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Das

Staats- Lerikon.

Dritte Auflage.

Sechster Band.

Das

Staats - Lexikon.

Encyklopädie

der

sämmtlichen Staatswissenschaften

für

alle Stände.

In Verbindung mit vielen der angesehensten Publicisten Deutschlands
herausgegeben.

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Friedrich II, der Große, der Einzige, König von Preußen, geboren den 24. Jan. 1712, war der älteste Sohn König Friedrich Wilhelm's I. und der Tochter König Georg's I. von Großbritannien, Sophia Dorothea. Wol selten sind der freien geistigen Entwickelung einer hochbegabten Natur durch eine verkehrte und verkümmerte Erziehung schwerere Fesseln angelegt worden, als es bei diesem Fürstensohne der Fall war. Man hätte meinen sollen, daß ihm wenigstens alle Mittel höherer und feinerer Bildung und Erziehung, wie sie die damalige Zeit gewähren konnte, im reichsten Maße geboten werden würden. Das war aber durchaus nicht der Fall. Es gehörte im Gegentheil nun einmal zu dem schroffen und unerbittlichen Systeme des Vaters, die Bildung des Sohnes auf das geringste Maß des nach seinen Begriffen Schicklichen und Nothwen= digen zu beschränken und sie nicht über die engen Grenzen hinausreichen zu lassen, innerhalb welcher sich sein eigenes geistiges Wesen bewegte.

Despotischer Stolz und geistige Beschränktheit hatten dabei wol gleichen und jedenfalls mehr Antheil als böser Wille und Verdorbenheit des Charakters. Friedrich Wilhelm I. konnte und wollte es, wie es scheint, nicht dulden, daß er von irgendjemand in seiner Nähe übersehen und gemeistert werden könne, am wenigsten von seinem eigenen Sohne. Und wer weiß, ob nicht gerade der schwere Druck, welcher in dieser Weise von Kindesbeinen an auf F. lastete, die harte Schule der Widerwärtigkeiten, in welcher er, wie er sich selbst ausdrückt, geboren und erzogen wurde, mit am meisten dazu beigetragen hat, ihn zu dem zu machen, was er geworden ist, ihm, den die natürliche und ungezügelte Lebendigkeit und Reizbarkeit des Temperaments leicht zu sinnlichen und geistigen Ausschweisungen hätte hinreißen können, jene Festigkeit, Tüchtigkeit und Entschiedenheit des Charakters, jene sittliche Haltung zu verleihen, welche ihn fähig machte, bei seinem weltgeschichtlichen Berufe den höchsten Gipfel des Ruhms, den Preis der Unsterblichkeit zu erlangen. Vielleicht hat es nie einen Fürsten gegeben, auf dessen ebenso schwere als glanzvolle Heldenlaufbahn das „Per aspera ad astra" mit mehr Wahrheit und in edlerm Sinne seine Anwendung finden dürfte.

Der damaligen Sitte gemäß wurde die erste Erziehung des von Natur etwas schwächlichen fürstlichen Kindes weiblichen Händen anvertraut, und die Wahl, welche man da traf, war wenig= stens keine verfehlte. Sie fiel auf die schon bejahrte Frau von Roucoulles von der französischen Colonie, welche auch bereits Erzieherin des Königs gewesen war und es vortrefflich verstanden zu haben scheint, in das empfängliche Gemüth des jungen Prinzen die ersten Keime der feinern Bildung und Sinnesweise zu legen, welche Geist und Sitte der Zeit damals an deutschen Fürstenhöfen leider noch nur in französischer Sprache und Art zu finden wußte.

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Als der Prinz das siebente Jahr erreicht hatte, wurde die Oberaufsicht über seine weitere Erziehung dem Generallieutenant Grafen von Finkenstein, nachherigem Staats- und Cabinets= minister, und dem Obersten von Kalkstein übergeben, Männern von gediegener Bildung und tiefer Einsicht, welche wol auch willens und im Stande gewesen wären, der geistigen Entwickelung ihres königlichen Zöglings einen freiern Spielraum zu geben. Allein sie waren streng an die von dem Könige selbst entworfene Instruction gebunden, welche in keiner Weise überschritten werden durfte. Ihr zufolge sollte der Sinn des Prinzen sogleich auf das rein Praktische gerichtet und namentlich alle überflüssige Bücherweisheit ausgeschlossen bleiben. Latein sollte er gar nicht und das Französische und Deutsche nur so weit lernen, daß er sich an eine kurze und elegante Schreibart gewöhne; desto gründlicher Arithmetik, Artillerie, Ökonomie und die Geschichte der lezten 150 Jahre, sowie Natur- und Völkerrecht, Geographie und vor allem die Geschichte des Hauses Brandenburg. Dazu kam nun noch ein völlig geisttödtender Religionsunterricht, welcher aber im Geiste der Zeit und nach den Begriffen des streng rechtgläubigen Vaters für das einzige Mittel der richtigen Erkenntniß des wahren Christenthums galt. Der

Staats-Lerifon. VI.

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