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besteht in der Forderung, man müsse eben letztere als die Úrreligion Israels annehmen. Die Spuren des Aberglaubens, welche man hierfür als Beweis geltend macht, ließen sich in reichlicherer und gröberer Form zu allen Zeiten und an allen Orten, auch in den aufgeklärten Metropolen der modernen Kultur nachweisen.

Infolgedessen kommt die Kritik trotz allem schließlich selber dazu, die Einführung des Jahwegottesglaubens als die Tat eines Propheten aufzufassen. Die Kritik fühlt sich durch die grundsätzlichen Vorurteile genötigt, den Ursprung der monotheistischen Jahwereligion möglichst spät anzusetzen. Man sucht einen Begründer des monotheistischen Gottesbegriffes. Allein die Urkunden stehen dem im Wege. Ihnen zufolge ist es unmöglich, Jeremias für den Begründer des Monotheismus zu halten, auch nicht die Urheber der Religionsreformation des Josias; auch nicht den Propheten Jesajas, auch nicht Amos, auch nicht Elias, auch nicht David, auch nicht Samuel. Selbst die Annahme begegnet den größten Schwierigkeiten, welche Moses oder Abraham für den Urheber und ersten Verkünder des monotheistischen Jahweglaubens hält. Wenn Moses als der Urheber der Jahwe-Gottesidee gilt, so beruft man sich dafür auf den Bericht des Elohisten. (Exod. 6, 1-13). Allein diesem Berichterstatter zufolge war Abraham nicht minder strenger Monotheist als Moses. Moses wird nur als der erste Gesetzgeber des Gottesglaubens, als der erste Verkünder des Jahwe-Gottesnamens hervorgehoben, nicht als der erste Jahweverehrer.

Einige Kritiker erklären den Jahweglauben als die Religion. der nomadisierenden Wüstenstämme Israels, der sog. Leastämme; von diesen sei er durch Moses dem in Ägypten ansässig gewordenen, aber geknechteten Stamme Joseph übermittelt und dadurch erst zu größerer Bedeutung gebracht worden. Man weist zum Beweis hin auf den Zusammenhang des Jahweglaubens mit dem Sinai und mit dem Stamme Levi. Andere nehmen den Stamm Joseph als den eigentlichen Träger und Fortbildner der Jahwereligion. Der Ursprung des Jahwismus ist damit nicht erklärt; die Hauptfrage ist nur zurückgeschoben.

Das gleiche gilt von jener Theorie, welche annimmt, der Jahwismus stamme aus der Religion der Keniter oder Kainiter (nach Gen. 4, 1. 16. 17. 24. Num. 24, 21; 15, 19. Jud. 4, 11: Hobab der Kainiter [1, 16] als Schwiegervater

Mosis. 1. Sam. 15, 6; 27, 10. Kain blieb der Verbündete Israels. Mit diesen kann Melchisedech als kanaanitischer Monotheist in Verbindung gebracht werden Gen. 14, 18-20). Andere, wie Hommel, denken an die Midianiter oder andere südarabische Völker, die Minäer und Sabäer. Hierfür dient als wichtigster Anknüpfungspunkt der vierzigjährige Aufenthalt des Moses bei jenem Volke, dessen Hohepriester Jethro oder Reguel der Schwiegervater und Lehrer in Religions- und Rechtssachen für den ägyptischen Flüchtling wurde. (Exod. 2, 15—22; 3, 1; 4, 18–25; 18, 1–27. Num. 10, 29–32 [Hobab Reguels Sohn]; 12, 1.)

Ägypten und Chaldäa erlauben keine unmittelbare Entlehnung des Jahwismus; doch werden trotzdem vielfach Einflüsse angenommen. Für Ägypten gilt als Hinweis die Geschichte Josephs, der Aufenthalt in Gosen, die Erziehung des Moses und die Beziehung von Exod. 3, 14 zu der Selbstbezeichnung der Urgottheit Neith (vgl. Gott und Geist II S. 143). Für Chaldäa der aramäische Ursprung Abrahams und der Bericht, daß Bileam ein Jahweverehrer gewesen sei (Num. 22-24). Delitzsch glaubt, das Vorkommen des Gottesnamens Jahwe in dem Babel Hammurabis nachweisen zu können.

3. Bei der Frage nach den religiösen Verhältnissen der Urzeit muß inbetracht gezogen werden, daß zu allen Zeiten zwei Kräfte und Richtungen miteinander rangen, um die Weltanschauung und die Religion zu bestimmen.

