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gehen haben, da sich das Formelle (z. B. der Sinn und die Meinung mystischer Zahlen u. dgl., oder das Verhältniß einzelner Gesichte zu einander, wie der Posaunen zum siebenten Siegel u. dgl.) immer erst aus dem Inhalte heraus bestimmen läßt. Die Frage nach der Erfüllung aber findet, wie gesagt, ihre Stelle erst dann in einer ganz abgesonderten Untersuchung, wenn die eregetische Auslegung des ganzen Buches bis zu Ende gebracht ist.

Bei dieser abgesonderten, eigenen Untersuchung über die Erfüllung wird dann der Ort seyn, auf jene „kirchenhistorischen Erleuchtungen" die geeignete Rücksicht zu nehmen. Da aber die kirchengeschichtliche Entwicklung selbst noch in ihrem Verlaufe begriffen ist, folglich jene Erleuchtungen noch nicht abgeschlossen sind, sondern mit der sich vollendenden Erfüllung stets vollere Erleuchtungen eintreten werden, so ist von vorn herein nicht zu erwarten, daß jest bereits sich in Betreff aller Theile und Stücke der apokalyptischen Weissagung die Frage, wie sie erfüllt seyen oder erfüllt werden würden, werde beantworten lassen; und es ist von der höchsten Wichtigkeit, sich diese Schranke des Verständnisses von vorn herein zu vollem Bewußtseyn zu bringen; ja wir dürfen kühnlich als den hauptsächlichsten Probirstein einer gesunden Auslegung den Sag hinstellen, daß eine Erklärung der Offenbarung, welche bereits jest alles erklären will, und keine Räthsel mehr übrig behält, nothwendig verkehrt seyn müsse. Wir werden hier und da uns bei schüchternen Vermuthungen und Ahnungen und bei einem keuschen,, Vielleicht" bescheiden müssen. Die Exegese des Geweissagten läßt von sich aus ohnehin noch manches dunkel darum ist es eben eine Weissagung, mit der wir es zu thun haben, und nicht ein Präsagium - wie vollends muß über die Art der Erfüllung noch vieles dunkel bleiben! Genug, wenn wir Leitsterne haben, welche uns Licht geben, wovon die einzelnen Gesichte handeln, und in welcher Gegend und Richtung wir die Erfüllung zu suchen haben. Das Resultat dieser Untersuchungen wird uns lehren, daß soviel von der Apokalypse bereits vollständig klar und hell ist, als hinreicht, den Kindern Gottes praktisch wichtige Fingerzeige je für ihre Zeit zu geben. Commentar z. N. T. VII.

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Die Reformatoren drangen so weit in das Verständniß ein, um zu lernen, daß es Zeit sey, aus dem Reiche des Aberglaubens zu fliehen; wir können so weit eindringen, um zu lernen, daß wir weder die Bundesgenossenschaft des rothen Thieres gegen das Weib, noch die des Weibes gegen das rothe Thier suchen sollen und dürfen. Die Reformatoren haben gelernt, daß es selig sey, verfolgt und enthauptet zu werden um der Abweisung des Zeichens des Thieres willen; wir können lernen zu unserm Troste, daß nur von diesem Thiere dem Christen Verfolgung droht, daß dagegen vor der Zeit der wirklichen Herrschaft des rothen Thieres die Knechte Gottes versiegelt werden sollen, und daß das rothe Thier nur zur Zuchtruthe Gottes wider das Weib, nicht zur Züchtigung und Läuterung der Seinen bestimmt ist. Über das Wie der Einzelvorgänge bei und vor Christi Wiederkunft, über das Wie der letzten Plagen und Wehen bleibt aber auch uns nothwendig noch Vieles dunkel. Und das muß ja so seyn. Christus will kommen wie ein Dieb in der Nacht, und höchst bedeutsamer Weise wird dies Wort Christi nach der sechsten Zornschale (Offenb. 16, 15) wiederholt, zum klaren Zeichen, daß die Siegel, Posaunen und Zornschalen nicht eine äußerliche Chronik der legten Ereignisse vor Christi Wiederkunft enthalten, nicht eine Weissagung, die in solcher mechanischen Buchstäblichkeit sich erfüllen werde, daß der reflektirende Verstand als solcher ihre Erfüllung werde erkennen können, sondern mystische Andeutungen, welche nur die erleuchteten Kinder Gottes und auch diese erst in den Augenblicken der Erfüllung selbst werden verstehen lernen. Eine Auslegung, welche hier alles erklären und vorausbestimmen und definiren will, oder welche vollends (wie bei Hebart) eine buchstäblich äußerliche Erfüllung des in den Posaunen und Zornschalen Enthaltenen erwartet, ist also von vorn herein falsch und dem von Christo selbst (Matth. 24, 37 ff.; Offenb. 16, 15) aufgestellten obersten Grundkanon widersprechend. Eine docta ignorantia, ein demüthiges Sich bescheiden ist die schönste Zierde eines christlichen Auslegers des Offenbarung Johannes.

