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In dem schweren Bewußtsein der Verschuldung und unter den schmerzlichen Wirkungen der Strafe bleibt jedoch der Trost, daß Gott die Strafe, nicht um die Sünder zu verderben, sondern um den Weg zur Wiederherstellung in ihrem eigenen Innern anzubahnen, verordnet hat. Indem Gott das Uebel als Strafe auf die Sünde folgen läßt, läßt er zugleich aus der Strafe das Heilsverlangen als den Heilsanfang entspringen. Aus dem Bes wußtsein der Verschuldung und Strafwürdigkeit entwickelt sich zu= erst das Bewußtsein der Möglichkeit und Nothwendigkeit der Erlösung. Den Weg, auf welchem diese zu Stande kommt, aufzuzeigen: das wird nun die Aufgabe des folgenden Hauptstückes sein.

unserer Gattung aus, der, so lange wir ihn nicht herausbringen, den Keim des Guten hindert, sich, wie er sonst wohl thun würde, zu entwickeln." Mit Recht hat Kant zugleich auch auf das angeborene Gut, „die Empfänglichkeit der Achtung für das moralische Gesch“ (a. a. D., 14 f.) hingewiesen.

Zweites Hauptstück.

Von der durch Jesum Chriftum vollzogenen

Erlösung.

Zehntes Lehrstück.

Die göttliche Selbstmittheilung auf Grund der göttlichen Eigenschaften.

Böhm, die Lehre von den göttlichen Eigenschaften, 1821. *&I= wert, Versuch einer Deduktion der göttlichen Eigenschaften (Tüb. Zeitschrift f. Theol., 1830, 4). Steudel, über Eintheilung der in Gott zu denkenden Vollkommenheiten (ebendaselbst). - Blasche, die göttl. Eigenschaften in ihrer Einheit und als Principien der Weltregierung dargestellt, 1831. *Bruch, die Lehre von den göttlichen Eigenschaften, 1842. - Moll, de justo attributorum Dei discrimine, 1856.

Die Erlösung hat ihren lezten Grund in einer derartigen göttlichen Selbstmittheilung, vermöge welcher Gott sein ewiges Wesen, und zwar in so fern er schlechthin der Grund, das Leben und der Zweck der Welt ist, in der Zeit derselben offenbart. Die sogenannten göttlichen Eigenschaften enthalten lediglich den Ausdruck für die Hauptformen der Selbstoffenbarung Gottes in seinem Verhält

Die dreifache Be jogenheit Gottes jur Welt.

nisse zur Welt. Dieselben sind: 1) Eigenschaften des Grundes, in so fern das Sein der Welt, d. h. das Weltall, und in so fern das Sein des Guten in der Welt, d. h. die Weltordnung, jeden Augenblick schlechthin durch Gott gesezt wird. Sie sind: 2) Eigenschaften des Lebens, in so fern das Leben der Natur, d. h. der Naturzusammenhang, und in so fern das Leben des Geistes, d. h. die Weltgeschichte, jeden Augenblick schlechthin durch Gott bewirkt wird. Sie sind endlich: 3) Eigenschaften des Zweckes, in so fern die Wirkungen des Bösen in der Welt, d. h. das Reich der Sünde, durch Gott schlechthin aufgehoben, und die Wirkungen des Guten in der Welt, d. h. das Reich Gottes, durch Gott schlechthin zu ihrem Ziele geführt werden. Die beiden Eigenschaften des göttlichen Grundes sind: die Allmacht und die Heiligkeit; die beiden Eigenschaften des göttlichen Lebens: die Allgegenwart und die Allwissenheit; die beiden Eigenschaften des göttlichen Zweckes: die Gerechtigkeit und die Weisheit.

uns

§. 51. Hätte Gott die Welt geschaffen, um dieselbe nach ihrer Erschaffung sich selbst zu überlassen, dann könnten wir — dem Ergebnisse unserer bisherigen Untersuchungen zufolge keinen anderen Ausgang der Weltschöpfung denken, als ein allmäliges Zurücksinken derselben in die Nacht der geistigen und fittlichen Selbstauflösung. Und wenn auch die Erinnerung an die Herrlichkeit ihres göttlichen Ursprunges so lange nicht ganz in ihr erlöschen, und der Schmerz der Sehnsucht nach Wiederherstellung des gestörten Heils so lange nicht ganz in ihr verschwinden könnte, als vermöge göttlicher Schöpferwirksamkeit noch neue persönliche Geister auf den Schauplaß der Welt treten würden: an eine schließliche glückliche Lösung der furchtbaren, das Weltganze zerreißenden, Dissonanzen, an einen endlichen vollendeten Sieg der Kräfte des Lichtes über die Gewalten der Finsterniß in ihr wäre unter jener Voraussetzung nicht zu denken. Jene Voraussetzung

ist nun freilich von unserm Standpunkte aus gar nicht möglich; nur auf einem solchen, welcher jede persönliche Selbstmittheilung des göttlichen Wesens an die Welt läugnet, also dem deistischen oder pantheistischen, hat sie einen Sinn *). Da es, wie wir in unserer Gotteslehre dargethan haben, in dem Wesen Gottes als solchem begründet ist, sich an die Welt mitzutheilen **), so kann auch die Welt nicht lediglich ihrem eigenen Schicksale überlassen bleiben. Sie ist vielmehr ihrer ewigen Bestimmung nach eine ununterbrochene Offenbarungsstätte des göttlichen Wesens; der einzige Umstand, daß aus dem ewigen göttlichen Schöpfergrunde täglich Tausende von neuen Persönlichkeiten, wenn auch zunächst noch in den Schleier der Bewußtlosigkeit eingehüllt, in die Welt treten, ist der deutliche Beweis dafür, daß das Wesen Gottes keinen Augenblick aufhört, in der Welt sich zu manifestiren, daß Gottes schöpferische Kraft einem Strome gleicht, der nie versiegt.

