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Päpsten gewaltsam aufgedrungene Herberge in ihrem Vaterlande, konnten doch das Auge ihres Geistes nicht entwöhnen, auf die verödete Wohnung des Vatikans hinüberzublicken. Von da waren ja, seit dreizehn Jahrhunderten, die Gesetze ausgegangen, welche die Welt regierten; da strömte die Ader des christlichen Glaubens, von da kam die Belehrung über die Disziplinarvorschriften, das Wort der Versöhnung und des Friedens. Da waren die heiligen Denkmäler vieler Siege, welche das Necht über die Gewalt davongetragen, da das lebendige Symbol der Ueberlieferung einer Religion, die gerade in jener Zeit von dem Herzen in den Verstand der Völker aufstieg mit der Majestät einer Königin, welche im Begriffe steht, die Schwingen ihrer Macht ganz zu entfalten. Während deßhalb die leiblichen Augen einen Papst, und zwar einen wahren Papst, in Avignon erblickten, zwang sie doch die Stärke der Erinnerung, das Papstthum eigentlich auf dem römischen Stuhle zu schauen, wo allein der Hl. Petrus mit der Jnful des römischen Episkopates die Schlüssel des Bisthums der ganzen Welt gelassen. Bevor man daher durch die ungeordneten Wahlen vieler Päpste zum fattischen Schisma hindrängte, hatte bereits das moralische Schisma zwischen Papst und Papstthum in den Geistern sich angesetzt. Denn Erinnerungen können nicht ausgerottet und entwaffnet werden, sie leben immer fort!

Unter allen christlichen Völkern, welche dem drückenden Gesetze des moralischen Schisma's unterstellt waren, fühlte das italienische es am stärksten, das es aber zu beherrschen und für sich zu benutzen. wußte. Es hatte, so zu sagen, das heidnische Rom als welteroberndes und das christliche als welterziehendes in konkreter Gestalt vor sich: sein Herz schlug in hundert Städten, es lebte immer in Haß oder in Liebe, aber sein Geist dachte mit einem Gedanken in der ewigen Stadt, in Rom. Diese Stadt ist ihrer Natur nach eine theokratische und kann ohne die Seele eines Prinzips von übernatürlicher oder (menschlicher) staatlicher Religion ihr Dasein gar nicht fristen. Numa und der Hl. Petrus waren Roms wahrhafte Gründer, weil sie dem Dasein desselben einen geheimnißvollen Anfang und Weihe gaben. Der Eine errichtete mit Mythen, die sich an die Grotte einer Nymphe anreihten, der Andere mit der in der Schule Christi empfangenen Wahrheit auf übernatürlichen Fundamenten den Thron desselben.

Es sanken die Mythen zusammen, der Thron Numa's stürzte ein; aber die Wahrheit ist unsterblich, und Petri Thron blieb stehen, und deßhalb war Rom immer am Leben. Solche theokratische Städte werden entweder auf Immer in den Abgrund versenkt, wie Babylon

und Jerusalem, oder aber, wenn sie stehen bleiben, entwaffnen ihre verschütteten und öde gelassenen Mauern mit ihrem Rechte auf Fortbestand immer wieder die Jahrhunderte. 1)

In diesem, seine Ansprüche auf Fortdauer zurückfordernden Rom fühlte und dachte das italienische Volk gemeinsam und sein Gedanke war wahrhaft lebenskräftig. Dante, Boccacio, Petrarka besuchten die heilige Stadt, und in dem Unwillen, welchen die Fehler Einiger unter den Päpsten in ihnen erregt hatten, - und ghibellinischen Theorieen nachhängend, meinten sie, weil sie keinen Papst mehr vorfanden, es schlafe wirklich in ihren Gräbern die Asche der Apostel, es schlummern die Bewohner der Martyrerkatakomben, der Keim des Wiedererwachens in diesen Formen sei erstorben und riefen nun das auf, was für sie das heidnische Alterthum Großartiges hatte. Denn eine jede Bildungsstufe, wenn sie untergeht, läßt immer der folgenden ein Erbtheil zurück; hienieden stirbt ja Nichts gänzlich. Jenen Rufen antworteten freilich keine Cincinnatus und Marcellus, es antwortete kein Cäsar, sondern bloß jener noch lebendige Theil, welcher von der alten römischen Zivilisation sich fortgeerbt: die Künste und Wissenschaften. Deßhalb konnte auch Kola da Rienzo die konsularischen Ruthenbündel der alten Republik nicht erfassen, aber Petrarka mit seiner „Kanzone auf Italien“ und „seinen Triumphen“ führte das italienische Volk in die elysischen Gefilde der griechischen und römischen Literatur ein und mit dem Schlüssel der Philologic eröffnete er die Herrschaft der platonischen Philosophie und bereitete das Jahrhundert der Mediccer und des Erasmus von Rotterdam vor.

