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scientiae suscipiat atque induat". Und bereits Clemens von Alexandrien hat das tiefe Wort gesprochen: „Sapientia fidelis et fides sapiens est divina quadam consecutione mutua" 1).

Es ist ein grossartiger Organismus des menschlichen Wissens, der uns auf dem Gemälde der spanischen Kapelle zu Florenz entgegentritt. Aber der Künstler hat nicht übertrieben. Die weltlichen Wissenschaften haben keine Ursache, gegen die Wissenschaft des Glaubens feindlich zu sein. Denn diese steht ihnen und ihrer Forschung, ihrem Werte und ihrer Würde keineswegs entgegen. Ja sie können viel von ihr gewinnen; und je höher sie stehen, desto grösser ist dieser Gewinn. Oft genug finden sie in ihr Warnung und Schutz vor Verirrung; mancherlei Bereicherung wird ihnen durch sie zu teil; immer erhalten sie durch sie und durch die in ihr gegebene Hinlenkung auf Gott, der ja auch der Deus scientiarum ist, ihre erhabenste Weihe und Verklärung. Man kann hier in Wahrheit das Wort anwenden: Pietas ad omnia utilis est. Und wie vieles können sie ihrerseits wieder der Theologie nützen! Der Maler hat dies offenbar besonders nachdrücklich betonen wollen, indem er rings um den grössten Vertreter der Theologie die natürlichen Wissenschaften in zweifacher Reihenfolge gruppieren wollte, sowohl in ihren Symbolen als auch in ihren hervorragendsten Repräsentanten. Wir Theologen sollen uns dessen immer bewusst sein. Melchior Canus hat es uns ebenso schön wie anschaulich gesagt: Discunt theologi a David extorquere de manibus hostium gladium et Goliae superbissimi caput proprio mucrone truncare; discunt a Paulo vel inscriptionem fortuitam arte torquere in argumentum fidei, et quae in alium usum scripta sunt, ea ad emolumentum ecclesiasticae doctrinae convertere; discunt cum Daniele ac Moyse hier sollte man meinen, der Theologe des 16. Jahrhunderts habe in die Gegenwart hineingeschaut! Chaldaeorum Aegyptiorumque sapientiam, si non ut sequantur, at ut iudicent atque convincant; nec aequum est, ut si adversum philosophos disputant, ignorent dogmata philoso1) Clem. Alex. Strom. 2.

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phorum" 1). Letzteres ist und bleibt das wichtigste; aber nicht bloss etwa im Streite mit den Philosophen, sondern für die gesamte wissenschaftliche Theologie. Zurück also zur Philosophie! Zurück zum Studium der Hochscholastik! Zurück vor allem zum hl. Thomas! Dies „Zurück" bedeutet in Wirklichkeit für uns ein Vorwärts"! Wir sind nicht auf einen Lehrer eingeschworen und keineswegs, wie Spiker uns vorwirft, der Meinung, „die gesamte moderne Philosophie von Thomas ab sei nur eine Verirrung des menschlichen Geistes“ 2); auch wir unterschreiben gerne das von Ehrhard übernommene Wort Lacordaire's, dass der hl. Thomas nicht ein Grenzstein, sondern ein Leuchtturm ist: aber er ist doch wirklich ein Leuchtturm, und das Licht dieses Leuchtturms ist noch immer helle genug, auch in die Gegenwart hineinzuleuchten.

Die Theologie ist also die universalste aller Wissenschaften. Der Theologe müsste sie eigentlich alle besitzen und sollte im vollkommensten Sinne sein, wie Clemens von Alexandrien ihn nennt, woriós. Und Theologe soll eigentlich jeder Priester sein. Es ist ja doch des Priesters Aufgabe, die von Gott seiner Kirche anvertraute Offenbarung den Gläubigen darzubieten und zu erklären, sowie gegen die Ungläubigen zu verteidigen. Erhabenes und zugleich schwieriges Amt des Priesters! „Nicht zu einer Kampfesart, so erklärt dies Amt der hl. Johannes Chrysostomus, müssen wir gerüstet sein, sondern mannigfach ist der Krieg und verschieden sind die Feinde. Weder bedienen sie sich alle der nämlichen Waffen, noch suchen sie bloss auf eine Weise mit uns handgemein zu werden. Wer daher den Kampf gegen alle aufnehmen soll, der muss auch die Kriegslist und Kunstgriffe aller kennen. Er muss zugleich Bogenschütze und Schleuderer sein, Feldhauptmann und Rottenführer, General und Soldat, Fussgänger und Reiter, erfahren im Seekrieg und tüchtig in der Belagerungskunst. Denn wenn er nicht die ganze

1) Canus, De loc. theol. 8, 2.