Jeder Mensch trägt diese Gegensätze in sich, durch deren Wechselspiel das geistige Leben vor sich geht. Von Anfang an ringen im Einzelmenschen wie in der Gesamtheit die Natur neigung, welche sich den Eindrücken überläßt, und die Geistes neigung, welche in der möglichsten Kraftbetätigung die Befriedigung des höheren Selbstgefühls, Wahrheits- und Vollkommenheitsverlangens sucht. Die naturhafte Neigung der Masse nimmt voreilig eine sich darbietende Erklärung als hinreichende Erklärung an. Der praktische Eifer und die Wertschätzung, welche der Mensch unwillkürlich für das Ideal der Wahrheit hegt, drängt dazu, die nächstbeste Weltanschauung, welche keinen Widerwillen erregt, die einem gewohnt ist und nicht zu große Ansprüche an das Denken und Wollen stellt, als wirkliche Erklärung anzunehmen. Die Energie, mit der ihre Wahrheit geltend gemacht wird, soll die Mängel der sachlichen Gründe ersetzen, ist aber zugleich eine Wirkung des unbedingten Verlangens nach Wahrheit. Weil die Forderung nach Wahrheit mit unbedingter Entschiedenheit im Menschen lebt, ist man bereit, die Weltanschauung, welche einem am wenigsten persönliche und sachliche Schwierigkeiten bereitet, als Wahrheit anzunehmen. So wirken Wahrheitsdrang und natürliche Scheu vor aller Anstrengung zusammen. Die große Menge aller Stände vertritt immer die Neigungen und Einflüsse, durch welche Oberflächlichkeit und Fanatismus begünstigt werden.

Aber die außerordentlichen Persönlichkeiten sind gerade jene, welche sich nicht vor den inneren Mühen des Denkens und vor dem Opfer der Selbstverleugnung fürchten, welche sich nicht vor dem ausdrücklichen Zugeständnis der empfundenen Mängel in der herrschenden Weltanschauung scheuen. Sie

empfinden die Sehnsucht nach Wahrheit am stärksten; aber deswegen verschließen sie ihre Augen nicht vor den Schwierigkeiten.

Die gewissenhaften und tiefen Geister bemühen sich, mit Anstrengung ihrer Denkkraft beobachtend und ergründend die Gesamtheit der Tatsachen und zwar in ihrem unzerreißbaren Zusammenhang zu erfassen und der Einheit gerecht zu werden, welche trotz aller Verschiedenheit und Entfernung doch unzweifelhaft überall hervortritt. Die Oberflächlichkeit haftet hingegen am einzelnen und übersieht über dessen loser Vielheit die allbeherrschende Einheit. Darum ist der Animismus und Fetischismus von Uranfang an die Weltanschauung des verflachenden Denkens, das sich im einzelnen verliert und die Einhcit übersieht, aus deren Schoß alles entsteht und in deren Zusammenhang alles besteht. Der Animismus geht von den menschlichen Lebenszuständen aus, der Fetischismus faßt die einzelnen Naturtatsachen ins Auge.

Die oberflächliche Denkweise begnügt sich mit dem Nächstbesten als Ursache; sie prüft nicht, ob die sich darbietende Erklärung wirklich erschöpfend und hinreichend sei. Der naturwissenschaftlichen, empirischen und praktischen Erklärung des einzelnen genügt die Feststellung eines gesetzmäßigen Folgeverhältnisses, ohne daß das Vorausgehende (antecedens) wirklich hinreichend und erschöpfend den Hervorgang und die Beschaffenheit der Wirkung oder Folge zu erklären hätte. Was eben die nächste Ursache nicht leistet, kann und muß die höhere Ursache leisten. Allein bei der höchsten und ersten Ursache muß die Forderung einer wirklich hinreichenden, gründlichen und erschöpfenden Verursachung und Erklärung vollkommen erfüllt werden. Dies tut der oberflächliche Sinn nicht: er begnügt sich, für die einzelnen Natur- und Lebensvorgänge das Kommen und Gehen, Wirken und Ruhen einiger Geister und Seelen anzunehmen. Animismus und Fetischismus ist Aberglaube, weil beide durch die Annahme einer Unzahl willkürlicher Geistermächte die Wirklichkeit erklärt zu haben vermeinen. Ernster Glaube, Vernunft und Denknotwendigkeit hingegen ist es, den Geist oder die geistige Ursächlichkeit, die Macht des Geistes, d. h. des Gedankens und Willens, der Weisheit und Heiligkeit als die allein hinreichende Ursache der Wirklichkeit anzunehmen. Der Geist bedeutet die

Ursächlichkeit der in sich selbst begründeten, ihrer Gründe und Zwecke bewußten Tätigkeit, die Macht des Allgemein-Gültigen und Allgemein-Wertvollen, des logisch und ethisch Notwendigen, des über alle selbstsüchtigen Interessen Erhabenen und um seiner selbst willen Begehrenswerten. Der Glaube an den Geist ist demnach nicht bloß vernünftig, sondern die Vernunft selber; der Glaube an Geister ist nur so weit vernünftig, als er empirisch hinreichend begründet ist und insofern als diese Geister und Seelen zur Verwirklichung und Vertretung des Allgemein-Gültigen und Allgemein-Wertvollen verpflichtet und befähigt sind. Im Animismus und Fetischismus kommt dies fast gar nicht zur Geltung. Sogar in den höheren Religionsformen sieht man den inneren Grund nicht ein, wozu die Unzahl der Geister da ist und welche innere Bedeutung für Wahrheit und Vollkommenheit ihre unsterbliche Fortdauer hat. Dies tritt deutlich hervor, wenn die Seelen als wesenlose Schatten fortbestehend gedacht werden: es ist ein bedeutungsloses Leben und Dasein im Jenseits, weil es auch im Diesseits bei den meisten ohne allgemein gültige und allgemein wertvolle Bedeutung gewesen war.

