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zusammengefaßt wurden und mit den Obotriten manchmal sehr verfeindet waren.

Lange ehe der Name der Obotriten und der ihnen benachbarten Völkerschaften in der Geschichte erscheint, werden ungefähr auf diesem Gebiete in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt die Vandalen genannt. Die Aehnlichkeit dieses Namens mit dem der Wenden, unter welchem die Slavischen Völkerschaften auch dieser nördlichen Gegenden so häufig vorkommen, verleitete die älteren Chro= nikenschreiber Wandalen und Wenden als völlig gleichbedeutend zu nehmen (8). Dies ist aber durchaus unrichtig. Die Wandalen waren, wie aus bestimmten Zeugnissen der alten Schriftsteller, die ihrer erwähnen, so wie aus den vorkommenden Personen - Namen und sonstigen bekannten Resten ihrer Sprache aufs klarste hervorgeht, Germanischen nicht Slavischen Stammes (9). Unter ihrer Herrschaft mögen Wenden gewohnt haben, aber sie selbst waren keine Wenden, vielmehr ein herrschender Deutscher Kriegerstamm, der während der großen Bewegungen der sogenannten Völkerwanderung weiter zog und nun erst weltgeschichtliche Berühmtheit erlangte, besonders unter dem Könige Genserich, der 455 Rom plünderte und mit einer gar nicht sehr zahlreichen Schaar seiner Krieger ein großes Reich in Africa gründete, dessen Bestand aber nicht dauernd war noch sein konnte. Auch dies Volk und Reich ist längst vom Erdboden wie hinweggefegt und nur der Name der Spanischen Provinz Andalusia (Vandalitia) und der Ausdruck Vandalismus für barbarische Zerstörung von Kunstwerken erhält das Andenken der Vandalen. Sie gehen uns hier weiter nicht an.

Die seßhaften Völker aber erhalten sich länger. Wir seyen

(8) So Helmold c. 2: Ubi ergo Polonia finem facit, pervenitur ad amplissimam Slavorum provinciam, eorum qui antiquitus Wandali nunc autem Winithi sive Winuli appellantur. So heißt Albert Kranz Wendisches Geschichtsbuch Vandalia. Der Titel der Dänischen Regenten König der Wenden ward durch rex Vandalorum im Lateinischen ausgedrückt, während früher rex Slavorum.

(9) Schon 1659 hat Bangert in seinen Anmerkungen zum Helmold S. 6 ff. auf den Unterschied zwischen Wandalen und Wenden aufmerksam gemacht, nimmt aber noch eine Einwanderung der Wenden nach Abzug der Vandalen an.

voraus, daß unter der Wandalenherrschaft an der Ostsee schon Slavische Volksstämme lebten, die gleich anderen durch den Abzug ihrer Germanischen Herren frei wurden, wenn man es so nennen will, wenigstens nun nur einheimischen Herren unterthänig waren, ohne in der Welt viel Geräusch zu machen. Es vergehen Jahrhunderte ehe sie auf dem Schauplatz der größeren Ereignisse erscheinen, denn die innerlichen Zwistigkeiten der Häuptlinge hat die Geschichte nicht verzeichnet, woran denn auch eben nichts verloren ist. Einstweilen legten sie sich auf Ackerbau und Viehzucht, hatten einige Gewerbe und Künste und standen überhaupt auf einer nicht ganz niedrigen Stufe äußerer Cultur. Als ein sehr stark bebautes und bevölkertes wird man sich das Slavenland nicht vorzustellen haben, denn es blieben Wälder und Moräste genug für die Cultur späterer Jahrhunderte übrig; nimmt man indessen die große Menge der Ortschaften in Betracht, die noch Slavische Namen führen, so muß man doch den Schluß auf eine ziemliche Bebauung des Landes machen. Ein Dorf heißt in den Slavischen Sprachen wjes, wiesz, daher die Endung so vieler Derter auf wig. Die Wohnungen aber sollen schlecht gewesen sein, wie noch in Böhmen, Polen und andern Slavischen Ländern. Auch befestigte Derter, gorod, gab es (10) und einzelne Handelsplätze, Städte, wenn man will, worunter an der Oder-Mündung das berühmte Wineta, wie denn überhaupt es an Handelsverbindung nicht fehlte. Das Volk erscheint im Ganzen als ein harmloses, der Gegenwart lebendes, und den Augenblick genießendes, sich erfreuend an Musik, Gesang und Spiel, gastfrei und mittheilend, daher behauptet wird, man habe bei den alten Slavischen Völkerschaften keine Bettler gefunden. Was die innere Verfassung