2) Spiker, Der Kampf zweier Weltanschauungen, S. 297.

Kriegstaktik kennt, versteht es der Feind, auf dem einen etwa nicht geschützten Punkte seine Scharen hineinzuführen und die Schafe Christi zu überwältigen" 1). Aber ach, wie sollen wir Priester dies alles lernen? Wenn irgendwo, dann gilt hier Goethes Wort: „Ach Gott, die Kunst ist lang,

Und kurz ist unser Leben."

Und

Und ist solches Wissen denn überhaupt Sache eines einzelnen ? Nun, dann wird am Ende auch hier Arbeitsteilung nötig sein. Aber wenigstens wird es wünschenswert sein, dass unter dem Klerus einer jeden Diözese sich solche finden, die in den einzelnen Wissenschaften bewandert sind, der eine in dieser, der andere in jener, so dass sie doch mit vereinten Kräften das leisten, was Chrysostomus von jedem einzelnen zu fordern scheint. Auch hier dürfen wir lernen von den Feinden des Glaubens. sollten wir uns dann nicht auch nach andern Bundesgenossen umsehen? In erster Linie ist ja die Verteidigung der Offenbarung unsere Sache. Aber man ruft doch heute so viel nach den Laien. Wohlan denn, eine hehre und grosse Aufgabe wartet ihrer gerade hier, und Schulter an Schulter sollen sie den Kampf mit uns kämpfen. Es handelt sich hier ja auch um ihre heiligsten Interessen. „Deshalb“, so Leo XIII., „ist es höchst wünschenswert, dass jenes erhabene Ziel, das zunächst den Gottesgelehrten obliegt, besonders auch jene katholischen Männer einmütig erstreben, deren Namen in den Profanwissenschaften Klang uud Ansehen besitzt." „Gott sei Dank", fügt der Papst hinzu, „fehlt es in der Kirche an solchen mit glänzenden Gaben ausgestatteten Männern jetzt ebenso wenig wie jemals in der Vergangenheit. Möchte aber ihre Zahl zum Schutze des Glaubens immer mehr wachsen 2)!"

Der Oberhirt, den die Trierer Diözese und besonders der Klerus dieser Diözese stolz ist nunmehr fünfundzwanzig Jahre an ihrer Spitze zu sehen, ist, wenn irgend einer, von der er

1) Chrysost. De sacerd. 4, 4.

2) Leo XIII. Litt.,Providentissimus'.

habenen Würde und der grossen Aufgabe der heiligen Gottesgelehrtheit durchdrungen. Es steht uns nicht an, hier davon zu reden, wie sehr ihm immer das Wort des Propheten am Herzen lag: „Die Lippen des Priesters sollen die Wissenschaft hüten, und von seinem Munde soll man das Gesetz erforschen" 1). Aber auf eines dürfen wir vielleicht hinweisen. Kaum waren die empfindlichsten Lücken, welche eine böse Zeit in die Reihen des Seelsorgeklerus gerissen hatte, ausgefüllt, da begann der Bischof, nicht mehr zufrieden mit der Theologie, welche die jungen Kleriker in seinem Seminar lernen, unter diesen eine Auswahl zu treffen und einzelne nach Vollendung ihrer Seminarstudien an die grossen Stätten weltlicher Wissenschaft zu senden, um Literatur, Geschichte, Assyrisch, Ägyptisch, Sozialökonomie, Naturwissenschaften zu studieren, und dann nach dem Worte des heiligen Augustinus neue vasa aurea et argentea cum vestibus pretiosis heimzubringen. Ein wohlbekannter Hochschullehrer der grössten unserer Universitäten soll eines Tages gesagt haben, der eine Bischof von Trier schicke zum Studium weltlicher Wissenschaften mehr Theologen hinaus an die Universitäten, als alle General-Superintendenten zusammen,

Gott erhalte unsern Bischof noch lange Jahre, er erhalte ihn uns und der heiligen Wissenschaft!

1) Mal. 2, 7.

Das Duell im Lichte der Ethik.

Motto: „Es ist endlich an der Zeit, uns von einer Sitte zu befreien, die gegen unsere heiligsten Gefühle, gegen unsere innerste Ueberzeugung und gegen alle sittlichen Vorstellungen vom Recht streitet." Graf Keyserling.

Von

Dr. J. Griepenkerl,

Professor der Pastoral am Priesterseminar zu Trier.

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