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wußten die protestantischen Fürsten den neuen Reichstag zu Speier (1542), wo es sich vorzüglich um Hilfe gegen die Türken handelte, mit der es denselben doch kein rechter Ernst war, dazu zu benüßen, die Gewaltstreiche gegen Braunschweig und Naumburg zu sanctioniren, und die Kammergerichtsprocesse gänzlich aufheben zu lassen; dagegen lehnten sie das nach Trient berufene allgemeine Concil förmlich ab.

Dennoch ging der Kaiser in seiner Nachgiebigkeit und Friedensgesinnung auf dem abermaligen Reichstage zu Speier (1544) so weit, daß die KathoLiken nicht mit Unrecht ihn einer Ueberschreitung seiner Gewalt beschuldigten, und P. Paul III. in einem Breve (24. Aug. 1544) darüber klagte. Cari suchte daher, nachdem er durch den Beitritt der Protestanten zur Kriegserklärung des Reichs gegen Frankreich seinen hartnäckigen Gegner Franz I. zum Frieden von Crespy (18. Sept. 1544) gezwungen hatte, die Zweifel gegen seine Gesinnung zu zerstreuen, und betrieb die abermalige Ausschreibung des Concils (auf 15. März 1545).

Doch auf dem neuen Reichstage zu Worms (März 1545) verwarfen die Protestanten wiederholt das zu Trient zu haltende Concil, weil vom Papste berufen, wobei sich zugleich ihre Gesinnung auf eine höchst merkwürdige Weise kund gab. Sie vertheilten nämlich die aus momentaner Geistesüberspannung hervorgegangene Schrift Luther's „das Papstthum vom Teufel gestiftet" (1545) mit einem eckelhaft schmußigen Titelkupfer') unter die katholischen Stände). Gleichwohl machte der Kaiser nicht ohne Verkennung der Autorität des bereits eröffneten Concils noch einen Versuch zur Beilegung der Religionsstreitigkeit durch ein Religionsgespräch zu Regensburg (27. Jan. 1546), das bei solcher Stimmung der Protestanten ohne Erfolg blieb 3). Der Kaiser war daher genöthigt, eine drohende Stellung anzunehmen, und er konnte dies jest, nachdem er auch mit den Türken einen Waffenstillstand geschlossen hatte. Er rüstete sich und erklärte den protestantischen Fürsten ohne Rückhalt: den ihm gehorsamen Ständen werde er seine kaiserliche Gnade beweisen, gegen die ungehorsamen aber sein kai

polit. Blätter Bd. IX. S. 14-29.) Glaubenstrennung in Tyrol. (Hist. pol. Blätter Bd. VI. S. 577—609.). †Veda Weber, Tyrol und die Reformation. Innsbr. 841.

1) Bei Walch Bd. XVII. S. 1278 ff.; auch abgedruckt und mit Anmerkungen begleitet in des Abtes Prechtl Seitenstück zur Weish. Dr. Mart. Luth. z. Jubelj. der Luther. Reformat. 3. Aufl. Sulzb. 818.

2) Auf Churfürstl. Befehl verfaßte Melanchthon: Causae, quare et amplexi sint et retinendam ducant doctrinam confessionis August. et quare iniquis judicibus collectis in Synodo Trident., ut vocant, non sit adsentiendum. Vit. 546. 4. (opp. ed. Vit. T. IV. p. 772). Als die Hauptsache wird Folgendes hervorgehoben: 1) Man müsse Gott mehr, als den Menschen gehorchen; 2) der Papst könne kein Concil zusammenberufen; 3) nur die Bibel könne als Grundlage bei Feststellung der christlichen Lehre gebraucht werden; 4) ihre (der Protestanten) Lehre sei durch das Urtheil vieler Tausende gerechtfertigt; 5) es sei zu Trient kein allgemeines Concil, weil die Laien davon ausgeschlossen seien; 6) der Ort sei verdächtig; 7) es lasse sich von den dortigen Bischöfen nichts Gutes erwarten, denn sie verstünden von der Lehre Christi so wenig als die Efel, auf denen sie ritten! Wie contrastiren hiermit die von Päpsten und vom Concil zu Trient wiederholt an die Protestanten ergangenen liebreichen Einladungen zu gemeinsamer Berathung sess. XIII. de reformat. c. 8.; sess. XV. u. sess. XVIII!

