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Darum behauptete Luther ganz consequent das allgemeine Priesterthum, wornach jeder Christ Priester sei'), und betonte sehr stark die unsichtbare Kirche, welche übrigens immer schon vorausseßt, was erst durch die sichtbare werden soll.

In den am meisten aufregenden Schriften: an den christlichen Adel deutscher Nation von des geistlichen Standes Verbesserung;" von der babylonischen Gefangenschaft“ an die Geistlichkeit, und von der Freiheit eines Christen-Menschen" für das Volk hob er besonders den für Jedermann schmeichelnden Say hervor: daß Alle Priester seien. Er fordert zugleich den Kaiser auf, den Papst zu stürzen, die Kirchengüter und die Investitur an sich zu ziehen, die Feste und Feiertage aufzuheben, eben so die Seelenmessen; denn sie seien nur auf Fressen und Saufen" angelegt.

Diese Kühnheit in seinen Schriften verdankte er besonders dem Schuße der einflußreichsten Reichsritter Deutschlands, in welchen er nach seinen fatalistischen Ansichten göttliche Boten, zu seinem Schuße ausgerüstet," entdeckte). Ganz auffallender Weise nämlich hatte sich mit seiner tiefreligiösen Denkweise zunächst ein ganz entgegengesetter, im Heidenthum vollkommen aufgehender Geist verbunden, dessen Repräsentant Ulrich von Hutten war3), der Sprosse eines ältern edeln Rittergeschlechts in Franken. Bon seinen Eltern ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt und der Stiftsschule zu Fulda übergeben, studirte er mit dem seinem Zeitalter eigenthümlichen Uebermaße von Begeisterung und Hingebung die Classiker, die ihm den Glauben raubten. Er entfloh heimlich dem Stifte und verlor mit dem Christenthum auch alle sittlich erregende Kraft. Durch Lüderlichkeit moralisch verkommen, wälzte er sich sogar mehrere Jahre in der Luftfeuche; und aller öffentlichen Sittlichkeit zum Hohn beschrieb er deren Verlauf in classischem Latein. Bei wechselndem Schicksale als Soldat, Pasquillant und Poet wurde er von Vielen gefürchtet, von nicht Wenigen bewundert. Auch in den Streit Reuchlin's mit Pfefferkorn sich einmischend, verherrlichte er den erstern mit dichterischen Phrasen, und stieß maßlose Schmähungen gegen die Ordensgeistlichen aus (triumphus Capnionis). Mit mehr als zwanzig Andern, erklärte er offen, habe er sich zum Verderben der Mönche verschworen, und mit der raffinirtesten Grausamkeit eines Henkers beschrieb dieser s. g. Vertheidiger der Humanität und der Freiheit die Todesstrafe,

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1) „Das geistliche Priesterthum und wahrhafte Predigtamt ist allen Christen gemein; wir Alle sind mit Christo Priester. Alle haben Macht und Gewalt zu urthei Darum ist ein jeglicher Christ ein Beichtvater der himmlischen Beicht, welche zu sich geriffen hat der Papst, wie er auch die Schlüssel, Visthum und alles Andere an sich gerissen hat, der Räuber! Ja ich sage weiter und warne, daß Niemand einem Priester als Priester heimlich beichte, sondern als einem gemeinen Bruder und Christen."

2) Luther antwortet nämlich auf einen von Sylvester von Schaumburg erhaltenen Brief: Quod ut non contemno, ita nolo nisi Christo protectore niti, qui forte et hunc ei spiritum (des Beistandes) dedit. (de Wette Bd. I. S. 448.)

3) Opp. ed. *Boecking, Lips. 859 sq. Weislinger, Huttenus delarvatus. Const. 730. Panzer, Ülr. von Hutten in literarischer Beziehung, Nürnberg 798. Dav. Strauß, Ülrich von Hutten, Leipzig 858 ff. 3 Bde. vgl. darüber histor. polit. Blätter Bd. 45. Meiners, Lebensbeschreibungen berühmter Männer aus den Zeiten der Wiederherstellung der Wissenschaft. Zür. 796-97. 3 Bde. handelt auch über Franz von Sickingen (Bd. III.) cf. Hub. Leodii lib. de reb. gest. et calamitoso obitu Fr. de Sick. (Freher. T. III. p. 295.)

die er an dem getauften Juden Pfefferkorn vollzogen wissen wollte, weil er zuerst auf die Gefährlichkeit gewisser hebräischer Bücher aufmerksam gemacht habe.

