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Vorwort.

Nur weniges habe ich diesem lehten Bande des bibl. Commentars vorauszuschicken. Da für die Offenb. Joh. keine Arbeiten des sel. Olshausen in meinen Hånden waren, so mußte meine Erklärung dieses schwierigsten aller biblischen Bücher eine völlig selbständige werden. Was nun diese Erklärung selbst betrifft, so verzichte ich von vorneherein darauf, mit denjenigen mich auseinanderzusehen, welche an die Möglichkeit einer Prophetie überhaupt nicht glauben, und die Offenb. Joh. in die Reihe jener rein menschlichen Geistes- oder Wahnes - Entwicklungen stellen, deren Denkmale als die der apokryphischen Apokalyptik bezeichnet zu werden pflegen. In meinen Augen verhält sich die Offenb. Joh. zu dieser apokryphischen Apokolyptik genau ebenso, wie das Ev. Joh. zu den apokryphischen Evangelien. Einen anderen Beweis aber hiefür zu liefern, als den Inductionsbeweis, ist nicht möglich. Ich hoffe in vorliegender Schrift nachgewiesen zu haben, daß die Offenb. Joh. rein auf der a. t. Prophetie ruht und aus ihr sich völlig erklärt. Ich hoffe um so sichrer nachgewiesen zu haben, daß und inwieweit sie durch die Erfüllung sich bereits als göttliche Offenbarung erwahrt hat, je strenger ich die Frage nach der Erfüllung von der exegetischen Frage nach der Erklårung gesondert habe. Ich bin der erste, welcher diese beiden Fragen scharf und klar geschieden hat, hoffentlich zum Nußen der theol. Wissenschaft. Es hat mich dies vor jeder Tendenz-Exegese, welche die eigenen kirchlichen Ansichten in die Apokalypse hineinliest, wie ich hoffe, bewahrt; unter andern auch vor der Monstrositåt Hengstenberg's, welcher bereits am Ende des 1000jährigen Reiches zu stehen wähnt. Der Beweis, den ich geliefert habe, daß der Papst nicht der Antichrist seyn kann, dürfte denn wohl auch wissenschaftlich schwerer in die Waagschaale fallen, als der feinige. Andrerseits wird aber auch

hoffentlich kein wahrheitsliebender Beurtheiler es aus con= fessionellen Tendenzen ableiten, wenn ich in einzelnen Zügen deß, was die Offenb. über die mystische halbe Jahrwoche der babylonischen Vermischung von Wahrheit und Lüge, worin wir jezt noch leben, sagt, jenes hierarchisch = aber= gläubische System deutlich geweifsagt finde, welches im Mittelalter und weiterhin geistliche Waffen für weltliche Zwecke mißbraucht hat. Habe ich doch aus der gleichen Offenb. Joh. die Pflicht nachgewiesen, daß man (mit Calvin!) die Gemeinde derer, welche die römisch-katho= lische Kirche bilden, als eine wirkliche Gemeinde Christi wohl unterscheiden müsse, von dem, was in dieser Kirche uns, im Lichte des Wortes Gottes betrachtet, als schriftwidrig oder als Mischung von Wahrheit und Unwahrheit erscheinen muß. Mögen jenseits Viele seyn, die von einer solchen Unterscheidung nichts hören wollen: wir unsrer= seits müssen auf dieser Scheidung bestehen; wir dürfen und werden uns deshalb aber auch nimmer die Consequenz in die Schuhe schieben lassen, als ob wir, indem wir das, was drüben irrthümlich und superstitiös ist, verwerfen, damit jene Kirchgemeinschaft selber in ihren Gliedern verdammten.

Die durch die ganze Offenb. Joh. sich durchziehende Unterscheidung der mystischen halben Jahrwoche baby= lonischer Verwirrung von Christi Himmelfahrt an bis zum Anfang der letten Schlußentwicklungen während der Dauer der sechsten, der römischen Weltmacht - und der mysti= schen halben Tagwoche frechen Unglaubens im achten, dem antichristischen Reich, habe ich rein aus eregetischen Gründen nachgewiesen, und bitte, mich hierin, wenn ich geirrt haben sollte, mit exegetischen Gründen zu widerlegen.

Wir leben in einer Zeit, wo Vieler Blicke sich fragend und sehnend dem Buche der Offenbarung zuwenden. Möcht es mir unter Gottes Segen gelungen seyn, zur Förderung der Seinen in dem Verständniß dieses Buches ein Scherf lein beigetragen zu haben!

