Sayfadaki görseller
PDF
ePub

Abbildungen der Zukunft sein, sondern Ausmalung des Grundgedankens, auf den es dem Propheten ankommt. Dem Propheten war (durch die Inspiration) eine gewisse Erkenntnis über die Schicksalsentwicklung der Menschheit gegeben und damit die Aufgabe, dieselbe in ein seinen Zeitgenossen verständliches Bild einzukleiden. So entspricht es dem psychologischen Wesen der Erkenntnis, welche sich im Ausprägen eines möglichst geeigneten Bildes vollzieht, sowie der Inspiration, die befruchtend auf die Erkenntnistätigkeit wirkt, wie dies aus den prophetischen Gesichten und Reden, diesen sinnbildlichen Ausgestaltungen und Einkleidungen geistiger Ideen erhellt.

Die prophetischen Ideen konnten den Menschen überhaupt und den Zeitgenossen insbesondere nur dadurch verständlich nahegebracht werden, daß sie die geistliche Natur und Fülle des verheißenen Gottesreiches durch weltlich-irdische Sinnbilder schilderten, und dadurch, daß sie das Zukünftige und Ewige in zeitgeschichtlichen Formen beschrieben. Auch unserer begrifflichen Denkweise stehen keine anderen Mittel zur Kennzeichnung des Übersinnlichen und Übernatürlichen zur Verfügung. Auch unsere theologische Begriffssprache muß vom Mahle der Gottesgemeinschaft, vom Siege über die Feinde Gottes, von dem Reiche der Herrlichkeit, von dem Glanz des Himmels reden. Auch wir können uns die Kämpfe der Endzeit nur vorstellen, indem wir die ringenden Gegensätze unserer Zeit etwas gesteigert und abgeändert in die Zukunft hinausverlegen. Es wäre selbstgefällige Überschätzung, wenn wir meinen wollten, wir vermöchten das Zukunftsbild der geistigen Kultur oder gar der messianischen Vollendung in seiner positiven Eigenart auszudenken und wiederzugeben. Auch wir reden trotz aller Abstraktion immer noch in Bildern; denn der abstrakte Ausdruck ist im Grunde doch nur ein abgeblaßtes Bild, dessen bildlicher Inhalt übersehen wird und das man fast bloß noch als Wortzeichen verwendet.

In diesem Sinne, als Bilder des verheißenen Gottesreiches, wurden die glänzenden Schilderungen von der triumphierenden Rückkehr beider Volksteile aus dem Exil entworfen. Das endgültige Aufhören aller Fremdherrschaft für Juda und Israel, die Rückkehr Judas, aber nicht minder auch Israels, die Wiedervereinigung aller zwölf Stämme zu einem Reich unter Davids

Königshaus, ungetrübter Sonnenglanz und ungestörte Fruchtbarkeit, Friedensglück für Menschen, Tiere und die ganze Natur, Erneuerung von Grund aus ohne Abfall und ohne Sünde in der Zukunft, vollkommene Durchdringung mit dem Gesetze Gottes, freiwillige Huldigung aller Großmächte und aller Heidenvölker durch Wallfahrten nach Jerusalem mit reichen Weihegaben und voller Dienstwilligkeit: das sind die Bilder, unter denen dieselbe Segensfülle beschrieben wird, die sich sonst als allgemeine Gotteserkenntnis und Gesetzesbeobachtung darstellt. Die Bilder des Überflusses an Fruchtbarkeit und Beute, die Vollkommenheit des Sieges durch gewaltsame Niederwerfung und Vernichtung aller Heidenvölker sind demselben Grundgedanken gewidmet, aber dürfen ebenso wenig als chronistische Zukunftsbilder genommen werden wie die sinnliche Pracht der Königsherrlichkeit und des Opferkultus mit dem ewigen Priestertum Levis. Die Darstellung nötigt selbst dazu, über Buchstaben und Bild zum geistigen Gedanken hin aufzusteigen. Man erkennt ihre sinnbildliche Absicht daran, daß die Bilder nicht folgestreng durchgeführt werden. Darum werden die verschiedenen Bilder auch nicht miteinander zu einem widerspruchslosen Gesamtbild verbunden. Das müßte geschehen, wenn sie mehr als Sinnbilder sein sollten.

Die Schilderungen des Exils sind so, daß der Zustand kaum erträglich erscheint; tatsächlich gestaltete sich die Lage in Babel bei den Exulanten so, daß nur die Idealisten und die Besitzlosen heimkehren wollten.