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§. 4. Die alttestamentlichen Anknüpfungspunkte der neutestamentlichen Weissagung.

Dem dritten der im vorigen §. aufgestellten Kanones der Auslegung gemäß soll die Eregese der Apokalypse an die Wurzeln der Weissagung im alten Bunde anknüpfen. Dies kann im Einzelnen nicht geschehen, ohne zuvor im Ganzen einen Blick auf die a. t. Weissagung, insbesondere aber auf die Anfänge der apokalyptischen Weissagung im a. T. geworfen zu haben.

Wie sich aus dem Protevangelium heraus der Baum der göttlichen Weissagung (nur nicht von der Erde zum Himmel auf dem Wege der Ahnung, sondern vom Himmel zur Erde auf dem der Offenbarung) entwickelte, habe ich bereits in der Einl. zum Hebräerbriefe (Thl. V., Abth. 2 dieses bibl. Commentars, S. 1 ff.) ausführlicher gezeigt und brauche das dort Gesagte hier nicht zu wiederholen. Wir erinnern uns vielmehr in Kürze an jene beiden Hauptperioden der Weissagung. Die erste war die vordavidische, wo der Menschheit ein rettender Weibessame verheißen und nach der Völkertrennung diese Verheißung dem Hause Abraham's näher als Verheißung eines Samens Abraham's wiederholt wird, welcher nach drei Zeitaltern der Knechtschaft geboren werden und alle Völker im Segen vereinigen werde. Hier trat nun sogleich jenes Gesetz ein, welches ich als das Dilationsgesetz bezeichnet habe. Nach drei Generationen ward der Heiland und Mittler Moses geboren, aber er war noch nicht der vollkommene Heiland; nach ihm bedurfte es noch eines Heilandes Josua, nach diesem eines Samuel, eines Saul, bis endlich David kam, unter welchem die legten Nachwehen des ägyptischen Nothstandes ein Ende nahmen und Israel schlechterdings nicht mehr als Fremdling in seinem Lande wohnte.

Hier beginnt eine zweite Periode der Weissagung. Auch David ist der schließliche Heiland noch nicht. Israel hat sein Erbe eingenommen, aber die Völker der Erde sind noch nicht im Segen vereinigt, weder durch David's Kriege, noch durch Salomo's Ehebündnisse und Handelschaft. So ist denn auch Gott noch nicht wiedervereinigt mit der Menschheit; Israel wohnt nicht mehr als Fremdling im Lande, aber Gott wohnt noch als Fremd= ling in einem Hüttenzelt (2 Sam. 7, 2). Da wird mit Na

than's Weissagung (2 ́Sam. 7, 5 ff.) eine zweite Heilsperspektive eröffnet: der künftige Same David's soll ausrichten, was vom Samen Abraham's geweissagt war; er soll dem Herrn, oder vielmehr der Herr will ihm ein Haus bauen, sein Vater seyn und seine Herrschaft befestigen in Ewigkeit. Von neuem tritt nun das Dilationsgesek ein. Mit Salomo's Tempelbau ist diese Weissagung noch nicht erfüllt (1 Kön. 8, 26–27); vielmehr ging es nun mit David's Haus und Volk tief abwärts; aber aus den Ruinen des Verfalls blühte nun die Blume der eigentlichen Prophetie immer herrlicher auf. Joel weissagt, daß dem wohlverdienten Gericht eine Gnaden- und Geistesausgießung vorangehen werde; Amos, Hosea und Micha, daß dieser Gnadenerweisung wiederum eine temporäre Züchtigung, ein Exil, ein Führer des Volks in die Wüste, vorangehen müsse, und daß danach die verfallene Hütte David's wieder gebaut und der zweite David, dem ersten gleich, nicht in einem Palaste, sondern bei dem Heerdenthurm Bethlehems gesucht werden müsse; endlich durch Jesajas thut die Offenbarung den Riesenschritt weiter, das Werk dieses zweiten David selber zu beschreiben. Hier sind wir nun bei dem Punkte angelangt, wo wir das in der Einl. zum Hebräerbrief Gesagte durch eine ausführlichere Darstellung zu ergänzen haben.

