Sayfadaki görseller
PDF
ePub
[graphic][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed]

DAS KULTURPROBLEM

DES MINNESANGS

STUDIEN

ZUR VORGESCHICHTE DER RENAISSANCE

VON

EDUARD WECHSSLER

IN ZWEI BÄNDEN

BAND I

MINNESANG UND CHRISTENTUM

HALLE A. S.
VERLAG VON MAX NIEMEYER
1909

Alle Rechte,

auch das der Übersetzung,

vorbehalten.

Hari.

11-18-36 32634

Vorwort.

Mit Beginn des zwölften Jahrhunderts gediehen an den bildungsfreudigen Höfen Südfrankreichs die ersten Anfänge der Kultur, die man als neuere der mittelalterlichen entgegenzusetzen pflegt. Der Minnesang, den zuerst die provenzalischen Troubadours, dann nach ihrem Vorbild Nordfranzosen und Deutsche, Italiener und Portugiesen in ihren Landessprachen vortrugen, war im höchsten Sinne zugleich Ertrag und Träger einer neuen Kultur. Diese höfischen Künstler zeigten den Weg, der von der mittelalterlichen Gebundenheit zu jener Selbstbefreiung des modernen Menschen führte, die zuerst in Italien vollzogen und mit dem Namen Renaissance belegt worden ist. Diese lyrischen Dichter verkündeten in Selbstbekenntnis und Lehre eine auf das Diesseits gerichtete, eudämonistische und vorwiegend ästhetische Weltanschauung.

Es ist kein Zufall, dass diese höfische Aufklärung mit der christlichen Reformbewegung der Albigenser und Valdeser auf demselben Boden erwuchs. Wie diese befand sie sich in einem scharfen Gegensatz zu der herrschenden Lebenswertung der Kirche. Aber da die geistigen Mächte der Zeit, Kirche, feudaler Staat und Rittertum, die Existenzbedingungen und Bildungsmittel auch dieser neuen Kultur geschaffen hatten, empfingen notwendigerweise jene Vertreter der neuen Menschheitsbildung die Formen ihres Anschauens und Denkens von der älteren Kultur, über die sie selber schon hinauszuwachsen begonnen hatten.

„Der Entwickelungsprozess entzieht sich unserer Kenntnis." Diesen Satz stellt HEINRICH MORF an die Spitze der knappen, aber vortrefflichen Charakterisierung, die er in seinem jüngst erschienenen Gesamtbild der romanischen Literaturen dem Minnesang gewidmet hat. In der Tat sind wir heute noch weit davon entfernt, eine innere

a*

« ÖncekiDevam »