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Freilich hatten die römischen Bischöfe zuerst ständige geistliche Gesandte beim Kaiser in Constantinopel 1), wie Leo der Grosse schrieb als Geissel seiner Treue und seines Gehorsames 2).

Aber je mehr das politische Band zwischen Rom und Constantinopel geschwächt wurde, je mehr der römische Bischof sich auf seine eigene Kraft und auf die Macht der geistigen Ueberlegenheit dem Andrängen der Barbaren gegenüber angewiesen sah, um so loser wurde der Zusammenhang mit dem Imperium, um so mehr entwand sich die Kirche der staatlichen Botmässigkeit.

Schon Gelasius konnte zu dem römischen Kaiser eine Sprache führen, wie sie an die dem ketzerischen Constantius entgegengehaltenen Theorieen erinnert, und die kirchliche Sonderstellung und ihre Ueberlegenheit über den Staat einfach und nakt verkündet 3).

1) Es waren das die Apocrisiarii, über welche vgl. Marca a. a. O. 2, 452; Thomassinus, Vetus et nova eccles. disciplina P. 1. lib. 2. c. 103. (Mogunt. 1787.) 2, 747. ff. Ueber die Wichtigkeit dieser Beamten, (und der gleichen zuerst nur von den Patriarchen, später von allen Bischöfen und Klöstern bestellten) in Bezug anf die an den Kaiser zu bringenden Recurse, vgl. Affre a. a. O. 30. ff. und Novella Justiniani VI. c. 2. 3., welche den Geistlichen verbietet, sich dem Kaiser ohne Vermittlung der Apocrisiarii zu nahen. Zugleich doch auch ein Beweis, wie stark die Behelligung des Kaisers gewesen sein mag.

2) Ep. 112. in Opera ed. Ballerini (Venetiis 1753.) 1, 1189. Vgl. namentlich Du Cange, Glossar. latin. medii aevi s. v. #apocrisiarius. ed. Henschel (Paris 1840.) 1, 317. f.

5) Duo quippe sunt, imperator auguste, quibus principaliter hic mundus regitur, auctoritas sacra pontificum et regalis potestas, in quibus tanto gravius est pondus sacerdotum, quanto etiam pro ipsis regibus Domino in divino reddituri sunt examine rationem. Nosti etiam... quod licet praesideas humano generi dignitate rerum tamen praesulibus divinarum devotus colla submittis, atque ab eis causas tuae salutis expetis, inque sumendis coelestibus sacramentis eisque, ut competit, disponendis subdi te deberi cognoscis religionis ordine potius quam praeesse. c. 10. Dist. XCVI. Vgl. Ambrosius, Ep. 20. no. 19. Nec mihi fas est tradere (sc: Kirchen) nec tibi accipere, imperator, expedit. . . . . . Adlegatur imperatori licere omnia; ipsius esse universa. Respondeo: noli te gravare, imperator, ut putes, te in ea, quae divina sunt, imperiale aliquod jus habere: noli te extollere, sed si vis diutius imperare, esto Deo subditus. Est scriptum: quae

Fast schien es, als ob dem römischen Stuhl der Geist der römischen Jurisprudenz, welche nicht philosophisch zersplitterte, sondern systematisch zusammenfasste, und den Rechtsgedanken hervorkehrte, auch jetzt noch nicht verlassen habe 1), als ob ihm die Kräfte der Barbaren zuwüchsen, die er nicht durch die Gewalt der Waffen, sondern durch die Macht seiner Bildung, seines Geistes, seiner Politik unterworfen und zurückgewiesen hatte 2).

Aber dennoch machte das byzantinische Kaiserthum, welches in der pragmatischen Sanction Justinians 3) den römischen Bischof mit allen Stadtbischöfen auf völlig gleiche Linie stellte 4), von Zeit zu Zeit sein Joch der Kirche fühlbar 5), wiesen die Massregeln barbarischer Könige ) auf die Unhaltbarkeit noch so consequenter Theorien hin 7), und als endlich die bilderstürmerische Ketzerei des byzantinischen Hofes das letzte Bindeglied mit dem römischen Stuhle zerriss ), hatte die Noth der Verfolgung diesem einen neuen staatlichen Oberherrn gegeben.

Dei Deo, Quae Caesaris, Caesari. Ad imperatorem palatia pertinent, ad sacerdotem ecclesiae: publicorum tibi jus moenium commissum est, non sacrorum.« (Venet. 1751.) 3, 906. Vgl. auch Pichler a. a. O. 1, 75.

