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Wiewohl er versichert, Alles nur auf Eingebung des heil. Geistes geschrieben zu haben, so bedient er sich doch solcher Ausdrücke, die eine Vereinigung mit Gott andeuten, bei der dem Menschen Selbstbewußtsein und Persönlichkeit fehlt, die sich in das göttliche Wesen auflöst. Auch die heil. Katharina von Siena, die heil. Brigitta, die heil. Angelica von Foligno mit der Theologie des Kreuzes" und die heil. Katharina von Genua mit der Theologie der Liebe" gehören hieher.

Gegen die Verirrungen Ruvsbroef's erhob sich der auch als Mystiker gleich berühmte Johannes Gerson (Dr. christianissimus) und suchte, wie früher Richard von St. Victor, der Mystik ihr Ziel und ihre Aufgabe wissenschaftlich darzulegen, sie aber auch ihres überschwenglichen Charakters zu entblößen, und auf den Boden der Wirklichkeit zu stellen '). Das Wesen der Mystik, sagte er, sei ein Erkennen Gottes durch Herzenserfahrung. Vermittelst der Liebe, welche das Gemüth zu Gott ausdehne, gelange man zu einem unmittelbaren Junewerden Gottes. Während das Object der speculativen Theologie das Wahre sei, bestehe das der mystischen im Guten und Heiligen; den zwei Reihen von Vermögen im menschlichen Geiste, der erkennenden und begehrenden, die jede auf ihrer höchsten Stufe zu Gott führe, entspreche die Scholastik und Mystik. Die erstere sei berufen, die Mystik auf der Grundlage der christlichen Wahrheit zu erhalten. Aber man dürfe auch nicht dabei stehen bleiben, Gott im Begriffe zu erfassen, die Idee Gottes müsse vielmehr das ganze innere Leben des Menschen durchdrungen haben. Von Johann von Burgund verfolgt, irrte dieser große Gottesgelehrte lange flüchtig in Deutschland umher, fühlte aber auch in der Verbannung den Trost der Theologie). Nach dem Tode seines Verfolgers kam er nach Lyon zurück, und soll sich in den lezten Tagen seines Lebens an dem religiösen Unterrichte der Kinder erfreut haben. Von den dortigen Bewohnern wie ein Heiliger verehrt, starb er freudig im Herrn (1429)). Thomas von Kempen (Hämerken)), Priester der Brüder

1) Considerationes de theol. myst. (opp. ed. du Pin. Antv. 706. 5 T. f.) cf. Engelhardt, de Gersone mystico. P. II. Erl. 822 sq. 4. Ecuy, essai sur la vie de Gerson. Par. 832. 2 T. Ch. Schmidt, essai sur Jean Gerson. Strasb. 839. Thomassy, Jean Gerson, Chancelier de Notre Dame et de l'Université de Paris. Par. 843. Schwab, Joh. Gerson, S. 325.

2) Unter Gerson. opp. ed. du Pin. findet sich auch eine Abhandlung de consolatione theologiae libb. IV., worin er, wie früher der Dominicaner Joan. de Tambacho († 1372) in gleicher Lage der Verbannung (speculum patientiae sive de consolatione theol. ed. Par. 493. u. öfter), von der unter allen Stürmen eines bewegten Lebens sich bewährenden und erhebenden Kraft des Christenthums Zeugniß gibt. (opp. T. I. p. 125-183.)

3) Vgl. die Gersoniana libb. IV. in der ed. opp. Joan. Gerson. von du Pin. T. I. p. I-CLXI.

4) Soliloquia; hortulus rosar.; vallis lilior.; hospitale pauperum; de solitudine et silentio; hymni et cantica; vitae Beator. (opp. ed. Sommalius. Antv. 604. 4.) Das Buch de imitatione in sieben Sprachen (lat., ital., span., franz., deutsch, engl. u. neugriech.) ed. Weigl. Regensb. 837. Ueber den Verfasser ist gestritten worden, vgl. du Pin, de auct. lib. de imitat. Chr. (opp. Gerson. T. I. p. 121.) Gregory, mémoire sur le véritable auteur de l'imitation de J. Chr. revu par le Comte Lonjuinaes. Par. 827. überf. von Weigl. Sulzb. 832. Silbert, Gersen (Abt von Vercelli), Gerson u. Kempis, welcher ist Verfasser? Wien 828. Die Autorschaft des Thom. v. Kempen jezt gesichert vgl. Bähring, Thom. v. Kempen der Prediger der Nachf. Chr. Brl. 849. S. 188-193. Gregory, hist. du livre de l'imitat. de J. Chr. et son véritable auteur Par. 842 sq. 2 T. (wenig bedeutend). Malou, recherches

