehramts auf die natürlichen Wissenschaften. Sie fallen nur insoweit in den Bereich der päpstlichen Unfehlbarkeit, als dadurch das Interesse des Glaubens und das Seelenheil berührt wird 1; über die eigene Methode jener natürlichen Wissenschaften eine Bestimmung zu treffen, liegt außerhalb des kirchlichen Lehrberufes.

Hier ist es nüglich, an den Ausspruch des hl. Bonaventura zu erinnern, daß ohne eine Mitwirkung des Sohnes Gottes überhaupt keine geistige Erkenntniß möglich sei. Ganz ähnlich redet der hl. Thomas. Auch bei der natürlichen Erkenntniß ist seiner Ansicht zufolge Gott unser Lehrmeister,

1 Si ita fidei integritas et animarum salus postulaverint, sagt Pius IX.

das natürliche Vernunftlicht ist ein Abbild der unerschaffenen Wahrheit1, durch das Licht der Vernunft redet Gott in unserem Geiste 2, alle seine Erkenntnisse tragen das Siegel des göttlichen Lichtes 3, und die menschliche Vernunft bildet sich ihr Urtheil über die Dinge nach dem Maßstab der ewigen Wahrheit, welche in ihr wie in einem Spiegel erglänzt 4. Dieselbe ewige Wahrheit erkennt der Papst vermöge einer besondern Amtsgnade aus der göttlichen Offenbarung unfehlbar, und wenn er daher nach diesem Maßstab der göttlichen Wahrheit, wonach sich überhaupt die menschliche Vernunft ihre Urtheile bildet, ein philosophisches System beurtheilt und einzelne Sätze desselben für irrthümlich erklärt, so ist das kein störender Eingriff in die innere Arbeit der Wissenschaft, sondern der Papst verweist sie dabei an ihr eigenes oberstes Kriterium (die göttliche Wahrheit), indem er sie aufmerksam macht, daß ihre Lehre damit in Widerspruch stehe, dabei jedoch ihr selber überlassend sich auf ihre Weise und durch Anwendung ihrer eigenen Erkenntnißmittel mit der göttlichen Wahrheit in Einflang zu setzen, was von jeder Wissenschaft nach ihren eigenen Principien und in Gemäßheit ihrer eigenen Methode zu ge= schehen hat; und es muß daher auf's entschiedenste gegen die falsche Meinung protestirt werden, als wolle die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit die einzelnen Wissenschaften als solche oder bezüglich ihrer eigenen Methode der unbeschränkten Willkür des Papstes unterwerfen.

Der gegenwärtige Lehrpunkt bildet einen neuen Beweis für die Richtigkeit unserer früheren Behauptung, in der Einen Frage über die Grenzen der kirchlichen Unfehlbarkeit concentrire sich die ganze religiöse Controverse der Gegenwart. Warum z. B. gehören auch solche Wahrheiten, welche nicht selber übernatürlich geoffenbart sind, zum Gegenstand der

1 De verit. quaest. 11. a. 1.

2 Ibid. ad 13. 3 1. p. q. 84. a. 5.
4 Ibid. q. 16. a. 6. ad 1.

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