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des neuen Papstes sich versammelt, und es sich ereignet hatte, daß Urban VI. und Klemens VII. zu gleicher Zeit sich für wahre Nachfolger des Hl. Petrus hielten, da war das lang andauernde Schisma, das hieraus hervorging, ein von den früheren ganz und gar verschiedenes. Es war in Rom kein Kaiser, kein fürstlicher Legat anwesend: es waren bloß die Kardinäle und das Volk, welches schrie: der neue Parst müsse ein Römer oder wenigstens ein Italiener sein; und sie waren es, die über die Fortpflanzung und Uebertragung der päpstlichen Würde, welche durch die Nebersiedelung nach Avignon bereits in ihrer vorzüglichsten Form zerstört worden war, deliberirten. Dieser Umstand der Uebersiedelung hatte den Nationalgeist unter den Kardinalen geweckt (ein Geist, welcher der erhabenen Idee des katholischen Papstthums feindlich ist) und so die Geister gespalten, von denen die gesunden und starken die Form der römischen Residenz zurückforderten, während die anderen sehnlich nach dem „milden Klima der Provence" zurückverlangten. Es schien zwar, als hätte die Uneinigkeit der Wähler allein in der Ehrsucht oder im Nationalstolz, welcher einen römischen oder französischen Papst forderte, ihre Wurzel; allein dieses Zerwürfniß hatte einen entfernteren, einen mehr moralischen Ursprung, nämlich: in dem Bewußtsein, daß der römische Stuhl des hl. Petrus nicht mehr längere Zeit verödet sein dürfe. Wenn im zehnten Jahrhundert die Grafen von Tuskulum und die Frangipani in gewaltthätiger Weise zum Verderben der Kirche die Wahl eines neuen Papstes veranstalteten, so waren es nur Rücksichten und zwar handgreifliche Familienrücksichten zu Gunsten ihrer Kandidaten. Aber im vierzehnten Jahrhundert sprachen die Abgeordneten des römischen Volkes gegen die im Konklave befindlichen Kardināle spezifisch römische Rücksichten aus. Gebt uns einen römischen Papst oder wenigstens einen italienischen," sagten sie, „sonst geht Rom zu Grunde." Der Untergang Roms aber war nicht bloß ein Schaden oder Unglück für Ein Volk, sondern für die ganze zivilisirte Welt. Dieser mächtige Ruf mußte in dem Bewußtsein der Wähler, mochten es nun Franzosen oder Italiener sein, einen Wiederhall finden; denn es war ein Schrei, der aus dem Herzen der ganzen Christenheit kam. - Urban VI. wurde gewählt, wobei sich das römische Volk allerdings gewaltthätige Handlungen erlaubte.

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Vielleicht verletzte die Gewaltthat die Freiheit in der Abstimmung. Aber die dadurch dem Rechte des Gewählten geschlagene Wunde wurde doch durch die nachfolgende einmüthige Unterwerfung der Wähler unter

ihn geheilt. Die französischen Kardinäle jedoch blieben hartnäckig, flohen nach Fondi und riefen einen Anderen: Klemens VII. als Papst aus. Nun erst wurden die politischen Interessen in den Handel gezogen: Kardinäle und Fürsten für Urban; Kardinäle und Fürsten für Klemens. Von beiden Seiten blizten die Anatheme; und das Urtheilen begann.

Ein christkatholischer König, wie es dem Namen nach Philipp der Schöne war, hatte einen Papst verfolgt. Er war nicht der Erste unter den Verfolgern der Päpste, aber der Erste in der Verfolgungsart. Die Rechtsgelehrten, an deren Spize er sich stellte, um Gaetani anzugreifen, das Konzil, das er nach dessen Tod zu seiner Verurtheilung sich versammeln ließ, und endlich das Zurückbehalten seines ergebensten Dieners Klemens VI. und seiner Nachfolger in Frankreich — waren ganz neue Verfolgungen, weil umgeben mit dem Schein einer falschen und unzeitigen Geseßmäßigkeit. (Philipp) der Schöne maßte sich nicht bloß an, die Vergehen Gaetani's, die er als Privatperson, sondern auch diejenigen, welche er als Papst begangen, zu untersuchen. Dieses reichte hin, daß viele Augen spähten, um an der päpstlichen Macht das zu erblicken, was sie früher nicht gesehen, und daß verschiedene Gedanken über das Verhältniß ihrer Beziehungen zu der weltlichen Gewalt und zu den Völkern hervorbrachen. Noch mehr: das päpstliche Ansehen wurde durch den langen Aufenthalt in Avignon eines gewissen mystischen Schleiers beraubt, von dem es in Rom umgeben war. Die Mauern des Vatikans waren verschlossener und der Prüfung der Völker weniger zugänglich. Vielleicht gab es auch in Rom Päpste, welche Sünder waren, aber ihre Sünden, wenn sie deren hatten, waren verhüllt durch die unzugängliche priesterliche Würde; der Dorn des Aergernisses wurde vom Glanze der heiligen Oberherrschaft verhüllt und abgestumpft. Die Päpste zu Avignon aber befanden sich in einer gewissen ländlichen Freiheit, und ihre Hofgeistlichen hielten in dieser Freiheit weder Maaß noch Ziel. Alle sahen, Alle wußten vom Papste und den ihn umgebenden Geistlichen, und Alle fahen und wußten gewisse Dinge, die ungesehen und unbekannt hätten bleiben sollen. Es waren Fehltritte von Menschen und nicht vom Sazerdotium: aber wenn gewisse Fehler die Stabilität erlaubter Handlungen bekommen, und zu Gewohnheiten werden, so schwächt die Weacht, welche sie sich zu Schulden kommen läßt, wenn sie auch nicht im Innern ihrer Natur Schaden erleidet, sich doch in ihren äußeren Beziehungen zu den Unterworfenen und verfällt sammt dem, der sie ausübt, der öffentlichen Rechenschaft und Beurtheilung. Bei dieser war das Papstthum damals angekommen, als die Völker darüber