Jesajas schickt der Geschichte von seiner Berufung (Kap. 6) eine Weissagung voraus, worin Israels Verderbniß (Kap. 2-3) das künftige Heil, da die Fruchtbarkeit der Erde (Menschheit) dem von Gott gegebenen Gedeihen entspricht (Kap. 4), und dann abermals Israels Verderbtheit und Unfruchtbarkeit (Kap. 5) dargestellt wird. In einem solchen Volke zu arbeiten ist er berufen, und zwar ohne Hoffnung auf Erfolg (Kap. 6). Heilsarbeit ohne Hoffnung auf Erfolg ist das Grundthema seiner Weissagungen. Erstlich arbeitet er selbst ohne Hoffnung auf Erfolg. Er hat dem Ahas ein Zeichen des Heiles anzubieten, aber Ahas weist dasselbe frech von sich; da muß er der Tochter Zion zurufen:,,Siehe, o Magd, du wirst empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst nennen seinen Namen: Gott mit uns.“ (Das stolze Davidshaus muß und soll zur empfangenden Maid gedemüthigt werden; so ist sie fähig, den Verheißenen zu gebären; sie hat ihn zu empfangen, nicht zu erzeugen;

sie hat in ihm Gottes Hülfe und den Herrn selbst als den Netter anzunehmen.) Denn ehe der Knabe leben und helfen werde, werde diese gesammte Ländermasse Canaans und Syriens verwüstet seyn, und speziell auch über Judäa die Zeit der furchtbarsten Drangsal kommen, und zwar durch die Euphratmacht.

Aber auch dieser künftige Immanuel-Elgibbor wird arbeiten ohne Erfolg. Ein erster Schimmer prophetischen Lichtes hierüber wird dem Jesajas Kap. 24-27 gegeben. Er weissagt Kap. 24, 1-12 das Eril, V. 13-16 die Rettung, die Freude des Rückzugs, aber mitten in V. 16 unterbricht ihn der Blick auf ein furchtbares Unheil. Er stößt ein Wehe aus; denn „Räuber haben geraubt, Grauen kommt über die Bewohner, in Trümmer zertrümmert ist die Erde, in Splitter zersplittert ist die Erde, mit Schüttern erschüttert ist die Erde, ein Zittern zittert die Erde;" schwer geworden über ihr ist ihr Ungehorsam, sie ist gefallen und wird nicht wieder aufstehen; Gott hält Gericht über die Könige der Erde und über die Könige in der Höhe (böse Geister also haben das Heil vereitelt) und hält sie gefangen im Gefängniß der Liefe. Israel aber wird (Kap. 25-26) durch die Drangfal bekehrt, und (Kap. 27) am Ende werden die feindlichen Mächte vernichtet (vgl. 25, 10) und Israel aus der Verbannung zurückgeführt und der Tod vernichtet (vgl. 25, 8). - So sieht also der Prophet das Exil, nachdem bereits dessen Ende gekommen, in Folge eines grauenvollen dämonischen Verbrechens noch einmal weit hinaus verlängert und erschwert. Was also früher (Kap. 11) von dem herrlichen Reiche des Mesfias geweissagt worden, wird erst nach Beendigung dieses verlängerten, potenzirten Erils in vollem Glanze verwirklicht werden.

Klarer bereits wird diese Erkenntniß in dem Abschnitt Jes. 28-35. (Kap. 28:) Ephraim's Sturz und Juda's einstweilige Rettung sollten für Juda ein Anlaß zur Buße seyn. Aber vergebens. Auch Juda also bedarf eines Strafgerichts. (Kap. 29:) Nein! Jerusalem ist Gottes Altar; der Feind wird kommen und es belagern, Gott wird ihn verjagen (erfüllt durch Sanherib's Zug Jef. 37). Aber auch dieser Gnadenerweis ist vergeblich; ein Geist des Taumels ist über Juda ausgegossen. Sie vertrauen auf fleischliche Politik. Darum wird Gott alle Verhältnisse umkehren, die Sünder aus dem Volk durch ein Gericht

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