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und unverbessert, in der Ausgabe leßter Hand selbst mit den alten Druckfehlern und orthographischen Schnißern wieder gibt, oder das jenes endlose Gewäsche wiederkaut, so von Ans beginn der Menschheit bis jeßt uns in den Ohren hallt, oder das die Gegenstände behandelt nach langer, hergebrachter Elle, ohne die Studien, die Auffassungsweise, die Ideen und Speculas tionen der Mitwelt ergriffen, in sich aufgenommen und auf fein Object angewendet zu haben, wer darf diesen todtgebornen Fötussen, das Recht zugestehen, sich mit gleichem Anspruche unter die frischen, thatkräftigen Kinder des Tages hinzusehen, und mit unter die Stammeltern, fünftiger Generationen aufgeführt zu werden? Ich protestire hiermit feierlichst dage Ich protestire hiermit feierlichst dagegen. Schon die Aufnahme in den Meßcatalog, diese Geburts, Trauungs- und Todten Liste der litterarischen Welt, ist zu viel Ehre für sie! Man sollte auf ihren Titel schreiben: Gedruckt in diesem Jahre! wie es bei verschollenen Volfsbüchern, langweiligen Gesängen, obsoleten Gebeten und Heilvorschriften der Fall ist.

Heißt dies der Zeit nicht zu viel aufbürden, wenn man sie zwingt, sich mit solchem schweren Ballaste in die Zukunft hin. über zu schwingen, sich zu rechtfertigen für Sünden und Feh ler, die durchaus nicht auf ihre Rechnung kommen? Hat sie nicht bei den Kindern, die sie geboren, genug Sorge und Verdruß? Gibt es nicht unter diesen der Mißrathenen, Trå gen, Storefriede, Neidharte, Ungläubigen, Spötter mehr als zu viel? Warum soll die arme kranke Grasmücke noch die frem warum?!

Dell Endlicher ausbrüten? Ich frage

-

Endlich müssen wir bedenken, daß nur unter jenen Büchern, die ganz in die Ideen der Zeit eins (wenn auch nicht, darin unter) gegangen, sind nimmer aber unter jenen, die ihnen nach hinten, sich die auserwählten, lebensstarken befinden, die ausbauern für eine Ewigkeit. Die Heroenzeit spricht sich in Homer, die, Perserkriege in den griechischen Tragikern, die Regierung Elisabeth's in Shakespeare, Carl V. und Phis lipp II. in Calderon, das vorbedeutete 19. Jahrhundert und sogar die wechselnden Interessen desselben in Göthe und Schiller auf das innigste und speciellste aus, und doch sind es eben diese Werke, welche fortgewirkt haben auf die spås testen Enkel. Denn der Mensch ist ein Sohn der Geschichte, er kann über seiner Zeit stehen, ja, er kann sogar, in gewissen heiligen Augenblicken, ihr die Bahn vorzeichnen für die nächsten Generationen; aber nie steht er so weit außer, ne ben ihr, daß ihr Zug auf ihn nicht zurückwirkte, er die Gotts heit, den Geist, das Ziel der Begebenheiten, wesents lich anders erschaute, als es die Stunde that, in der er lebt.

Die Substanzen sind ewig, unveränderlich; aber der
Mensch erfaßt sie nur in jenen Formen und Verhältnissen,
welche die Natur, aus der er hervorgegangen, um ihn gelegt
und gebildet hat, und nur, wenn er diese Formen in ihrer
tiefsten Bedeutung erkannt und ergriffen hat, vermag er aus
der Hülle auf das Wesen zu schließen und es klar und
unentstellt wieder zu geben. Nur so weit Jemand seine Zeit
versteht, versteht und begreift er die Ewigkeit.

Darum wiederhole ich es noch einmal: von Rechts
wegen sollte heuer nicht auf jedem Buche zu lesen
sein: 1834.

Ich wollte scherzhaft sein und bin in Ernst verfallen;
indeß es geht Einem manchmal so, wenn man die modernen
Lebenswirren betrachtet: sie reizen bald zum Lachen, bald zum
Weinen, und am Ende bleibt nur der kalte wilde Griman. Es
ist aber der Stoff derselben - ich meine hier wieder nur die
mundt'schen - gemeiniglich folgender: In dem bekannten
Kleinweltwinkel-er liegt zwischen dem Rhein und der Weichsel,
und es soll und darf in demselben nur Deutsch gesprochen
werden lebt irgend ein Salzschreiber, er heiße z. B. See
Liger, den man aber auch Leut nennen könnte, wenn es
nicht zu sehr nach Allegorie roche.

