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dete Schule, welche bald bis auf 1800 Schüler heranwuchs und zur Verbreitung humanistischer Bildung im Lande so sehr beigetragen hatte, war zu dieser Zeit schon im Verfall, dem sie nach dem Tode von Monheims Nachfolger, dem berühmten Ciceronianer Franz Fabritius, 1573, unrettbar anheimgegeben war, so daß sie 1581 kaum noch hundert Schüler zählte. Jedenfalls aber ist die erste Erziehung des Knaben in guten Händen gewesen, da seine Kenntnisse schon frühe besonders hervorgehoben werden.

Die Wahl des Berufs konnte den Eltern kaum zweifelhaft sein. Nach den Familienstatuten kam der Grundbesig zum größten Theile dem ältesten Sohne als nobile praecipuum zu, die jüngeren Söhne und die Töchter wurden mit bestimmten Summen abgefunden. Der geistliche Stand, der Hofes-Dienst, oder die militärische Laufbahn mußten den jüngeren Söhnen die sociale Stellung verschaffen. Ersterer, der geistliche Stand, war unserem Helden verschlossen; denn die Lobausen hatten sich, wie fast die meisten adelichen Familien des Bergischen Landes, schon frühe der Reformation angeschlossen und wurden durch ihre nahen Verbindungen mit den Niederlanden darin festgehalten und noch bestärkt; Aussichten auf irgend eine einträgliche geistliche Pfründe waren demnach nicht vorhanden. Die militärische Laufbahn konnte zwar in jenen unruhigen Zeiten manche Vortheile bieten; allein bei der damaligen Organisation der Heere, welche nur für den Krieg aufgebracht und geworben wurden, war die Beendigung des Krieges gewöhnlich auch das Ende der militärischen Stellung, und erst ein neu ausbrechender Krieg gab Mittel an die Hand, durch Werbung und Aufstellung eines Fähnleins oder eines Regiments sich eine neue Existenz zu verschaffen. Es blieb also nur der Hofes-Dienst, welcher um so mehr Vorzüge hatte, da die militärische Laufbahn leicht mit demselben in Verbindung gebracht werden konnte.

So sehen wir denn auch bald unseren Kriegsmann diesen Weg betreten. Aber nicht der heimathliche Hof zu Düsseldorf war es, wo er die ersten Schritte auf dieser Bahn that. Hier waren nämlich die inneren Zustände mehr als traurig. Die letzten Lebensjahre des alten, in Geistesstörung verfallenen Herzogs Wilhelm und die ersten Regierungsjahre des ebenfalls geistig gestörten Johann Wilhelm fallen gerade in Lohausens Knaben- und Jünglings- Alter, und das dem Lande so verderbliche Treiben der Parteispaltungen und das Spiel der Intriguen aller Art standen hier in schönster Blüthe. Da bot der dem Düsseldorfer Hofe verschwägerte Pfalz-Zweibrückensche Hof ein willkommenes Auskunftsmittel, und dort finden wir denn auch Lohausen

zunächst wieder als Edelknaben oder, wie er selbst in einem später zu erwähnenden Schreiben angibt, als „Jungen“.

Pfalzgraf von Zweibrücken war damals, seit 1579, Johann I., der Gemahl der Prinzessin Magdalena von Jülich und Cleve, einer Schwester Herzogs Johann Wilhelm. Johann I. war ein in jeder Beziehung ausgezeichneter Fürst, und sein Hof zu Zweibrücken war eine Pflanzstätte hoher Bildung, ohne sich zu sehr den zwar mehr verfeinerten aber auch mehr verderbten Sitten zuzuwenden, welche der nahverwandte Kurpfälzische Hof zu Heidelberg aus der engeren Verbindung mit dem Französischen Hofe bei sich eingebürgert hatte. Der alte Pfalzgraf hatte ein besonderes Gefallen an den Wissenschaften und trieb eifrig historische und genealogische Studien. Seinen drei Söhnen, Johann (geb. 1584), Friedrich Casimir (geb. 1585) und Johann Casimir (geb. 1589) ließ er eine ausgezeichnete Erziehung zu Theil werden. Lohausen wurde als Gefährte in das jugendliche Kleeblatt aufgenommen und theilte nicht nur den Unterricht der jungen Pfalzgrafen, sondern war auch ihr Genosse in allen ritterlichen Uebungen. Hier legte er den Grund zu der gediegenen wissenschaftlichen Bildung, welche ihn nachher so sehr auszeichnete. In dem Schreiben, mit welchem er später die Erstlinge seiner schriftstellerischen Thätigkeit — ein mathematisches Werk, auf welches wir zurückkommen werden seinem Jugendgenossen, dem Pfalzgrafen Johann II., widmet, sagt er selbst, daß er dies für eine Pflicht der Dankbarkeit halte, „weiln der grund „nicht allein dieser, sondern auch anderer meiner zwar geringfügiger „doch mir fast nüglichen wissenschafft in bei Ew. Furstl. Gnaden kindheit und Jugend über elfjährigen, als jungen, unterthänigsten „auffwartung und dabei gethanen reisen gelegt: Als habe ich nicht „unfügsamb, auch Ew. Furstl. Gnaden verhoffentlich nicht unangenehm „geachtet, die, wie obgenannte Erstlinge der wiewohl schlechten Früchten zu der wurzell dannenhero sie entsprossen, zu zu schicken, und diß Buchlein Ew. Furstl. Gnaden zu zu eignen" 11).