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3) Actor. colloquii Ratisbonen. ultimi verissima relatio. Ingolst. 546. 4. (auf kaiserl. Befehl gedruckt). Bericht von G. Major. Wittenb. 546. 4. (Hortleder Th. I. Buch I. Cap. 40.), von Bucer ebend. Cap. 41. und bei Walch Bd. XVII. S. 1529. s. Riffel, Bd. II. S. 742 ff.

serliches Ansehen gebrauchen. Doch eröffnete er den Reichsständen, daß der Krieg nicht wegen der Religion, sondern nur gegen jene Friedensstörer unternommen werde, die unter dem Scheine der Religion so viele Gewaltthätigkeiten begingen. Gegen den Landgrafen von Hessen und den Churfürsten von Sachsen, die mit bedeutender Heeresmacht an die Donau zogen, verhängte er die Reichsacht.

§. 319. Luther's Tod; sein Charakter.

Döllinger, die Reformat. Bd. I. S. 278 ff. Bd. III. S. 251-53. v. Görres, Luther's Werk und Luther's Werke (Katholik v. J. 827). (Doller) Luth. kathol. Monument, Frff. 817.

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Schon seit längerer Zeit war Luther zufolge des vielfachen Widerspruchs, den er fand, mürrisch und schwermüthig gewesen. Nach eigenem Geständnisse selbst nicht von seinem Religionssysteme befriedigt 1), nahm er eine noch geringere Wirkung desselben auf seine Anhänger wahr. Selbst Wittenberg, wo er durch seine Persönlichkeit und mit rastlosem Eifer gewirkt, hatte er nicht zu einer sittlichen Höhe erheben können. Schon im Jahre 1532 sagte er in einer Predigt: „Die Welt wird nach dieser (reinen) Lehre von Tag zu Tag schlechter, gottloser, unverschämter. Die Teufel wandern nun schaarenweise in die Menschen, so daß sie unter dem hellen Lichte des Evangeliums nur habgieriger, unschamhafter und schlechter geworden sind, als sie vorher unter dem Papstthum waren, das erhelle in Bauern, Bürgern und Edeln, in allen Ständen, vom Größten bis zum Kleinsten, welch ein schändlich und unordentlich Leben sie führen, in Habsucht, Trinkgelagen, Schlemmerei, Unschamhaftigkeit und aller Gattungen von Ünlauterkeit und Lastern)." Endlich aber über die wachsende Unsittlichkeit und Ueppigkeit daselbst im höchsten Grade erbittert, hatte er Wittenberg mit dem Entschliesse verlassen, nicht wieder zurückzukehren. Nur weg aus diesem Sodoma," schrieb er seiner Frau (Juli 1545); „ich will umherschweifen, und eher das Bettelbrod essen, ehe ich meine armen, lezten Tage mit dem unwürdigen Wesen zu Wittenberg martern und verunruhigen will, mit Verlust meiner sauern, theuern Arbeit 3)." Nur durch die dringenden Bitten des Churfürsten konnte er zur Rückkehr bewogen werden.

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Während in Regensburg über die Artikel seiner Glaubenslehre gestritten wurde, saß Luther in Eisleben, wo er für die Grafen von Mansfeld an einem Vergleiche über Erzgruben arbeitete, und den Juden nach der schmach

1) „Ach," sagte er, ich habe dem Bapst und München Alles geglaubet, was sie mir sagten; was aber jest Christus sagt, der doch nicht leuget, das kann meine Vernunft nicht glauben." Ein andermal, als über Tische gesungen wurde, bekannte er: So wenig ihr glaubet, daß dieser Gesang gut sei, so wenig glaube ich fest genug, daß theologia wahr sei.“ ,,Als M. Antonius Musa, damals Pfarrherr zu Rochliş, Dr. Martino herzlich geklaget, er könne selber nicht glauben, was er Andern predige, antwortete Luther: Gott sei Lob und Dank, daß andern Leuten auch so gehet; ich meinte, mir were allein also. Dieses Trostes hat Musa sein Leben lang nicht vergessen können.“ Schon erwähnt ist, daß Luther solche Kämpfe mit seinem Gewissen von sich wies und die Stimme des hl. Geistes, der durch sein Ge wissen zu ihm sprach, als Lug und Trug des Satans bekämpft: „Der Teufel hat mir oft fürgeworfen und argumentirt wider die ganze Sache so ich führe und wider Christum; aber es ist besser, daß der Tempel zerreiße, denn daß Christus soll versteckt und verborgen bleiben." Vgl. A. Menzel Bd. II. S. 427-29.