(10) gorod in andern Dialecten grad (z. B. Belgrad d. i. Weissenburg) und gard (Belgard in Pommern, Stargard, d. i. Altenburg). Das Wort geht durch viele Sprachen mit naheliegenden Bedeutungen, die zulezt auf umringen, umgeben, umschließen zurückommen, gairdan im Gothischen, unser gürten, davon Garten als das am Hause eingezäunte Landstück, das Griechische Xogtos, Gehege, Hofraum, (wovon wieder das Lateinische hortus) wie im Dänischen Gaard, der Hof, Bauer- und Edelhof, und Gjorde, der Zaun, aber in Angeln noch der Zaun selbst Gaard. Hieher gehört auch das Lateinische chors, Umzäunung, Hürde, wovon das mittelalterliche curtis, Gehöfte, in der Endung vieler Romanischen Ortsnamen court, als Henricourt, Heinrichshof u. s. w.

anbelangt, so mangelt davon eine genaue Kunde, von der Germa= nischen war sie jedenfalls vielfach verschieden. Ein Herrenstand tritt deutlich genug hervor; der Herr heißt knäs, knjes, und es will scheinen, als ob unter solche das Land vertheilt gewesen. Der Kriegsanführer ist der wojewoda. Woda bezeichnet den Anführer, woje und boj ist der Krieg, daher auch die Bojaren, Kriegsleute, wie noch der Titel der Vornehmen in Rußland. Pan bezeichnet auch einen Herrn; daher Sud-pan der Richter, denn Sud ist das Gericht, woher die Eintheilung in Gerichtsbezirke, Zupanien, die lange in den Slavischen Gegenden sich erhielt. In den OstseeGegenden erscheint eine Eintheilung in Landschaften, die meistens von einem Hauptorte benannt waren und an Größe etwa den Unterabtheilungen der Gauen oder den Dänischen Harden entsprachen, wofür aber kein andrer Name bei den Schriftstellern und in Urkunden vorkommt als Land (z. B. terra Lutikenborch, terra Plunen, das Land Lütgenburg, Plön u. s. w.). Die Einrichtung mag sich auf die Kriegsverfassung und das Gerichtswesen bezogen haben.

Eine Anzahl solcher kleineren Landschaften bildeten eine Stammgenossenschaft und an der Spitze der einzelnen Stämme sehen wir um die Zeit hin, als die Slaven mit dem Fränkischen Reiche in Berührung traten, Fürsten, denen der Königstitel beigelegt wird. Wişan war ein solcher König der Obotriten 789 und mit Karl d. Gr. wider die Wilzen verbündet, 796 gegen die Sachsen, wobei er umkam. Dann Thrafico 798, den man für Wizans Sohn hält, gleichfalls im Bündniß mit Karl, der ihm 804 Nordalbingien einräumt. Aber von den Dänen wird er bei Seite geschafft. Slaomir sollte dann mit Ceodrag, Thrasicos Sohn, die Königswürde theilen, schlägt sich aber zu den Dänen, geräth dann in Fränkische Gefangenschaft, und Ceodrag herrscht allein. Aber auch er wird den Franken verdächtig und muß sich mehr als einmal rechtfertigen, zulezt 826 zu Ingelheim am Rhein sich stellen. 844, als Gozzomuil Fürst der Obotriten war, fallen die Obotriten ab, und der Fürst selbst fällt 845 gegen die Franken. So geht es nun fort. Abfall und Unterwerfung; bald Bündniß mehrerer Völkerschaften unter sich, bald wieder Entzweiung unter ihren Häuptern. Die Reihenfolge der Fürsten ist nicht sicher gestellt, wenigstens sind Zwischenräume, die sich nicht recht ausfüllen lassen. 964 ist Mistav Herrscher der Obotriten, in Wagrien aber Selibur, und diese können sich nicht ver