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des gemeinsamen Lebens und Subprior der regulirten Augustiner Chorherren zu Zwoll († 1471), hat sich durch sein nächst der heil. Schrift am meiften verbreitetes Buch von der Nachfolge Christi" als der reinste und edelste Mystiker gezeigt. Wenn er den Tauler in der „Nachfolge des armen Lebens Christi“ an Tiefe nicht erreicht, so übertrifft er ihn aber an Einfachheit, aus der eine wahrhaft volksthümliche Herzlichkeit spricht. Der stille Umgang mit Gott und Jesu Christo ist der Grundgedanke; dazu gelange man durch Zurückgezogenheit, würdigen Gebrauch der heil. Sacramente, unablässige Betrachtung der heil. Schrift und richtige Würdigung der Welt. Im Geiste aller Jahrhunderte findet er in der Eucharistie den Mittelpunkt alles christlichen und kirchlichen Lebens, und verweilt darum hiebei am längsten im vierten Buche.

§. 285. Die f. 8. Wiederherstellung der Wissenschaften durch die Humaniste n.

Tiraboschi, storia della literatura Italiana. T. V. P. I. Meiners, Lebensbeschr. berühmter Männer a. d. Zt. des Aufblühens der Wissenschaften. Zür. 796 ff. 3 Bde. Jagemann, Gesch. der freien Künste und Wissenschaften in Italien. III. Bd. 2. u. 3. Th. Heeren, Gesch. der class. Lit. im MA.` (histor. Werke. Th. 4 u. 5.). Voigt, die Wiederbelebung des class. Alterth. oder I. Jahr: hundert des Humanismus, Vrl. 859. Vgl. Möhler's Recension von Erhard, Gesch. des Wiederaufblühens der wissenschaftlichen Bildung. Magdeb. 827-32. 3 Bde. (Gießer. Jahrb. für Theol. Bd. I. S. 173 ff.)

Nicht erst die seit der Eroberung Constantinopels (1453) von dort geflüchteten griechischen Gelehrten haben mit der classischen Literatur der Griechen im Abendlande wahre Wissenschaft geweckt und verbreitet. Waren ja die hervorragenden Scholastiker Männer der Wissenschaft, von denen unsere wissenschaftsstolze Zeit noch Vieles lernen muß. Neben ihnen wurde im Mittelalter eine Poesie erzeugt, welche mit den Dichtungen Homer's verglichen werden kann; und was anders als eine großartige Wissenschaft wurde von den Facultäten der zahlreichen in der vorigen und jezigen Periode neu entstandenen Universitäten gepflegt?

Die Classiker des Alterthums waren im Mittelalter nie vergessen: im neunten Jahrh. zeigte Joh. Scotus Erigena in seinen philos. Schriften, im zehnten Jahrhundert neben Gerbert u. A. sogar die Nonne Hroswitha in ihren Gedichten eine genaue Bekanntschaft mit der classischen Literatur? Und gleiche Beispiele lassen sich in allen folgenden Jahrhunderten nachweisen, besonders in Beziehung auf die römischen Classiker, zumal ja die Studien im Trivium und Quadrivium nur an der Hand der Classiker betrieben wurden. Im dreizehnten Jahrhundert wurden mehrere neue lateinische Ueberseßungen, besonders des Aristoteles, aus dem Griechischen veranstaltet. Nachher wagte es der originelle Raimundus Lullus, die Errichtung einer Lehranstalt zu Paris für arabische und griechische Literatur nach einem großartigen Maßstabe vorzuschlagen 1). Im vierzehnten

hist. et crit. sur le véritable auteur du livre de l'imitat. etc. III. éd. Par. 858. j. Tüb. theol. Q.-Schr. 859. S. 319 ff. Dr. Nolte, zur Gesch. des Büchleins von der Nachfolge Chr. (Scheiner's und Häusle's Zeitschrift, Wien 855. VII. 1—2. Heft).

