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werfe und herrsche mit der Kraft des Geistes. Aber auch Rom mußte sich, als dritter Factor des Alterthumes, erst noch dem Einbruche dieser neuen Herrschaft reagirend ges genüberstellen. Grieche und Jude waren, jeder in seiner Weise, schon mit den neuen Dingen des Christenthums in Kampf getreten, und unablässig stritten die Schule und die Synagoge dagegen an. Als aber die neue Wahrheit, von den begeisterten Anhängern nach allen Seiten hinaus, getragen, endlich gar eine besorgliche Miene von Deffents lichkeit anzog und unerschrocken auch vor König und Kaiser erschien: da seßte auch die dritte Idee der alten Welt sich selbstvertheidigend zur Wehr und zog mit dem blutigen Schwerte der Politik gegen die Offenbarung zu Felde. Der zum Schuße der göttlichen Heilsanstalt bewaffnete Arm der römischen Machthaber erhob sich feindlich wider die junge Kirche, und Jahrhunderte lang dauerte das Mårterthum ihrer Wahrheit. Verjagt und verbannt war sie auf steter Flucht, nicht geduldet auf dem Schauplaße des öffentlichen Lebens, wohnte sie, geistig wie sie ist, im verborgenen Geiste: und nachdem erst viele Laufende ihrer starken Bekenner für sie in den Tod gegangen, da war die Kirche selbst auch groß und stark geworden. Und darnieder lagen endlich die drei Normal - Verhältnisse der alten Welt, erschüttert durch die Fülle der Zeiten. Was dem Starrsinn des moralisch anfeindenden Juden nicht gelungen, was der wissenschaftlich streitende Grieche vergebens versucht hatte, daran sollte zulezt auch die physische Kraft des politischen Römers zu Schanden werden.

Die Ueberzeugung von der Göttlichkeit des Christenthus mes mochte sich bei den Cåsarn des stolzen Weltreiches auch allmåhlig eingestellt haben, als Constantin der Große die Zügel der Regierung ergriff, und dem absterbenden Heidenthume den Todesstoß verseßte. Die christliche Religion, durch kaiserlichen Befehl zur Staatsreligion erhoben, war nun die Religion des

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allherrschenden Römerreiches! Und diese Relis gion sollte eben anfangen, in die großen Verhältnisse des Lebens wohlthuend einzugreifen, als wüste Horden, aus den Höhen Asiens herübergeworfen, das morsche Römer. reich in Schrecken fetten. Wild brausete der Sturm durch die Ruinen der Vergangenheit. Auch der frische Norden des jungen Europa war über die verwitterten Gestalten hergefallen, das neubeseelte Geschlecht der neuen Zukunft hatte sich unaufhaltsam in die römischen Provinzen ergoss sen, und die alte Herrin Roma sah schon den Thron ihs rer vergötterten Machthaber zu Boden geworfen, als Jus stinian, vom Genius der Weltgeschichte geleitet, wenigs stens den Gesammtertrag der geistigen Schäße seines Vaterlandes noch aus dem Gråuel der Verwüstung zu retten suchte, um ihn als testamentarischen Nachlaß der politischen Laufbahn seiner christlichen Enkel zu übermachen. Ein kaiserliches Geschenk! - Der Justinianische Coder, die Institutionen, die Pandecten sind die Quintessenz des politischen Römerthumes, der geistige Spies gel seiner großen Geschichte, und als solcher für die Ges schichte der christlichen Jahrhunderte das correlative Seis tenstück zu dem Moralgeseße des jüdischen Moses und den theoretischen Philosophemen der Griechen.

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So stehen wir denn in den verjüngten Zeiten des Christenthumes, auf dem unterliegenden Grunde der alten. Gekrönt mit dem dreifachen Siegeskranze der Wahrheit, der Tugend und des Rechtes lebt der Christ in der treuen Erfüllung der Verheißungen dessen, der von sich sagen konnte: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Gehet also hin, lehret alle Völker, und lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und sieh: ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt" (Matth. XXVIII. 18). Wir sind, was wir geworden: christianisirte Gries chen (?) in der Wissenschaft der Theologie, christianisirte Juden in der Kirche und christianisirte Römer im Staate: Zeitschr. f. Philof. u. kathol. Theol, 25, H.

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wir sind die dreifach neue Welt auf dem dreifachen Fun damente der alten.

Rechtfertigende Bemerkungen über das in der Bibel berichtete Verfahren Gottes und der Ifraeliten beim Auszuge der letztern aus Aegypten mit befonderer Berücklichtigung eines Auffatzes über diesen Gegenstand von 6. Fr. Baumer in den Polemilchen Blättern, betreffend ChriLtenthum, Bibelglauben und Theologie. 1. Heft. Nürnberg 1834. von Scholl. In der biblischen Geschichte von dem Auszuge der Iss raeliten aus Aegypten kommen unter andern zwei HauptSchwierigkeiten vor, wonach die Handlungsweise Gottes beim ersten Anblick als Gottes unwürdig, als unmoras lisch, und somit die Glaubwürdigkeit und das gött liche Ansehen des Berichtes, worin dieselbe erzählt wird, als umgestoßen erscheint. Die erste Schwierigkeit besteht darin, daß Gott, wo er durch Moyses den Israeliten seinen Willen kund thun läßt, sie für immer aus Aegyps ten zu führen, den König von Aegypten nur angehen låßt, den Israeliten einen dreitågigen Zug in die Wüste zur Begehung eines Opfers zu gestatten. Die andere Schwierigkeit liegt in dem vorgeblichen oder wirklichen Befehle Gottes, kostbare Geråthe und Kleider von den Aegyptiern zu borgen, ohne sie wiederzugeben.

