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Ueber die Pauliner klagte man 1580, dass der Vicar Christoph, aus Ungarn, 29 Jahre alt, während des Gottesdienstes die Kirche sperre, damit Niemand denselben besuchen könne, und die Gründe öde lasse 1).

Gruter war ein gelehrter, wackerer Mann; dem Zerbrökkeln des Katholicismus und dem Umsichgreifen des Protestantismus in Neustadt stand er rathlos gegenüber.

Ein apostasirter Mönch von Katzelsdorf Pater Valentin und die Prediger des gefangenen Herzogs Johann Friedrich zu Sachsen Roth, Claviger und Hoe spielten die Herren und führten das Bisthum der neuen Lehre in die Arme. Diese Männer waren ernsten Gehaltes und durchweg frische, lebendige Prediger und überragten den verlotterten katholischen Clerus in jeder Weise. Ihr einziges und stetes Wort war: Evangelium, das des katholischen Clerus: Beneficium. Dann waren diese Prediger wissenschaftlich geschulte Männer, die Dombeneficiaten und die Klostergeistlichen konnten nur müheselig ihre Namen auf das Papier martern. Gruter sah hier klar und suchte nach einer radikalen Abhülfe. Er glaubte sie gefunden zu haben und stellte an den Administrator des Georgs-Orden in Millstadt, Johann Baron v. Cobenzel, am 14. October 1579 das Ansinnen: weil gutte priesterschafft zu dieser mühseeligen Zeit" schwer zu bekommen sei, die Jesuiten an die Burgkirche in Neustadt zu berufen und die Stiftung durch diese Väter besorgen zu lassen. Weil ich nun in die acht Jar das verfallene wesen des Ordens, auch der ganzen Geistlichkeit alhie genugsamb hab erfahren, wollte auch gern sehen, der Christlichen zucht und Religion mögte khünftig mehr geholffen werden" bemerkte der arme Mann mit gepresstem Herzen. Cobenzel stimmte bei, auch dem Erzherzog Ernst als Statthalter von Niederoesterreich war es genehm und man stellte das bezügliche Ansuchen an die Gesellschaft. Gegen alles Erwarten weigerte sich diese, der Einladung zu folgen. Der Hauptgrund, den P. Heinrich Blisemius (Graz, 20. Merz 1580) angab, war wohl von schwerem

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1) Klosterraths-Acten.

Gewichte, nämlich, es fehle der Societät an Leuten, dann übernehme die Societät nie und nimmer eine Verpflichtung anderer Orden, weder zu täglichem Gebete im Chore noch zur Persolvirung gestifteter Messen 1). 1582 begab sich Gruter im Gefolge des Kaisers auf den Reichstag nach Augsburg. In dieser Reichsstadt schloss er am 3. August 1582 seine Augen.

Kapitel 4.

Die Bischöfe Radwiger, Klescl.

Die Sedisvakanz erstreckte sich bis 1586. Der alte, schwache Administrator Rudolphus de Rudolphis war ein Spielball in den Händen des lutherischen Rentmeisters Joh. Ph. Brassikan in Neustadt.

Am 9. August 1586 wurde endlich Martin Radwiger, Propst zu St. Dorothea in Wien und Official des Bischofes von Wien, ernannt und diese Ernennung am 12. August in Neustadt publicirt; am 4. September stellte er den üblichen Revers aus. Durch die Bemühung des Nuntius Madrucius erhilt er im September 1587 die päpstliche Confirmation mit Nachlass der Taxen. Ehe er seine Propstei verliess, war er für einen würdigen Nachfolger besorgt und schlug vor: den St. Dorotheer Conventualen Mathias Schreckeisen, 26 Jahre alt, „ain feiner, stiller, exemplarischer, andächtiger und gelehrter Priester", dann den Dechant im Stifte Neuburg „frumm und still" und den Conventualen von St. Dorothea Sebastian Küller „wegen seiner absonderlichen Geschicklichkeit und Emsigkeit in der Wirthschaft" 3).