nachzudenken anfingen, um zu finden, wer der wahre Papst sei: Urban oder Klemens?

So war das Volk mit einem Schlage auf die Bahn der höchsten Fragen, welche in Betreff der politischen und sozialen Oekonomie der Gewalt entstehen können, geworfen; denn der Urtheilsspruch über die rechtmäßige Bekleidung mit der Gewalt kann nicht gefällt werden, ohne die Gewalt selbst nach ihrem Ursprunge, nach dem Mittel ihrer Fortsetzung und nach der Ausdehnung ihrer Beziehungen genau untersucht zu haben, mit einem Worte: ohne sie dem Gesetze der Analyse unterstellt zu haben. Der Gewißheit, ob Urban der rechtmäßige Papst sei oder nicht, mußte eine vollständige Kenntniß vom Papstthum selbst vorhergehen, eine Kenntniß, welche sich die Menschen durch die Kraft der Prüfung und Untersuchung zu verschaffen erkühnten, und nicht mehr durch bloße Hinnahme der kirchlichen Lehre glauben wollten. Dieselben Geister, welche sich in den vergangenen Zeiten vor einem Papste von unbezweifelter Legitimität beugten, thaten jezt den kühnen Schritt: a priori nun zur Prüfung und Untersuchung des Papst thums aufzusteigen. Nachdem sich einmal Zweifel über den Papst erhoben, dehnten sich diese auf das Papstthum selbst aus und man konnte die ungelegenen Fragen hören: Steht die Gewalt eines Konzils unter oder über der des Papstes? Kann der Friede und die Einheit der allgemeinen Kirche für einen rechtmäßigen Papst verpflichtendes Gesetz sein, vom Stuhle des heil. Petrus herabzusteigen, um dem Schisma ein Ende zu machen? Zur damaligen Stunde freilich wurden solche Fragen von den Völkern noch nicht in skeptischer Absicht gestellt; der Glaube war noch lebendig; man fragte über eine Sache, die man für rechtmäßig und göttlich hielt; und zu antworten war Bedürfniß.

Die Frage, oder besser zu sagen die Aufstellung des Problems, war schon seiner Natur nach eine offen ausgesprochene und bereits vorher im Geiste der Gläubigen gemachte Vergleichung zwischen dem monarchischen und aristokratischen Elemente in der Kirche. Von diesen beiden Elementen ist das erste aber zu eifersüchtig, um nur in friedlicher Weise die unehrerbietige Berührung des zweiten zu dulden; wird es in dieser Weise zu Vergleichungen mit demselben fortgezogen, so zerquetscht und bringt es entweder denjenigen, welcher die Vergleichung anstellt zum Stillschweigen, oder es verzichtet auf sein Privilegium des absoluten Regiments, indem es die Zügel dem aristokratischen Elemente überläßt, und damit zugleich die Demokratie entfesselt; und lettere wird

alsdann nicht gewöhnt an die gleiche Ehrfurcht und den Gehorsam gegen die Aristokratie, wie sie es gegen die Monarchie war, in ihrer Freiheit übermüthig, handelt keck und widerrechtlich: reißt an sich und verwirrt, und in der Verwirrung vollführt sich dann das Werk der Analyse, und bereitet sich das andere der Synthese vor. Das Konzil von Konstanz war die Analyse der päpstlichen Macht, das von Trient deren Synthese. Auf jenem fragten auf die Kühnheit der bischöflichen Aristokratie sich stüßend und vertrauend die Gerson, die D'Ailly und sämmtliche Repräsentanten der Nationen --"was ein Papst sei?" - und auf dem tridentinischen Konzil antworteten Laynez und alle Katholiken, vor dem Papste auf die Kniee geworfen : er ist der Stellvertreter Christi auf Erden, und die Gewalt der Gewalten." - Die Antwort war eine absolute; Stillschweigen folgte auf die Zungenfertigkeit der Fragesteller, und in ihre Rechte war die Monarchie Gregor's VII. wieder eingesetzt, das Papstthum trat in eine neue Periode ein, nämlich in die des siebenzehnten Jahrhunderts. Die Thätigkeit Gersons sezte sich in der sogenannten gallikanischen Kirche fort, und erzeugte die berüchtigten Erklärungen seines Klerus unter dem Banner Bossuet's; die des Laynez aber in allen denjenigen, welche mit logischer Vernünftigkeit über die Idee des Papstthums schrieben und räsonnirten. Durch das, über das Schisma Gesagte, ist nun bereits der Umriß von der Beschaffenheit der Synode zu Konstanz gegeben, und wir vollenden die Zeichnung, wenn wir noch die zweite Konsequenz von der Verlegung des päpstlichen Stuhles nach Avignon, nämlich die Fäulniß der Sitten, berühren.

