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SECHSTES BUCH.

Der Protestantismus im Salzburger Diocesan

Antheil.

Das Dechanat Neustadt.

Dieses Dechanat, auch Dechanat vor dem Semmering genannt, gehörte zum Erzbisthum Salzburg, wurde von dem Bischofe von Lavant als Generalvikar und dem Pfarrer von Weitz als Archidiakon geleitet 1). Unter diesen stand der Pfarrdechant. Im Grossen und Ganzen war dieser Distrikt der bestverwaltete in Niederösterreich. Die uralte, stets vom besten Erfolge begleitete Synodalverfassung wurde stricte aufrecht erhalten und dauerte bis zum Jahre 1782. Der Versammlungsort war Neustadt. Die Berathung war durchgehends eine freie. Dem Erzbischofe stand nur das Recht zu einen Commissär abzusenden, der für die richtige Abhaltung der Synode verantwortlich war, dem versammelten Clerus den Segen des Erzbischofes überbrachte und der Synode beiwohnte, aber weder eine berathende noch beschliessende Stimme hatte. Dechant, Kämmerer und Synodalzeugen wurden vom Clerus gewählt. An diesen Beirath war der Déchant durchgehends gebunden, selbst der Archidiacon musste auf den Beirath

1) Dieser Neustädter Distrikt war ein uralter Bestandtheil der Diöcese Salzburg und war in seiner räumlichen Ausdehnung vollkommen identisch mit der alten Grafschaft Pütten. Meiller, Ueber die Diocesan-Grenzregulirung König Ludwigs des Baiern im Jahre 829 zwischen Salzburg und Passau. Wien 1864. 8.

Rücksicht nehmen und beide Auschauungen getreu einerseits nach Seckau, andererseits nach Salzburg berichten. In Salzburg wog man gewissenhaft. Nicht selten stimmte man dem Beirathe bei, sehr oft gegen den Wunsch und den Willen des Generalvikars und des Archidiacons.

In diesem Sprengel fand die neue Lehre früh Eingang, doch mehr bei dem Clerus als bei dem Volke.

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Der eigentliche Bahnbrecher war ein unscheinbares Büchlein: „Ein einfeltige weyse zu betten für einen gutten freundt. 1539" (kl. 8. s. 1. 29 Bltt.). Dieses Büchlein erörterte in klarer, schmuckloser Sprache das Vater unser, den Glauben an Gott und die zehen Gebote, durchweg im Sinne der neuen Lehre. Unter Anderm verwarf es das Beten des Rosenkranzes bei den Laien und des Brevieres beim Clerus. „Auch soltu wissen, das ich nicht wil dise wort alle im gepet gesprochen haben", wird dem Leser vordemonstrirt, denn da würde doch zuletzt ein geklepper und eytel ledig gewesch aus dem buch der buchstaben daher gelesen wie die Rosenkrenze bei den Leien und die gebet der Pfaffen und Münche gewest sind. Darumb ligt die grösseste macht daran, das sich das hertz zum gepet ledig und lustig mache. Wie auch Eccles. sagt: bereyte dein hertz, für dem gepete, auff das du nicht Gott versuchest. Was ists anders dann Gott versuchen wenn das maul plappert und das Herz anders wo zerstrewet ist? wie jener Pfaff petet auf die weyse Deus in adjutorium meum intende. Knecht hast ausgespannet? Domine ad adjuvandum me festina. magd gee milke die küe. Gloria patri et filio et spiritui sancto. Lauff bube das dich der ritt schüt. Wellicher gepet ich mein tage im babstumb vil gehöret und erfaren habe, und sind fast alle je gepet der art. Damit wirdt Gottes nur verspottet und were besser sie spileten dafür, wenn sie ja nit bessers thun kündten oder wölten. Denn ich habe selbs solcher horas canonicas mein tage leyder viel gepettet, das der Psalm oder gezeyt aus war, ehe ich gewar wardt ob ich angefangen oder im mittel were. Und wiewol sie nit alle so herausfaren mündlich wie obgenannter Pfaff, die geschefft vnd gepet vnder einander werffen, so thun sie doch im hertzen mit den gedanken also, werfen das hundert ins tausent vnd

wenn's aus ist, wissen sie nit, was sie gemacht oder wo sie herdurch kumen sind. Heben an Laudate, flux sind sie im Schlaraffenland, das ichs dafür halte, es soll kein lecherlicher gauckelspiel yemandt fürkummen mögen, denn so er sehen möchte die gedanken so ein kalt, unandachtig hertz im gepet vndereinander treybt“.

Dann waren es die Priesterehen, die Spendung des Kelches und die Liturgie in deutscher Sprache, welche Clerus und Volk mächtig aufregten.

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Von Salzburg aus suchte man Berthold Pirstingers Schrift: Tewtsch Rational über das Ambt heiliger mess; Keligpuchel Ob der kelig ausserhalb der mess zu raichen sei", zu verbreiten und so zu beruhigen.

Die Pfarrer Hanns Muettler zu Schwarzenbach, Martin Kolman zu Krumbach, Wolfgang Krienis zu Schönau, Simon Gerengel zu Aspang, Hanns Schreiner zu Wismat, Leonhard Eysel zu Feistritz, Hanns Ecker zu Rach, Christoph Ortner zu Puchberg bekannten sich offen zur neuen Lehre, unterrichteten das Volk in derselben, spendeten das Abendmahl unter beiden Gestalten und verehelichten sich.