2) Vgl. Döllinger Bd. I. S. 289 ff. 297 ff. 306 ff. u. S. 167 ff. 3) Luther's Briefe v. d. Wette Bd. V. S. 753.

vollen Schrift vom Schem Hamphoras“ noch eine neue furchtbare Rache von der Kanzel herab drohte1). Doch hier übereilte der Tod den Mann (18. Febr. 1546), der die Herzen vieler Völker getrennt, die Familienbande zerrissen und der Kirche seiner Vorväter zwar eine schwere Wunde geschlagen, ihr aber doch nicht, wie er gewollt, den „Todesstoß“ versezt hat. Denn unsere schmerzliche Empfindung," sagt Möhler, wird nur durch das Bewußtsein gemildert, daß jene Wunde zugleich eine Fontanelle geworden ist, durch welche alle Unreinigkeiten abfließen, die durch Menschen in den Umfang der Besizungen der Kirche gebracht wurden."

Wie Luther seine reformatorische Laufbahn mit dem Hasse gegen das Papstthum begonnen, in derselben Weise beschloß er sie auch 2). Im Angesichte des Todes hatte ihm über die von Anfang aufgestellte Evidenz der Bibel ein helleres Licht geleuchtet, und in Demuth beugte er sich vor der unerforschlichen Tiefe der heil. Schrift). Mit dieser demuthsvollen Gesinnung contrastirt jedoch abermals der ruhmrednerische Ton, und sein Ueberheben über die gewöhnlichen Rechtsformen in seinem Testamente*).

Uebersieht man sein bewegtes, thatenreiches Leben, so muß man ihn zu den merkwürdigsten Männern aller Jahrhunderte rechnen, wenn er auch seinen Beruf als Reformator in der Kirche nicht erfaßt hat, weil ihm der Geist der Liebe und Demuth fehlte. Ohne ruhige Besonnenheit verwarf er kühn die Autorität der Kirche, die er in auffallendem Widerspruche mit sich dann für sich selbst mit der größten Zuversicht wieder in Anspruch

1) Ebendas. Bd. V. S. 610. Als Luther Anfang Januar 1546 auf seiner zweiten Reise ins Mansfeld'sche durch ein Judendorf kam, und ihm ein so kalter Wind durch's Barret gegangen, als wollte er das Gehirn zu Eis machen so behauptete er: Diesen Wind hätten die Juden erweckt und schrieb deshalb an seine Frau: „Und darum, wenn die Hauptsachen ausgeschlichtet wären, so muß ich mich daran legen die Juden zu vertreiben. Graf Albrecht ist ihnen Feind und hat sie schon preis gegeben, aber Niemand thut ihnen noch nichts. Will's Gott, ich will auf die Kanzel und Graf Albrecht helfen und sie auch preisgeben“ v. 1. Februar 1546.

2) Zu seinen significanten Aussprüchen gehörte u. A.:,,Nos hic persuasi sumus, ad Papatum decipiendum omnia licere, und: Pestis eram vivus, moriens ero mors tua Papa!" Der lettere nach der Abreise von Schmalkalden (de Wette, Luther's Briefe Bd. V. S. 57.) und unmittelbar vor seinem Tode neben der Schrift: „Das Papstthum vom Teufel gestiftet" wiederholt, daher von seinen Anhängern sogar auf Jubelmünzen verkündet.

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3) Virgil's Schäfergedichte kann keiner verstehen, der nicht fünf Jahre ein Schäfer gewesen; Virgil's Landbau keiner, der nicht fünf Jahre ein Landmann gewesen ; Cicero's Briefe keiner, der nicht zwanzig Jahre einen Staat regiert hat. Die heilige Schrift soll keiner hinreichend geschmeckt zu haben scheinen, wer nicht hundert Jahre mit den Propheten Elias und Elisa, mit Johannes dem Täufer, mit Christo und mit den Aposteln die Kirche regiert hat."

Hanc tu ne divinam Aeneida tenta,

Sed vestigia pronus adora.

Wir sind Bettler, dies ist Wahrheit!

