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KF3048

HARVARD

UNIVERSITY
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Vorrede.

Einem äussern Umstande verdankt dieses Buch seine Entstehung: bei meinen Vorträgen über italienische Sprache und Literaturgeschichte empfand ich den Mangel eines Werkes, das mir dort als Lesebuch, hier als Beispielsammlung dienen könnte. So war bei Verfassung gegenwärtigen Buchs zunächst meine Absicht auf eine wissenschaftliche Anthologie gerichtet, welche den Entwicklungsgang der schönen Literatur Italiens von der ältesten bis auf die neueste Zeit in seinen wichtigsten Erscheinungen darstellte. Als ich dann aber den Plan zu dem Werke ausarbeitete, setzte ich mir ein weiteres Ziel: dieses Handbuch allen Freunden der italienischen Dichtung bestimmend, versuchte ich es, in kurzen literaturgeschichtlichen Uebersichten, die ich den drei die Hauptepochen der Literatur umfassenden Büchern voraussandte, sowohl den innern Zusammenhang der allgemeinen literarischen Entwicklung darzulegen, als das besondre geschichtliche wie ästhetische Verständniss der einzelnen mitgetheilten Hervorbringungen zu vermitteln. So zerlegt sich das Ganze in zwei Abschnitte, die indessen in inniger Beziehung zu einander stehn: denn die in der Anthologie abgedruckten Hervorbringungen sind auch vorzugsweise in dem literaturgeschichtlichen Abrisse berücksichtigt worden, indem daselbst zu ihrer Erklärung mitunter sogar auf Einzelnheiten eingegangen wurde.

Was die Ausarbeitung beider Abschnitte im Besondern betrifft SO sei es mir hier vergönnt wenigstens über die Grundsätze, die mich dabei leiteten, in Kürze mich auszusprechen. Von einer wissenschaftlichen Anthologie muss vor Allem ein correcter Text, nicht minder aber, sowohl zur Bewahrheitung desselben als zur Verbesserung etwaiger Druckfehler und Irrthümer eine genaue Angabe der Quellen, aus welchen er geschöpft ist, gefordert werden. Das letztere ist in allen mir bekannten allgemeinen Anthologien, nicht bloss der italienischen, sondern der romanischen Literaturen

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überhaupt, versäumt: was ich allein schon für einen grossen Mangel erachte. Ich habe mich bestrebt die besten Ausgaben, oder wo das nicht möglich war, wenigstens gute dem Text zu Grunde zu legen: oft habe ich bei den bedeutendern Dichtern mehrere benutzt, und dann die wichtigsten Lesearten angeführt. In dem am Schlusse des Buchs abgedruckten alphabetischen Verzeichniss der Quellen wird der Kundige eine Anzahl vorzüglicher, auch manche sehr seltne und alte Ausgaben finden. Was die Mailänder Sammlungen der Klassiker betrifft, deren in jenem Verzeichniss gedacht wird, so sei für den Nichtkenner bemerkt, dass die mit ** und mit *** bezeichneten im Allgemeinen sehr empfehlenswerth sind, während die Ausgaben der ältern mit * bezeichneten Sammlung einen verschiedenen, durchaus individuellen Werth haben, manche ebenso vortrefflich, als andere höchst mittelmässig sind. Ich habe mich selbst der grossen Mühe einer doppelten Correctur unterzogen, und ich glaube, dass im Verhältniss zu der Schwierigkeit, welche der Druck gerade von italienischen Büchern wegen der leichten Vertauschung nahe verwandter Formen und Wörter darbietet, wenige Druckfehler sich finden; die, welche mir bei wiederholter Lectüre aufgestossen sind, habe ich am Ende des Buchs angemerkt.

