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Der geographische Unterricht zerfalle, wie der geschichtliche, in drei Lehrcursus, deren ieder das Ganze umfasse, aber jeder folgende specieller, als der vorige, und von eis nem anderen Gesichtspunkte aus. Sie werden in den drei oder vier untern Klassen durchgearbeitet, je nachdem die Geographie entweder neben oder zum Theil abwechselnd mit dem Geschichtsunterrichte laufe (§. 10).

Der erste Cursus orientire zunächst den Schüler auf dem neuen Felde durch eine Einleitung, welche das Hauptsächlichste aus der so genannten mathematischen Geographie enthalte, aber nur historisch, ohne alle Beweise. Darauf mache die physische Geographie, als nothwendige Grundlage der politischen, den Hauptinhalt des ersten Cursus aus. Aus diesem müsse der Schüler mit sich nehmen eine Uebersicht der gesammten Erdoberfläche, ihrer natürlichen Eintheilung, der Länder, Meere, Gebirgszüge, Hauptberge, Abdachungen, Flüsse, Seen, der Naturbeschaffenheit größerer Landstriche und einer mäßigen Reihe politischer Namen, nämlich der Hauptländer und ihrer Hauptstädte. Uebrigens bleibe der besten Einsicht jedes Lehrercollegii überlassen, ob in dem geographischen Unterrichte von der Heimath ausgegangen und von da aus in immer größeren Kreisen die Erde zur Kenntniß der Schüler gebracht werde, oder ob in entgegengesetter Richtung eine allgemeine Uebersicht der ganzen Erde den Anfang mache, und dann das Ausarbeiten des Einzelnen bis zur Heimath hin folge. Ausführlicher, als alles Uebrige, wenngleich noch immer summarisch, werde Deutschland und in specie der preußische Staat durchge

nommen.

Der zweite Cursus gebe die politische Geographie in einer Uebersicht, und zwar über die ganze Erde; an das schon eingeprägte Bild der natürlichen Beschaffenheit der einzelnen Theile werde das, was durch menschlichen Einfluß geschaffen oder verändert ist, angeknüpft. In Rücksicht der Vollständigkeit sei hier für den Lehrer die strengste Bes herrschung nöthig, ja, es sei rathsam, sein Augenmerk zuerst auf Deutschland und zumeist auf den preußischen Staat zu richten, damit er ja nicht die für sie erforderliche Zeit verliere.,,Das leitende Geseß der Wahl sei dieses, daß ein Land, eine Provinz, ein Ort nur dann seinen Plaß in die

sem Cursus verdienen, wenn sie entweder durch besondere Naturmerkwürdigkeiten, oder menschliche Anlagen oder eine wichtige historische Begebenheit oder endlich durch bedeutenden Einfluß auf die menschlichen Verhältnisse der Gegenwart, also auf Handel, Verkehr, Wissenschaft, Cultur übers haupt, ausgezeichnet sind."

Für den dritten geographischen Cursus wird Stoff in Fülle geboten durch Anwendung des Grundgedankens vom Charakter des dritten historischen Cursus. So wie hier nämlich die innere Bedeutung, welche in den äußeren Erscheinungen der Geschichte liegt, der Geist, der in und gleichsam hinter ihnen in der Geschichte gewirkt hat, möglichst zur Anschauung der Schüler gebracht werden sollte, eben so werde das räumliche Bild, welches die beiden vorigen Cursus entworfen haben, vollständig belebt; es werde das Geistigste, was in der Bildung der Erdoberfläche gewirkt hat, die menschliche Kraft und Thätigkeit nämlich, noch mehr hervorgehoben, als sie bereits im zweiten Cursus sich gezeigt hatte.,,So wird die Erdoberfläche als der durch menschlichen Geist und menschliche Kraft gestaltete Schauplaß des Lebens und mannigfaltiger menschlicher Thätigkeit erscheinen.“ Es werde betrachtet die Benußung und Verarbeitung der natürlichen Produkte eines Landes und die Anpflanzung neuer, die Verarbeitung fremder in neuer Gestalt, die dazu nöthigen Veranstaltungen der mechanischen Kunst, der Verkehr mit seinen Hülfsmitteln, also Canäle, Heerstraßen, Brücken u. s. w., die Stufe des Wohlstandes und des Lebensgenusses, die dadurch erreicht werden, die Kunst, die Anstalten, um Kunstfertigkeit zu bilden, Wissenschaft zu fördern, kurz, alle Culturanstalten, in ihrer historischen Entwickelung, so wie in ihrem gegenwärtigen Zustande. Wenn aus diesen Andeutungen einerseits klar werde, daß auf solche Weise eine höchst fruchtbare Wiederholung der Geschichte und Naturbeschreibung möglich sei, so gehe andererseits daraus hervor, daß die Aufgabe große Schwierigkeiten in sich schließe und einen vorzüglich befähigten und willigen Lehrer erfordere (§. 10).

