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hältnisse seines Daseins hindurchziehen und als ein vers verborgenes Schußmittel gegen Irrthum und Schuld sicher stellen, dies hat auf ihren objectiven Werth keinen Eins fluß; genug, die drei Ideen constituiren den Menschen im Menschen, und dieser kann sie demnach gerade so wenig außer Gebrauch und Ansehen seßen wollen, als er sich selbst nicht verlassen und entäußern kann. Mag also die Philosophie diese unverwüstliche Lehre immer wieder durch eine erkünstelte Theorie wegzuleugnen suchen; die aufges nöthigte Ansicht der Dinge und die unbewachte, weil uns bewachbare, simple Praris des gesunden Lebens außerhalb der Schule macht sie dafür eben so oft zur handgreiflichen Lüge an sich selbst. Wir aber kommen durch die Pråmissen dieser Grundmomente unserer geistigen Eristenz zu den gehaltvollsten Folgen.

Denn sehen wir, daß die sämmtlichen theoretisch - practischen Lebens - Erscheinungen des persönlich auftretenden Menschen, so vielfach modificirt sie sich auch nach Außen stellen mögen, doch irgendwie eine der drei angestammten Ideen des Wahren, des Sittlichen (Religiösen) und des Rechtlichen als leitende Norm zu Grunde has ben, sehen wir, daß und wie die einzelnen Vorgänge des geistig getriebenen Menschen - Lebens immer nur eine spes ciell concrete Gestalt jener primitiv abstracten Dreiheit seien: so haben wir eo ipso erkannt:

Erstens, daß auch der erlösende Gott bei der Wies dererhebung des gefallenen und dadurch aus seiner theoretisch-practischen Normal-Richtung gerathenen Menschen, die diesen angeschaffenen drei Haupts Ideen in ihrer realen Bedeutung nicht nur (negativ) respectiren und anerkennen werde, sondern (positiv) auch einzig darauf hinzielen müsse, diese Ideen in allem Wissen (Glauben) und Thun des Menschen wieder zu der ihnen ursprünglich angewiesenen, unbedingten Herrschaft zu bringen; und

Zweitens, daß die den Gang der Erlösung leitende Vorsehung auch die nach Außen tretenden großen Thatsachen der Geschichte durch alle Jahrhunderte nach diesem dreifachen Normal-Gesichtspuncte zu Einem harmonischen Ganzen prag matisch werde aneinander reihen und ord, nen müssen.

Wir haben hierorts nur die speciellen Erscheinungen, unter denen die alte Welt sich fortbildend ins Christenthum hinüberwarf, vor Augen und gehen zur Sache.

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Und dann bedarf es nicht einer mit penibler Gezwuns genheit hervorgesuchten Entwicklung künstlich verschlungener Beziehungen der geschichtlichen Phänomene, um die aus dem innern Geiste stammende Normal-Dreiheit des persön lich lebenden Menschen auch aus dem theoretisch-practischen Verkehre der Alten in ihrer factisch concreten Realitåt in die christlichen Jahrhunderte herüberkommen zu sehen. Die unzweideutige Stellung der vorchristlichen Geschlechter in den Lagen der Erscheinung des Menschen-Sohnes legt mit welthistorischer Offenheit die gewichtvollsten Momente zur Entscheidung in die Wagschale. Die theoretische Idee der Wahrheit, die practische des Sittlichen und des Rechts lichen, sind auch der dreifache Hebel der alten Geschichte gewesen: sie ziehen sich, hier nur vorbereitet, dort gereis nigter und der Vollendung mehr entgegenwachsend, fort und fort durch die bunten Reihen der einzelnen Völker schaften bis zur Morgenröthe des neuen Evangeliums. Da hat die alte Welt ihre Aufgabe gelöset und die Acten werden auf immer geschlossen. Sie liegen vor uns diese Acten, wir öffnen sie und lesen: Griechische Wiflenschaft, Jüdische Moral und Römisches Recht

sind der reine Endertrag des dreifachen Stre bens der vorchristlichen Zeitalter. In schroff nas tionaler Gegensäßlichkeit stehen diese drei geistigen Phå. nomene, die Blüthe vieler Jahrhunderte, einander gegen über, und sich wechselseitig postulirend und ergänzend,

sind sie schon im Vollzuge aus der starren Abgeschlossenheit ihrer einseitigen Vollendung sich gleichsam zu Einer persönlichen Ganzheit zu constituiren und, einfließend beeinflüssigt, ineinander zu laufen: da ereilt sie die frohe Botschaft des neugebornen Heilandes. Auch diese Thatsachen, großartig und bedeutungsvoll wie sie sind, liegen ungezweifelt vor Aller Augen; für unsern diesmalis gen Zweck noch folgende Einzelheiten zur überblicklichen Beachtung.