Ferdinand I. liess diese Männer verhaften und dem Erzbischofe Ernst als dem Ordinarius überliefern. Sie kamen 1551 auf einem grossen Fuhrwagen, gebunden und gefesselt zu Salzburg an und wurden in die Festung Hohensalzburg gesperrt. Sie wurden leidlich gehalten. In der Fastnacht 1554 leisteten sie Wiederuf, schworen der Haeresie ab und wurden in Freiheit gesetzt; nur Leonhard Eysel weigerte sich und wurde zum lebenslänglichen Gefängnisse verurtheilt, in welchem er auch sein Leben beschloss 1).

Auf dem Berathungstage zu Mühldorf im Dezember 1553 beklagte sich Erzbischof Ernst, dass in dem Neustädter Dechanate die neue Lehre stark um sich gegriffen und forderte

1) Valentin Rotmar schreibt als Augenzeuge: De ejus (Ernesti) in religione catholica zelo, ejusque incolumitate tuenda fervore, illud etiam tacere non possum, quod aliquando puer adhuc plaustrum ingens sacerdotibus conjugatis onustum et catenatis Salisburgum in arcem Episcopalem duci vidi Quidam ex illis morbo gallico laborare, quidam calculo dicebantur, qui omnes,

eine gründliche Visitation, die König Ferdinand zusagte aber nicht durchgeführt zu haben scheint, wenigsteus lässt sich nichts nachweisen.

Um dem Drange nach einer deutschen Liturgie einigermassen zu genügen wurde die alte Salzburger Agenda frisch gedruckt und das Exemplar zu 20 kr. an die Pfarrer verkauft1). In dieser merkwürdigen Agenda heisst es: es ist in der kath. Kirche eine lobenswerthe Gewohnheit, dass die Laien vor der Predigt, um die Gnade des Herrn zu erlangen, von jeher deutsche und fromme Lieder gesungen haben, dem entsprechend ist, dass für die Zukunft nach Verhältniss der Zeiten folgende Ordnung beobachtet und von dem Volke nachstehende Lieder gesungen werden. Diese Lieder sind:

Zur Fastenzeit:

Mitten vnnsers Lebens Zeit, sein wir mit tod umbfangen, Wen such wir der uns hilffe geit, das wir gnad erlangen, das bist du Herr alleine, Vnns rewet vnnser missethat, die dich Herr erzürnet hat, Heiliger Herre Gott, Heiliger starker Gott, Heiliger barmhertziger Heiland, du ewiger Gott, lass vnns nit verderben, in des bittern Todes Noth, Kyrie eleyson, Christe eleyson, Kyrie eleyson.

Von Ostern bis Pfingsten.

Christ ist erstanden, von seiner marter aller, des sollen wir alle fro sein, Christ soll vnnser trost sein. Kyrie eleyson.

Und wer er nit erstanden, die welt die wer zergangen, und seyt das er erstanden ist, so loben wir den Herrn Jesum Christ, Kyrion eleyson.

postquam impensis archiepiscopi sanitatem recuperassent pristinam, abjurata haeresi e vinculis sunt dimissi, praeter unum pertinacem in haeresi, cui nomen erat Leonhardus, qui multis post annis in libera custodia retentus benigneque tractatus ibidem est mortuus.

Almae Ingolstadiensis Academiae tomus primus. Ingolstadii 1581, 4, pag. 39.

1) Libellus Agendarum circa Sacramenta, Benedictiones et Caeremonias secundum antiquum usum Metropolitanae Ecclesiae Salisburgensis. Salisburgi excudebat Joannes Baumann, anno 1557. 8. 240 Blätter.

Vergl. Austria, 1848, S. 74-75; Zauner, Chronik von Salzburg. Salzburg 1803. 8. V. S. 339-344.

Es giengen drey Frawen, sy wolten das Grab beschauen, sy suechten den Herrn Jesum Christ, der aller Welt ain tröster ist, Kyrie eleyson.

Marie die vil raine, die thet gar hertzlich wainen, vmb vnnsern Herrn Jesum Christ, der aller welt ain helffer ist, Kyrie eleyson.

Maria die vil zarte, die ist der Rosengarten, den Gott selber geziert hat, mit seiner Göttlichen Maiestat. Kyrie eleysen.

O du heiliges Creutze, nun hilff vnns Christen leuten, vnd den vnglaubigen hie auff erdt, so wirdt der christlich Glaub gemehrt, Kyrie eleyson.

Alleluia, Alleluia, Alleluia, des sollen wir alle fro sein, vnd Christ soll vnnser trost sein. Kyrie eleyson.

Von Pfingsten bis zum zweiten Sonntage nach der Oktave.

Khum hayliger Gaist, Herre Gott, erfüll mit deiner gnaden guet, deiner Glaubigen hertz gmuet vnd synn, dein inprinstige Lieb entzünd in vnns, O Herr durch deines liechtes Glantz, in ainem Glauben versamblet hast, das Volk auss aller Welde zungen, das sey dir Herr zu Lob und ehr gesungen.

Alleluia, Alleluia.

Bis Weihnachten wurde das Lied: „Mitten unsers Lebens Zeit" gesungen.

Von Weihnachten bis Maria Lichtmess.

Der tag der ist so freudenreich, aller Creature, dann Gottes Son von Himmelreich, ist über die nature, Von ainer Jungkhfraw ist er geporn, Maria du bist ausserkhorn, das du mutter werest, Was geschah so wunderleich, Gottes Son von Himmelreich, der ist mensch geporen.

Ein Kindelein so löbelich, ist uns geboren heute, Von ainer Jungkhfraw seuberlich, zu trost vnns armen leute, Wer vnns das Kindelein nit geborn, so wer wir allzumal verlorn, das hail ist vnnser alle, Ey du süsser Jesu Christ, das du Mensch geboren bist, behüt vnns vor der Helle.

Als die Sonn durchscheint das glass, mit irem klaren scheine, vnd doch nit verseret das, so merkhet all gemaine,

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