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Ditleb's von Alnpeke

Livländische Reimchronik,

enthaltend

Der Riterlichen

Meister vnd Bruder zu Nieflant
gefchicht;

nach

dem Bergmannschen Drucke

mit den Ergänzungen und den abweichenden Fesearten

der Heidelberger Handschrift

neu bearbeitet und herausgegeben.

Litterärisch-kritische Einleitung.

1. Die Handschriften.

Obgleich die nachfolgende, unter dem Namen Ditlebs von Alupeke ver

breitete livländische Reimchronik den spätern Geschichtsschreibern, bis zum Anfange des Siebenzehnten Jahrhunderts, sehr gut bekannt war, so hatte sie sich doch seitdem so völlig verloren, daß Niemand mehr ihr Dasein ahnete. Erst in neuerer Zeit wurde fie wieder aufgefunden. Das älteste uns bekannte Manuscript derselben befand sich im Besiße des Gubernialraths v. Bretschneider in Lemberg, der es dem Buchhändler Johann Friedrich Hartknoch in Riga vergeblich zum Verlage anbot. Auf die Nachricht davon trat der ebenso als Prediger und Seelsorger, wie um die Geschichtsforschung seines Vaterlandes hoch verdiente Oberpastor zu Riga, Dr. Liborius Bergmann *), mit ersterem in Unterhandlung und erhielt das Original von ihm im Jahre 1797.

Diese Handschrift (V.), später im Besize des verstorbenen Oberpastors Hermann Trey in Riga, (zulezt in Kowno), ist auf Vergament mit großer Sorgfalt, Mühe und Kunstfertigkeit geschrieben, so daß sie auch in dieser Rücksicht beachtet zu werden verdient. Die Form der Buchstaben ist die am Ende des dreizehnten Jahrhunderts gebräuchliche, wie die Vergleichung mit Original-Urkunden aus jener Zeit erweiset, und gewährt einen sichern Beweis für das hohe Alter der Handschrift. Die Zeilen find mit dem Zirkel abgemessen und zwischen schwache bleischwarze Linien gestellt; eben solche Linien faffen den Rand der Columnen auf beiden Seiten ein. Die Anfangsbuchstaben der verschiedenen Abschnitte erscheinen bald in rother, Eald in blauer Farbe; - am Anfange der Zeilen sind sie weniger groß und roth gefärbt, zuweilen auch mit derselben Farbe liniirt, wodurch sie sich, so wie durch Form und Größe von den übrigen darauf folgenden schwarzen Buchstaben unterscheiden. Abkürzungen werden ziemlich oft gebraucht, beschränken sich aber auf für er oder re (z. B. d' = der, w'den werden, Brude' Brudere 2c.), den Strich über einen Buchstaben für n oder m, (z. B. genat genannt, grã gram 2c.) und " für ra in den Worten sp"ch, b”ch und t'gen (sprach, brach, tragen) und in q”m für quam. Trennungszeichen fehlen fast ganz; nur der Punkt kommt zuweilen vor, um Worte aus einander zu halten, deren Vereinigung ein Mißverständniß veranlassen könnte. Die ganze Handschrift besteht aus 84 Blättern in Großquart oder 168 Seiten, zu denen noch ein von neuerer Hand auf Papier geschriebenes Titelblatt kommt. Jede Seite hat zwei Columnen, jede Columne 32 Verse; nur die legte ist nicht ganz gefüllt

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*) Er war zu Neuermühlen bei Riga geboren am 3. September 1754 und starb am 14. Julius 1823. Vgl. Recke und Napiersky's Schriftsteller- und Gelehrten Lexicon, I. 142 ffde.