Die Lösung und Beseitigung dieser Schwierigkeiten, besonders der leßtern, war von den åltesten Zeiten herab bis auf die neuesten ein Gegenstand ernster Beschäftigung von Seiten der Apologeten der göttlichen Offenbarungsurkunden. Schon Philo befaßte sich damit in seiner Vita Moysis 1. 1. p. 624. edit. Paris. 1640, und nach ihm mehrere Våter, als Irenaeus adversus haereses lib.

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IV. cap. 49, Tertullianus adversus Marcionem lib. 2. cap. 20. Augustinus contra Faustum lib. 2. cap. 71. Theodoretus qu. 23 in Exodum. - . Clemens Alexandrinus lib. 1. Strom. Aehnlich, wie die Våter, behandeln in den folgenden Zeiten die Schrifterklås rer die benannten Schwierigkeiten, jedoch mit dem Unter, schiede, daß sie die verschiedenen Gründe, welche zur Wegs råumung jener Schwierigkeiten von ihnen angeführt wer den, gewöhnlich zusammenstellen, und alle als mehr oder minder gültig annehmen.

In Beziehung auf die erste Schwierigkeit, welche den dreitägigen Zug der Israeliten in die Wüste betrifft, Jes hovah daselbst ein Opfer zu bringen, sagen sie: es liegt in dem Befehle Gottes, einen dreitågigen Zug in die Wüste von Pharao zu begehren, nichts Betrügerisches, Gottes Unwürdiges, da ja wirklich die Hebråer spåter diesen Zug zu dem Zwecke veranstalteten. Es ist nur das bei ein Verschweigen der vollständigen Wahrheit von Gott hier vorgeschrieben, worin nichts Unerlaubtes liegen kann, da keine Pflicht vorhanden war, die volle Wahrheit dem Pharao aufzudecken; vielmehr mehrere Gründe obwalteten, die Wahrheit demselben zum Theil vorzuenthalten, da ja vorherzusehen war, daß Pharao im Falle, daß Moyses sofort den vollen freien Abzug der Israeliten begehrt håtte, noch weit schårfere Maaßregeln ergriffen haben würde, das Volk zu drücken, und in diesem Falle alle weitere Ver handlung zwischen Moyses und Pharao wåre abgebrochen worden, und die Israeliten um so eher gegen Moyses sich beschwert und nichts mehr von ihnen håtten wissen wollen.

Rücksichtlich des andern Punctes berufen sich die Vers theidiger der göttlichen Offenbarungsurkunden 1) auf das Eigenthumsrecht, welches Gott über alles Geschaffene hat, dem zufolge er dem Einen Etwas nehmen, und dem Ans dern es geben kann, 2) auf die compensatio occulta, wonach es den Israeliten gestattet war, für so viele harte Dienste, die sie zum Vortheile der Aegyptier geleistet hat

ten, ohne einen Lohn dafür zu erhalten, das ihnen von den Aegyptiern Geborgte behalten zu dürfen; 3) auf das Königsrecht, wonach die Israeliten, nachdem sie einmal feindlich von den Aegyptiern angegriffen wurden, als Sieger behalten dürften, was sie gleichfalls als Beute von ihren Feinden von früher her befaßen; 4) darauf, daß die Aegyptier für das, was sie den Israeliten an Gold, Sil, ber und Kleider gaben, sattsam entschädigt wurden durch die im Lande Gosen von den Israeliten erbauten Häuser und angebauten Felder, welche sie mit vielen Geråthen den Aegyptiern zurückließen.

Diese Gründe sind es hauptsächlich, womit man in frühern Zeiten die göttlichen Offenbarungsurkunden hinsichtlich des Verfahrens Gottes und der Israeliten zu vertheidigen suchte; man hielt dieselben auch für vollkom men hinreichend und fah deswegen in Betracht derselben die anscheinenden Schwierigkeiten rücksichtlich dieser Puncte als beseitigt an. Ob die Gründe nun wirklich alle halts bar seien, wird sich erst später herausstellen. In der neuern Zeit indessen, wo durch den überhand nehmenden Skepticismus und Rationalismus die göttlichen Offenbarungsurkunden mit Feindseligkeit behandelt wurden, und noch werden, weil man von der Voraussetzung als einer ausgemachten Wahrheit ausgieng, daß jede vorgebliche Offenbarung Gottes an die Menschen ein Trugwerk sei, und die hh. Bücher, worin solche berichtet werden, keinen Glauben verdienen, wurden die in Frage stehenden Schwie. rigkeiten mehr als sonst hervorgehoben und als schlagende Beweise angeführt, daß die vorgeblichen Offenbarungsurkunden aller Glaubwürdigkeit ermangeln. Allein mit dem Angriffe der Offenbarungsurkunden traten auch in neuerer und neuester Zeit zahlreiche Vertheidiger derselben auf, welche die Gründe, womit man jene anfocht, zu widerles gen und den alten übererbten Glauben an die Göttlichkeit dieser Urkunden zu halten sich bemüheten. Als solche tras ten rücksichtlich der genannten Schwierigkeiten von Seite

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