Aus dieser unversiegbaren Schöpferwirksamkeit Gottes fließt nun auch die Quelle der Erlösung. Weil Gott feinen Augenblick aufhören kann, die Welt an seinem ewigen Wesen theilnehmen zu lassen, weil es zu seiner Wahrheit gehört, sein Bild in immer neuen Zügen in den Erscheinungen des endlichen Lebens abzuspiegeln: darum kann er die Welt den Mächten des Bösen, des Verderbens und Unterganges, auch nimmermehr überlassen, darum ist die Macht seines Lichtes und Lebens in ihr stärker, als die Gewalt der Finsterniß und des Todes.

Ist schon im ersten Bande von uns erkannt worden ***), daß das Wesen Gottes in seinem Verhältnisse zur Welt in einer dreifachen Bezogenheit sich darstellt: als der Grund, das Leben und der Zweck der Welt, so folgt nothwendig hieraus, daß auch die erlösende Thätigkeit Gottes in einer dreifachen Form sich offenbaren muß: Gott ist der Grund, das Leben und der Zweck der

*) Daher fehlt auf dem Standpunkte der Strauß'schen Dogmatik die Stelle für die göttlichen Eigenschaften ganz, natürlich da die Stelle für den persönlichen Gott fehlt (a. a. D. I, 613 f.): „Sollte etwas genannt werden, was im System der Philosophie eine Stellung einnimmt, welche der Stellung der göttlichen Eigenschaften im Systeme der kirchlichen Theologie vergleichbar ist, so wären es die Weltgeseze." **) Bd. II, S. 48.

***) Bd. I, §. 50, S. 198 f.

Die Gintheilung

der Eigenschaften Geltes.

Erlösung, d. h. vermöge seiner erlösenden Thätigkeit theilt er sich der Welt als ihr Grund, als ihr Leben und als ihr Zweck mit.

§. 52. Hier ist nun der Punkt, an welchem die Lehre von den göttlichen Eigenschaften ihre richtige Stelle findet. Die kirchliche Dogmatik hat dieselbe in der Regel in unmittelbarer Verbindung mit der Lehre von dem göttlichen Wesen an der Spize der Dogmatik abgehandelt, in der Vorausseßung, daß die göttlichen Eigenschaften eine, wenn auch nicht schlechthin adäquate, Beschreibung des göttlichen Wesens selbst enthielten. In diesem Sinne versteht der Lombarde unter einer göttlichen Eigenschaft, was von Gott in Gewißheit seines Wesens ausgesagt wird"), Thomas von Aquino dagegen, was Gott nicht sowohl ist, als was er nicht ist**). Im Allgemeinen ist die vorreformatorische Theologie überhaupt der Ansicht, daß die Dogmatik in der Lehre von den göttlichen Eigenschaften das Wesen Gottes in seinen Einzelbestimmungen darzulegen habe.

Je mehr der Protestantismus, nicht ein bloßes Wissensbedürfniß, sondern das Heilsbedürfniß zu befriedigen, den Beruf fühlte, um so weniger konnte ihm die Frage nach dem Wesen Gottes, als solchem, ein lebendiges Interesse abgewinnen, und hierin liegt auch der Grund, weßhalb Melanchthon in der ersten Ausgabe seiner Hypotyposen auf die göttlichen Eigenschaften gar nicht zu reden kommt, in den späteren sie sehr kurz erledigt ***). Gleichwohl aber vermag die, sonst möglichste biblische Einfachheit austrebende, melanchthon'sche Schule von der hergebrachten Ansicht, daß die Eigenschaften Wesensbeschreibungen Gottes seien, sich nicht loszu

*) Sent. I, dist 35: quae communiter secundum substantiam de Deo dicuntur.

**) Summa I, qu. 3: Cognitio de aliquo an sit, inquirendum restat, quomodo sit, ut sciatur de eo quid sit. Sed quia de Deo scire non possumus quid sit, sed quid non sit, non possumus considerare de Deo, quomodo sit, sed potius quomodo non sit.

***) De Deo: ut autem descriptionem aliquam Dei teneamus, conferam duas: alteram mutilam Platonis, alteram integram, quae in Ecclesia tradita est et ex baptismi verbis discitur. Nach der zweiten wird Gott beschrieben als essentia spiritualis, intelligens, aeterna, verax, bona, pura, justa, misericors, liberrima, immensae potentiae et sapientiae. Dann folgen die trinitarischen Bestimmungen.

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