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und enthält blos 17 Verse, so daß die Anzahl derselben in der ganzen Handschrift 10737 beträgt. Am Schluffe liest man noch die Anzeige: „Geschriben in der Kumentur zu rewel durch den Ditleb von Alnpeke im mcclxxxxvj iar." Am Rande befinden sich einige von einer andern Hand beigefügte kurze lateinische Anmerkungen und Jahreszahlen. -- Von der ganzen Handschrift fertigte der Oberlehrer zu Riga, Mr. J. C. Broge, mit der größten Genauigkeit eine Abschrift an, die sich mit seinen historischen Sammelwerken auf der dasigen Stadtbibliothek befindet.*) Bergmann sah seine Freude über die Entdeckung einer neuen livländischen Chronik einige Monate nach dem Empfange der Handschrift durch die Wahrnehmung getrübt, daß sich in derselben eine, allem Anscheine nach ziemlich bedeutende Lücke befand, deren Ergänzung ihm unmöglich war, da seine Nachforschungen nach ihrer Entstehung und nach den fehlenden Blättern erfolglos blieben. Er nannte daher das Ganze in seiner 1817 erschienenen Ausgabe ein,,Fragment" und machte in derselben S. 181 und 190. die Stelle jener Lücke (zwischen S. 42 und 43. des gedruckten Tertes, oder von V. 2561 an) bemerklich. Bald wurde aber durch die Sorgfalt, mit welcher man die alten Handschriften der Bibliotheken zu erforschen begann, eine zweite vollständige Handschrift unserer Reimchronik aufgefunden, aus der sich also das Fehlende ergänzen ließ. Friedrich Wilken machte gerade in demselben Jahre, als Bergmann seinen Abdruck besorgte, die erste Anzeige von ihr. Unter den vom Pabste Pius VII. aus der Vaticanischen Bibliothek der Universität zu Heidelberg zurückgegebenen Manuscripten, fand er in einem umfangreichen Bande unter andern Stücken auch eine „Reimchronik von der Verbreitung des Christenthums nach Fivland und dem Orden der Schwertbrüder, bis zu dem Meister Holte, von einem ungenannten Verfasser“ **).

*) [Die von Brote unter dem Titel Livländische Chronik von Ditleef v. Alnpeke" angefertigte Abschrift macht auf der Rigischen Stadtbibliothek den 10 ten Band seiner,,Livonica “ in Fol. und enthält auf 14 ungezeichneten Seiten eine kurze Inhaltsanzeige der Chronik, dann S. 1—198. die Abschrift der Verse, mit danebenstehender prosaischer Uebersehung, unter der hin und wieder kurze sprachliche oder urkundliche Anmerkungen beigefügt sind; aber es ist dabei nicht die Verszahl der einzelnen Seiten in der Originalhandschrift beobachtet worden. Auf S. 198. folgt noch eine Schriftprobe des Originals, und dann ist angehängt 1) der Abdruck der ersten 456 Verse, welchen des nachherigen Herausgebers Bruder, der Oberconsistorialassessor und Pastor zu Rujen in Livland, Gustav v. Bergmann (s. Livl. Schriftst. Lex. I. 134–141., wo dieses Abdruckes auch erwähnt ist) in seiner Privatdruckerei auf einem Bogen in 4. machte; 2) auf 11 unpag. S. Fol. ein kurzes Glossarium“; 3) auf 1 S. ein Verzeichniß der vorkommenden Schlösser; 4) eine Gr= gänzung des fehlenden Stückes in der Handschrift, auf 8 S. Fol., durch den eben genannten G. v. Bergmann in 500, der Sprache und Ausdrucksweise Alnpeke's möglichst gleichgehaltenen, nach seiner Kenntniß der livl. Angelegenheiten jener Zeit ausgearbeiteten Versen, von welcher Broße, dieselbe einleitend, sagt: „Hanc (lacunam) amicus meus, P. B. a. R. (i. e. Pastor Bergmann auf Rujen), tam feliciter supplevit, ut etiam vir quidam doctus deceptus fuerit et crediderit, ipsum Alenperkium esse autorem.“ Aus Broße's Abschrift sind im Texte so manche bessere Lesarten gegen den Bergmannschen Abdruck aufgenommen und dieß jedesmal unter dem Terte angemerkt worden.]

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**) Vergl. Friedrich Wilken's Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Seidelbergschen Büchersammlungen. Nebst einem meist beschreibenden Verzeichnisse der im Jahre 1816 von dem Pabste Pius VII. der Universität zurückgegebenen Handschriften 2c. Heidelberg, 1817, 12. S. 445. 447. F. Adelung in seinen „Nachrichten von altdeutschen Gedichten, welche aus der Heidelbergschen Bibliothek in die Vaticanische gekommen sind, nebst einem Verzeichnisse derselben und Auszügen“ (Rönigsberg 1796. kl. 8.) giebt S. 29.