4) Notus sum, heißt es, in coelo, in terra et inferno, et auctoritatem ad hoc sufficientem habeo, ut mihi soli credatur, quum Deus mihi homini licet damnabili et miserabili peccatori ex paterna misericordia Evangelium filii sui crediderit dederitque, ut in eo verax et fidelis fuerim, ita ut multi in mundo illud per me acceperint, et me pro doctore veritatis agnoverint, spreto banno papae, Caesaris, regum, principum et sacerdotum, imo omnium daemonum odio. Quidni igitur ad depositionem hanc in re exigua sufficiat, si adsit manus meae testimonium et dici possit, haec scripsit D. Mart. Luther, notarius Dei et testis Evangelii ejus? (Seckend. lib. III. p. 651.)

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nahm. Auch muß man in ihm Muth, der freilich oft in Troß ausartete, eine unermüdete Thätigkeit, volksthümliche hinreißende Beredsamkeit, sprudelnden Wiz sowie Uneigennüßigkeit anerkennen. Fehlte es ihm auch nicht an tiefem religiösen Gefühle, das nach Befriedigung suchte, da dies in seinem System sogar der Grundcharakter und die glänzendste Seite ist, so muß daneben aber jene dem Reformator eigenthümliche Frivolität, ja Gemeinheit um so auffallender erscheinen. Daher urtheilte schon Erasmus, man glaube in ihm zwei ganz verschiedene Personen zu finden. Einmal schreibe Luther auf eine solche Art, daß man apostolischen Sinn anerkennen müsse; ein anderesmal übertreffe er jeden Possenreißer in beißenden Scherzen, Schmähungen und Wizeleien, als wenn er vergessen hätte, welches Schauspiel von ihm aufgeführt, und welche Rolle von ihm darin gespielt werde." Und während Luther einerseits den Gebrauch der Waffen auf dem Gebiete der Religion verbot und davon abmahnte, findet man anderseits bei ihm Grundsäße und Aeußerungen vorgetragen, die auch einem Jacobiner des achtzehnten Jahrhunderts Ehre gemacht haben würden. Wenn wir auch noch Luther's Offenheit anerkennen, so müssen wir doch zugleich auch die Rohheit tadeln, die er gegen seine Widersacher bewies, wie er am meisten noch dadurch verlebt hat, daß er, während er die unbedingte Willkür der Lehr- und Schrifterklärung für sich in Anspruch nahm, diese seinen Gegnern absprach, ja seine vertrautesten Freunde, wie Melanchthon, nach dessen eigenem Geständnisse oft eine scheußliche Sclaverei (tuli servitutem paene deformem) fühlen ließ.

Erwägt man noch sein zeitweiliges wüstes Leben, wie er selbst am 2. Juli 1540 an seine Frau schrieb 1): „ich fresse wie ein Beheme und saufe wie ein Deudscher, das sey gott gedandt", und die vielen schmugigen und unsittlichen Reden, selbst in Beziehung auf die heiligsten Institu tionen des Lebens, wie die Ehe, die keineswegs blos in den Tischreden vorkommen, und nicht durch die Rohheit und Derbheit der Zeit entschuldigt werden 2); so müssen wir ihm den Beruf eines wahren Reformators, abgesehen von der Verkehrtheit seiner Principien, absprechen. Ein solcher beginnt das Reformiren immer erst an sich selbst, um als ein geeignetes Werkzeug für die Reform innerhalb der Kirche gelten zu können. In seinem stürmischen, leidenschaftlichen Auftreten und der größtentheils niedern Polemik kann kein Unbefangener einen apostolischen Beruf erkennen.

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Ganz treffend muß hiernach die Aeußerung des Erasmus erscheinen: Das lehrt mich doch der gemeine Menschenverstand, daß ein Mann nicht aufrichtig die Sache Gottes treiben kann, der so großen Aufruhr in der Welt erregt, und an Schmähworten und Spottreden seine Freude hat, und sich daran nicht ersättigen kann. Eine Annaßung, wie wir sie größer noch bei keinem gesehen, kann unmöglich ohne Thorheit sein, und mit dem a postolischen Geiste stimmt ein solch possenhafter Muthwille

1) Burkhardt, Dr. M. Luther's Briefwechsel, Leipz. 866. S. 357.

