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Einleitung.

Wenn man die Geschichte einer Corporation oder eines geschlossenen Staatskörpers weiter verfolgen und tiefer ergründen will, so muß die Aufmerksamkeit insbesondre auf solche geschichtliche Aufzeichnungen gerichtet sein, die im Schooße eines solchen Körpers selbst entstanden. Von der Art ist die sogenannte DeutschOrdens-Chronik (Chronicon equestris ordinis teutonici), welche sich in Häusern dieses Ordens gefunden hat, in solchen aufbewahrt wurde, und wie es wohl wahrscheinlich, mitunter in den Versammlungen der Ordensbrüder zum Vorlesen gedient haben mag. Sie ist ganz eigentlich für die Mitglieder dieser frommen Gemeinschaft und zur Aufbewahrung dessen, was sich im Verlaufe der Zeit mit und bei denselben zugetragen, niedergeschrieben worden; sie giebt über das, was den Orden von seiner Entstehung an betroffen hat, mehr oder weniger ausführliche Nachrichten und begreift auch die Geschichten von Livland, als einer D. O. Provinz, wenn schon nicht vollständig in sich. Diese ihre Nachrichten zur frühesten Geschichte Livlands, die sich zerstreut in derselben finden, auszuziehen und zusammenzustellen, die Handschriften, so viel deren zugänglich waren, in ihren gegenseitigen Abweichungen zu vergleichen, ihre Meldungen zu erläutern und mit andern gleichzeitigen oder glaubwürdigen Nachrichten zusammenzustellen, endlich die veraltete Sprache, in der sie abgefaßt ist, zu erklären, das ist der Zweck gegenwärtiger Ausgabe, für welche uns folgende Hülfsmittel vorlagen:

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1) Der Abdruck dieser Chronik, welcher in der Sammelschrift erschien: Veteris aevi Analecta, seu vetera Monumenta hactenus nondum visa, quibus continentur Scriptores varii etc. Primus in lucem edidit Antonius Matthaeus, quondam juris in illustri Academia Lugduno - Batava Ante

SCRIPTORES RERUM LIVONICARUM I.

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cessor *). Editio secunda, quinque tomis comprehensa**). Hagae Comitum, apud Gerardum Block 1738. 4o, T. V. p. 631- 818. Er wurde gemacht nach einem handschriftlichen Exemplar, welches der Herausgeber aus der Ordens - Comthurey zu Utrecht in den Niederlanden erhielt und für das einzig vorhandene hielt, da diese Chronik bis dahin so gut wie ganz unbekannt gewesen war, außer daß sie in Hartknochs Anmerk. z. Petr. Dusburg. (z. B. pag. 20, not. a, pag. 24, not. b.) citirt und in Dess. angehängter Diss. I. de scriptor. hist. pruss. p. 4. 5. aufgeführt und von ihr gesagt wird: Est adhuc chronicon illud in multorum manibus “ ***); sein Herausgeber hat noch pag. 819-854 eine Fortschung von 1467 — 1701 hinzugefügt. Der Text der Chronik ist vollständig geliefert, nur fehlt der Bericht über die Vereinigung des Schwertbrüderordens mit dem D. O. und die Aufzählung der zu verschiedenen Zeiten dem Orden ertheilten kaiserlichen und päpstlichen Gnadenbriefe, die sich in andern Abschriften vorfinden: denn der Herausgeber irrte, da er sein nicht näher beschriebenes Exemplar der Chronik für das einzige hielt (pag. 617 in praef.:,, Exemplum autem, praeter illud, quod servatur Ultrajecti in aula domus Teutonicae. quod sciam, aliud non extat"), wie die nachfolgende Aufzählung zeigt.