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Die Proben des Anfanges und Endes, die Wilken zugleich daraus lieferte, ftimmten mit dem Bergmannschen Manuscripte überein und Prof. Mone in Heidelberg, dadurch aufmerksam gemacht, stellte durch weitere Vergleichung die allgemeine Uebereinstimmung beider fest. *)

Die Handschrift der Heidelberger Bibliothek, (H. oder Cod. Palat.) trägt die Nummer 367 und enthält 288 Pergamentblätter in Folio, von welchen Blatt 192a bis 265d in gespaltenen Columnen von unserer Reimchronik eingenommen werden. Vorausgehen die ebenfalls in Verfen geschriebene Deutschordenschronik des Nicolaus von Jeroschin auf Blatt 1-172a und drei andere altdeutsche Gedichte. Alnpeke bildet das fünfte Stück, dem noch zwei Gedichte folgen. Die Schrift gehört dem fünfzehnten Jahrhundert an und ist ziemlich deutlich, ohne sehr regelmäßig zu sein. Die Anfangsbuchstaben der Zeilen stehen zwischen zwei senkrechten Linien; manche sind wirklich große zu nennen, manche nur kleine in größerem Maaßstabe, manche auch das nicht. Die erstern sind im Anfange von Zeit zu Zeit roth gefärbt, was aber allmählig feltener wird und zuletzt ganz wegbleibt. Auch die Anzahl der Verse in den einzelnen Columnen ist nicht immer gleich; gewöhnlich enthalten sie 41 Verse, zuweilen aber auch nur 40 oder 39.

Sobald unsere Reimchronik in Heidelberg aufgefunden war, bemühete sich Bergmann, eine Abschrift des in seiner Handschrift fehlenden Stückes zu erhalten. Doch kam sie erst nach seinem Tode in Riga an und ging bald darauf verloren. Indessen hatte auch die königliche Bibliothek zu Berlin eine Abschrift jener Lücke erworben, die sich unter ihren Manuscripten befindet und die Aufschrift trägt: „, Ms. germ. quart. 265. Ergänzung der von Dr. Liborius Bergmann zu Riga 1817. 4. herausgegebenen Urkunde der ältesten livländischen Geschichte in Versen. Aus der Handschrift der Universitäts- Bibliothek zu Heidelberg Nr. 367." Von ihr wurde im Januar 1822 wieder eine Abschrift genommen, die nach Livland kam, hier im Besize des Generalsuperintendenten Sonntag in Riga war, von ihm dem Staatsrathe v. Adelung in St. Petersburg übergeben wurde und, nachdem sie noch in den Händen des dasigen Bibliothekars der Admiralität Zeplin gewesen war, durch den Staatsrath v. Bunge in Reval, an die Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen in Riga gelangte. Be sondere Beobachtung verdient aber eine Abschrift desselben Abschnitts, welche der um die Veröffentlichung livländischer Geschichtsquellen hochverdiente Herr E. Franzen in Riga von dem Heidelberger Manuscripte nehmen ließ. Sie ist mit der größten Sorgfalt durch Dr. Hahn in Heidelberg angefertigt, schließt sich selbst in den Schrift

den Inhalt des erwähnten Bandes zwar an, gedenkt aber unserer darin befindlichen Reimchronik nur mit den Worten:,, ein Stückchen von der Geschichte des deutschen Ordens in Livland." In seinem Werke: „Altdeutsche Gedichte in Rom oder fortgesetzte Nachrichten von Heidelbergischen Handschriften in der Vaticanischen Bibliothek“ (Rönigsberg, 1799. kl. 8.), theilt er zwar 6.295-302. Auszüge aus diesem Codey mit, aber nicht aus dem uns betreffenden 5 ten Stück desselben, das von ihm nur ganz kurz und uugenau als eine „Fortseßung der Geschichte des deutschen Ordens" bezeichnet wird. Demnach wurde die Heidelberger Handschrift unserer Chronik litterar - historisch zuerst durch Wilken näher bekannt.

*) Zu seiner Anzeige der Bergmannschen Ausgabe, in den Seidelberger Jahrbüchern, Februar 1819, Nr. 8 und 9., S. 116–137.

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