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eine in solcher Art geweihte Philosophie eine Verirrung von dem Pfade des Glaubens habe nennen können und behauptet, die Beatrice der göttlichen Komödie sei, weit entfernt, die im Convito gefeierte Herrin aus dem Herzen des Dichters verdrängt zu haben, eben diese selbst, verschmolzen mit der Beatrice des neuen Lebens. Die Widerlegung dieser Ansicht liegt, wie ich glaube, schon in den angeführten Stellen der Divina Comenedia, und es ist bekannt genug, daß die Specu= lation im Mittelalter, auch wo sie sich in ihren Resultaten von 、 der Kirche und deren Lehre am meisten entfernte, wie bei Berengar, Abelard u. A., dennoch stets davon ausging, die geoffenbarten Wahrheiten als unantastbare anzuerkennen. Nicht sowol die Grundlage der Forschungen, ja nicht sowol der Wortinhalt des Gefundenen war es, was jene Bestrebungen der Kirche entfremdete, sondern der Weg, den sie verfolgten, daß der menschliche Verstand es unternahm, zu construiren, was er nur empfangen konnte. So hat auch die neuere Philosophie ihren Abfall vom Christenthum in das Gewand speculativer Begründung rechtgläubiger Dogmen gehüllt.

Diejenigen, die den Canzonen des Convito und den mit ihnen verwandten nicht die oben nachgewiesene Bedeutung beilegen, finden in ihnen Lieder der Liebe, nicht für eine, sondern für mehre Damen, denen der Sånger Beatrice's, vielleicht im Laufe mancher Jahre, eine flüchtige oder dauernde Neigung geweiht. Es ist ergöglich, das Verzeichniß der zahlreichen Schönen zu lesen, denen, wenn wir gewissen Biographen und Commentatoren glauben müßten, Dante in übermäßigem Wankelmuthe gehuldigt håtte. Außer der Donna gentile, die zu Ende der vita nuova erwähnt wird, sollen hierher zu zählen sein: 1) Pargoletta nach Purg. XXXI, 59 (vgl. Ottimo Comento ebendaselbst und dessen Proemio zu Purg. XXX), Canz. IX, Ball. 3 und Son. 13. 2) Pietra degli Scrovigni aus Padova nach Canz. VII, VIII, IX und XX. 3) Gentucca aus Lucca nach Purg. XXIV, 37. 4) Lucia aus Pratovecchio nach Inf. II, 97. Purg. IX, 55. Par. XXXII, 137 verglichen mit

dem bereits erwähnten alten Commentar, der u. A. in der Riccardian. Hdschr. No. 1016 auf uns gekommen ist (Ta effe, a Comment p. 146. Troya, Vettro alleg. p. 142). 5) Die Montanina nach Canz. X ff. (vgl. Ottimo Com. zu Pg. XXXI, 55). — Einer Handschrift zufolge, die Corbinelli in seiner Ausgabe des Vulgare eloquium anführt, wåre sie eine Apenninische Bauerdirne gewesen, welche die allzu freigebige Natur mit einem Kropfe begabt hatte. 6) Lisetta nach dem Ottimo a. a. D.