1) Raim. Lullus schreibt in einem Briefe (Martene et Durand, thesaur. Anecdot. T. II. p. 1319): Hic conscientiae stimulus me remordet et coëgit me venire ad vos, quorum suinmae discretionis et sapientiae interest ordinare circa tantum

Jahrhundert finden wir bereits überraschende Beweise von dem Studium des classischen Alterthums. Dante'), für Virgil wie für den hl. Thomas gleich begeistert, hat sich in seiner göttlichen Comödie als strenger Dogmatifer gezeigt, und zugleich in ganz Italien Gefühl und Liebe für edle Sprache, schöne geschmackvolle Darstellung und freie Thätigkeit des Geistes geweckt. Ein strenger Richter der Päpste, der Mönche und des Klerus, wurde er aus Florenz, seinem Vaterlande, verbannt, aber im Kirchenstaate aufgenommen († 1321). Petrarca2), mit den Griechen und Römern innight vertraut und von ihrem Geiste angeweht und lebendig durchdrungen, erweckte durch seine süßen Lieder noch mehr den veredelten Geschmack und Liebe für classische Literatur im ganzen westlichen Europa († 1374). Boccaccio schrieb die Hauptwerke griechischer Schriftsteller mit eigener Hand ab, und nach vertrauter Bekanntschaft mit denselben verfaßte er das erste System der griechischen und römischen Mythologie), wodurch er das Verständniß der Classiker vorbereitete († 1375). Villani, ein älterer Zeitgenosse Petrarca's, zeigte sich in seiner Chronik formell fast eben so trefflich als Herodot in seinem Geschichtsbuche. Viele Andere hatten schon vor Petrarca die Werke des hl. Chrysostomus, des Johannes Klimakus, des Makarius, so wie des Demosthenes Reden in's Lateinische jübersetzt.

Cardinal Nicolaus von Cusa, der im Auftrage des P. Eugen IV. zu Constantinopel war, brachte einen großen Schaß griechischer Manuscripte nach dem Abendlande und regte Interesse dafür an, so wie er anderseits auf dem Gebiete der Mathematik und Astronomie der erste war, welcher den Saz von der Bewegung der Erde um die Sonne bestimmt aufgestellt hat. Die Zusammenkunft der Griechen und Abendländer auf dem Concil zu Florenz (1439) regte das Interesse für das classische und griechische Alterthum noch mehr an. Alles dieses war aber bereits unter dem Einflusse der Kirche zur Wiederbelebung des classischen Studiums geschehen, ehe die griechischen Flüchtlinge nach dem Abendlande kamen, welche übrigens theils Mönche, theils Geistliche waren; Bessarion, später Cardinal, war der berühmteste unter ihnen. Die freudige Begrüßung und Unterstübung, die sie zu Rom und Florenz am Hofe der Medici, vorzüglich aber unter dem Klerus fanden, sest nothwendig einen Vorgeschmack an den Erzeugnissen des classischen Griechenlands voraus, den Hermolaus Barbarus (1493), Angelus Politianus u. A. weiter entwickelten. Jett wurde die Belebung des classischen Alterthums eine Nationalfache Italiens, und das Studium der Classiker als die vorzüglichste Quelle der wahren Bildung des Menschen, des Humanismus gepriesen. Zu den auf

negotium tam pium, tam meritorium, tam Deo gratum servitium et utile toti mundo, videlicet quod hic Parisiis, ubi fons divinae scientiae oritur, ubi veritatis lucerna refulget populis christianis, fundaretur studium Arabicum, Tartaricum et Graecum, ut nos linguas adversariorum Dei et nostrorum docti etc.

1) Ueber Dante's Katholicismus s. Hengstenberg, evang. Kirchenzeit. (812. Nr. 10.) u. Göschl, Dante's Unterweisung über Weltschöpfung u. s. w. Berl. 842. †Artaud, histoire de Dante Alighieri. Par. 842. Dante et la philosophie catholique au treizième siècle, par †Ozanam. Par. 810. deutsch Münst. 844. Müller s. v. Dante im Freib. Kirchenlericon.

2) Africa, epistolae (opp. Bas. 454. 581. Lugd. 601. 2 T. f.) Sonnetti, Canzoni, Trionfi; die letteren deutsch übers. von Förster. 2. A. Lpz. 833.