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2) Auf dem königl. preußischen geheimen, ehemals D. D. Archive zu Königsberg befindet sich ein Foliant, in Schweinsleder sehr sauber gebunden, mit messingenen Eckbeschlägen und Clausuren, auf dessen Deckel das Brandenbur gisch-preußische Wappen in Gold aufgedruckt ist. Der mit rothen und schwarzen Fracturbuchstaben geschriebene Titel heißt: Chronica des hochlobwirrdigen Ritterlichen deutschen Ordens zusambt der Edlen Lande Preussen vnndtt Eifflanndt vrsprung vfs aller kürzeste begrieffenn." Das Buch enthält 441 Blätter, ohne das am Ende folgende Register. Am Schlusse desselben steht: Abgeschrieben vnnd vollendett durch mich Laurentium klerr von habelschwerde denn 15. Novembris ihm 1571. Jhare.“ Die Chronik beginnt mit der Jüdischen

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*) Geb. zu Utrecht am 18. Dec. 1635. † zu Leiden am 25. Aug. 1710. Vgl. Jöchers Gel. Lex. III. 285.

**) Die erste Ausgabe hatte 10 Theile in 8. und erschien: Lugd. Bat. 1698. Eic findet sich sehr selten mehr vollständig. Vgl. Eberts bibliograph. Leg. II. 68. Nr. 13405, wo noch Uffenbach's Reisen III. 272 und Beckmann's Literatur der Reisebeschreib. I. 429 darüber angeführt werden.

***) Dieselbe war eben sowohl, als ihr oben genannter Abdruck, unserm Chronikanten Arndt und selbst dem fleißigen Gadebusch unbekannt oder unbeachtet geblieben; erst Schwarz hat in den Nord. Miscell. XXVII. 467 dieser Ord. Chronik und ihres Abdruckes Erwähnung gethan. Benutzt ward sie zuerst von Gruber für die Geschichte von der Ankunft der Deutschen in Livland, in Sylva docum. ad Orig. Liv. pag. 196 sqq., und von Jannan in s. Gesch. Livl. 1. 14. nach diesem Abdrucke; nach der Nyenstädtschen Abschrift aber von Friebe in f. Handbuche der livl. Gesch. (f. Bd. I. Vorber.) Vgl. Fortges. Abhandl. von livl. Geschichtschr. S. 7. 12.

Geschichte bis zur Zerstörung von Jerusalem durch die Römer, handelt dann von den Kreuzzügen und von der Stiftung des Johanniter- und des Deutschen Drdens. Nachdem die früheste Geschichte des leztern durchgegangen und von den päpstlichen und kaiserlichen Privilegien, von der Regel, den Gesetzen und Gewohnheiten desselben in den frühesten Zeiten gehandelt worden ist, folgt fol. 46 die Geschichte der Hochmeister und die Beschreibung von Preußen und Livland, woraus Dr.E. Hennig für die an die Ritterschaften Liv-, Ehst- und Kurlands gelieferten Königsberger Urkundenabschriften einen Auszug besorgte, umfassend fol. 46—67 incl. bis zum Tode H. M. Hermann von Salza im J. 1240 (also nur bis zu Matth. Cap. CLII. incl.). Vgl. Inder Nro. 3275.

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3) Die Rigische Stadtbibliothek bewahrt eine Handschrift unter dem Titel: Vralte vnnd ohrsprünckliche Preusißche und Lifflendische Gronike“ 2c. 2c. in einem starken Foliobande, auf dessen braunledernem Deckel oben die Buchstaben H. F. N. den Besizer, Herrn Franz Nyenstedt, einst Bürgermeister der Stadt Riga *), andeuten, und unten die Jahreszahl 1592 (nicht 1597, wie man vermuthen sollte, s. unt.) aufgedruckt ist. Nach einigen von Nyenstedt hinzugeschriebenen Vorstücken folgt der Titel, wie er hier wiedergegeben wird, in zierlicher Fracturschrift und dann die Chronik selbst auf 245 gezeichneten Blättern, gut und gleichmäßig geschrieben, die Namen und Ueberschriften mit rother Dinte eingetragen und bei jedem Hochmeister dessen in Farben ausgemaltes Wappen. Am Ende steht auf der Rückseite des Deckels:

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Anno 1597. Habe ich dysse buech auss eyner vraltenn geschrebenen Gronikenn, so ich van eynem vornemen gueten Freunde geleyen bekomen, lassen abeschreyben, vnde ist das Mal, we de alte Cronike geschreben, noch kein druck Bekandt gewesen, ohngefär Ao 1465. Meyne Erben Lassen ess nicht abe hendich werdenn. Behalt in gedechtenisse de geschichten der weltt, vile mer des vatterlandes. Franz Nyenstede

Eigen handtt."