2) Daher starke Vorwürfe sogar von seinen Anhängern bei de Wette Bd. II, 49; IV, 271 u. 276. So schrieb Graf Hoher von Mansfeld dem Grafen Ulrich von Helfenstein schon im J. 1522: „Er sei hievor und zu Worms gut lutherisch ge wesen; er habe aber befunden, daß Luther ein lauter Bube sei, denn er saufe sich voll, wie der Mansfeldischen Gewohnheit, habe gern schöne Frauen bei sich, schlage auf der Laute und führe ein leichtfertiges Leben, deßhalb sei er ganz abfällig ge= worden."

nicht überein." In gedrängter Kürze faßte Pallavicini Alles in nachstehender Charakteristik zusammen: Ein fruchtbarer Geist, der aber mehr bittere, als reife Früchte brachte, mehr Fehlgeburten eines Riesen als vollkommene Geburten. Ein starker Geist, aber mehr zum Niederreißen denn zum Aufbauen. Seine Gelehrsamkeit glich einem zerstörenden Play: regen, nicht einem befruchtenden Sommerregen; seine Beredsamkeit war hinsichtlich der Sprache reich und unvollkommen, und dem Inhalte nach ein Staub erregender, die Augen blendender Sturm. Obgleich kühn im Anfange der Streitigkeiten, zeigte sich Niemand furchtsamer, wenn die Gefahr nahe rückte. Oft erbot er sich zu schweigen, wenn seine Gegner schwiegen, ein Beweis, daß irdische Rücksichten ihn bestimmten. Von den Fürsten ward er nur aus Gier nach den Kirchengütern geschäßt; er stürzte die Kirche mehr zu Anderer Schaden als zu seinem Gewinne. In der Geschichte wird er immer, jedoch mehr zur Schande als zum Ruhme, genannt werden, und der Weinstock der Kirche ist nun, damit er besser treibe, beschnitten; die Getreuen sind von den Empörern gesondert worden." Aehnlich urtheilte auch der ernste und tiefblickende Ancillon). Dennoch haben Luther's Anhänger nach seinem Tode die den Papisten vorgeworfene abgöttische Heiligenver ehrung in der excessivsten Weise an dem Reformator ausgeübt, was dieser übrigens vorhergesagt und verhöhnt hat3).

§. 320. Schmalkaldischer Krieg; Religionsfriede zu Augsburg (1555). Carl's V. Rücktritt und Tod.

Hortleder Bd. II. Buch III. S. 618 ff. Camerarii comm. belli Smalc. graece scrip. (Freher T. III. p. 557.) Pallavicini lib. VIII. c. 1. A. Menzel Bd. II. S. 451-72. Bd. II. S. 1-480. Riffel Bd. II. S. 733-60.

Die Reichsacht des Kaisers gegen die Anführer der protestantischen Fürsten wurde noch durch die Stimme des P. Paul III., der die katholischen Völker wie zu einem Kreuzzuge aufforderte ), verstärkt. Diese Kriegserklä rung fand die protestantischen Fürsten nicht unvorbereitet. Der schmalkaldische Bund bestand bereits fünfzehn Jahre, und das kaiserliche Heer kam dem feinigen nicht gleich; denn mehrere katholische Fürsten, eifersüchtig auf des Kaisers Macht, schlossen sich nicht an. Auch wollte der Kaiser sie nur in der äußersten Bedrängniß zulassen, um den Frieden nach seiner Absicht dictiren zu können. Dagegen war die protestantische Macht von keinem militärischen

1) Erasmus im Hyperaspistes diatribae adv. servum arbitr. Lutheri. Ancil Ion urtheilt über Luther: „Seine Handlungen flossen mehr aus Leidenschaften als aus festen Grundsäßen; und wenn auch keine absoluten Laster seinen Charakter be fleckten, so zierten ihn doch auch keine sanften Tugenden, und im Ganzen ist die moralische Seite desselben offenbar ohne hervorspringenden Werth." Vgl. auch Raumer, Gesch. Europ. seit Ende des 15. Jahrhunderts. Bd. I. S. 524 ff. 2) Man vgl. z. B. das zur Säcularfeier im 18. Jahrhundert verfaßte Werk: Das guldene und silberne Ehrengedächtniß des Theuern Gottes-Lehrers D. Martini Lutheri, in welchem dessen Leben, Lod, Familie und Reliquien umständlich be: schrieben und aus mehr als 200 Medaillen oder Schaumünzen und Bildnissen von rarer Curiosität, mit auserlesenen Anmerkungen erklärt durch Christian Junker Dresdensem Hochfürstl. Sachs.-Henneberg. gesamten Historiographum. Frff. u. Lpz. 706. Luther's Prägnosticirung lautete: Adorabunt stercora nostra et pro balsamo habebunt (in den Tischreden).

3) Vgl. Raynald, ad a. 1546. nr. 94. s. Walch Bd. XVII. S. 1832 ff.

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