3) De genealogia Deor. libb. XV. Bas. 532. f. Decamerone, deutsch von Witte, 3 A. Leipz. 859. 5 Bde.

blühenden Akademien Italiens eilte die Jugend aus allen Ländern Europa's (f. 1450), um sich an den neuen Studien zu erfreuen.

Dieselben wurden zunächst unabhängig von der Theologie betrieben, bis Laurentius Valla'), Lehrer in Neapel und Rom († 1456), den scholastischen Styl verspottend, in guter Latinität kurze, aber flache Anmerkungen zum Grundterte des N. T. und eine Art Moral mit sklavischer Nachahmung des Alterthums in heidnischem Geiste schrieb; einflußreicher waren seine historischen Forschungen. Besser gelang der Versuch des apostolischen Protonotar Paulus Cortesins), welcher die Dogmatik in ein antik-römisches Gewand fleidete, und dieses Werk dem P. Julius II. dedicirte. Er blieb dem widerwärtigen Treiben fern, christliche Dogmen und Institute in das Gewand mythologischer Vorstellungen zu kleiden oder durch heidnische Ausdrucks- und Anschauungsweise zu verunglimpfen *). Bald erstand auch ein ganzes Heer neuer lateinischer Webersehungen der heil. Schrift, die Ciceronianischer sein sollten als die Vulgata.

Die neuen Platoniker an der durch Gemistius Pletho zu Florenz gegründeten Akademie3) (1440) vertheidigten zwar einige religiöse Ideen des Christenthums, und die hervorragenderen, wie Marsilius Ficinus und Pikus von Mirandola, suchten zu beweisen, daß alle religiösen Wahrheiten, die bei den verschiedenen Völkern gefunden werden, einer Uroffenbarung zu verdanken seien. Vielen unter ihnen stand aber die platonische Philosophie höher als das Christenthum. Marfilius vergötterte Plato der Art, daß er vor dessen Bilde eine Lampe brennen ließ, und sogar vorschlug, daß seine Werke gleich denen der hl. Schrift in der Kirche vorgelesen werden möchten. Pletho scheute sich sogar nicht, die Hoffnung auszusprechen, daß das Christenthum sich bald zu einer dem Heidenthume nicht allzufern stehenden Universalreligion ausbilden werde. Als auch das aristotelische System in dieser neuen Phase Vertreter (Neoperipatetiker) fand, bildete sich ein gefährlicher Skepticismus aus. Der Repräsentant dieser Schule, Petrus Pomponatins†), Lehrer in Padua und Bologna († 1526), erklärte ganz offen: vom philosophischen Standpunkte sei die Unsterblichkeit der

1) Elegantiar. latinae linguae libb. VI.; dialectic. libb. III.; Annot. in N. T. (ed. Erasmus. Par. 505 f. rep. Revius Amst. 631); de summo bono; de ementita Const. M. donatione (opp. Bas. 540 u. 543 f.)

2) Paul. Cortesius in Sententias. Qui in hoc opere eloquentiam cum theologia conjunxit. Rom. 512 f. vgl. Jagemann, Gesch. der freien Künste. Bd. III. Th. 3. S. 219 ff.

*) So nannte Bembo, P. Leo's X. Geheimsecretär, Christum: Minervam, e Jovis capite ortam: den heiligen Geist auram Zephyri coelestis; die Sündenvergebung Deos Superosque manesque placare. In ähnlicher Weise bezeichneten Andere die Cardinäle als Patres conscripti und ihr Collegium als collegium Augurum; die Priester als Flamines; die Nonnen als Vestales; die_feligste Jungfrau als Diva. Vom hl. Franziscus wird gesagt: er sei in numerum Deorum receptus; und in noch widerwärtigerer Weise tröstet Bessarion den Sohn des Gemistius Pletho über den Tod seines Vaters: der Verstorbene habe sich ja in reinere, himmlische Sphären erhoben, und im mystischen Bacchustanze an die olympischen Götter angeschlossen.

3) Sieveking, Gesch. der platon. Akademie zu Florenz. Gött. 812. Roscoe, Lorenz von Medici, a. d. Engl. Wien 817.

4) Petri Pomponatii lib. de immortal. animae. Bon. 516. cf. Erasmi lib. XXVI. ep. 34. Harduin. coll. Concilior. T. IX. p. 1719 sq. Vgl. der Materialismus des Petrus Pomponatius (Katholik, Februarheft 1861).