Eine ausführliche Beschreibung dieser Handschrift und eine durchgehende Vergleichung derselben mit dem Abdrucke der Ord. Chr. bei Matthaeus findet sich in den Mittheilungen aus der livl. Gesch. I. 419–449.

4) Im Privatbesize des Herrn Barons Rudolph von Ungern Sternberg zu Birkas auf der Halbinsel Nuckoe in Ehstland **) befindet sich ein

*) Geb. in Westphalen am 15. Aug. 1540. † 1622. Vgl. Livl. Schriftst. Lex. III. 333-334 und die dort citirten Schriften.

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**) Wir sind dem Herrn Baron zu einem verbindlichen Danke dafür verpflichtet, daß er die Handschrift, von der oben die Rede ist, durch Vermittelung des Hrn. Insp. Rußwurm zu Hapsal uns nicht allein hat zukommen lassen, sondern solche auch, da es sich mit dem Drucke der Scriptores rer. Livon. Bd. I. so sehr in die Länge zog, ein Paar Jahre in unsern Händen zur Benuzung für diese Ausgabe hat bleiben lassen, und wir wollen hiermit diesen Dank bestens abgestattet haben.

etwa zwei Finger starker Folioband in einem rothgefärbten Deckel von Pergament oder Schweinsleder, auf dessen Vorderseite oben die Buchstaben F V R. unten die Jahrzahl 1595 aufgedruckt ist. Derselbe enthält eine recht leserlich und ziemlich weitläuftig geschriebene Chronik, der kein Titel vorgesezt ist, sondern die blos die künstlich mit Farben verzierte Ueberschrift führt: „Anfengkliche stifftunge des Deutschen Ordens“, und die nichts anderes als eine in der Sprache etwas modernisirte Abschrift der Ordens-Chronik ist. Umständliche Beschreibung und Auszüge aus derselben hat Herr Inspector C. Rußwurm zu Hapsal_im Inlande 1839. Nro. 32. 33. geliefert. Vgl. auch Pabst in Bunge's Archiv III. 39.

Diese drei Handschriften waren es, welche uns zur Vergleichung mit dem Abdrucke bei Matthaeus vorlagen. Während nun dieser in einem plattdeutschen Dialecte geschrieben ist, der nahe an das Holländische streift und daraus manche Ausdrücke entlehnt, steht ihm die Nyenstedtsche Abschrift in Absicht der Sprache am nächsten, nur vermeidet sie die Hollandismen; dann folgt die ehstländische Abschrift, welche schon manche Formen und Wendungen hat, die mit der hochdeutschen Schriftsprache übereinstimmen; die Königsberger endlich kommt dieser am nächsten und entfernt sich mehr als die übrigen vom platten Dialecte. Alle drei sind sich aber, abgerechnet die Kürze des Auszuges aus der Königsberger, der nur bis 1240 geht, in Absicht des Inhaltes gleich, mit kleinen Unterschieden, welche wir hier, wo der Text der Nyenstedtschen Abschrift zum Grunde gelegt und genau wiederabgedruckt ist, für Säße und einzelne Ausdrücke unter dem Terte als Varianten angegeben haben, doch so, daß wir Unterschiede der bloßen Schreibung und unbedeutende Wortverwechselungen weggelassen haben, um nicht durch dergleichen diesen Band unsrer Ausgabe zu überladen und die Geduld des Lesers unnüßer Weise zu ermüden. Ausgezogen sind denn hier nur diejenigen Capitel, welche sich speciell auf Livland beziehen und von livländischen Sachen handeln, und ihnen, Behufs des leichteren Zurechtefindens, die Bezifferung der Capitel im Abdrucke bei Matthaeus vorgesezt: die Abschriften haben eine solche nicht. Anmerkungen, welche man gern unter den Text gestellt hätte, mußten, da schon die Varianten den Raum unter diesem wegnahmen, am Schlusse fortlaufend zusammengestellt werden mit Rückweis auf die Capitelzahlen des Abdruckes. In ihnen ist die Berichtigung und Feststellung der Chronologie ein Hauptbestreben gewesen, weil die Jahrzahlenangaben in der Chronik sehr unsicher und ungenau, oft entschieden falsch sind, da sie meistens durch Weiterrechnen von einem unrichtig angesezten Anfangspunkte erst gemacht worden sind. Ganz zu Ende dieser Ausgabe liefern wir noch einige Worterklärungen, welche nur die nothwendigsten Bedeutungen enthalten. Vielleicht könnte das Glossar zu Russows Chronik, welches wir im II. Bande dieser Sammlung geliefert haben, in vielen Fällen mit verglichen werden.