1) Hundeshagen in Ztschr. f. Kirchenrecht 1, 251. ff. 2) Vgl. Gregorovius, Geschichte der Stadt Rom (Stuttgart 1859) 1, 194. Reumont, Gesch. d. Stadt Rom (Berlin 1867.) 2, 19. f.

3) Corp. iur. civil. ed. Kriegel 3, 735. f. 4) Gregorovius, a. a. O. 1, 464. f. verf. v. Italien (Leipzig 1847.) 1, 128. ff.

Hegel, Gesch. d. Städte-
Baxmann a. a. O. 1, 35.

5) Ich erinnere an Justinians s. g. Dreikapitelstreit, über welchen vgl. Riffel a. a. O. 459. ff.

6) Theoderich warf den Papst Johann bis ans Lebensende ins Gefängniss, und befahl die Wahl Felix IV., Gregorovius a. a. O. I, 315. Baxmanna. a. O. 1, 29. f.

7) Vgl. den Schluss der IV. Röm. Synode v. J. 502: »non licuit laico (dem Könige Odoaker) statuendi in ecclesia praeter Papam Romanum habere aliquam potestatem, cui obsequendi manet necessitas, non auctoritas imperandi (c. 23. C. XXVI. qu. 7.)

8) Nicht mit Unrecht bezeichnet Gregorovius, a. a. O. 2, 269. den Bilderstreit als Symbol des tieferen Streites zwischen der Kirche und dem absoluten Staatsprincip. Vgl. auch Baur, die christl. Kirche d. Mittelalters (Tübingen 1861.) 90.

III.

Als Chlodovech in der Schlacht gegen die Allemannen zum orthodoxen Christenthum übergetreten war, wurde das Uebergewicht desselben im Abendlande entschieden 1).

Sein beständig wachsendes Reich, welches die übrigen germanischen Staaten allmählig verschlang, musste die Beziehungen zur Kirche regeln.

Das Ansehen derselben war in der Periode der Völkerwanderung nur gewachsen.

Eine germanische Nation nach der anderen hatte sich über die Länder ergossen, sie eine Zeit lang besessen und dann, sei es dem Wandertriebe folgend, sei es durch neue Ankömmlinge gedrängt, diesen wieder Platz gemacht. Allein die Kirche hatte in der Bewegung ein stabiles Element abgegeben, und unwandelbare Festigkeit bewährt 2).

Nicht nur ihren Anhängern war sie Schutz und Beistand gewesen, auch den heidnischen Barbaren hatte sie Achtung abgewonnen.

So waren denn die kirchlichen Organe für das neu begründete fränkische Reich ein wesentliches Element, welches die unterworfenen Völker dem fränkischen Regimente gemäss stimmen konnte, und dessen Einfluss für dasselbe gewonnen werden musste 3).

Eine schonungsvolle Behandlung der Bischöfe war die erste Consequenz dieser Sachlage, ein immer erneuter Versuch, die Kirche in den Kreis der staatlichen Botmässigkeit zu ziehen, um ihrer auf alle Fälle versichert zu sein, die andere.

So finden wir einerseits, dass die Bischöfe nicht auf ihr kirchliches Regiment beschränkt, sondern dass ihnen 1) Vgl. Born hak, Gesch. d. Franken unter den Merovingern (Greifswald 1863.) 1, 216. ff.

2) Vgl. Löbell, Gregor von Tours u. seine Zeit (Leipzig 1839.) 316. ff.

3) Vgl. die Epistola S. Remigii ad Chlodv. bei Bouquet, Recueil des Historiens des Gaules (Paris 1738. ff) 4, 51: Sacerdotibus tuis honorem debebis referre, et ad eorum consilia semper recurrere. Quod si bene cum illis convenerit, provincia tua melius potest constare.

auch politische Fragen zur Beurtheilung vorgelegt wurden 1), eben um dem Entscheide durch den kirchlichen Beirath ein erhöhtes Ansehen in der Meinung des Volkes zu geben. Wir sehen, dass der Staat sich willig zum Executor kirchlicher Urtheilssprüche herbeilässt 2), die Vorrechte der Geistlichkeit respectirt, diese mit Reichthümern überhäuft 3), ja dass Chlotar I. i. J. 560 den Bischöfen die Befugniss giebt, gegen jedes ungerechte Urtheil eines weltlichen Richters einzuschreiten 4).

Dagegen suchten die Könige ihre Einwirkung andererseits dadurch zu bethätigen, dass sie vor allen Dingen die bischöflichen Stühle mit Männern besetzten, von denen auch äussersten Falles keine Opposition zu befürchten war, und die in ihrer grossen Majorität jeden Versuch eines ihrer Genossen, sich dem königlichen Ansehen zu widersetzen, nicht dulden würden 5).