Ein Product dieser Verschworenen war das oft erwähnte Pasquille: „die Briefe der Dunkelmänner" (epp. viror. obscurorum), dem Hutten die feindfelige Schrift des Laurentius Valla von der erdichteten Schenkung Constantin's d. Gr. an Papst Sylvester anfügte, und voll bittern Hohnes eine Zueignung an P. Leo X. voranstellte 1). Solche Spott- und Schmähschriften wurden zugleich mit obscönen Bildern, besonders von Lutas Kranach, dem Volke neben Erbauungsbüchern an den Kirchenthüren feilgeboten). Um den Sturz der verhaßten Mönche herbeizuführen, suchte Hutten und seine Partei noch die Fürsten zu gewinnen: Darum ist es mein Rath," schrieb er an Pirkheimer, die Gunst dieser Gattung Menschen auf jede Art einzufangen, deshalb sich auch an sie zu hängen, und ohne Säumen öffentliche Aemter von ihnen anzunehmen, besonders da wir sehen, daß auch die Juristen und Theologen nur auf diesem Wege sich emporheben."

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So hatte sich bereits vor Luther's Auftreten und unabhängig von seinen pseudomystischen Tendenzen in dieser materialistischen Reaction des antiken Unglaubens gegen die Grundideen der Religion und Offenbarung eine Verschwörung gegen die Kirche gebildet). Solche Extreme konnten blos durch das mächtige Bindemittel des gemeinsamen Hasses sich mit einander vereinigen. Durch seine Geburt der Reichsritterschaft angehörig, wußte Hutten den principiellen Haß der Philologen gegen die Geistlichen in den Reichsadel hinüberzuleiten, der den Reichthum des Klerus wohl öfter geplündert, aber an eine Empörung gegen die Kirche nicht im entferntesten gedacht hatte. Doch hatte das gewohnte Kriegsleben das Zartgefühl desselben bis dahin abgeftumpft, daß bei ihm das Sprüchwort galt: „Reuten und Rauben ist keine Schande, das thun die Besten im Lande," ja mit naiver Offenheit ward von ihm ausgesprochen: „Die Bestimmung des Handelstandes sei, vom Adel geplündert zu werden." Ein lebendiges Beispiel jenes Reichsadels war Franz von Sickingen. In ihm lebte die alte, ungebändigte Freiheitsliebe ungeschwächt fort. Die höhere Idee des Ritterthums aber, Kampf für Wahrheit, Recht und Glauben im Dienste des Kaifers und der Kirche waren einem oft schmusigen persönlichen oder StandesEgoismus gewichen. Franz I. von Frankreich und der Kaiser suchten ihn sogar wegen seines Feldherrntalents zu Zeiten für sich zu gewinnen. Daher war er abwechselnd bald ein mit der Reichsacht belegter Friedensbrecher, bald ein von dem weltlichen Schirmherrn der Christenheit hochgeehrter FeldHauptmann.

und an diese im schärfsten Gegensah zum Landfrieden bereits bestehende materielle Macht wandte sich Luther.

1) Vgl. Kampschulte, die Univ. Erfurt. Thl. I. S. 192–226.

2) Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit herausgegeben von Oscar Schade, Hannov. 856-58. 3 Bde. Unliebsam für viele Protestanten: Dr. Tho maz Murners (Franzisc. zu Straßburg) Gedicht vom großen luther. Narren, hrsg. von Dr. Heinrich Kurz, Zür. 848, wovon Vilmar in seiner deutschen Literaturgeschichte sagt: „Sie sei tie bedeutendste satirische Schrift auf die Reformation, die je erschienen.

3) Die Auffäße: Luther's Verbindung mit der Reichsritterschaft und Vorberei tungen zu Siding. Kriege. (Histor. polit. Blätter. Bd. IV. S. 465-82; S. 577-93; S. 669-78; 725-32).