So weit über die Einrichtung dieses Auszuges! Jezt nur noch einige Worte über die Ordens-Chronik im Allgemeinen. Was den Verfasser derselben betrifft, so gelten noch des Matthaeus Worte in praef. p. 625:,,Quis Auctor sit Chronici juxta scio cum ignarissimis. Nec is uspiam se prodit." Fr glaubt p. 626, daß sie nicht lange nach der Einnahme von Ptolemais oder Accon im I. 1291 geschrieben worden, obgleich die Erzählung der Ordensgeschichte noch bis zum J. 1467, wo sie mit dem Sinken der Ordensmacht in Preußen aufhört, fortgeführt worden ist, und daß ihr Verfasser, wer er nun auch sei, um jene Zeit gelebt haben müsse, wie aus Cap. CCLXXVIII. erhelle. Wir sind der Meinung, daß von Einem Verfasser des Ganzen die Rede nicht sein könne, sondern daß die verschiedenen Theile der Chronik nach und nach an verschiedenen Orten, von verschiedenen Personen, aus verschiedenen Quellen, deren ein Paar, für die livl. Geschichten, wir weiterhin genau nachweisen werden, niedergeschrieben und das Ganze endlich ums J. 1467 in der Form, wie wir es jezt vor uns sehen, zusammengesezt und -geschrieben, nachher aber, seit 1550 (s. Hartknoch Diss. de scriptor. hist. pruss. p. 4), 1571 (s. ob.) u. s. w., davon mehrere Abschriften und 1698 und wieder 1738 ein eigener Abdruck gemacht worden. Mehr läßt sich, bei dem verschiedenartigen Character, der an den einzelnen Theilen zu erkennen ist, in dieser Hinsicht mit Wahrscheinlichkeit nicht sagen.

Der Umfang und Inhalt der Ord. Chr. liegt klar vor uns. Sie beginnt mit der jüdischen Geschichte, die bis zur Zerstörung Jerusalems durch die Römer, fortgeführt wird, geht dann zur Geschichte der Kreuzzüge über, um so auf die Stiftung des Johanniter- und des Deutschen Ordens zu kommen, und erzählt hierauf fortlaufend und ausführlich die Geschichte des legtern Ordens und seiner Hochmeister; aber seitdem die Hauptthätigkeit desselben sich, vom ersten Viertel des 13. Jahrhunderts an nach Preußen wandte und seitdem zu Anfang des 14. Jahrhunderts sein Hauptsiz ebendahin, nach Marienburg, verlegt worden und das gelobte Land, nach Accons Einnahme 1291, für ihn verloren war, wendet sie sich insbesondre nach Preußen und läßt die Schicksale des Ordens in andern Ländern, wo er Besizungen hatte, unerwähnt. Livland zieht sie von Gap. CXXVI. an in ihren Bereich und giebt dessen Geschichte, vom Standpunkte des Ordens aus angesehen, seit der ersten Ankunft der Deutschen im Livenhafen an der Düna im J. 1158, bis zum J. 1290, an verschiedenen Orten (nämlich Cap. CXXVI-CLII. CXCIV-CCVIII. CCXVIII. CCXXXII—CCXLVI. CCLI-CCLIV. CCLVI. CCLVII. CCLXXXIV. CCLXXXV und CCXCII.), aber ohne Auslassung; macht Gap. CCXCVI. CCXIX u. CCC einen schwachen Versuch, ins 14. Jahrhundert überzugehen, mit Rücklauf auf 1290 am Ende von Cap. CCC., und schließt die livl. Nachrichten in Cap. CCCV. CCCVII— CCCXIV mit einer Geschichte der merkwürdigen Thaten des O. M. Eberhard von Monheim (1328-1340), welche vereinzelt da steht, aber durch ihren

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