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log des jüdischen Volkes, in gleicher Weise geistig vollendet und veredelt, durchzieht constitutiv das Moralgesetz der christlichen Liebe; und auch das römische Recht endlich steht, in der bessern Gestalt der reinen Geistigkeit seiner Bestimmungen gewonnen, als normales Richtscheit da, zur Regulirung der politischen Verhältnisse in christlichen Staaten,

Gehen wir nun auch auf diese Dreiheit der neuentstandenen Zeit, wie sie sich auf den unterliegenden drei Ideen der alten erhoben und christlich vollendet, etwas specieller ein. Wir müssen dies um so mehr, da wir wes nigstens bei Einer dieser drei Grundfesten der ganzen großen Menschengeschichte auf Ergebnisse stoßen möchten, die, so schlagend richtig sie auch nach dem Gesagten immer wieder hervorspringen wollen, doch namentlich in diesen Lagen nicht wenig Widerspruch finden. Wir können nicht umhin, hierauf zum mindesten aufmerksam zu machen.

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1. Die griechische Philosophie. Mit dem Geståndnisse, „die griechische Philosophie sei in ihrer wissenschaftlichen Vollendung die theore tische Grundlage der positiv christlichen Theos logie," stoßen wir dermalen, wo so ganz anderartige Erscheinungen den literarischen Markt besuchen, gewiß nach mehren Seiten hin an. Dies ist uns nicht unbekannt, und dennoch können wir nicht unterlassen, der Wahrheit die Ehre zu geben, und versichern, daß das Gesagte unser voller Ernst sei. Wir wollen uns erklären.

Die theoretische Vernunft, als welche dahin geht, jede reale Wirklichkeit aus ihrem Grunde als möglich zu bes greifen, ist die belebende Seele der griechischen Philosophie, und diese Vernunft ist es auch, die in ihrer geistigen Reinheit und ohne durch die anschauliche Weltansicht des empirischen Verstandes in ihren Functionen beeinträchtigt zu werden, über die Dinge der Erfahrung zu dem Glauben an einen jenseitigen Gott, als den höchsten und leßten Grund alles Seins, hinausführt. Und dies haben

ja auch die Griechen durch die That offen genug bewiesen, indem sie, nach vielfachen Vorstufen unter der Herrschaft des vorwaltenden Verstandes, endlich das Uebergewicht des Vernunftgedankens in Anaragoras und dem rüstigen Plato gewinnen und unerschütterlich in den Vordergrund stellen. Bis dahin kam die griechische Vernunft, - als welche außerhalb aller Offenbarung auf eignen Füßen stand! und nicht weiter, und wir verzeihen ihr gern, daß sie zwar einen jenseitig persönlichen Weltordner, aber nicht auch den absoluten Weltschöpfer gefunden hat. Die griechischen Philosophen haben Großes gethan in ihrer rein natürlichen Verlassenschaft, und unwidersprechlich zeugen sie von dem, was der Mensch schon durch die bloße Kraft seiner angestammten Intelligenz von Hause aus und ohne alle positive Dogmatik zu erreichen im Stande sei. Die heidnischen Griechen haben den Grunds stein gelegt, den sie durch den Hebel der im Menschengeiste gegebenen theoretischen Vernunftidee aus dem innersten Bewußtsein herausgewälzt: wir stehen im Vollgenusse des positiven Christenthumes, unsere Sache ist's, das Gebäude selbst nach dem Maaßstabe der vollendeten Wissenschaft aufzuführen.

Aber hier ist des Streites Ausgang für unsere Lage. Der Maaßstab unserer Wissenschaft, so sagt man, sei nicht mehr der der griechischen Vernunft; denn der griechische Grundstein sei der christlichen Sache nur ein Stein des Anstoßes. Und daher all die sonstigen Mißverståndnisse! - Die christliche Dogmatik hat mit der Ueberschwenglichkeit ihres Reichthumes die Lehren der Philosophie auf eins mal so sehr überschüttet, daß man vor lauter Christen die Menschen nicht mehr sieht, und wie dadurch die Wissenschaft überhaupt gar vielartige formelle Versuche auf gesichertem Materiale anzustellen nicht ermüdet, so spes ciell auch ist nach der Griechen Heimgang der angeblich neuentdeckten Beweise eines Gottes in christlichen Zeiten uicht Maaß und Ende mehr zu sehen. Da werden die

mannigfaltigsten Proben gemacht, die Eristenz eines Gottes darzuthun, Proben, die bei der durchgängigen Ercentricität ihrer Wendungen nur noch zwei Dinge miteinan der gemein haben, das eine, daß sie sämmtlich den schon vorab christlich geglaubten Gott für ihre Wissenschaft vers steckt im Hintergrunde haben, und das andere, daß sie eben dadurch den griechischen Vernunftweg mit einem anscheinlich aufgefundenen neuen vertauschen zu können meinen. Die heidnischen Griechen und ihre aus dem nas türlichen Menschen-Geiste sprechende Philosophie sollen mit den christlichen Dingen gar nichts gemein haben können, und wer als getaufter Christ heute noch das, was jene, durch die gesunde Natur ihrer Vernunft getrieben, nur bes gonnen haben, im Hellichte des psychologischen Selbstbes wußtseins derselben Vernunft wissenschaftlich vollendet, und als solches dem christlichen Glauben unterlegt d. h. wer heute auf griechischem Vernunftwege den dem Christens thume eignenden absoluten Schöpfer rein philosophisch gewinnt und beweiset, der findet mit seinem Gotte, weil er ein heidnischer und kein christlicher sei, keinen Glauben mehr, der philosophirende und theologisirende Zeitgeist erhebt sich in all seinen Formen und Gestalten dagegen, und es soll damit nichts gewonnen, vielmehr alles verloren sein, weil man, wie die Einen sagen: „hinter den idealen Anforderungen des Tages zurückgeblieben," wogegen die Andern erinnern: „daß schon christgläubig niets und nagelfeste Wahrs heiten nicht erst noch philosophisch bewiesen wers den dürften, wenigstens nicht nach Weise der unchristlichen Heidenkinder bewiesen werden könnten:" als wenn die Heiden nicht auch Menschen gewesen, oder doch der werdende Christ erst alles rein Menschliche von sich abzustreifen håtte! Die Philosophie hat sich seit jenen gesunden Naturzeiten der vernunftbes wegten Griechen aus einer Form in die andere herumges worfen, und die Beweise eines Gottes laufen in gleicher