Animismus und Fetischismus sind also durch den Pluralismus und den Mechanismus charakterisiert. Sie werden einerseits der Einheit und Gesamtheit des Wirklichen nicht gerecht; anderseits begnügen sie sich mit einer äußerlichen, bedeutungslosen und in sich selbst nicht hinreichend begründeten Ursächlichkeit. Die Tatsachen fordern Vollständigkeit des Erkennens und Würdigens, materiell und formell, letzteres durch Würdigung des einheitlichen Zusammenhanges, in dem alles steht und wirkt. Die ursächliche Erklärung fordert von unserem Denken, daß es sich nur mit einer in sich selbst vollbegründeten Ursache begnüge, mit einem Prinzip, das es dem Inhalt wie der Kraft nach verdient, als Ursache der Wirklichkeit zu gelten.

Die Wissenschaft, welche nichts als exakte Tatsachensammlung sein will, steht unter dem Bann der oberflächlichen Denkweise: sie wird der Tiefe der erfahrungsmäßigen Wirklichkeit nicht gerecht. Sie begeht den Fehler, daß sie den Tatbestand in bloße Tatsachen, Formeln und Wirklichkeitsklötzchen verflacht, verhärtet und herabdrückt, um sich und ihre Jünger im Wahne einer exakten Wiedergabe des Tatbestandes zu beschwichtigen. Der moderne Empirismus, Agnostizismus und Materialismus, kurz jede mechanische Weltanschauung krankt an derselben Schwäche wie der mitleidig beurteilte Animismus und Fetischismus. Die Männer, welche dem Pluralismus und Mechanismus der animistischen Zersplitterung und Verflachung entgegengearbeitet haben, indem sie » den Geist« gegenüber dem Chaos von Geistern, den Seienden gegenüber der Unzahl von Wirklichkeitsklötzchen, die Kraft der Weisheit und

den Ernst der Gottgehörigkeit, kurz den Kultus der Ideale gegenüber dem Kultus der Willkürgewalten zur Geltung brachten, sind eben die Männer der Offenbarung und des Glaubens. Wenn die mechanistische Denkweise über Moses, seine Vorgänger und Nachfolger aburteilt, so bekundet sie dadurch nur, daß sie an demselben Übel krankt, dem der prophetische Gedanke gegenübertrat: an Verflachung der Tatsächlichkeit und an Veräußerlichung der Ursächlichkeit.

S2. Religionsgeschichtliche Beweisgründe.

Erster Beweisgrund für den übernatürlichen Offenbarungscharakter des biblischen Gottesbegriffs.

Der sittliche Gottesglaube als die Überlieferung
der patriarchalischen Urzeit.

Die religiöse Literatur Israels verdankt ihre große Bedeutung dem Umstand, daß sie die Urkunde einer ganz einzigartigen Welterklärung ist, nämlich des überweltlichen Gottesbegriffs. Die Hl. Schrift Israels lehrt Gott als den Schöpfer der Welt durch sein gestaltendes Wort und seinen belebenden Geist. Sie lehrt Gott als den Schöpfer seines Volkes und den Begründer eines Himmelreiches, wo alle in der Sabbatgemeinschaft ihres Gottes zur Vollendung gelangen. Die Hl. Schrift Israels ist die große Urkunde des überweltlichen Weltschöpfers, die Urkunde, wie dieser Gottesbegriff von Anfang an der Menschheit als göttliche Offenbarung gegeben war, wie er trotz aller Gedankenverwirrung und Sinnesverirrung das hl. Erbgut der Patriarchen blieb, bis er schließlich von Israel Besitz ergriff und es zum Volk des Monotheismus machte. Die Hl. Schrift ist die Urkunde, wie sich der Jahweglaube der Urzeit zum christlichen Geheimnis des dreieinigen. Gottes und der Menschwerdung des Wortes vollendete. Die Offenbarungsgeschichte ist das Erleben des göttlichen Lebens im eigenen Leben der Menschheit.

1. In dem biblischen Gottesbegriff ist eine einzigartige Idee gegeben, welche ihresgleichen in den übrigen Religionen nicht findet. Diese Einzigartigkeit war dem religiösen Geiste Israels von Anfang an klar bewußt, wenigstens den führenden Persönlichkeiten. Kein Volk und keine Religion erhob sich zu einem ähnlichen Gottesbegriff, auch nicht in annähernder Reinheit, Tiefe und Lebendigkeit. Einzelne Religionsstifter und Philosophen, wie Zarathustra, Platon und Aristoteles, kamen dem Monotheismus

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