Die Armuth galt immer als Fundament der religiösen wie der bürgerlichen Tugenden. Christus und die Apostel waren arm; arm die Philosophen des alten Griechenland; arm Cincinnatus und Fabricius. Und die Uebereinstimmung der Völker in Betreff der Armuth als Kardinaltugend war so groß, daß sie im speziellen Fall aus dem Mangel an den Bequemlichkeiten, den diese Personen freiwillig erduldeten, schlossen, Christus sei ein wahrer Religionsstifter, jene Philosophen seien wahre Verehrer der Weisheit, und jene Bürger wahre Väter des Vaterlandes gewesen. Diejenigen, welche ihr Leben beschrieben, haben immer ihre Armuth lobend erwähnt. Wo aber eine allgemeine Ucbereinstimmung ist, da herrscht eine logische Wahrheit, die von keiner andern Logik über den Haufen geworfen werden kann. Die Armuth ist das sichtbare Zeichen der Selbstverleugnung eines Geistes: und die Selbstverzichtung ist die Aufopferung einer

Individualität an die Idee eines Allgemeinen. Christus allein hat sich selbst verleugnet um der Menschheit willen, in einer Weise, die nicht durch Zeit und Raum begränzt ist. Darum ist Christus der Aermste, gleichsam derjenige, welcher dem sinnenfälligen Menschen das Vorbild der Entsagungen aufstellen sollte. Weil diese ein Opfer sind, so mußte die erlöste Menschheit zur Nachahmung Christi den Charakter der Verleugnung, des Opfers, des Priesterthu ms annehmen. Das Christenthum wird deßhalb vom Hl. Petrus ein „königliches Priesterthum" genannt.

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Die Kirche jedoch ist eine sichtbare Genossenschaft, ihr Kultus ist sichtbar; es ergab sich die Nothwendigkeit, nach Mitteln zur Sichtbarmachung sich umzusehen; es kamen die Reichthümer. Neichthum und Armuth standen sich feindlich gegenüber, und kaum glänzten Gold und Edelsteine an der Person des höchsten Priesters, als im Innern ångstlicher Gewissen Unzufriedenheit Plaz griff, - ganz still anfangs, laut darauf bei den Reformatoren, endlich ungestüm und treubrüchig bei den Häretikern. Das kommunistische Leben der ersten Christen, die Armuth der Apostel - gegenübergestellt den Reichthümern des Klerus, schien Einigen gleichsam ein nothwendiges Dogma der Einrichtung der wahren Kirche und der Erhaltung des evangelischen Geistes, der Ueberfluß der Klerisei aber eine Häresie zu sein; daher glaubten sie es gerechtfertigt, wenn man sich gegen die Kirche em pörte und die eigene Meinung an die Stelle ihres Nichterspruchs jezte. Alle jene, welche Abtödtung des Fleisches affektirten, die „Armen von Lyon," die Beguinen, die Fraticellen, die Flagellanten: - fie alle verwarfen die alte Kirche als die babylonische Hure, und maßten sich den Namen der wahren Braut Christi an. Die Mönchsorden waren in den Schranken bleibende Institute, welche nur in erlaubter und ge= regelter Weise zur Armuth Christi zurückriefen, und je weiter die Kleriker in Erwerbung von Reichthümern gingen, destomehr steigerte sich auch die Strenge der Ordensstifter in ihren die Armuth betreffenden Bestimmungen. Der heilige Franziskus war derjenige, welcher mit seiner Regel am strengsten die alte Disziplin wieder in's Leben rief. Das Mönchthum des sechsten Jahrhunderts war eine Zufluchtsstätte für bedrängte Menschen: die Mönchsgenossenschaften des dreizehnten Jahrhunderts aber waren ein Tadel gegen die, die alte Disziplin zurückstoßenden, Kleriker. Der Anblick eines Bruders des hl. Franziskus, wie er ohne Schuhe, in grober Kutte einherzog, sein Leben der Nächstenliebe der Gläubigen anvertraute, und mit erbetteltem Brode sich sättigte, stellte den Lurus am päpstlichen Hofe in einem düsteren Lichte dar. Sehr hohe

Testi, Konzil von Konstanz.

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