Das noch lebendige Element der heidnischen Bildung wurde von den Italienern gerade damals, als Rom keinen Papst mehr hatte, in die schwierige Verbindung mit der christlichen Zivilisation gebracht. Die übrigen Völker seufzten unter den Mißständen des Schisma's, das italienische aber wußte sich so daraus einen Vortheil zu verschaffen, weil dessen Individualität allein stark genug war, Avignon und Rom, das Evangelium und Virgil's Gesänge mit einander zu verbinden und zu versöhnen. Petrarka ging als Abgeordneter nach Avignon, um den Papst zu bitten, er möge nach Rom zurückkehren; und Petrarka entflammt zugleich mit seinen Gedichten den Tribunen von Rienzo zur Wiederherstellung der römischen Republik. Wer sicht hier nicht das Schisma entgegenstehender Prinzipien? Und doch lag in diesem

1) Vgl. auch Dante Convit. IV, 4. 5. (D. Ueberf.)

Schisma der Keim der Versöhnung der Vergangenheit mit der Zukunft, doch war es der Wiederschein, welcher die Morgenröthe der Verbindung von Christenthum und Humanität (d. h. klassischer Bildung) ankündigte.

Was das Schisma in der Kirche wahrhaft tödtlich machte, war der Schein von Gerechtigkeit, welcher die Prätendenten des Papstthums zu unterstüßen schien. Vor dem Schisma des vierzehnten Jahrhunderts waren schon andere da gewesen, oder vielmehr andere Gegenpäpste waren dem wahren Papste gegenüber gestellt worden; deßgleichen, wenn ein Kaiser kein Mittel fand, sich von den Schlingen der päpstlichen Zensuren zu befreien, und von den Völkern, die des Eides der Treue entbunden worden, bedroht war, so entschloß er sich früher bisweilen zum letzten Rettungsmittel zu greifen, indem er einen Papst nach seinem Wunsche, und wie es gerade seine Bedürfnisse erheischten, aufstellte. Heinrich IV., Friederich Barbarossa z. B., König Roger von Sizilien, Ludwig der Bayer u. A. schufen so Gegenpäpste und Spaltungen. Jeder wußte aber den Grund und die Art und Weise, wie diese falschen Päpste zu ihrer Würde gelangt waren; Allen war bekannt, daß die päpstliche Stola, welche sie trugen, nicht die mit dem Blute des Lammes befeuchtete, sondern ein armseliger Fezen von dem Purpur des Kaisers war. Der Zweifel über die Legitimität des wahren Papstes konnte wohl einige Zeit, aber nicht für immer die Gemüther der Gläubigen trennen, die kaiserliche Kreatur wurde gar bald des Mantels des hl. Petrus entkleidet. Und wenn auch das Schisma einige Zeit andauerte, so wurde es weit mehr vom Parteigeiste, von verschiedenen Beweggründen, eher zum Kaiser als zum Papste zu halten: als von einer wirklichen Ueberzeugung der rechtmäßigen Auktorität des Gegenpapstes genährt. Die politische Spaltung erzeugte hier die kirchliche und just so lange als jene, währte auch diese; war daher die eine beschwichtigt, so hörte von selbst die andere auf. Das Urtheil über die Rechtmäßigkeit des wahren Papstes wurde in diesen Zeiten nicht von dem Bewußtsein der Völker, sondern von den Höfen gesprochen, und wenn der Kaiser es zu einem Vergleiche mit dem Papste brachte, so verschwand der Gegenpapst. Deßhalb beschäftigten sich die Meinungen nicht mit dem Schisma: da wo wirklich die Kirche einem solchen anheimfiel, war es die Gewalt, die den Eingedrungenen aufrecht erhielt und nichts Anderes.

Als aber nach dem Tode Gregor XI., der den päpstlichen Stuhl von Avignon wieder nach Rom verlegt hatte, die Kardinäle zur Wahl

und Jerusalem, oder aber, wenn sie stehen bleiben, entwaffnen ihre verschütteten und öde gelassenen Mauern mit ihrem Rechte auf Fortbestand immer wieder die Jahrhunderte. 1)