Anzahl entsprechend ausstaffirt hintendrein; aber was der Lag gebar, das nahm er zerstörend wieder mit sich fort, die Zeiten wechseln und mit ihnen der Geist der Wissenschaftlichkeit; aber unerschütterlich, weil auf der theore tischen Uridee des Menschen geistes basirt, steht der Beweis der griechisch begründenden Vernunft. Und dies hångt mit der rückgängigen Bewegung der Philosophie seit den griechischen Zeiten bis auf die frische Gegenwart in der genauesten Verbindung, so zwar, daß sie, die Phis losophie, nachdem die Griechen ihre höchste und lehte Frage, die nach der Eristenz eines Gottes, in den Mittelpunct der Untersuchungen gezogen, und dann mit Cars tesius die tiefer liegende nach dem substanzialen Dualismus zwischen der Natur und Geisterwelt zur Hauptfrage geworden, durch Kants originellen Gedanken einer „Kris tik der reinen Vernunft" endlich im unmittelbarsten Bewußtsein des eignen Geistes ihren Ausgang genommen, und da, geleitet durch das psychologisch erfaßte Gesetz der Vernunft, den griechischen Instinct in seiner unveräußerlichen Bedeutung für den geistig intelligenten Menschen gefunden, mit dem Lichte des Selbstbewußtseins die ganze große Reihe der Realitäten von dem primitiven Ich bis zu dem abschließenden persönlichen Gotte wissenschaftlich erhellt und gläubig wieder gewinnt. Und so ist die Sache der neuen Wissenschaft im Wesen immer noch die der alten; das Neue ist nur ein neuer Ausgangspunct. Der Geist der Wissenschaft ist und bleibt der eine selbige; die Hauptprobleme wechseln mit dem Bedürfnisse des Zeitgeis stes, und was in des Menschen eignem Bewußtsein zu lesen, was den großen theoretischen und practischen Vorkommnissen des Einzelnen und der Gattung als normales Richtscheit natürlich angestammt und unveräußerlich ist, und wie er von da in die mannigfaltigen Formen des Lebens und des wissenschaftlichen Treibens hinüberkommen und legitim anbinden könne, das ist die Les

bensfrage unsers Zeitgeistes, und ihre Antwort ist nicht mehr ferne *).

Aber dieser unser in die Enge getriebene, griechische Vernunftbeweis eines Gottes hat ja selbst eine altapos stolische Approbation. Paulus gibt sich geradezu als Heidenapostel: und dann sind wir zu glauben geneigt, daß er doch auch von der heidnischen Sache etwas begriffen habe. Und dies muß wohl der Fall gewesen sein, indem er, die Offenbarung in der einen Hand, mit der andern die Heiden ohne Weiteres auf ihren rein nas türlichen Standpunct verweiset, wo sie den überweltlichen Gott auch ohne eine positive Offenbarung zu kennen, durch ihre eigne Intelligenz d. h. rein philosophisch, håtten finden können, und daß sie sonach, den positiven Juden gegenüber, gar nichts zur Entschuldigung vorbringen könnten. Ja sogar die Grundlage des Beweises gibt er ihnen an die Hand. Seit Anbeginn der Welt sei Gott aus seinen Werken erkennbar (Róm. I. 19 ff.), und man dürfe sich nur darauf einlassen, um ihn da zu finden und gläubig fest zu halten. Kurz: Der Apostel hat im Umgange mit den Heiden, das åcht menschheitliche intelligente Princip der theoretischen Vernunft im Auge, das Princip, welches den griechischen Philosophen allmåhlig den Weg nach Oben bahnte, und sie da zu Resultaten führte, die consequent genug der große Apostel auch wieder zu respectiren nicht anstand **).

Und endlich zeigt sich die Angehörigkeit des griechisch philosophischen Beweises zur theoretisch wissenschaftlichen Basirung des positiven Christenthumes auch noch an den Reactionen zwischen den ersten christlichen Theologen und

*) Das Weitere siehe in des Verfassers Schrift: „Der dreieis nige Pantheismus von Thales bis Segel." Köln 1837. bei Lumscher. S. 77–103.

**) Orig. contr. Cels. I. p. 817. Ὁ μὲν οὖν Παῦλος συνι δῶν ὅτι ἔστιν ἐν φιλοσοφίᾳ Ἑλληνικῇ οὐκ ἐυκαταφρόνητα τοῖς πολλοῖς κ. τ. λ.

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