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Eilf Jahre lang blieb also Lohausen in diesem Verhältniß am Pfalz- Zweibrückenschen Hofe und machte in Begleitung der jungen Pfalzgrafen die damals für einen Fürstensohn unentbehrliche Reise nach Frankreich und an den Französischen Hof, der zu jener Zeit als der eigentliche Boden feiner Erziehung und Bildung angesehen wurde. Mit den jungen Prinzen nach Zweibrücken zurückgekehrt, wurde er, nach damals besonders an den Höfen noch herrschendem Brauch, wehrhaft gemacht und in den Ritterstand aufgenommen. Es war dies ein Nachklang aus der Zeit des Ritterthums, wo der junge Edelmann

nach vollbrachtem Knappendienst feierlich den Ritterschlag erhielt. Hier, am Hofe zu Zweibrücken, und bei den nahen Beziehungen und öfteren Besuchen am Kurpfälzischen Hofe zu Heidelberg, haben sich voraussichtlich diejenigen Verbindungen angeknüpft, in denen wir unseren Kriegsmann später wiederfinden. Am Hofe zu Heidelberg, bei dem Kurfürsten Friedrich IV., waren zu jener Zeit Männer versammelt, welche, wie Fürst Christian von Anhalt, Graf Otto von Solms, Volrad von Plessen u. m. A., sowohl in militärischer als diplomatischer Beziehung eine bedeutende Rolle in der Deutschen Geschichte spielen.

Aber auch noch eine andere Seite muß hervorgehoben werden. Gerade in diese Zeit, wo Lohausen zum Jünglingsalter heranreifte, fallen die Anfänge einer engeren Verbindung der Deutschen protestantischen Fürsten zu gemeinschaftlicher Vertheidigung gegen die stärker wieder auflebende Reaction des Katholicismus. Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz hatte ja die Führung übernommen, da der Kurfürst von Sachsen, strenge festhaltend am orthodoxen Lutherthum, sich wenig ge= neigt zeigte, den Bestrebungen der zum großen Theile der Lehre Calvins anhangenden anderen protestantischen Neichsstände, namentlich der Pfälzer, Vorschub zu leisten. Der Hof zu Heidelberg wurde deshalb auch in dieser Hinsicht ein belebender Mittelpunkt. Der Kurfürst, in einträch tiger Verbindung mit seinem Zweibrückenschen Vetter, mit Markgraf Ernst Friedrich von Baden, mit den Brandenburger Markgrafen Fränkischer Linie, Johann Friedrich und Joachim Erust, ja selbst mit dem eifrig lutherischen Friedrich von Württemberg, hatte auf einem Convente zu Heilbronn im März 1594 es zu Stande zu bringen gewußt, daß Alle erklärten, für einen Mann zu stehen und die Interessen der Einzelnen gemeinsam zu verfechten und dem Kaiser kein Zugeständniß zu machen vor Erledigung der inneren, namentlich der kirchlichen Fragen 12).

In jugendlichem Selbstvertrauen hatte der 20jährige Kurfürst gehofft, calvinisches und lutherisches Juteresse mit einander zu versöhnen und eine compacte Macht des Protestantismus in Deutschland zu bilden 13), nicht ahnend, daß er hiermit den Grundstein zu dem späteren Untergange des Pfälzischen Kurhauses gelegt. Aus dieser Verbindung entstand nämlich die spätere Union (1608), welche nach kurzer Thätig. keit einen so kläglichen Verlauf nahm und in ihren Fall den schweren Vorwurf mit hineinnehmen mußte, Frankreich und dem Auslande eine fast entscheidende Stimme in den inneren Angelegenheiten unseres Deutschen Vaterlandes zugestanden zu haben. Nur dadurch kann dieser Vorwurf einigermaßen ausgeglichen werden, daß die Gegner, schon früber

und auch jezt, durch Heranziehung der Spanier und der SpanischNiederländischen Macht — freilich unter dem Deckmantel als Burgundischer Kreistruppen ihre Kräfte verstärkten zur Verfolgung ihrer

politisch-religiösen Zwecke.

Daß diese Verhältnisse auf den regen und empfänglichen Geist des jungen Lohausen von bedeutendem Einfluß sein mußten, ist leicht zu ermessen, und hier haben wir auch die Wurzel jener festen, streng und wahrhaft religiösen Gesinnung zu suchen, welche er in seinen reiferen Jahren in allen Ereignissen seines vielbewegten Lebens, sowohl in den Stürmen des Krieges als in seiner friedlichen schriftstellerischen Thätigkeit, stets bekundet hat.