Einigen Neuern ist diese, selbst dem Ovid oder einem unserer Dichter Ehre machende Veränderlichkeit doch etwas zu arg geworden, und so haben sie denn mancherlei Auswege versucht. Taeffe (S. 20 f., 94 f., 114 f.) sieht die allegorischen Gestalten des göttlichen Gedichtes als eine Art Stammbuch für dessen Urheber an. Dante sei Beatrice treu geblieben, sie habe bis zu seinem Tode the altar of his memory eingenom= men; das habe ihn aber nicht gehindert, Wohlgefallen an jeder neuen Schönheit zu finden, und dies als ein rein ästhetisches, keineswegs verliebtes Gefühl in Liedern auszudrücken. Wenn nun eine Dame seinen besondern Beifall erlangt, so habe er die långst vollendeten Anfangsgesånge seines großen Gedichtes jedesmal wieder hervorgesucht, und an einer bequemen Stelle eine neue Tugend eingeschoben und mit dem Namen dieser Dame belegt. Diese Manier sei ihm so zur Gewohnheit geworden, daß er, um nicht erst eine andere erfinden zu müssen, solche Geliebten unterweilen sogar lange vor ihrem Tode in den Himmel geschickt habe „, and no party was loser by the change". Hierauf versucht der sinnreiche Commentator das obige Register zu reduciren, indem er vorschlägt, die Gen= tucca und Pargoletta, sowie die Beatrice und Gentil Donna für dieselben Personen zu halten, Lisetta, Pietra de' Scrovigni und die Apenninische Kropfträgerin aber ganz zu ignoriren. Wie es sich nun damit verhält, möge das Beispiel der Beatrice zeigen. Dante, sagt der englische Gelehrte, hat die vita nuova allein der Beatrice gewidmet, das Amoroso convito aber jener Gentil Donna. Nun sagt er aber

in der lezten Schrift (II, 2) ausdrücklich:

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Quella gentil donna, cui feci menzione nella fine della Vita nuova", also find Beatrice und die Gentil Donna ein und dieselbe Person, „Can any more satisfactory illustration be required?“ Wie es sich mit dieser Identitåt verhält, bedarf nach den obigen Erörterungen keines weiteren Wortes. So macht also, diesem Commentator zufolge, die lebendige Beatrice Dante der todten Beatrice untreu, bis in einer Vision (V. n., c. 48) die todte Beatrice ihn wieder von den Verlockungen der lebendigen abzieht!! — Die unbedingte Unmöglichkeit,' daß während der 31 Jahre, um welche Dante seine Beatrice überlebte, jemals ein weibliches Wesen, seiner Ehefrau Gemma dei Donati nicht zu gedenken, einen, wenn auch nur vorübergehenden Eindruck auf ihn habe machen und den Dichter zu einem Liede habe veranlassen können, soll in der That nicht behauptet werden. Ich selbst habe aus neu aufgefundenen Urkunden wahrscheinlich zu machen gesucht, daß unsere zehnte Canzone einer solchen schnell erwachten und vielleicht ebenso schnell wieder verflogenen Neigung ihren Ursprung verdanke. Was aber oben über die anfängliche Realität der Gentil Donna des Convito gesagt ist, gilt hier in noch höherem Maße: hatten in der That einzelne Lieder des Convito - Cyklus anfänglich eine Beziehung auf eine Erdentochter, so haben sie ihre höhere Bedeutung, ihre wahre Weihe erst dadurch erhalten, daß der Dichter sie jenem, nur die Philosophie preisenden Ganzen einverleibt hat, und der ursprüngliche Anlaß sinkt für uns zu dem untergeordneten Interesse einer historischen Curiositåt herab.

Den Namen des Convito hat Dante offenbar von Plato's Symposion entlehnt. Er selbst sagt darüber in der Einleitung des Buches, nachdem er nachgewiesen, wie alle Menschen nach höherer Erkenntniß sich sehnen, wenige aber sie zu erringen vermögen: „O selig jene Wenigen, die an dem Tische sigen, wo das Brot der Engel genossen wird, und bekla

genswerth Diejenigen, welche ihre Speise mit dem Viehe gemein haben! . . . . Ich also, der ich nicht an jenem seligen Tische sige, der ich aber der Weide des großen Haufens entflohen, zu den Füßen Derjenigen, die dort sigen, die Brosamen auflese, die sie fallen lassen, und das jammervolle Leben Derer kenne, die ich hinter mir zurückgelassen, ich habe durch die Süßigkeit Dessen, was ich allmålig aufsammle, vom Mitleiden bewogen, doch ohne mich selbst zu vergessen, für jene Armen Einiges bewahrt, was ich schon vor geraumer Zeit ihren Augen gezeigt und sie dadurch nur noch verlangender gemacht habe. Indem ich nun für sie anzurichten gedenke, will ich ein allgemeines` Gastmahl veranstalten, sowol von Dem, was ich ihnen bereits zeigte, als von dem Brote, dessen es zu solcher Speise bedarf; denn es würde dieselbe, ohne dieses ihrer würdige Brot von ihnen bei diesem Gastmahl nicht genossen werden können, und vergebens aufgetragen sein. . . . Die Speisen dieses Gastmahls werden auf vierzehn Weisen zugerichtet sein, d. h. sie werden in vierzehn Liedern bestehen, welche sowol die Liebe als verschiedene Tugenden zum Gegenstande haben. Es litten aber dieselben ohne das gegenwärtige Brot an einigen Schatten der Unverständlichkeit, sodaß Vielen mehr ihre Schönheit als ihre Güte wohlgefällig war. Dieses Brot aber, d. h. die gegenwärtige Erklärung, wird das Licht sein, welches jeder Schatti= rung ihres Sinnes den wahren Glanz verleiht."