Auch Sickingen hatte so wenig wie Hutten das geringste Interesse an den Religionsmeinungen Luther's. Der Ablaßstreit und die daraus erfolgte Auflehnung gegen die Kirche waren ihm lediglich ein Hebel zu der politischen Umwälzung, die er beabsichtigte. Von seiner unerschütterten Anhänglichkeit an das katholische Kirchenthum zeugen eine Fundationsurkunde (10. Mai 1520), wornach Erzbischof Albrecht von Mainz auf Ansuchen des Franz von Sickingen die Stiftung einer Capelle bestätigte, und für die darin Betenden einen vierzigtägigen Ablaß bewilligte, sowie seine Absicht, noch im Jahre 1519 ein Franziscanerkloster zu stiften, wovon ihn nur Hutten's Spott zurückhielt. Den Versuch des lettern, ihn für Luther's Partei zu gewinnen, wies er mit den Worten ab: „Ist denn wirklich Jemand kühn genug, alles Bisherige einzureißen, und wenn er den Muth hat, besißt er auch hinreichende Kraft dazu?"

§. 302. Luther's Verdammung.

Nach der Leipziger Disputation hatte sich Dr. Ed nach Rom begeben, um den Papst zu einem raschern und entschiedenern Einschreiten, als durch Miltig geschah, zu veranlassen. Nach vielen Schwierigkeiten wurde die Ercommunicationsbulle Exsurge Domine et judica causam tuam erwirkt (v. 15. Juni 1520), welche 41 Säße Luther's verdammte, seine Schriften zu verbrennen gebot, und über ihn den Bann aussprach, wenn er nicht binnen sechzig Tagen widerrufe1). Er sammt seinen Anhängern wurde bei dem Blute des Herrn, wodurch das Menschengeschlecht erlöst und die heilige Kirche gegründet ist, ermahnt und beschworen, den Frieden der Kirche, die Einheit und Wahrheit nicht weiter zu stören. Würde aber auch diese väterliche Huld ihres Zweckes verfehlen, so sollte jede christliche Obrigkeit nach Ablauf der Frist gehalten sein, ihn zu verhaften und nach Rom zu schicken.

Auffallend erschien es nur, daß außer den päpstlichen Legaten Aleander und Carraccioli P. Leo auch den Dr. Eck zum Erecutor der Bulle in Deutschland bestimmte; denn die Ausführung könnte nur zu leicht als eine persönliche Rache und als Beeinträchtigung der Rechte des deutschen Episkopats erscheinen. Dabei soll Eck noch eigenmächtig den Bann auf Anhänger Luther's, die Wittenberger Professoren Carlstadt und Dolcius, die Nürnberger Rathsherrn Pirkheimer, Spengler und den Augsburger Domherrn von Adelmannsfelden ausgedehnt haben. So unterlag die Publication und Ausführung der Bulle bei der bereits obwaltenden Gährung der Gemüther an manchen Orten großen Schwierigkeiten, zumal Luther abermals schlau berechnend durch das Pamphlet von den neuen Ed'schen Bullen" der Wirkung der Bannbulle noch weiter entgegengearbeitet hatte 2). Zu Leipzig wurde Eck verhöhnt und zur Flucht genöthigt, die Bulle beschimpft; Aehnliches geschah zu Erfurt. Dagegen wurde die Publication der Bulle und die befohlene Verbrennung der Schriften Luther's zu Mainz, Cöln, Halberstadt, Freisingen, Eichstädt, Merseburg, Meißen, Brandenburg u. a. D. durchgesezt.

1) Bei Harduin, collect. conc. T. IX. p. 1891; in Coquelines bullarium T. III. P. III. p. 487 sq. Raynald. ad a. 1520. nr. 51. deutsch. mit Hutten's beißend. Anm. bei Walch Bd. XV. S. 1691 ff. Conc. Trid. ed. Lps. 842. p. 270-72. Da gegen schrieb Luther: Grund und Ursach aller, so durch röm. Bulle unrechtlich ver: dampt sind.

2) Bei Riffel (2. A.) Bd. I. S. 242. 1. A. Bd. I. S. 170 ff.