Seele und die Vorsehung mehr als zweifelhaft, doch möge sie als theologische Wahrheit beibehalten werden, was das fünfte allgemeine Lateranconcil durch eine scharfe Censur rügte, und gegen solchen Mißbrauch des Studiums der heidnischen Classiker und Philosophen Vorkehrungen traf. Der berühmte und berüchtigte Historiker Macchiavelli († 1530) lehrte in seinem Buche vom Fürsten" eine dem Christenthume ganz entfremdete Politik') der egoistischen Klugheit, die bei der sittlichen Corruption an den Höfen und unter Völkern freilich am sichersten zum Ziele führe.

Diese Richtungen griffen unter den Humanisten um sich; Viele gaben bei dem überhandnehmenden Indifferentismus über der schönen Form der Classiker den Geist des Christenthums auf, und lenkten in dieser heidnischen Weltanschauung vom Christenthume ab. Schon Vincenz Ferrer klagte am Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts: „Das Gold des guten Lebens ist verblichen in der Welt, die beste Farbe, die evangelische Lehre, welche die Seele mit mannigfaltigen Farben übertüncht, ist verwandelt, denn die Auslegung der heil. Schrift hat jezt einen poetischen und philosophischen Anstrich, so daß wenige Prediger das Evangelium verkündigen, wohl aber den Cicero und Aristoteles." Und am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts zürnte Hieronymus Savonarola über einen solchen Geist von der Kanzel herab: „Unsere Seele eckelt vor dieser Speise der heil. Schrift. Wer wird uns geben, daß wir hören Cicero's Beredsamkeit und die klingenden Worte der Poeten, die süße Redeweise des Plato, den Scharfsinn des Aristoteles, denn die heil. Schrift ist doch gar zu einfältig, eine Speise für Weiber. Predigt uns was Feines und Hohes, und so bequemen sich die Prediger auch nach dem Volke." Daß sich solchen Bestrebungen gegenüber die schulgerechten Theologen, die Scholastiker widersetten, darf nicht befremden; aber man sollte es auch nicht für ein Unglück halten. Gingen sie bisweilen aus Verdruß, sich von den Humanisten überflügelt zu sehen, in ihrer Oppofition zu weit, so entgingen sie dem Tadel, ja dem Spotte nicht. Waren ja die humanistischen Gelehrten des fünfzehnten Jahrhunderts also geartet, daß sie es für ebenso nothwendig hielten, einen Gegner zu haben, über den sie ihre Galle ausschütten, als eine Geliebte, der sie zärtliche Tändeleien vorsagen konnten 2).

Ein besserer Gebrauch von diesen classischen Studien wurde jedoch anfangs in Deutschland, besonders in der Schule der Brüder des gemeinsamen Lebens gemacht. Die Religion für das Höchste haltend, suchten sie das Sprachstudium zur Förderung wahrer Religionserkenntniß anzuwenden. Bei ihnen hatte auch Nicolaus von Cusa seine erste Bildung erhalten. In dieser Weise wurden die Sprachkenntnisse von dem Hauptlite-rator jener Zeit, dem Desiderius Erasmus von Rotterdam3), wie

1) Discorsi sopra la prima Dec. di T. Livio; Principe; storia Fiorentina. Vgl. Possevini judicium de Macchiavello. Ribadeneira, de principe Christiano adv. Macch. caeterosque huj. saec. politicos. Antv. 603. und öfter. Bozius Eugubinus, lib. unus ctr. Macchiavellum. Colon. 601. †Artaud, Macchiavelli, son génie et ses erreurs. Par. 833. 2 T. Freib. Kirchenler. Bd. VI. S. 712 ff.

2) Vgl. Roscoe, Lorenz von Medici, a. d. Engl. Wien 817.

3) Besonders Colloquium. Ciceronianus. Adagia. Epistolae. Moriae encomium. Enchir. militis Christ. Ratio verae Theol. Matrimonii chr. institutio. Ecclesiastes. Novum Testamentum graece; versio, annotationes, Paraphrasis N. T. beste Ausgabe von Augustin. Berol. 778-80. 3 T. 8. Vgl. Ad. Müller, Leben des Erasmus von Rotterd. Hamb. 828. Lieberkühn, de Erasmi ingenio ac doctrina. Jen. 836.

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