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Das ist nun ein gar sonderbarer Kauz! Schon als kleiner
Junge war er weich und warm und hatte scharfe Ecken an
allen Seiten, ging lieber hinter, als in die Schule, wollte
eine alte Mamsell heirathen, weil es ihn schmerzte, daß sie
gar keinen Mann bekomme, hatte vor allem Philisterthume
Furcht und war doch selbst Philister bis hinter den Ohren,
d. h, war ganz in Bocksleder und Steifleinwand gehüllt, un-
gelenk und linkisch bis aufs Herz und den Kopf, die frank und
frei ohne Hülle und Bedeckung in die helle Luft hinaus wir-
belten. Wie er ålter wurde, verliebte er sich manchmal, war
aber stets schüchtern und demüthig, behielt seine Flamme für
sich und vermochte es nicht, sie hinaus leuchten zu lassen über
Mund und Lippe. Er zankte sich oft, versöhnte sich eben so
schnell, und gab stets dem Gegner am Ende Recht, auch wenn
es derselbe nicht hatte. Die Anlage, die sich von Kindesbeinen
her vorzugsweise in ihm herausgebildet hatte, war die zur
spintisirenden Dialektik, und er war daher stets ein Schrift-
steller und Autor. Schon als er in die Buchstabierschule ging,
oder noch früher, wie Göthe's Enkel, dem man bei seinen
ersten Versen noch die Feder führen mußte, weil er wohl
dichten konnte, aber nicht schreiben, machte er Gedichte
oder sonst dergleichen, und war übrigens die beste Haut von
der Welt.

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Dieses Menschenkind, aus dem, wie natürlich, im bürgerlichen Leben nichts geworden ist, als ein simpler Salzschreiber, wird nun auf einmal krank, leidet an Beklemmungen und Pulsader-Geschwülsten, kann weder bei sich bleiben, noch außer fich, kurz bekommt den Zeitpips, der bekanntlich dann eintritt, wenn die Vögel mausern, zur Zeit der Wanderung nämlich, wenn vom Norden die kalten Lüfte wehen. — Es ist ihm unheimlich zu Muthe, kraut ihn an allen Ecken, er ist mit sich unzufrieden und möchte gern etwas werden, ein Li beraler oder Absoluter, kurz, irgend etwas, das ein System und ein Princip hat.

Seinen Zustand und die allmählich eintretenden Phasen desselben entbrüstet (erpectorirt) der Salzschreiber in Briefen an eine sichere Esperance, unter der man aber hier nicht die gemeine bannale Hoffnung zu verstehen hat, sondern ein norddeutsches Mädchen, die schmale Finger hat und ein schnelles, fluges, schwarzes Auge," glänzende Scheitelhaare und einen kleinen Mund, die sehr gern sich selbst erzählt und ihre Fata, mehr ein didaktisches Gedicht darstellt, als ein ly risches, und aus Kindesliebe Schulmeisterinn bei kleinen Urs sulinerinnen geworden ist. Leider hat auch sie politische Grik len (weibliche Ansichten der Politik nennt Mundt sie) und noch dazu solche, die einem Póliz und Krug gestohlen sind, und auf das dúnnste System der Reformen hinauslaufen, das man sich nur träumen kann, und nebenbei denkt sie - was noch garstiger ist auf,,Emancipation der Frauen“, vor der uns Gott behüte und was es sonst für schüßende Mächte des öffentlichen und häuslichen Friedens gibt.

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Die Verwickelung des Romans (oder der Novelle, wenn man lieber will, und darunter ein geschlossenes, dem Interesse einer einzelnen Idee gewidmetes episches Ganzes versteht) wird durch Herrn Zodiakus herbeigeführt, ein Wesen, das noch treffender geschildert werden könnte, als es Hr. Mundt ge than, das stets heiser ist von lauter Schreien, nie anders lacht, als höhnisch, dessen ganze hagere Gestalt in immerwähs renden elektrischen Bewegungen aus einander zuckt, das mituns ter sich sehr gefråßig anstellt, und nicht so sehr einer Partei anhängt, als vielmehr aller und jeder, da es nämlich der Parteitenfel selbst ist, der mit seiner philosophischen Großmutter gegenwärtig in Kleinweltwinkel Saison hält, bis die Ereignisse ihn wieder hinaus aufs Feld der Schlachten rufen. Dieses gibt mir jedoch Anlaß zur zeitgemäßen

Abschweifung II. Ueber den Teufel der Poesie. Das classische und indische Alterthum hatte keinen Teufel in unserm Sinne wie überhaupt kein (vollendeter oder ans

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schließender) Pantheismus ein dem Göttlichen ganz entfrem detes, demselben opponirendes Wesen denken kann. Wo Gott Alles ist, da ist er auch das Böse, die vernichtende Kraft, wie die in sich selbst erstarrende, vom Allgemeinen sich loss reißende Selbstsucht. Schiva, der Zerstörende, ist eben so Gott, als Brahma, der Allerhalter; die Formen trennen sich, das Wesen bleibt stets dasselbe. Die Griechen kennen. dámonische und gespenstige Gewalten aller Art; allein es sind ihnen nur Naturkräfte untergeordneten Ranges, die vor der jüngern Götterwelt der Chroniden in das Dunkel des Ammenmåhrchens treten, und schaden, weil sie müssen, nicht, weil sie wollen. Ja, selbst das ganze Reich der Unterwelt, welches bei diesem dichterischen Volke in solches Detail ausgebil det worden ist, hat (troß dem, daß sein der Nation und der ganzen Götterlehre fremder ägyptisch-persischer Ursprung nachgewiesen werden könnte) nur Strafen, aber keine Verbrechen; dort wird nicht gesündigt, nur gebüßt.