Auch die Art, wie die Könige und Großkönige dargestellt werden, ist nicht als persönlich-geschichtliche Charakteristik derselben zu verstehen; vielmehr erscheinen sie ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesinnung bald als Knechte, Vollzugsorgane und vertraute Werkzeuge Gottes, bald als übermütige Frevler, welche die ihnen übertragene Sendung und die ihnen erwiesene Gunst mißbrauchen, um sich selbst gegen Jahwe zu erheben. Die ganze Darstellung nimmt eben für ihren Grundgedanken ein geeignetes Schema und fügt demselben die einzelnen Faktoren ein. Jeroboam I hat von Anfang an den Bilderdienst in Bethel beabsichtigt; Nabuchodonosor war durchaus von politischen Gesichtspunkten geleitet, aber nicht von der Absicht, als Strafwerkzeug Jahwes gerechte Vergeltung zu üben; Cyrus huldigte trotz seiner sonstigen Förderung des Monotheismus in Babel den Göttern Babels und sorgte für den gesetzlichen Kultus in ihren Tempeln. Also kann Cyrus nicht als ein Herrscher gelten, der die Götter Babels vernichtet hätte. (Jer. 51, 44.)

Als die Propheten ihre Reden und Schriften veröffentlichten, konnten sie zuversichtlich erwarten, daß die Art, wie sie die Faktoren der Gegenwart zur bildlichen Ausführung ihrer Gedanken verwerteten, wirklich als sinnbildlich

verstanden würde. Dasselbe galt von den symbolischen Handlungen, von denen einige zur tatsächlichen Ausführung höchst ungeeignet, wenn nicht unmöglich, äußerst gefährlich und anstößig gewesen wären. Sie sind wohl meist sinnbildliche Darstellungen und als solche sehr wohl geeignet, einen dramatischen Eindruck hervorzubringen, sogar mehr als wenn sie wirklich ausgeführt worden wären. Als Darstellungsform ist vieles wirksam und sinnvoll, was sich bei tatsächlicher Ausführung als physisch und sittlich unmöglich erweisen würde.

Der Prophet Amos hat gewiß nicht geglaubt, die Amoriter seien so groß wie Zedern und so stark wie Eichen gewesen. Allein er gebraucht dieses Bild, weil er das Vertrauen hegt, daß die Leser als Bild verstehen, was als Bild geboten wird. (Am. 2, 9.) Die ergreifenden Bilder von dem Empfang der gedemütigten Großmächte in der Unterwelt, sowie vom Übermut der Großen haben ihre Großartigkeit als Bilder, nicht als Berichte.

Trotz der eigenen weltlich-politischen Sinnesweise war es dem Volke und seinen Führern wohl verständlich, daß die Propheten im Dienst eines übersinnlichen und überpolitischen Gottesreiches wirkten und für die geistige Gottesgemeinschaft den Sinn, das Pflichtgefühl und die Hingabe wollten. Nur so erklärt es sich, daß die Menge dessen, was der Vorwurf von den unerfüllten Weissagungen geltend macht, dem Ansehen der Propheten in ihrer eigenen Zeit keinen Eintrag getan hat. Man wußte eben, in welchem Sinn ihre Weissagungen gemeint waren. Darum wurde gerade in jener Zeit, wo das Urteil über Erfüllung oder Nichterfüllung ihrer Weissagungen möglich war und wo die Nichterfüllung die größte Aufregung und den bittersten Hohn hätte hervorrufen müssen, kein abfälliges Urteil über die Propheten gefällt, sondern vielmehr ohne urkundlichen Widerspruch die Weiss agung der Propheten als eine einzigartige Auszeichnung Israels empfunden, hocherhaben über jene Mantik und Prophezie, wie sie sich in den heidnischen Religionen und auch in Israel selber breit machte. Die Weissagung wurde im Gegensatz zu der Magie in ihrem heilsgeschichtlichen, sittlich-religiösen Sinne gewürdigt und in diesem Sinne als großer Wahrheitsbeweis für den Jahweglauben und die Jahweoffenbarung geltend gemacht. Das geschah, als das Volk Jahwes unter der Wucht der göttlichen Heimsuchungen daniederlag!

Die prophetische Ausführung der Weissagung als Wahrheitsbeweis für die Göttlichkeit der Jahweoffenbarung ist in Jes. 40-48 niedergelegt. Der allmächtige Weltschöpfer ist der Gesetzgeber der Weltgeschichte und der Herr aller Weltmächte. Die prophetische Weissagung offenbart die Richtung, in welcher Gottes Weltherrschaft die Entwicklung leitet.

