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Am 8. April 1398 belehnte bereits König Wenzel den Clevischen Grafen mit der Grafschaft Mark*).

So war troz aller Hindernisse, troß aller Gegenbestrebungen und der zwanzigjährigen fast ununterbrochenen Fehden, troß der äußerften Anstrengungen des Kölnischen Erzbischofs, troz dessen mit den alten Mitteln großartiger Reichspolitik erlangter hervorragender Stel: lung, die Macht und das Ansehen des Märkischen Hauses wiederum um ein Bedeutendes gehoben, zwei mehr und mehr sich arrondirende Landesgebiete in Westfalen wie am Rhein in der Hand des Grafen Adolf II. vereinigt, derselbe zu einem ansehnlichen Landesherrn, dessen selbständige Landeshoheit im entschiedenen Wachsen, emporgestiegen, und mit den Machtmitteln versehen, jeden weiteren Kampf mit dem Kölnischen Erzbischofe mit Aussicht auf Erfolg wieder aufzunehmen. In der That war dieser weitere Kampf, wie die Verhältnisse sich einmal entwickelt hatten, unvermeidlich, mußte bis zur legten endgültigen Entscheidung ausgekämpft werden. Nur das zunehmende Alter des Erzbischofs Friedrich und die große Erschöpfung des Erzstifts, durch die fortwährenden Kriege und die Ueberspannung aller Kräfte des Landes herbeigeführt, einerseits, so wie die gleich darauf erfolgte steigende Machtvermehrung des Grafen durch seine glänzenden Familienverbindungen andererseits, zogen den offenen Ausbruch desselben noch hin; wenngleich die Reibungen und Zerwürfnisse über verweigerte Einlösung der 1392 an Cleve verpfändeten Kölnischen Besizungen, über die geistliche Gerichtsbarkeit des Erzbischofs, über Grenzstreitigfeiten u. s. w. kein Ende nahmen, ja selbst gegenseitige indirekte Bejeindungen, wie die Erzbischöfliche Unterstügung der Erbansprüche Gerhards von der Mark, des jüngsten Bruders Adolfs, nicht ausblieben.

Als Erzbischof Friedrich III. im Anfang des Jahres 1414 starb, fand sein Neffe und Nachfolger, der jugendfrische, kühne und ehrgeizige Dietrich von Mörs, den Märkischen Erbfeind seines Stifts in glänzender Stellung, im Begriff seine gewonnene politische Bedeutung auch äußerlich durch Erwerbung höheren Ranges und Titels ausgesprochen und anerkannt zu sehen. Mit seiner ersten Gemahlin Agnes, Tochter des Pfalzgrafen Ruprecht, der nach der Absegung Wenzels zum Deutschen Könige erwählt worden, hatte Graf Adolf II. des Ersteren Pfandrechte an Kaiserswerth theils als Aussteuer, theils gegen

*) Lacomblet, III. 1044.

ein Darlehn von 32,000 Goldgulden erhalten *) und war 1403 durch ein ferneres Darlehn an seinen Schwiegervater vollständiger Inhaber dieser Pfälzischen Pfandrechte geworden **). Nach dem Tode jener Agnes vermählte er sich im Jahre 1405 mit Maria von Burgund, zweiten Tochter des Herzogs Johann, erhielt mit ihr außer 20000 Kronen die reiche Herrschaft Winnenthal in Flandern, knüpfte die nahen Verbindungen, in welche er schon durch seine Erziehung am Hofe der Herzogin Johanna von Brabant mit den Niederlanden gekommen war, noch enger und schloß sich mehr und mehr der Burgundischen Politik an. Der erste Preis, den ihm dieser Anschluß brachte, war seine Erhebung zum Herzoge von Cleve, vom Könige Sigismund, der das Burgundische Haus für seine großartigen Reformpläne in Kirche und Staat zu gewinnen suchte, auf dem Concil zu Constanz am 28. Mai 1417 ausgesprochen ***).