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Der ethische Dualismus der Perser hat als solcher mit Nothwendigkeit seinen Ahirman, die böse Kraft, die allem Guten widerkämpft, groß, stark, erhaben, mächtig, unbesiegt, selbst Ormuzd und seinen Geistern furchtbar, durch alle Reihen der Wesen wurzelnd, in titanischer Herrlichkeit, erst am Ende der Welten, nach langem, furchtbarem Ringen, der Gewalt des Göttlichen unterliegend. Ja, ob der Demiurgos, der Geist, so unsere Welt erschaffen, zu den guten oder bösen Geistern gehöre, ward von den Schülern altpersischer Weisheit, insbesondere den späteren Gnostikern, vielfach in Frage gestellt. Allein einen Leufel, ein troß dem innern Wis derstreben Gott anerkennendes Wesen kannte er nicht, und die Art und Weise, wie in bestimmten abgemessenen Perioden Ahirman allmählich erstarkt, Oberhand gewinnt, zurückgedrångt wird und am Ende wieder in den Grund alles Seins zurückkehrt, aufhört, böse zu sein, zeugt mehr für das Wirken einer nothwendigen Naturkraft, als das Handeln eines freien Wesens.

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Die christliche Mittelzeit kannte in der Poesie nur einen,,armen dummen", betrogenen, unschädlichen, bewältig ten Leufel, der in der grand diablerie" und sonst in den Mysterien und Farcen immer die Prügel bekam und die Scheltworte, eine Art Hanswurst und Pickelhåring, wie es nicht anders sein konnte in einer Zeit, die von der großen Wahrheit des Christenthums ganz durchdrungen war, daß die Hölle für immer besiegt und bezwungen sei, daß sie wohl noch immer schaden wolle, aber nicht könne und dürfe, und daß, wenn der Christ nur fest halte an seinem Erlöser, wenn-er die Waffen der Kirche und ihrer Priester benuße, das heilige

Wasser, das geweihte Amulet, den kräftigen Erorcismus, der unsaubere Geist herausfahren müsse aus seinem Size unter die Schweine, wie einst zu Gergesena.

Ich will hier durchaus nicht behaupten, daß diese die unter der Herrschaft christlicher Ideen einzig mögliche, oder daß es die höchste, tiefste Auffassungsweise der abgefallenen Geister fei. Der Satan Milton's und Klopstock's steht höher, als jez ner des Mittelalters, und was von ihm gesagt wird, stimmt nicht minder mit den Aussprüchen der Bibel und den Lehrs fäßen der Kirche überein. Ja, auch die plastische Kunst in ihren höchsten Gebilden (wir erinnern nur an Michel Angelo und Rubens) hatte schon früher den geistigen Charakter, die persönliche Kraft und die erhabene erschütternde Verzweiflung jener Wesen erfaßt, die von der Anschauung Gottes in die ewige Trennung und Verwerfung gefallen sind. Das Mittels alter kannte und schäßte im Allgemeinen zu wenig die Pers sönlichkeit, die Ichheit, um einzusehen, daß man zugleich groß und schlecht, stark und böse, ein Geist und ein Leufel sein könne.

In der neuern Zeit glaubt man an den Teufel nicht und hat daran sehr unrecht, was sich insbesondere in der Poesie geltend macht und ihr einen mächtigen Hebel der Bewegung entzieht. Der Teufel hat seine Realität verloren und ist nichts mehr, als eine (so genannte) poetische Figur, die jeder Dich rer nach individuellen Zwecken gestalten und zusammensetzen zu dürfen glaubt. Daß das 18. Jahrhundert, Göthe mit eins begriffen, feines reellen Teufels, bedurfte, ist aber noch begreifs lich: es hatte Puder, Pomade, das System des politischen Gleichgewichts, die Encyklopädisten, Voltaire, also kalte, geists reiche Ironiker die Fülle; allein gegenwärtig, wo wir alle warm sind und glühend, da wäre es råthlich und, weil so viel von Persönlichkeit, geistiger Würde nnd Freiheit der Existenz gesprochen wird, sogar folgerichtig und rechtlich, daß man auch dem Teufel sein Recht belasse und ihn nicht vers leumde, schände, entstelle und verhunze, daß man ihn frei und ungenirt walten laffe, damit der arme Geist sich am Ende wieder erhole und einigen Spaß mache mitten in unsere düstere, unheimliche, rein menschliche Bosheit und Halbheit hinein. Dabei hätte man sich aber folgende Verhaltungsregeln und charakteristische Kennzeichen zu merken, damit man wisse, was ein reeller, wahrhafter Teufel sei:

Der Teufel ist nie sentimental oder tugendhaft, wie z. B. Abadonna in Klopstock; denn er steht in keiner Verbins dung mit Gott, er hat kein Gewissen, kein Mitleid, keine Scrupel, keine Sehnsucht, keine Reue, keine Besserung,

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