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Rücksichtlich der Zeit werde unter diesen drei geographischen Cursus der dritte bei Weitem die meiste Zeit fordern. Während nämlich, wenn der geographische Unterricht neben dem geschichtlichen hergehe, in Serta bei zwei wöchent

lichen Stunden in einem Jahre die physische, in Quinta in gleicher Zeit die politische Geographie durchgenommen würde, so möchte der dritte, Geographie, Geschichte und Naturbeschreibung verbindende, Cursus 11⁄2 bis 2 Jahre wegnehmen, also durch Quarta hindurch bis in die Tertia übergreifen. Rathsamer wäre es, gerade diesen Cursus der Geographie bis in die Tertia zu versparen, wo der Schüler reifer und durch den geschichtlichen wie naturhistorischen Unterricht besser dazu vorbereitet sein werde. Es könnte daher in Quarta die ganze, für Geschichte und Geographie bestimmte Zeit der Geschichte allein zugewendet und darin ein um so größeres Pensum abgemächt werden, wogegen in der Tertia die Mehrzahl der Stunden der Geographie zugewendet würde. Indeß seien auch andere Zeiteintheilungen möglich und zulässig, falls nur im Ganzen einem jeden der genannten Unterrichtszweige sein volles Recht geschehe. (§. 11.)

Die Geographie der alten Welt werde am besten an die alte Geschichte angeschlossen: bei dem ersten biographischen Geschichtscursus werde eine ganz allgemeine Uebersicht derselben als Einleitung vorausgeschickt, und im zweiten, ethnographischen Cursus das Allgemeine wiederholt und weiter ausgeführt und die Geographie jedes einzelnen Theiles bei der Geschichte desselben hinzugefügt. Als eine vorzüglich beachtenswerthe Regel gelte es, daß beim Unterrichte und bei den Repetitionen der politischen Geographie kein Ort, der zugleich in der alten Geschichte und Geographie von Bedeutung ist, genannt werde, ohne seinen alten Namen mit anzuführen. (§. 12.)

Die mathematische Geographie, gleich im Anfange des geographischen Unterrichtes in ihren Hauptgedanken schon vorgekommen, werde späterhin erweitert, näher begründet; sie werde am besten mit dem 3. geographischen Cursus, wenn dieser in die Tertia fällt, oder mit dem physikalischen Unterrichte dieser Klasse oder der Secunda verbunden. (S. 13.)

Unter den Hülfsmitteln für den geographischen Unterricht bediene sich die Anstalt ganz besonders der Wandkarten, da sie Anschaulichkeit nach großem Maßstabe und in gleichem Maße für alle Schüler und das Uebersehen größerer Ländermassen gewähren und zugleich den Lehrer nöthigen,

Seitschr. f. Philos. u. kath. Theol. 9. H.

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von seinem Handbuche abzusehen, sich selbst zu orientiren, zu üben und Gewandtheit zu erwerben; eben dieses sei das Mittel, daß auch die Schüler das alles erlernen. (§. 14.)

Diejenigen Anstalten, welche aus Mangel der hinreichenden Lehrerzahl zwei neben einander liegende Klassen zu einer historisch-geographischen verbinden müssen, oder die jenigen katholischen Gympasien, welche nur sieben Jahre zu ihrem ganzen Cursus haben, werden den hier vorgezeichneten Plan in Rücksicht dieser ihrer Begränzung modificiren müssen. (§. 15 und §. 16.)