...

Das Zeitalter dieses Werkes anlangend ist dreierlei zu unterscheiden: 1) die Zeit, zu welcher die in ihm vereinten Ge= dichte wirklich entstanden sind; 2) die Zeit, in welche der Dichter ihre Entstehung vermöge poetischer Fiction verlegt; 3) die Zeit, in welcher Dante den prosaischen Commentar zu den ersten drei Canzonen geschrieben hat.

In der ersten Beziehung ist nicht zu zweifeln, daß eine geraume Zeit von Jahren zwischen der Entstehung der einzelnen Canzonen liegt. Die Gründe, um derentwillen die erste um

das Jahr 1295 zu sehen ist, werden sogleich weiter angegeben werden. Jedenfalls ergibt sich aus Purg. II, 112 und Par. VIII, 37, daß die beiden ersten Canzonen des Convito vor 1300 gedichtet waren. Dagegen erwähnen Canzone 10, 11 und 14 ausdrücklich das Eril des Dichters, können also nicht vor dem Jahre 1302 entstanden sein, und ich habe (Bl. für liter. Unterhalt. 1838, S. 609, 10) wahrscheinlich gemacht, daß die erste jener drei Canzonen dem Jahre 1309 angehört.

In der zweiten Beziehung ist als Endpunkt für die Ge= dichte des Convito die Umkehr zur Liebe für Beatrice zu betrachten, welche, wie oben gezeigt worden, spätestens in das Jahr 1300 fällt. In ähnlicher Weise also, wie die göttliche Komödie in der That zu sehr verschiedenen Zeiten, bis herab zum Tode des Dichters, verfaßt ist, durch Fiction aber in das Jahr 1300 verlegt wird, verlegt Dante sämmtliche Canzonen, die er im Convito zu erklären gedachte, wenn sie auch noch so spåt gedichtet waren, in die Frist von 1295-1300.

Ueber die Entstehungszeit des im Convito enthaltenen Commentars bietet dieses Werk selbst uns folgende Daten: Im Tratt. I, cap. I sagt der Dichter, er schreibe, nachdem seine Jugend bereits verflossen sei (mia gioventute già trapassata). IV, 24 aber belehrt er uns, daß die Jugend vom 25sten bis zum 45ften Jahre reiche, und wir wissen, daß Dante im Mai oder Juni 1310 sein 45stes Lebensjahr zurücklegte. Dagegen wird IV, 6 Karl II. von Neapel, der am 5. Mai 1309 starb, als lebend angeführt, und IV, 3 nennt Dante Friedrich II. den legten römischen Kaiser, indem er hinzufügt, die seitdem erwählten Rudolph von Habsburg, Adolph von Nassau und Albrecht von Oestreich seien nicht zu zählen (Ultimo dico per rispetto al tempo presente; non ostante che Ridolfo e Adolfo e Alberto poi eletti sieno appresso la sua morte e de' suoi discendenti). Nun ward aber Ulbrecht am 1. Mai 1308 ermordet und Heinrich VII. am 22. Novbr. desselben Jahres zu Rense gewählt. Dabei ist indeß zu bemerken, daß Dante nicht veranlaßt sein konnte, an jener Stelle den Kaiser lobend oder

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