Der Sohn des Regiments-Rathes Stephan Engelmair Stephan widmete dem Bischof Martin zur Consecration ein Artificium poeticum, der Vater liess 60 Exemplare drucken,

1) Oest. Vierteljahresschrift für kath. Theologie 1868, S. 256.

2) Klosterraths-Acten.

darunter 15 illuminiren, drei auf Leinwand ziehen, in Ramen verfassen und die Namen wie auch die mit roth gedruckten Buchstaben vergolden, das 20 Thaler kostete weil 12 Tage daran gearbeitet wurde.

Nach dem Ableben des Bischofes forderte der Vater den Ersatz aus der Verlassenschaft 1).

Am 6. Mai 1586 wurden die Cistercienser Prälaten von Niederösterreich aufgefordert, einen Abt für das Neukloster vorzuschlagen. Ehe aber der Vorschlag einlief, wurde am 27. Mai der frühere Pfarrer in Steier Bruder Lorenz als Abt eingesetzt. Abt Lorenz starb im November 1590 „aus „lauter Bekumernuss weil er bis dato von seiner Einsetzung an vast lauter missratene Jar gehabt und oft nicht vermögen ain Fleisch noch 1 Achtl Wein zu bezahlen". Prior Thomas Schmal aus dem Stifte Heiligenkreuz übernahm die Administration, nach ihm der Conventual des Neuklosters Bruder Georg Gorian, der wegen seiner guten Qualitäten" 1593 Abt des Neuklosters und 1598 Abt in Victring wurde. Gorian brachte den Convent nicht höher als auf 3 Personen. Zwei davon weilten im Kloster, „ein dritter hat vor 16 Jahren Profess gethan, ist ausgetreten und in verschiedenen Klöstern herumvagirt, ist jetzt wieder da, kann aber ohne Poenitenz nicht in numerum patrum zugelassen werden" 3).

Radwiger war guten Willens. Seine kränkliche Leibesbeschaffenheit hemmte aber seinen Eifer und seinen guten Willen. Am 15. April 1588 ging er zur ewigen Ruhe 3).

1) A. a. O.

2) 29. Nov. 1600 wurde der Prior von Neuberg Mathäus Gilger als Abt postulirt und am 10. Jan. 1601 installirt; 1605 wurde er Prälat in Rein und hinterliess das Lob eines tüchtigen Mannes. Nun wurde am 26. Nov. 1607 der Neuberger Prior Balthasar Fabricius postulirt, der 1618 Abt in Neuberg wurde.

Klosterraths-Acten. Ueber Gilger vergl. Bergmann, Medaillen,

II. S. 77-81.

3) Radwiger kaufte gerne Bücher, soweit es seine bescheidenen Geldverhältnisse zuliessen. 1587 schickte ihm der Wiener Buchhändler Hüller folgende Rechnung:

Kalender 1 gr.

Register 1.

Die Administration führte der Official Poliphius. Ueber dessen Gebahren berichtete am 16. August 1588 der Klosterrath: was massen bei dem vacierenden Bisthum Neustatt in spiritualibus et temporalibus eines Theiles sehr übel gehauset werde, dann erstlich der Official Poliphius seit des Bischofs Ableben sein concubinam, bei der er heuer zwei Kinder erzeuget, zu allermäniglich sowohl der Priesterschaft als Burgerschaft grossen Aergernuss zu sich genommen, mit ihr offentlich hauset. Da er hierum durch unsere abgeordnete Commissarii zu Rede gestellet und gestraft, hat er sich erklärt, wie er derselben keineswegs sich begeben oder müssig stehen wolle, SO er doch allen andern als Prediger daselbst mit gutem Exempel vorgehen solle. Wann er durch des Bisthums Priester und Beneficiaten wie es diesen oder andern Tag in der Kirche solle gehalten werden befragt und ersucht wird können sie keinen Bescheid erhalten. Auch wird ihnen die Besoldung spärlich gereicht. Zudem laufen die Burger in der Neustatt haufenweis wiederum zu dem sectischen Predikanten nach Katzelsdorf, dass also die hiefor aufgerichtete Reformation fast wiederum gefallen, weil Niemand vorhanden, darauf sie ein Aug oder Forcht haben sollten. Mit der zeitlichen Verwaltung ist das arme Bisthum gleichfalls schlecht bestellt".