Schon die Synode von Orleans i. J. 511 hatte Chlodovech das Recht zugestanden, dass Niemand ohne seine Bewilligung ordinirt werden solle 6), wie denn die Bischöfe überhaupt den von ihnen gefeierten „Regionum praesul, custos patriae, gentium triumphator" und seine Nachfolger sich zu verbinden trachteten "), da schliesslich das

1) Vgl. Gregor v. Tours, Hist. lib. IV. c. 48; lib. IX. c. 32. etc.

2) Childeberti decr. c. 2. Mon. Germ. LL. 1, 9: »Qui vero episcopo suo noluerit audire et excommunicatus fuerit . . . de palatio nostro omnino sit extraneus et omnes suas facultates suis parentibus legitimis amittat, qui noluit sacerdotis sui medicamenta sustinere. Vgl. Waitz. Deutsche Verf.Gesch. (Kiel 1847.) 2, 356. 3) Eine gute Uebersicht gibt Gérard, Hist. des Francs d'Austrasie (Leipzig 1864.) 1, 233. ff.

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Vgl. dazu Naudet, De l'état des rois de la prem. race in Hist. et de France t. 8. (Paris 1827.) 458. Rettberg, Kirchen-Gesch. Deutschl.

4) Mon. Germ. LL. 1, 2. personnes en France sous les Mém. de l'instit. royal Waitz a. a. O. 2, 356. (Göttingen 1846.) 1, 289.

5) Ueber die Wichtigkeit der Bischöfe für die Regierung vgl. Waitz a. a. O. 2, 349.

6) C. 4. bei Sirmond 1, 179.

7) Bouquet a. a. O. 4, -52.

Wohlwollen der weltlichen Machthaber in der wilden aufgeregten Zeit die Lebensfrage der Kirche berührte 1).

Ueber die Bischofswahlen war damals nichts Näheres bestimmt worden 2), aber allmählig erwuchs aus dem königlichen Bestätigungsrecht ), aus der Befugniss die Erlaubniss zur Vornahme der Wahl zu geben) eine einfache königliche Ernennung 5). Und die zeitgenössischen Geistlichen fanden kaum etwas Befremdendes darin. So nennt der hl. Remus den König auctor episcopatus ")", so bezeichnet die Vita des hl. Leodegar die königliche Entscheidung für ihn als den Ausspruch Gottes 7), und Gregor von Tours, welcher erzählt ), dass i. J. 562 die Synode von Saintes den dortigen Bischof Emericus durch den Priester Heraclius von Bordeaux ersetzt habe, weil jener durch ein Decret Chlotars und ohne Bewilligung der Metropoliten zu seiner Würde gekommen war, schliesst den Bericht, wie König Charibert auf seinem Willen bestanden, die Mitglieder der Synode mit Geldstrafe belegt und den Heraclius auf einem Dornenkarren habe in die Verbannung führen lassen mit den Worten: Et sic princeps est ultus injuriam.

Als aber später die Bischöfe sich endlich ermannten, und der königlichen Uebermacht entgegenzutreten wagten, in dem immerhin noch zahmen Beschluss der Pariser

1) Vgl. Löbell, a. a. O. 338.

2) Ueber die früheren Bischofswahlen vgl. Ra y nouard, Hist. du droit municipal en France (Paris 1829.) 1, 178.

3) Vgl. Lezardière, Théorie des lois politiques de la monarchie française (Paris 1844.) 2, 227.

4) Giesebrecht zu Gregor v. Tours in Zehn Bücher Frank. Gesch. v. B. Gregor v. Tours (Berlin 1840.) 1, 167.

5) Vgl. Rückert, Culturgesch. d. deutsch. Volkes (Leipzig 1853.) 2, 460. ff. Waitz, a. a. O. 2, 351. Phillips, Deutsche Gesch. (Berlin 1832.) 1, 673, f. Guizot, Essais sur l'hist. de France (1824.) 228. Rettberg, Kirchengesch. 1, 304. ff. Sugenheim, Deutsche Gesch. 1, 90.

6) Labbé, Concil. 4, 1608.

7) Bei Du Chesne, Histor. Francor. Script. (Paris 1639. ff.) 1, 601. Vgl. auch Thomassin, Vet. et nova eccl. discipl. P. II. lib. 2. c. 14. no. 6.

*) Hist. lib. 4. c. 26. bei Du Chesne a. a. O. 1, 316.

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