Damit bei allen Anstälten so viel Zeit als möglich für die drei so umfassenden Unterrichtszweige der Geschichte, Geographie und Naturbeschreibung gewonnen werde, seien die übrigen Unterrichtszweige alle dafür zu Hülfe zu nehmen, welche dies irgend gestatten, also 1) der deutsche Sprachunterricht; 2) der lateinische und griechische Sprachunterricht; 3) der Schreibunterricht; 4) der Zeichnenunterricht.

Wer möchte nicht schon aus diesem Auszuge der (Instruction ersehen, welch durchaus lobenswerther Wille in leßterer sich ausspreche, und wie viel Gutes sie darbiete! Ob aber, auch bei der größten Geneigtheit, die, denen es dargeboten wird, Alles zu empfangen im Stande seien, ist eine andere Frage. Sollte es wohl, wenn nämlich nicht bloß ein hastig erjagtes Fertigwerden im Abhandeln des gewünschten Stoffes, wenn vielmehr durch gewissenhaftes Prüfen und Wiederholen eine bleibende Frucht bei den Schülern erzielt wird, selbst einem recht fleißigen Lehrer möglich sein, bei den oben angegebenen Stunden in vier Jahren das Ganze drei Mal und jedes Mal specieller zu umfassen? Gewiß, wenn meine Einwürfe über die allzu große Zersplitterung und unstatthafte oder nicht gehörig bestimmte Vertheilung des ge= schichtlichen Stoffes begründet sein sollten, so dürften sie es wenigstens in demselben Grade über die Anordnung des geographischen Stoffes sein.

Folgende Bemerkungen füge, ich bei, theils, um meine Ansicht über die Behandlung der Geographie für Gymnasien neben der Ansicht der Instruction einiger Maßen bemerklich zu machen, theils, um Einiges, was früher bei Erwäh

nung der vaterländischen Geschichte gesagt ist, zu ergänzen und gegen Einwürfe zu schüßen:

1) Bei Behandlung der Geographie für Gymnasien schwebt mir dieser leitende Grundgedanke vor:,,Die Erde ist ein physisches Ganzes mit einem gewissen Verhältnisse im Weltraume und ihrer Theile zu ihm und unter einander selbst. Sie ist aber auch der Wohnort des Menschen, der, vielfach abhängig von ihr, bei zunehmender Bildung mehr und mehr Unabhängigkeit, endlich Herrschaft über ihre Eigenthümlichkeiten zu erlangen sucht. Durchdringende Kenntniß dieses, für jeden denkenden und gefühlvollen Menschen gewiß höchst merkwürdigen Kampfes und Sieges ist ohne Kenntniß jener gewissen physischen Eigenthümlichkeiten nicht möglich.“ Durch stete Vergegenwärtigung dieses Grundgedankens erhalte ich ein concentrirendes Princip für die vies len Lausend, oft sonst zwecklos aus einander flicgenden Einzelnheiten in der Geographie. Durch ihn ist auch der Weg zur Comparative und Naturbeschreibung gebahnt; kurz: die Geographie erscheint dadurch als Erdkunde im Verhältnisse zur Natur und zur Geschichte des Menschen. Wie natürlich diese Verbindungs-Methode ist, veranschaulicht sich uns in Herodot, der mit der unbefangenen Heiterkeit eines starken, gesunden Naturgefühles Geschichte, Geographie und Naturbeschreibung als zusammen gehörig und in einander eingreis fend glücklich bearbeitet hat. Um ferner darauf hinzuweisen, wie man bei Verfolgung dieser Ansicht einen ganz andern Genuß, als den gewöhnlichen, aus der Geographie schöpfen kann, sei es genug, an die Namen Alerander von Humboldt und Karl Ritter zu erinnern. Daß endlich auch eine populäre Darstellung bei Durchführung jenes Grundgedankens möglich ist, beweisen sattsam z. B. die interessanten Werke von Blanc und Zeune, jener in Beziehung der Geographie zur Geschichte, dieser mehr zur physischen Construction der Erde.

2) Das Verhältniß der Stunden für Geographie und Geschichte lasse in den unteren Klassen eine größere Zahl für Geographie, in den mittleren und oberen aber für Ges schichte zu. So kann höchst fruchtreich in vielen Einzelnheiten dem strengeren Faden der Geschichte vorgearbeitet

werden.

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