Der Klosterrath schlug nun als Candidaten vor: Klesel, den Weihbischof Hector von Passau, „ain gelerter, emsiger Mann", den Quardian der Wiener Barfüsser „im Predigen sonders wohl geübt", den Hofkaplan Hieronymus Spinola und den Propst von Herzogenburg 1).

Am 2. Sept. 1588 begann Leonhard von Harrach im Namen des Kaisers und aus Befehl des Erzherzogs Ernst mit

Kalender 13 gr.

Citardi, evangelia, vergoldet 24 gr.

Wiener evangelia 16 gr.

Canisii Catechismus 10 gr.

Weil Ir Hochwürden noch bei St. Dorothea gewesen.

animae hortulus, deutsch, vergoldet 52 gr.

Nass Concordia 45 gr.

Eisengrein Predigen 1 fl. 15 gr.

Consistorial-Acton.

1) Klosterraths-Acten.

Klesel des Bistums Neustatt halber zu tractieren". Klesel konnte sich „in ainer so geferlichen sachen (so das gewissen antrifft) nit alsgleich resolvieren" und bat um Bedenkzeit, die ihm auch bewilligt wurde. Am 16. September gab er Antwort und sagte, dass das Bisthum mehr dem Untergange als einem Aufnehmen gleich sehe, die Geistlichkeit der Stadt und der dem Bisthume incorporirten Pfarreien führen ein unpriesterliches Leben, die Bürgerschaft sei nicht minder schlecht, seine ihm obliegenden Pflichten nehmen ihn vollständig in Anspruch, auf dem Bisthume ruhen Schulden, Rechtshandlungen und onera, Vieles dieser Pfründe Zugehörige sei entfremdet, dagegen Lasten auferlegt, die er mit gutem Gewissen nicht übernehmen könnte, somit könne er diese Last nicht auf sich nehmen, jedoch wolle er es mit der Administration versuchen, falls sie ihm nicht Pflegsweise oder auf Raitung (Verantwortung) sondern mit vollem Vertrauen auf sein priesterliches Gewissen übergeben würde, und ein Patent der Bürgerschaft besage, dass er, „umb die Function nit gestanden", sondern K. M. sie ihm proprio motu übertragen habe. Zugleich stellte er die Bedingung, dass er zu keiner Residenzpflicht in Neustadt verhalten werden dürfe. Diese Bedingungen wurden vom Kaiser angenommen, und am 4. October erklärte der Erzherzog, S. Majestät habe in Rücksicht der Erfahrung, Geschicklichkeit, Tugend, Vernunft, des exemplarischen Lebens und Wandels und des bisher erprobten Eifers in Fortpflanzung und Wiederherstellung des kath. Glaubens des Hofpredigers Melchior Klesel ihm die Administration des Bisthums Neustadt „doch nicht auf Raittung", Sonndern Volkomenlich, würkhlich vnnd ohne Allen Vorbehalt, Inmassen es Andere vnnd würkhliche Bischof hieuor gehabt und genossen motu proprio conferiert vnnd verliehen", und befahl den Prälaten Kaspar von Melk und Johann von Heiligenkreuz, ihn im Namen der päpstlichen Heiligkeit in spiritualibus, und dem niederösterr. Regimentsrath Elias Corvinus und dem Wiener Stadt-Anwalt Matth. Preu, ihn in temporalibus zu installiren. Die feierliche Handlung fand am 9. October statt1).

1) Wiedemann, Melchior Klesel als Bischof von Wiener-Neustadt (Oest. Vierteljahresschrift für kath. Theologie, 1869, S. 71 f. f.)

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