Der Churfürst von Sachsen forderte Luther auf, sich noch einmal an den Papst zu wenden. Luther that dies durch das oben angegebene plumpe Schreiben sammt Beischluß der Schrift von der christlichen Freiheit." Nach dem Tode des Kaisers Marimilian ward nach langem Schwanken Carl V. zum Kaiser gewählt, dessen angeborene oder in dem Familiengeiste liegende Ehrfurcht vor dem Herkömmlichen, besonders dem Kirchlichen, durch den Unterricht seines Lehrers Hadrian von Utrecht, dem er nachmals zum Pontificate verholfen, noch verstärkt worden war1). Nach seiner Krönung zu Aachen (22. Oct. 1520) übergaben ihm die päpstlichen Legaten Carraccioli und Aleander die Bannbulle. Luther, noch ungewiß über die Gesinnung des neuen Kaisers, hatte sogleich ein demüthiges Schreiben an ihn gerichtet), um ihn für sich zu gewinnen: „Er sei wider seinen Willen genöthigt worden, mit einigen gedruckten Büchlein hervorzutreten, wobei er keine andere Absicht gehabt, als die evangelische Wahrheit wider die abergläubischen Opinionen oder Wahn menschlicher Tradition an den Tag zu bringen. Darüber leide er schon drei Jahre Zorn, Lästerung, Gefahr und alles Böse. Es helfe ihm nichts, daß er um Gnade und Vergebung bitte; die Absicht seiner Feinde gehe einmal dahin, ihn sammt dem Evangelium und der göttlichen Wahrheit zu vertilgen und auszurotten. Nach dem Beispiele des heil. Athanasius flehe er den Kaiser um Beistand an."

Der Churfürst von Sachsen berieth sich erst mit Erasmus, welchen er nach Cöln beschieden hatte, und empfing von diesem die dem Ernste der Ereignisse wenig entsprechende lakonische Antwort: „Luthers Hauptverbrechen bestehe darin, daß er dem Papste an die Krone und den Mönchen an den Bauch gegriffen habe." Darauf erklärte er dem päpstlichen Legaten: die Sache müsse erst durch billige, fromme und unverdächtige Schiedsrichter untersucht, und Luther's Lehre aus der hl. Schrift widerlegt werden. Zugleich appelLirte Luther, nicht achtend des Verbotes der frühern Oberhäupter der Kirche, und ohne die Antwort des P. Leo abzuwarten, vom Papste an ein allgemeines Concil, und verfaßte die Schrift wider die Bulle des Antichrist." Am höchsten steigerte sich seine Kühnheit durch die öffentliche Verbrennung der Bannbulle sammt dem kanonischen Rechte, mehrern scholastischen und casuistischen, sowie den polemischen Schriften von Eck und Emser mit den Worten: Weil du den Heiligen des Herrn (Martin Luther) betrübt hast), so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer" (10. Decemb. 1520). Wie Luther diesen Act durch einen Anschlag zum Voraus bekannt gemacht, so berichtete er auch nach vollbrachter That über den Sieg, den er

1) Lanz, Correspondenz Kaiser Carl's V. aus der königl. Bibl. und der Bibl. de Bourgogne zu Brüssel mitgetheilt. Lpz. 844 ff. 6 Bde. Heine, Briefe an Carl V. (1530-32) von seinem Beichtvater aus dem Span. Reichsarchiv zu Simancas. Brl. 848. Autobiographie Carl's V. in portug. Uebersehung wieder in Brüffel aufgefunden, deutsch von Warnkönig, Brüssel 862. Robertson, Gesch. Kaiser Carl's V. deutsch. Kempt. und Braunschweig. 3. Aufl. 792 ff. 3 Bde.; vortheilhafte Charakteristik Carl's V. bei Raumer, Gesch. Europa's seit dem Ende des 15. Jahr: hunderts. Bd. I. a. v. Stellen besonders S. 580-86; ungünstiger, weil parteiisch bei Maurenbrecher, Carl V. und die deut. Protestanten 1545-1555, nebst Anhang von Actenstücken a. d. span. Archiv von Simancas, Düsseld. 865. Vgl. Reusch, theol. Literaturblatt, Bonn 1866. S. 817-24.

2) Bei Walch, Luther's Werke Bd. XV. S. 1636. vgl. Riffel Bd. I. S. 103 ff. 3) Luth. ep. ad Spalat.: Impossibile est enim salvos fieri, qui huic bullae aut foverunt aut non repugnarunt. (bei de Wette Bd. I. S. 522.)

errungen, an Spalatin 1). Bei der immer größern Verwickelung schrieb der Kaiser seinen ersten Reichstag nach Worms aus.