In der That, es gehörte der ganze Jugendmuth, die volle Energie und die stets das Höchste wagende Rücksichtslosigkeit des jungen Erzbischofs Dietrich von Köln dazu, in diesem Augenblick den Kampf mit dem Märkischen Gegner um das Emporkommen der weltlichen Landeshoheit, um die Suprematie unter den Niederrheinisch - Westfälischen Landesherren, um die politische Herrschaft innerhalb unserer Landschaft von Neuem wieder aufzunehmen. Er that es, und dieser Kampf nahm bei der nunmehr gewonnenen Stellung beider Gegner zu den großen kirchlichen und staatlichen Parteien und Fragen der Zeit bald Dimens fionen und Richtungen an, die ihn weit über den territorialen Raum und Rahmen, in denen er sich bis jezt im Wesentlichen noch bewegt hatte, hinausführten und ihm eine für die Deutsche, ja für die Europäische Geschichte einflußreiche Bedeutung gaben.

*) Lacomblet, III. 1065 und 1066.

**) Lacomblet, IV. 22.

***) Lacomblet, IV. 102.

III.

Entwicklungsgang

des

Königlichen Provinzial - Archivs zu Düsseldorf.

Ein Erinnerungsblatt

an dessen Begründer Dr. Theodor Jos. Tacomblet.

Von Dr. W. Harleß, Königl. Provinzial-Archivar in Düsseldorf.

Das Andenken des zu Düsseldorf am 18. März 1866 im 77. Jahre seines Lebens verstorbenen Königlichen Geheimen Archiv-Naths Dr. Theodor Joseph Lacombles zu ehren, ziemt einer Zeitschrift vor Allem, die der Pflege Niederrheinischer Geschichte gewidmet ist. Hat doch die heimische Geschichtsforschung in Lacomblet ihren verdientesten Forscher und Führer verloren, der mit sicherem Urtheil und einer bis ins Einzelste gehenden Kenntniß alle Theile seiner großen und wichtigen Aufgabe umfaßte. Ihm gebührt der Dank dafür, daß nunmehr auch in Bezug auf die Niederrheinischen Territorien dem quellenmäßigen Studium die richtigen Wege gebahnt und gewiesen sind. Doch nicht die literarische Seite von Lacomblet's reicher Wirksamkeit ist es, die uns hier zunächst beschäftigen soll: in der Werkstätte seines unermüdlichen und so erfolgreichen Schaffens gilt es, ihn in lebendiger Vergegenwärtigung aufzusuchen, im Provinzial-Archive selbst, als dessen Bildner und Ordner er seinen Namen unzertrennlich mit der Anstalt verknüpft hat. In dieser Richtung möge die nachfolgende Darstellung zur näheren Ausführung des edeln Lebensbildes beitragen, dessen Grundzüge jüngst eben so schön als wahr von berufener Freun

deshand in verbreiteten öffentlichen Blättern des Vaterlandes gezeichnet wurden *). Unser Versuch hat, um dem hohen Verdienste Lacomblet's völlig gerecht zu werden, mit einem Rückblicke auf die früberen Verhältnisse zu beginnen, denen das Lebenswerk des Verewigten Epoche machend gegenübertritt.

1. Das alte Jülich-Bergische Landesarchiv.

Während der Jahrhunderte des Mittelalters befanden sich die Urkunden der Jülichschen und Bergischen Dynasten allgemeiner Sitte gemäß in den Schlössern, wo die Leztern ab und zu ihren Aufenthalt nahmen. Je nach dem Wechsel der Residenz änderte sich auch wenigstens theilweise der Aufbewahrungsort der Archive, deren Zusammenfügung aus einheitlichen Gesichtspunkten der Zeit fern lag. Doch wurden schon im 14. und 15. Jahrhunderte die Jülichschen Schrift: stücke, insbesondere die Lehnsurkunden, hauptsächlich zu Nideggen bewahrt, einzelne Abtheilungen daneben zu Caster, Hambach, Randerath und Jülich. Das Bergische Archiv blieb abwechselnd und getheilt auf der Burg an der Wupper, zu Bensberg und Düsseldorf, bis es allmählich an lezterem Orte concentrirt ward, wahrscheinlich bald nach dem Ausbau des nördlichen Schloßthurms um 1493. Denn es waren die festen feuersichern Thurmgewölbe, jene gewaltigen Mauermassen, die heute noch in so manchen Beispielen dem Zahne der Zeit troßen, in welchen das Mittelalter alle jene Rechtsdocumente und Briefschaften unterzubringen pflegte, deren Bewahrung im allgemeinen oder besondern Interesse geboten erschien. Der schöne Thurm auf dem Godesberge bei Bonn, welcher bis in's 17. Jahrhundert das Archiv des Kölnischen Erzstifts barg, ist hierfür am Niederrhein der bekannteste Zeuge. Die Sorge für die Erhaltung und Verzeichnung der Documente lag in der Hand der Fürstlichen Kanzler und Secretäre, in deren Amtswohnungen sich zugleich Actenbestände ansammelten, aus denen allmählich die sogenannten Hoheitsregistraturen, den Archiven mehrfach parallel, erwachsen sind. Erst später (in Kurköln, wo Johann Beeck 1440 als Erzbischöf licher Registrator" zu Godesberg genannt wird, schon vor der Mitte des 15. Jahrhunderts) finden wir besondere den Kanzlern untergeordnete Archiv-Registratoren. Die Kanzler der Herzoge Wilhelm II. (1475