In diesem, seine Ansprüche auf Fortdauer zurückfordernden Rom fühlte und dachte das italienische Volk gemeinsam und sein Gedanke war wahrhaft lebenskräftig. Dante, Boccacio, Petrarka besuchten die heilige Stadt, und in dem Unwillen, welchen die Fehler Einiger unter den Päpsten in ihnen erregt hatten, und ghibellinischen Theorieen nachhängend, meinten sie, weil sie keinen Papst mehr vorfanden, es schlafe wirklich in ihren Gräbern die Asche der Apostel, es schlummern die Bewohner der Martyrerkatakomben, der Keim des Wiedererwachens in diesen Formen sei erstorben und riefen nun das auf, was für sie das heidnische Alterthum Großartiges hatte. Denn eine jede Bildungsstufe, wenn sie untergeht, läßt immer der folgenden ein Erbtheil zurück; hienieden stirbt ja Nichts gänzlich. Jenen Rufen antwerteten freilich keine Cincinnatus und Marcellus, es antwortete kein Cäsar, sondern bloß jener noch lebendige Theil, welcher von der alten römischen Zivilisation sich fortgeerbt: die Künste und Wissenschaften. Deßhalb konnte auch Kola da Rienzo die konsularischen Ruthenbündel der alten Republik nicht erfassen, aber Petrarka mit seiner „Kanzone auf Italien“ und „seinen Triumphen“ führte das italienische Volk in die elysischen Gefilde der griechischen und römischen Literatur ein und mit dem Schlüssel der Philologie eröffnete er die Herrschaft der platonischen Philosophie und bereitete das Jahrhundert der Mediceer und des Erasmus von Rotterdam vor.

Das noch lebendige Element der heidnischen Bildung wurde von den Italienern gerade damals, als Rom keinen Papst mehr hatte, in die schwierige Verbindung mit der christlichen Zivilisation gebracht. Die übrigen Völker seufzten unter den Mißständen des Schisma's, das italienische aber wußte sich so daraus einen Vortheil zu verschaffen, weil dessen Individualität allein stark genug war, Avignon und Rom, das Evangelium und Virgil's Gesänge mit einander zu verbinden und zu versöhnen. Petrarka ging als Abgeordneter nach Avignon, um den Papst zu bitten, er möge nach Rom zurückkehren; und Petrarka entflammt zugleich mit seinen Gedichten den Tribunen von Nienzo zur Wiederherstellung der römischen Republik. Wer sieht hier nicht das Schisma entgegenstehender Prinzipien? Und doch lag in diesem

1) Vgl. auch Dante Convit. IV, 4. 5. (D. Uebers.)

Schisma der Keim der Versöhnung der Vergangenheit mit der Zufunft, doch war es der Wiederschein, welcher die Morgenröthe der Verbindung von Christenthum und Humanität (d. h. klassischer Bildung) ankündigte.

Was das Schisma in der Kirche wahrhaft tödtlich machte, war der Schein von Gerechtigkeit, welcher die Prätendenten des Papst= thums zu unterstützen schien. Vor dem Schisma des vierzehnten Jahrhunderts waren schon andere da gewesen, oder vielmehr andere Gegenpäpste waren dem wahren Papste gegenüber gestellt worden; deßgleichen, wenn ein Kaiser kein Mittel fand, sich von den Schlingen der päpstlichen Zensuren zu befreien, und von den Völkern, die des Eides der Treue entbunden worden, bedroht war, so entschloß er sich früher bisweilen zum letzten Rettungsmittel zu greifen, indem er einen Papst nach seinem Wunsche, und wie es gerade seine Bedürfnisse erheischten, aufstellte. Heinrich IV., Friederich Barbarossa z. B., König Roger von Sizilien, Ludwig der Bayer u. A. schufen so Gegenpäpste und Spaltungen. Jeder wußte aber den Grund und die Art und Weise, wie diese falschen Päpste zu ihrer Würde gelangt waren; Allen war bekannt, daß die päpstliche Stola, welche sie trugen, nicht die mit dem Blute des Lammes befeuchtete, sondern ein armseliger Fezen von dem Purpur des Kaisers war. Der Zweifel über die Legitimität des wahren Papstes konnte wohl einige Zeit, aber nicht für immer die Gemüther der Gläubigen trennen, die kaiserliche Kreatur wurde gar bald des Mantels des Hl. Petrus entkleidet. Und wenn auch das Schisma einige Zeit andauerte, so wurde es weit mehr vom Parteigeiste, von verschiedenen Beweggründen, eher zum Kaiser als zum Papste zu halten: als von einer wirklichen Ueberzeugung der rechtmäßigen Auktorität des Gegenpapstes genährt. Die politische Spaltung erzeugte hier die kirchliche und just so lange als jene, währte auch diese; war daher die eine beschwichtigt, so hörte von selbst die andere auf. Das Urtheil über die Rechtmäßigkeit des wahren Papstes wurde in diesen Zeiten nicht von dem Bewußtsein der Völker, sondern von den Höfen gesprochen, und wenn der Kaiser es zu einem Vergleiche mit dem Papste brachte, so verschwand der Gegenpapst. Deßhalb beschäftigten sich die Meinungen nicht mit dem Schisma: da wo wirklich die Kirche einem solchen anheimfiel, war es die Gewalt, die den Eingedrungenen aufrecht erhielt und nichts Anderes.

Als aber nach dem Tode Gregor XI., der den päpstlichen Stuhl von Avignon wieder nach Rom verlegt hatte, die Kardinäle zur Wahl

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