§. 303. Reichstag zu Worms 1521. Luther auf der Wartburg. Cochlaeus (Col. 568) p. 55 sq. Pallavicini hist. Conc. Trid. lib. I. c. 25 sq. Sarpi, hist. Conc. Trid. lib. I. c. 21 sq. Acta Lutheri in conciliis Vormat. ed. Policarius. Vit. 546. (Luth. opp. lat. Jen. T. II. p. 436 sq. deutsche Werke, Jen. A. Th. I. S. 432-463.) Raynald, ad a. 1521. Riffel Bd. I. 1. A. S. 180 ff. *Freib. Kirchenler. Bd. XI. S. 1156–78.

Der Kaiser beabsichtigte gleich anfangs Luther auf den Reichstag zu bescheiden; diesem widerseßte sich jedoch der päpstliche Gesandte Aleander, da ja eine weltliche Behörde die Entscheidung des Papstes nicht untersuchen könne; er verlangte vielmehr, daß der Forderung der Bannbulle gegen Luther (3. Jan. 1521) Genüge geschehe. Aber hier zeigte sich recht augenscheinlich einerseits das Nachtheilige des Centralisirens aller kirchlichen Gewalt in Rom, und anderseits der Mangel an Synoden, vor welche Luther's Angelegenheit gehörte. Mehr Eindruck machte eine Rede dieses Legaten namentlich auf den Kaiser, worin er zeigte, daß es sich hier nicht um einige Differenzen zwischen Luther und Rom handle, sondern daß Luther mit dem völligen Umsturz der Kirche drohe. Doch mußte er dem Verlangen der Stände, die nichts beschließen wollten, ohne Luther gehört zu haben, nachgeben. Zudem hatten sie in seltener Verstimmung über die eingerissenen Mißbräuche in Religionssachen 101 Beschwerden (gravamina) eingereicht 2), und Herzog Georg von Sachsen, der eifrige Gegner Luther's, hatte sogar zwölf besondere Punkte vorgelegt, worin über Mißbrauch der Ablässe und schlechte Sitten der Geistlichkeit ernste Klage ges führt, und zur Steuerung auf ein allgemeines Concil gedrungen wurde.

Je nach der Lage der Dinge und der Kunde davon zeigte sich Luther bald demüthig und bereit zu widerrufen, bald hochfahrend und unbeugsam. Auch war er keineswegs auf bloßes Gottvertrauen gestüßt, sondern mit einem kaiserlichen Geleitsbriefe auf 21 Tage versehen nach Worms gekommen (16 April), und wußte noch anderweitigen Schuß im Hinterhalte. Daher konnte er leicht schreiben: Er wolle im Namen des Herrn nach Worms ziehn und dem Behemot sein Maul zertreten, wenn auch so viele Teufel darin wären, als Ziegel auf den Dächern.“

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Die ihn bei den Verhandlungen des Reichstags vorgelegten Bücher erkannte er als die feinigen an, erklärte aber: „daß er mit Zeugnissen der hl. Schrift oder mit öffentlichen, hellen und klären Gründen überwiesen und überwunden zu werden verlange, und nicht anders widerrufen werde." Ja er fügte schließlich hinzu: „Ich glaube weder dem Papste, noch den allgemeinen Concilien allein, da es am Tage und offenbar ist, daß sie oft geirrt und sich selbst widersprochen haben; mein Gewissen ist in Gottes Wort gefangen, ich kann, ich will nichts widerrufen: hier stehe ich; ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen." In der darauf folgenden Unterredung mit dem Trier'schen Official Leonhard Eck und dem Dechant Cochläus von Frankfurt zeigte ihm der erstere das Widersinnige der einseitigen Beru fung auf die hl. Schrift und ihre Erklärung nach seinem Sinne, zumal

1) de Wette Bd. I. S. 532; bei Walch, Luther's Werke Bd. XV. S. 1925. 2) Walch, Luther's Werke. Bd. XV. S. 2058 ff.

Alzog's Kirchengeschichte. 8. Auflage. II.

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