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*) Vgl. den Nekrolog in der „Köln. Ztg." Nr. 96, 2. Blatt, vom 7. April, der Augsburger Allg. 3tg." Beilage zu Nr. 107, vom 17. April, sowie (abgekürzt) in der „Rhein. Ztg.“ Nr. 94, 2. Blatt vom 5. April und der „Düsseldorfer Btg." Nr. 94 vom 6. April 1866.

1511) und Johann III. (1511 bez. 1521-1539), Dietrich und Wilhelm Luninck, Leßterer zumal, widmeten den Urfunden, zuvörderst den Lehnbriefen, wie zahlreiche eigenhändige Vermerke zeigen, ihre persönliche Sorgfalt.

Einen wichtigen Fortschritt bezeichnet die Vereinigung beider Archive zu einem Jülich-Bergischen Landesarchive, welche unter der in so vieler Hinsicht hoch bedeutsamen Regierung Herzogs Wilhelm III. (1539— 1592) erfolgte. Das Clevisch - Märkische Archiv war nach der Union ter drei Herzogthümer (1521) der administrativen Selbständigkeit des Landes gemäß im Schwanenthurme zu Cleve geblieben, wo es, anscheinend von Monterberg aus, längst eine dauernde Stätte behauptete. Hier hatten, auf das vorhandene urkundliche Material gestüßt, nach dem Vorbilde des Burgundischen Secretärs Edmund de Dynter († 1448) in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts der Secretär Herzogs Johann I. von Cleve Gert van der Schüren und der sogenannte Anonymus von Wischel ihre Chroniken geschrieben. Die Union der Lande unter dem Clevischen Herrscherhause wirkte ohne Zweifel wesentlich mit zu der Concentrirung der Archive von Jülich und Berg im Schlosse zu Düsseldorf. Das Verdienst, dieselbe ausgeführt zu haben, gebührt dem Jülichschen Secretär Gerhard von Jülich, apostolischem Notar, Scholaster zu Heinsberg, Vicar des Altars der h. Katharina auf dem Schlosse zu Blankenberg u. s. w. († Ende 1575), einer in weltliche und kirchliche Händel des Hofes manigfach und einflußreich verflochtenen Persönlichkeit. Er war der Erste, welcher die Jülich-Bergischen Lehnurkunden zusammenhängend repertorisirte. Ihm folgten in der Aufsicht über das Archiv nacheinander der Nath Dr. Johann Hardenrath, die Secretäre Gabriel und Joachim Mattenclot, Vater und Sohn; Archiv- und Kanzlei - Registrator war in den leßten Decennien des 16. Jahrhunderts Heinrich Cönßen, der noch bei der auf Befehl der possidirenden Fürsten erfolgten Oeffnung und Inventarifirung des Archivs im April 1610 fungirte. Unter den JülichBergischen Archivaren des 17. Jahrhunderts ist Niemand bekannter als Johann Gottfried von Redinghoven, dessen Sammelgenie einige siebzig Bände nachgelassener Collectaneen zur Landesgeschichte und Niederrheinischen Genealogie, jezt auf der Königlich Bayerischen Hofund Staats-Bibliothek zu München, bekunden. Redinghoven ist neben den Kölnern Johann und Aegidius Gelenius am Rheine der hervor ragendste Typus jener Gelehrten des Jahrhunderts, die mit Bienenfleiß unablässig zusammentragend, nie oder doch höchst selten zur Verarbeitung des unter ihren Händen lawinenartig anschwellenden, meist

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