Für den wehrhaft gewordenen und mit dem Schwerte umgürteten Jüngling war es nun die zunächstliegende Aufgabe, sich durch die That des Schwertes würdig zu beweisen. Der Weg dazu war vorgezeichnet. Damals gehörte es gewissermaßen zur Ehrenpflicht eines jungen Edelmanns, der sich dem Waffenhandwerk widmen wollte, an den östlichen Grenzen Deutschlands einen Feldzug gegen den Erbfeind der Christenheit, die Türken, gemacht zu haben. Gerade zu dieser Zeit war dort die Noth groß. Die Siebenbürgischen Rebellen hatten sich mit den Türken verbunden und manche Vortheile über die Deutschen Truppen erlangt. Stuhlweißenburg war (1602) von den Türken wieder genommen und das in ihren Händen befindliche feste Ofen wurde vergeblich vom Kaiserlichen General Rußwurm angegriffen. Auf dem Reichstage zu Regensburg (1603) hatten die Reichsstände dem Kaiser Nudolf II. zwar die von dem Kaiserlichen Commissar Erzherzog Matthias beantragte Stellung von 16,000 Mann zu Fuß und 5000 Reitern auf fünf hintereinander folgende Jahre nicht bewilligt, aber dennoch eine Beihilfe von 86 Römer-Monaten zugestanden, wovon für das laufende Jahr (1603) noch 20, für die drei folgenden Jahre aber je 22 aufgebracht und zur Verfügung gestellt werden sollten. In Folge dieses Beschlusses wurden denn auch im Reich neue Regimenter geworben, um dem Kaiserlichen General Basta Verstärkungen zuzuführen. Dieser Expedition schloß sich Lohausen an als Volontair, oder, wie damals der militärische Ausdruck es nannte als Avanturier, Adventurirer, und fand bald Gelegenheit zu seinem ersten Waffengange. Der Siebenbürgische Anführer Batschkay hatte im Jahre 1604 die Festung Eperies an der Tarissa, nur 6 Meilen von Kaschau, erobert. Mit den erhaltenen Vers stärkungen nahm General Basta den sehr festen Plaz wieder und legte eine Kaiserliche Besagung hinein, welche troß der wiederholten Angriffe

der Siebenbürger und der mit ihnen verbündeten Türken sich dort hielt, bis zu dem im Jahre 1606 geschlossenen Frieden.

Hier, - vor und in Eperies machte Lohausen die erste prakti= sche Anwendung seiner militärischen Studien und bewährte sich darin; denn es wird ihm das Lob ertheilt, daß er den Dienst eines tapferen Soldaten geleistet habe. Zugleich wird aber auch erwähnt, daß er in den dienstfreien Stunden sich mit großem Eifer dem Studium der Lateinischen Sprache gewidmet habe, so daß er dieselbe nicht nur sehr geläufig sprach, sondern auch mit Gelehrten um den Preis streiten fonnte 14).

Mit reichen Erfahrungen und neuen Kenntnissen ausgerüstet kehrte nun Lohausen wahrscheinlich 1607 an den Hof von Zweibrücken zurück. Seinen hohen Gönner, den alten Pfalzgrafen, fand er nicht mehr. Jobann I. oder der Aeltere war 1604 gestorben, und sein ältester Sohn hatte als Johann II. die Regierung angetreten. Mit offenen Armen nahm dieser seinen Jugendgefährten Lohausen auf, und bekleidete ihn mit der Würde eines Kammerjunkers (cubicularii). Nur die Namen hatten am Hofe zu Zweibrücken gewechselt, das politische und religiöse System, wenn wir diesen Ausdruck gebrauchen dürfen, war unverändert geblieben. Johann II., im jugendlichen Alter von 20 Jahren zur Regierung gelangt, ein Mann von guten Anlagen und einer sorgfältigen, trefflichen Bildung, trat ganz in des Vaters Fußstapfen. Als 1610 der Kurfürst Friedrich IV. zu Heidelberg starb, wurde Johann II. Vormund des jungen Friedrich V., trop des Widerspruches des älteren Bruders des Verstorbenen, des Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Neuburg, eines der eifrigsten Vorkämpfer des orthodoxen Lutherthums. In dieser Vormundschaft vertrat Johann II. auch die Pfälzische Kur und war später bei dem Tode des Kaisers Rudolf II. (1612) Reichsverweser im westlichen Deutschland. Wir glauben auf diese Verhältnisse aufmerksam machen zu müssen, da sie auf den ferneren Verlauf des Lebens unseres Helden gewiß nicht ohne Einfluß geblieben sind.

Zunächst verwendete ihn der Pfalzgraf zu vielfachen Missionen. Es wird zwar nur eine derselben an die verwittwete Herzogin Antoinette von Jülich (wahrscheinlich zur Zeit des Ablebens Johann Wilhelms 1609) besonders bezeichnet. Rufen wir uns aber die politischen Ereignisse jener Zeit, welche Deutschland bewegten, kurz ins Gedächtniß, so unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß Lohausen auch mit anderen wichtigeren Aufträgen wird betraut worden sein.

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