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Bei der Auswahl der Gedichte und Bruchstücke haben mich verschiedne Rücksichten geleitet, und ich habe nur zu oft das Gewicht des bekannten Sprichworts empfunden. Die wichtigste Rücksicht war, den betreffenden Schriftsteller in seiner literaturgeschichtlichen Bedeutung vollkommen zu charakterisiren. Ich habe deshalb keineswegs nur die seltensten und kostbarsten Blüthen, oder gar blosse Bravourstücke geben wollen. Vielmehr leitete mich das geschichtliche Interesse zugleich mit dem ästhetischen (die miteinander bei den Klassikern ja nur selten in Conflict gerathen), obwohl ich dem letztern die Rechnung trug, dass ich für durchaus verkehrte Richtungen in der Literatur, welche von nachhaltigem Einfluss waren, doch das ex ungue lecnem gelten liess. Einige Beispiele mögen mein Verfahren: bei der Auswahl erläutern. Unter den 21 abgedruckten Sonetten des Petrarca befindet sich auch eines (Son. IV.) allein um seine Schwächen zu charakterisiren, zwei andre (Son. II. und VI.) um die Zahl derjenigen zu vertreten, in welchen des Dichters Schwächen mit seinen Vorzügen sich mischen, während wenigstens fünfzehn der andern zu den unbestritten besten gehören. Aus den Cento Novelle Antiche wählte ich vorzugsweise solche, deren Stoff aus der mündlichen Tradition genommen zu sein scheint, und welche deshalb zumeist originell und national sind: obwohl gar manche andre, denen dieser Vorzug mangelt, in formeller ästhetischer Beziehung viel anziehender erscheinen, für welche indessen auch ein Beispiel in Nov. LXV. gegeben ist. Nov. LXXIII. aber wurde aufgenommen, um durch die bald darauf abgedruckte

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Nov. 3. Giorn. I. des Decameron, die denselben Stoff behandelt, den Fortschritt der italienischen Novellistik durch das Genie des Boccaccio recht glänzend zu offenbaren. Ausser zwei andern Stücken des befreiten Jerusalems nahm ich auch den vierten Gesang desselben auf, einmal weil der zweite Abschnitt der Dichtung mit ihm anhebt, dann weil er neben manchen Vorzügen, auch die Schwächen des Dichters, zumal in der Schilderung der Armida, recht anschaulich zeigt, endlich weil dieser Gesang gerade zu den interessantesten Vergleichen des Tasso mit andern Dichtern mannigfache Gelegenheit gewährt. So bietet der Eingang sogleich in der Schilderung der Hölle und Satans ein Seitenstück sowohl zu den betreffenden Darstellungen Dante's als Marini's: zumal ist der Vergleich mit der letztern, dem Beginne der Strage degli Innocenti, welchen wir auch gegeben haben, von besonderer Wichtigkeit.

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Noch einer Rücksicht, die mich bei der Auswahl leitete, sei gedacht, weil sie auf die ganze Anlage der Anthologie von entscheidendem Einfluss wurde. Ich suchte wo irgend möglich allemal ein Ganzes zu geben, hauptsächlich weil erst die Totalität einer Dichtung ihren und des Dichters' Werth vollkommen offenbart. Die Lyrik, Satire, Novelle boten da kein Hinderniss: die eigenthümliche Natur des romantischen Epos der Italiener aber erlaubte am ehesten die Mittheilung von Bruchstücken, da die bedeutendsten Werke dieser Gattung theils unvollendet geblieben, theils ihre Totalität gar nicht in der äussern Abrundung beruht. Unüberwindbare Schwierigkeit bot hingegen die dramatische Poesie: denn sie gestattet überhaupt nicht solche stückweise Mittheilungen, 'da bei ihr so zu sagen der ästhetische Schwerpunkt ganz in der Komposition ruht. Der Abdruck einzelner Szenen wird ein Drama nimmer charakterisiren, selbst wenn man in umfassenderer Weise, als ich bei den Epen gethan, das Verhältniss der Bruchstücke zum Ganzen sie einleitend darlegte. Andererseits hätte auch die Mittheilung von einem oder zwei vollständigen Dramen, für die man etwa den Raum hätte erübrigen können, wenig geholfen: der Entwicklungsgang der dramatischen Poesie wäre nicht damit gezeichnet worden. So musste ich mich denn entschliessen, dieselbe in der Anthologie ganz unvertreten zu lassen: welcher Entschluss einigermassen dadurch erleichtert wurde, dass die dramatische Dichtung, bis zu Alfieri wenigstens, in der italienischen Poesie nicht die bedeutende Stellung eingenommen hat, als in den meisten andern modernen Literaturen. Sollte dieses Handbuch Beifall finden, liesse sich vielleicht durch einen Supplementband, dem darm auch eine eingehendere literargeschichtliche Betrachtung des italienischen Dramas vorauszusenden wäre, die Lücke ersetzen.th pi ikus

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In den unter dem Text der Anthologie aufgeführten Noten habe ich mich bemüht, die materiellen Schwierigkeiten, soweit meine Hülfsmittel

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