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und zur Würdigung ihres wissenschaftlichen Werthes fol gende authentische Musterkarte.

1) Abwesenheit aller Vernunft-Kraft; Strato.

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Verstand und Vernunft hatten, bald steigend, bald fallend, lange einander antinomisch gegenübergestanden, als sie in Plato und Aristoteles gleichsam dualistisch auseinander traten, und sich isolirt ausbildeten. Plato folgte der nach oben führenden Vernunft, und erreichte einen beinahe schöpferischen Gott; Aristoteles fällt dem vollen Verstande in die Hände, hat daher in einem fort mit den empirischen Begriffen der Welt zu thun, und sein nur mißbrauchsweise der ewigen Bewegung" vorges setter erster Beweger," sein Gott, war dem Verstande ein eben so überflüssiges als ungerechtfertigtes Etwas. Dies erkannte Strato, sein consequenter Nachfolger; dieser schob also den nichtsthuenden Gott bei Seite, wies die Welt an sich selbst, und lehrte dann als crassester Verstand das Sogewesensein der Welt nach Substanz, Eigenschaften und Zustånden von Ewigkeit her, und damit zugleich den vollendetsten Atheismus als cons sequentesten Aristotelismus.

2) Die Kraft der mechanischen Bewegung;
die Atomifer.

Von der absoluten Verstandes-Herrschaft des Strato eine Stufe aufwärts haben wir die Aussicht in die Werkståtte der Atomistik, und die Vernunft ist wenigstens wach geworden. Hålt Strato die Welt in ihrem ganzen dreifachen Umfange noch in dem vorliegenden status quo ungestört zusammen, so verliert sie unter den Händen der Atomiker doch schon die primitive Zuständlichkeit der Cohåsion, und der Begriff des Entstehens ist in diesem Bereiche schon ein realer geworden. Diesem entspricht andererseits auch die Bedeutung der Welt bildenden Kraft dadurch, daß ihr, statt des Nichtthuns des Aristotelischen

Gottes, schon das Geschäft des einheitlichen Zusammentreibens der substanzial und eigenschaftlich vorhan, denen, aber zerstreuten Atome obliegt: die unterst - mögliche Tendenz zur Erreichung eines absoluten Schöpfers! 3) Die den Aggregatzustand åndernde Kraft;

Thales.

Die Atomiker zerstückeln und zerstreuen die Welt in ihre constitutiven Partikeln, sehen sie eben so mechanisch wieder zusammen, und geben so dem Begriffe des Entstehens nur die Realität des Formalen. Thales negirt schon die Existenz der empirischen Dinge, mit Vorbehalt des alleinigen Wassers, und vindicirt so dem Gedanken der Entstehung auch in stofflicher Hinsicht ein Object. Nur das Wasser, sagt er, war ursprünglich vorhanden, und aus diesem ist alles übrige realiter entstanden. Entsprechend genügte aber so auch die bloß atomistische Bewegung der Wassertheile im Raume nicht mehr zur Production des Nichtseienden; die Wirksamkeit des Grundes mußte eine hervorbringende sein, und so wurde, weil das Wasser zwischen Luft und Erde die Mitte hålt, die Welt bildende Kraft eine „verdichtende und vers dünnende," und diese das allerfüllende göttliche Drincip” (πάντα πλήρη θείων εἶναι).

4) Die chemisch - zerseßende Kraft; Anaximander.

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Warum soll aber nicht auch das Wasser entstanden sein? So fragte Anarimander, und antwortete: alles Erfahrbare sei einmal nicht gewesen, ein völlig unerfahrbares Etwas müsse als gemeinsame Ursubstanz des Werdens zu Grunde liegen: ein totales „Aлegov," an dem der Verstand, seiner ganzen empirischen Baarschaft beraubt, nur noch den abstracten Begriff des substanzialen Seins schlechthin zu denken hat. So mit keiner Erfahrung mehr in Verbindung, genügte auch der Thaletische CausalProceß des Verdichtens und Verdünnens nicht mehr. Um

aus dem Unerfahrbaren in diese Welt hereinzukommen, stellte sich die Nothwendigkeit einer gewaltthätig chemischen „Ausscheidung von causalen Gegensåßen“ in der Ursubstanz ein, und damit war eine in das innerste Wesen des Weltseins eingreifende Causalitåt gewonnen. Das allwirkende Princip ist ihm,,rò εlov."

5) Die physisch-blind ordnende Kraft;

Empedokles.

Absolute Schöpfung und Anordnung des Geschaffenen sind die zwei Hauptrücksichten in der griechischen Frage; die bisherigen Philosophen hatten die erste im Auge, und brachten es bis zu einer inhaltlosen, leeren Weltsubstanz; mit Empedokles beginnt die zweite, und dieser deducirt die in der Erfahrung gegebene gute und schlechte Ordnung der Dinge aus einer entsprechenden Gegensäßlichkeit der in der Ursubstanz aufeinander wirkenden physischen Kräfte, unter der abstracten Bezeichnung der „pilia und des veï xos." Jene bedingt das Gute, dieses das Schlechte; aus dem Conflicte beider entstand die gemischte Welt.

κος.

6) Die intelligent und frei ordnende Kraft; Anaragoras.