Erlangen, den 6. März 1853.

Dr. Ebrard.

Einleitung.

§. 1. Der Verfasser der Offenbarung.

Wie sich die Apostelgeschichte als zweiter Theil an das Evan

gelium Lucä anschließt, so schließt sich die Offenbarung an das Evangelium Johannis an. Lucas hat es in seinem Evangelium als Schriftsteller ganz wie in seinem Leben und in seiner Thätigkeit als Gehülfe des Apostels Paulus mit dem histo= rischen Gegensaß des Christenthums zum Judenthum und zum Heidenthum, und dann speciell auch mit dem Gegensake des Judenchristenthums und Heidenchristenthums zu thun; was der stete Inhalt der Paulinischen Predigt war: „Jesus der Messias ist nicht gesandt für das leibliche Israel als solches, sondern für das geiftide σπέρμα τοῦ ̓Αβραάμ (Gal. 3, 7), 5. b. nur für die bußfertigen und gläubigen Israeliten, aber ebenso für die bußfertigen und gläubigen Heiden," das ist auch der Inhalt des Ev. Luc.; wie dem Evangelisten in seiner Wirksamkeit alle auf diese Wahrheit deutenden Begebenheiten, Reden und Gleichnisse aus Jesu Leben besonders wichtig geworden waren, so hat er auch als Schriftsteller diese selbe Auswahl von Begebenheiten, Reden und Gleichnissen der Nachwelt aufbehalten. In der Apostelgeschichte aber hat er es genau mit dem gleichen Gegensaße zu thun; er will zeigen (Apgsch. 1, 1 ff.), wie Jesus das Werk, welches er in persönlicher Wirksamkeit „ angefangen hatte“ (ńpkaτo), nachher durch seine Apostel, die er mit dem heil. Geiste ausCommentar z. N. T. VII.

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rüstete, fortgesezt habe, und zwar (Apgsch. 1, 8) bis dahin fortgesekt habe, daß das Christenthum von dem Mittelpunkt der jüdischen Nation überging bis in den Mittelpunkt des heidnischen orbis terrarum.

Johannes, jener Jünger, der an Jesu Brust gelegen, jener Jünger, welcher im Verhältniß zu Jesu ganz jungfräulich und bräutlich hingebend und aufnehmend, aber von Jesu erfüllt gegen alle Feinde Christi ganz Mann und Donnersohn (Marc. 3, 17) war Johannes, welcher in der lezten Periode der apostolischen Zeit den Beruf hatte, die in das Innere der Kirche eindringendeLüge, sowohl die des verknöchernden Ebionismus, als die der giftig - zersetzenden Speculation des Gnosticismus, niederzukämpfen

Johannes hat es in seinem Evangelium nicht mehr mit dem Gegensatz von Juden- und Heidenchristenthum, nicht mehr mit der historischen Stellung des Messias zu der Beschneidung und zu der Vorhaut zu thun, sondern er überwindet die falsche, auf Verstandes curiosität ohne Heilsbedürfniß beruhende Speculation der Gnostiker, indem er das, wirklich nun einmal erwachte spe= culative Bedürfniß befriedigt durch die wahre Speculation, deren Princip der Glaube des heilsbedürftigen Sünders an die Person Christi deren Factor der heil. Geist selber ist. Das Verhältniß des Menschgewordenen zum Vater, zur Ewigkeit, zur Zeit, zum Weltall, zum Reiche des Satans - diese nichthistorischen, sondern äonischen Gegensätze und Verhältnisse sind es, welche er behandelt, von welchen aus er Jesu Erscheinung im Fleische auffaßt, und gerade er war hierzu begabt und befähigt, er, der schon, als er noch an Jesu Brust lag, in stiller innerer Versenkung jene heiligsten heimlichsten Strahlen des Lichtes in sich ge= fogen hatte, welche damals, den übrigen unverständlich und verborgen, nur in seinem krystallhellen Auge sich spiegeln konnten, und in seiner Brust bewahrt bleiben sollten bis auf die Stunde, da die Kirche gereift und benöthigt war, durch ihn dieses höhere Licht zu empfangen.

Die Offenbarung hat es nun ganz mit den gleichen äonischen Gegenfäßen und Verhältnissen zu thun, wie das Evangelium. Wie in der Apostelgeschichte die Fortseßung des historischen Werkes Christi an Juden und Heiden beschrieben wird, dessen Anfang den Inhalt des Ev. Lucä ausmachte, so

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