tragen. Gegen den letztern entscheidet sich der Herzog von Sachsen Hermann Billung, und er muß weichen. Inzwischen steigert sich der Haß zwischen den Deutschen und den Wenden immer mehr, und wächst zur erbittertsten Feindschaft. Endlich nach vielen vergeblichen Versuchen siegen, wie wir später hören werden, Reich und Kirche. Die Kämpfe aber, welche durch mehrere Jahrhunderte sich hindurchziehen, machen das Volk wild und grausam, und die Ostseewenden werden, was sie anfangs nicht waren, furchtbare Seeräuber und eine Plage der Dänischen Küsten, den Dänen nicht weniger verhaßt als den Sachsen. Mit den schwärzesten Farben werden sie geschildert, und als im zwölften Jahrhundert von Westen und Norden her die letzten tödtlichen Streiche auf sie gefallen sind, finden sie bei ihren Besiegern kein Erbarmen. Hunde benannte man sie, und als Hunde behandelte man sie. Ihr Land ward den Rittern und Prälaten zugetheilt, und in ihre Wohnsize zogen Deutsche Ansiedler ein. Aus den Geschlechtern ihrer Häuptlinge blieben freilich in Mecklenburg und Pommern noch Fürsten, und ein Theil des Adels trat in die Reihen der Sieger mit ein, verschmolz bald mit ihnen und herrschte mit ihnen nach gleichen Grundsätzen über das übrig gebliebene Volk. Die Wendische Sprache verlor sich. Auf Rügen starb 1409 die lehte Frau, die noch Wendisch sprechen konnte. In den westlicheren Landschaften war schon früher die Sprache gänzlich ausgestorben, in Wagrien, was uns hier zunächst angeht, gewiß schon viel früher.

Einen sehr bedeutenden Einfluß bei den Slavischen Volksstämmen scheinen die Priester gehabt zu haben, vielleicht mehr als die Fürsten und sonstigen Häuptlinge (11), und wir erblicken bei ihnen. eine fest geordnete Religionsverfassung. Es sind Priester und Heiligthümer und eben die Gemeinsamkeit derselben scheint das hauptsächlichste Band der Volksgenossenschaften gewesen zu sein, wie man z. B. aus dem Umstande abnehmen kann, daß die Stämme der Kis

(11) Wenigstens sagt Helmold dies (p. 235) von den Rügiern, der König sei bei ihnen in geringem Ansehen in Vergleich mit dem Oberpriester. Rex apud eos modicae aestimationis est comparatione flaminis. Ille enim respona perquirit et eventus sortium explorat. Ille ad nutum sortium et porro rex et populus ad illius nutum pendent.

Michelsen, Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins. I.

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finer und Circiganer sich von der Verbindung mit den Tollensern und Rethraviern trennten, weil lettere, die den Haupttempel zu Rethra hatten, eine Oberherrschaft über erstere ausüben wollten, die nun ein eignes Heiligthum gründeten. Ein vorzügliches NationalHeiligthum war aber auf der Insel Rügen der Tempel des Swantewit, dessen Namen man durch heiliges Licht erklärt (12), und wohin alle Slavischen Völker (das will doch wohl nur sagen die Nordslavischen) Geschenke gebracht haben sollen. Demnächst hatten kleinere Landesbezirke ihre besonderen Heiligthümer, vermuthlich jede Landschaft, wobei indessen nicht gerade daran zu denken ist, daß so viel verschiedene Götter als Landschaften gewesen, denn manche Gottheit ward an mehreren Orten verehrt, z. B. der Radegast, welcher zu Rethra der Hauptgöze war, genoß auch an manchen andern Orten Verehrung, wie aus dem mehrfach wiederkehrenden Ortsnamen Radegast zu schließen ist. Es war wohl damit ähnlich wie nachher mit der Heiligenverehrung in der Katholischen Kirche, wo an einzelnen Orten und für einzelne Gegenden z. B. Maria, für andere Nicolaus oder Petrus u. s. w. als besonders schüßend galten und verehrt wurden. So nennt uns Helmold den Prove als Gott des Landes Oldenburg in Wagrien, Siwa als die Göttin der Polaber, Radegast als den Gott des Obotritenlandes. Ferner erwähnt er eines Gözenbildes zu Plön, Podaga genannt, hinzufügend sie hätten überhaupt viele Götter unter mannigfaltigen Abbildungen, Götter der Wälder und Felder, der Freude und Traurigkeit. Neuerlich ist noch für Segeberg ein Gott Boyperd nachgewiesen (13). Die Bedeutung dieser Götter anzugeben hält aber schwer. Bezeichnet, wie vorhin erwähnt, Boj Krieg, so möchte Bohperd als ein Kriegsgott gelten. Auf die Bedeutung anderer Gößen hat man aus den Bildern derselben schließen wollen, allein mit diesen Abbildungen, die meistens aus der

(12) Die alte Sage, deren schon Helmold (p. 21 und 235) er: wähnt, Corbeiische Mönche hätten auf Rügen das Christenthum und die Verehrung ihres Patrons Ect. Vitus eingeführt, dessen Name denn in Swantewit verändert, und er als ein Göze angebetet worden sei, entbehrt gewiß jedes haltbaren Grundes und schmeckt sehr nach einer Mönchsfabel.

(13) Von Dr. Leverkus in den Nordalbingischen Studien 2. Band, S. 1-6, nach einem Auszug aus einer Slavischen Chronik.

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