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1. Die jüdische Moral. — Das durch den Süns denfall des ersten Adam zerrüttete und in sich selbst vers derbte Menschengeschlecht sank tief und tiefer in die Finsterniß des Irrthums und des Bösen. Und als Gott sah, ,,daß sein Geist nicht bei dem Menschen bleiben werde" (1 Mos. VI. 3), da gereuete es ihn, den Mens schen geschaffen zu haben, und er vertilgte ihn von der Erde. Nur Eine Familie, die in treuer Verbindung mit dem Urquell alles Lebens geblieben, entrann unter gåtts lichen Schuße dem allgemeinen Untergange, zur Grundles gung einer bessern Zukunft. Ein neues Geschlecht ergoß sich allseitig über die neue Erde; doch mit ihm abermals der eingefleischte Geist des alten Verderbens. Die Liebe des erlösenden Gottes folgte auch hier dem Verirrten, bald våterlich warnend, bald richterlich strafend, auf daß er umkehre und folge der leitenden Stimme des eignen Bewußtseins. Das Gewissen, dieses in dem innern Selbst unverwüstlich gegebene Richtscheit des Lebens, ist die erste Vereinigung der natürlich angestammten Gesetz, lichkeit des moralisch practischen Vernunftgeseßes mit der übernatürlich nachhelfenden Gnade, der primitive Anfang des ganzen großen Erlösungswerkes; kurz: das erste Zusammentreffen des philosophischen Princips im Menschen mit dem übernatürlich geoffenbarten Beisaße. Und als diese geheime Macht des zum Bessern antreibenden Gottes in dem betåubenden Rausche der erbsündlich unordentlichen Sinnlichkeit nicht anerkannt wurde, da ers

sah sich der Herr den Einen aus Allen, der, stark im Glauben, allein seiner Stimme gehorsamt hatte" (1 Mos. XXII. 18), und in ihm segnend alle Völker der Erde, machte er ihn zum Vehikel der Verheißungen für alle Zukunft. Die Nachkommenschaft des Geprüf ten und treu Befundenen, von jeßt an unter den unmits telbaren Schuß des Himmels gestellt, war im Begriffe, sich zu einer politischen Nation zu constituiren, als sie unter furchtbar feierlichen Gestalten, von Gottes eigenem Finger geschrieben, die Geseztafeln des sittlichen Lebens erhielt und gläubig beschwor. Die erst noch verborgene Stimme des göttlich erleuchteten Gewissens und der angestammten Vernunft stellte sich jezt unter gleich göttlicher Auctoritåt factisch-positiv nach Außen, das Princip der Moral wurde zur öffentlich sanctionirten Norm der Nation erhoben, und Judenland durfte sich einer Vols lendung und Reinheit des sittlichen Lebens rühmen, wie kein anderes noch auf dieser Erde *). Die werkthätige Realisirung der zehn Gebote von Sinai ist das Factotum der jüdischen Geschichte, einer moralischen Geschichte, zu der das Volk in den Urzeiten der Erlösung den Grund gelegt, und die es bis auf den heutigen Tag noch durch alle Welt bruchstücksweise durchzusetzen sucht. So viel über die Gestaltung der dem Menschen-Geiste angestammten Idee des Sittlichen bis auf die Erscheinung des Christenthums.

2. Die griechische Wissenschaft. Seßen wir aus Asien nach dem europäischen Griechenlande über, so tritt uns der angestammte National-Geist sofort in wes sentlich anderer Gestalt entgegen. Es ist eine auffällige Eigenthümlichkeit, die auch der absichtslosesten Beachtung

*) Es bedarf_wohl kaum der Erinnerung, daß hier nur von der gottgewollten, idealen Bestimmung der Juden Rede sein Fönne, hinter der die concrete Wirklichkeit freilich zu allen Zeiten ziemlich weit zurückgeblieben. Dasselbe gilt von den folgenden Griechen und Römern.

nicht entgehen darf, daß die geistige Thätigkeit des Jus den-Volkes sich in dem Einen Worte des starren Fests haltens an dem alt Herkömmlichen characteristisch ausspreche. Die geschichtlich vorfindlichen Ueberlieferungen der Våter sind die stabile, unbewegliche Basis, auf der der Jude fußt, und die er, ohne innere Selbstthätigkeit, nur gläubig festhält. Wie ganz anders die Griechen! Verfolgen wir die griechische Geschichte von da, wo sie sich in unverbürgten Poesieen verliert, bis auf den leßten Athemzug ihrer Eristenz herab: das Princip der freien Selbstbewegung von Innen heraus ist die Eine belebende Seele dieser schönen Epoche der Menschenges schichte. Doch beschränken wir uns auf die Frage nach dem Character der griechischen Wissenschaft.

Wie die Idee des Sittlichen, so auch hatte die der Wahrheit des Verhältnisses zwischen Gott und der Welt in dem fernen Oriente, dem Ausgange des Menschenges schlechtes, sich nach und nach verdunkelt und endlich ganz verloren. Das Vorwalten des sinnlich intelligenten Lebens hatte die der rein geistigen Vernunftidee eignende Anerkennung des substanzialen Dualismus allmåhlig verdrångt, das absolute und das creatürliche Sein liefen unter der Gestalt eines Emanations-Pantheismus einheitlich iyeinander und tief und tiefer sank die theoretische Selbstständigkeit des persönlich intelligenten Geistes in die Sclaverei eines phantastischen Sensualismus. Vielartig, doch im Wesen idens tisch, zog diese Grundansicht der Dinge gegen das wests liche Asten hinüber, bis sie sich in dem europäischen Gries chenlande an der geistigen Rüstigkeit des Nationalcharacters brach und dann vollends und auf immer sich verlor. Die Geschichte des theologisirenden Menschengeistes nimmt hier eine veränderte Richtung.

Daß Philosopheme des Orientes in Griechenland eins getroffen, hat man theils vermuthet, theils bruchstücksweise nachzuweisen versucht. Dem sei wie ihm wolle; daß aber den Griechen das geschichtlich Ueberkommene nur zur Ans

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