Die Empedokleische Richtung führt Anaragoras weiter fort, und er gewann, der erste, den Glauben an einen persönlichen, dualistischen Gott. Die Natursubstanz verfährt in all ihren Productionen weder nach bestimmten Zwecken, noch auch mit selbstbestimmender Freis heit des Willens; die Welt könne aber ohne beides nicht entstanden sein: also müsse, sagt Anaragoras, zur Hers vorbringung der Weltordnung ein jenseits der Welt selbst hinausliegendes persönliches Wesen postulirt und ges glaubt werden. Die Materie habe in chaotischer Unords nung gelegen, da sei der ordnende vernünftige Nous hinzugetreten, unter dessen Leitung die Weltentstehung zu Anfang und zu Ende gekommen. So hatte sich die aufstre

bende Vernunft nach harter Anstrengung endlich den Fesseln des empirischen Verstandes entrissen, und ihr eigenes dualistisches Gebiet in Besitz genommen: eine herkulische Arbeit, von der wir, durch christliche Wahrheiten gehoben, sicherlich den Begriff verloren haben! *).

7) Die beinahe schöpferische Kraft; Plato. Den Schlußstein zu diesem originellen Gebäude legte ein Philosoph, der mit Recht den Namen des Großen führt. Die vorstehenden beiden Hauptrichtungen seiner Vorgånger faßt Plato in Einheit zusammen, und bringt sie der absoluten Vollendung ungleich nåher. Seine Lehre verdient in diesem Puncte auch wirklich unsere Aufmerks samkeit und ist kurz diese.

Nach der Verstandesseite uns wendend, hören wir unsern Philosophen in Klagen ausbrechen über das Geschäft, das Wesen der Materie zu bestimmen **). Doch sei die Untersuchung nicht aufzugeben. Die Materie liege aber als solche da, ohne durch eigne innere Selbstkraft etwas gestalten zu können; sie empfange Kraft und Saft und jegliche Ordnung erst von Außen. Sie sei also für das wahre Sein der Welt eigentlich nur das Gefäß oder Vehikel (exuayɛĩov), auf welches sich die entstehende Welt gleichsam herablasse, einseße und gestalte (diaoxnuɑτιζόμενον ὑπὸ τῶν εἰσιόντων), moburd, bann bie gemur, dene Schöpfung zu einem nachbildlichen Reflere des vors bildlichen Jenseits sich mache. Schon diese Bestimmun gen der Verstandes- Welt seßen unsern Plato über alle

* Daß der pantheistische Zeitgeist die endliche Gewinnung des Dualismus nicht auch für einen enormen Fortschritt der griechischen Philosophie halten dürfe, ist auffällig genug. Auch Ritter sieht ihn für einen Rückschritt an, Gesch. d. Philos. I. S. 300. Allein wahr ist und bleibt: Die Griechen lehrten nicht, was sie nach einer mitgebrachten firen Idee lehren wolle ten; sie lehrten, was sie unter Leitung der bewußtlos drängenden, begründenden Vernunft lehren mußten. Hiers nach bestimmen sich die Rück- und Fortschritte von selbst auch. **) Ich beziehe mich im Wesentlichen auf den Timäus.

Griechen hinaus. Auch Anaragoras hatte sich zwar. schon dualistisch über die Welt des Verstandes erhoben; aber Plato bringt der erste das eigentliche reale Sein dieser Welt aus der dualistischen Jenseitigkeit seines Gots tes herab: eine kräftige Erinnerung an die absolute Schö pfung! Dieser aber tritt Plato noch nåher.

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Der das überweltlich herabkommende reale Weltsein auf eine schwer auszusprechende und wunderbare Weise" aufnehmende alte Weltreft sei im Grunde nur das, was man so den leeren Raum nenue (tò tñs xwgas), und das da allem dem, was entstehe, einen Siz unterstelle (ἕδραν δὲ παρέχον ὅσα ἔχει γένεσιν πᾶσιν), wie wir es ja überhaupt für nothwendig halten, daß alles, was das sei, an einem Orte sei und einen Raumtheil ausfülle (καὶ φαμὲν ἀναγκαῖον εἶναί που τὸ ὂν ἅπαν ἔν τινι τόπῳ καὶ κατέχον χώραν τίνα): uno fo fei enn auch bie alte Materie für sich wohl nicht da, sondern frage sich immer nur, wie die Erscheinungen des Traumes, mit dem Silbe eines anbern herum (ἑτέρου δέ τινος ἀεὶ φέρεται pártaoμa), woher es komme, daß sie selbst auch gewissers maßen eine Art von Eristenz behaupte, oder sie sei ganz unb gat nid)ts (ουσίας αμωσγέπως αντεχομένην ἢ μηδὲν τοπαράπαν αὐτὴν εἶναι). So hat Plato da, wo er die Frage nach dem Entstehen verhandelt, dem empirischen Verstande die dreifache Welt ihrem ganzen Umfange nach entzogen, und ihm zur Aufnahme der Dinge, die da noch kommen sollen (räv eiocóvtwv), nur noch den „leeren Raum“ gelassen. Und selbst diesem sett er noch zu Leibe und gesteht, seine vorweltliche Realität werde doch nur durch einen sinnlosen Act unserer Intelligenz noch festgehalten, durch einen „unächten“ oder „Bastardges danken" (an dem Verstand und Vernunft zugleich Ans theil nehmen!), und dem sei nicht besonders zu trauen (μετ' ἀναισθησίας ἁπτὸν, λογισμῷ τινι νόθῳ μόγις TLOTóv *)). Diese Worte begegnen uns in dem ganzen

*) Vergl. Tim. Locr. de an. mundi, zu Anf. u. Plut. de pl. phil. I. 19.

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