Es ist von religionsgeschichtlichem und zugleich apologetischem Interesse, wie ein Augustinus gerade durch die geistige Gewalt und Hoheit der Heil. Schrift zum Glauben und zur Kirche gezogen wurde. Er spricht den Werdegang seiner Glaubensüberzeugung also aus: Persuasisti mihi, non qui crederent libris tuis, quos tanta in omnibus fere gentibus auctoritate fundasti, sed qui non crederent, esse culpandos, nec audiendos esse, si qui forte mihi dicerent: Unde scis, illos libros unius veri et veracissimi Dei Spiritu esse humano generi ministratos? Augustinus antwortet auf diese Frage, woran

er die Göttlichkeit der Hl. Schriften erkenne, die Vorsehung und Weltregierung sei ihm immer als unumstößliche Wahrheit sicher gewesen. Ideoque quum essemus infirmi ad inveniendam liquida ratione veritatem et ob hoc nobis opus esset auctoritate sanctarum literarum, iam credere coeperam, nullo modo te fuisse tributurum tam excellentem illi scripturae per omnes iam terras auctoritatem, nisi et per ipsam tibi credi et per ipsam te quaeri voluisses. (Conf. 6, 5.) Der Erfolg und das Ansehen, welche sich die Hl. Schrift in der Kirche und Menschheit erworben hat, gelten ihm als Beweis, daß es so gottgewollt und sachlich begründet war. Die kritische Würdigung der biblischen Religionsgeschichte bringt überhaupt den Inhalt und die Geistesart der Offenbarung zugleich als Wunder und Weissagung zur Geltung, sowie deren Organisation und Wirksamkeit als Kirche. Allerdings machen alle vermeintlichen Offenbarungsreligionen Wunder und Weissagung zu ihren Gunsten geltend. Aber damit ist nicht gesagt, daß dieselben bei der kritischen Würdigung ihrer Geschichte eine solche Tatsächlichkeit und Beweiskraft bekunden, wie in der Offenbarungsgeschichte des Alten und Neuen Testamentes, sowie in der Kirche.

Später, als Augustin Vertreter der Kirche war und für die bedrohte Autorität der Kirche zu kämpfen hatte, tat er den vielerwähnten Ausspruch: Evangelio non crederem, nisi me commoveret ecclesiae catholicae auctoritas. Dem Manichäismus gegenüber erklärte er: Nicht einmal Wunder vermöchten ihn von dessen Wahrheit zu überzeugen, weil das Ansehen der Hl. Schrift, nämlich des Alten Testamentes, dann preisgegeben werden müsse; denn die Manichäer verwarfen das Alte Testament. Dessen Göttlichkeit galt Augustin indes durch die großen Weissagungen als erwiesen. »So sehr wollte Gott, daß nichts gegen das bekräftigte Ansehen der Hl. Schriften geglaubt werde, deren Wahrheit durch die Tatsachen selber dargetan werde, indem das, was lange vorher geweissagt worden, im Laufe der Zeit erfüllt und vollbracht worden sei.<< (C. Man. Schanz, Apologie 2. S. 413.)

8. Die messianische Weissagung.

Positive Widerlegung des Einwandes von den unerfüllten

Weissagungen.

Der Vorwurf behauptet, gerade die wichtigsten Weissagungen seien unerfüllt geblieben. Das ist sachlich unrichtig. Jene Vorhersagungen, welche das Wesen des Prophetentums im Alten und Neuen Bunde bilden, haben eine vollkommene, weltgeschichtlich offenkundige und großartige Erfüllung gefunden.

Gottesherrschaft, Gotteserkenntnis, Gottesgemeinschaft bilden den Gegenstand dieser Weissagung: er ist allerdings streng religiös, aber zugleich heils- und weltgeschichtlich, weil er den unzweifelhaften Vollzug und den allgemeinen Sieg des Gottesreiches in Israel und der Völkerwelt bedeutet. Es handelt sich

um eine wahre Weissagung, nicht bloß um eine religiöse Überzeugung von folgestrenger Energie.

1. Die prophetische Weissagung hat als ihren eigentlichen Inhalt und Zweck das messianische Gottesreich mit seinen Gütern, der allgemeinen Gotteserkenntnis, Gotteskindschaft und Gottesgemeinschaft, sodann den geistig-sittlichen Aufbau des Gottesreiches in dem Offenbarungsvolk, sowie in der gesamten Menschheit mit fortschreitender Überwindung der entgegengesetzten Geistesrichtungen und mit fortschreitender Verwertung und Entfaltung aller geistig-sittlichen Vorzüge und Errungenschaften.

Das ist die große Weissagung der Offenbarung im Alten und Neuen Testament. Ihre Erfüllung ist nicht des Beweises bedürftig, weil sie durch die ganze Weltgeschichte bezeugt wird.

Die prophetische Weissagung selber ist eine weltgeschichtliche Tatsache, welche im Hinblick auf ihren Inhalt nicht aus der Gesamtheit der natürlichen Gründe und Ursachen erklärt werden kann. Denn dieser Inhalt geht weit über all dasjenige hinaus, was geniales Denken und wagemutiges Hoffen mit dem Idealbild seiner Sehnsucht verbinden konnte. Er ist nämlich in dreifacher Richtung derart bestimmt und eigenartig ausgeprägt, daß die Idee des Gottesreiches als solche nicht genügt, um kraft immanenter Logik als der hinreichende Erklärungsgrund des prophetischen Weissagungsinhaltes gelten zu können. Vor allem ist es die Idee des Messias selber, welche den ersten wesentlichen. Bestandteil der prophetischen Weissagung bildet. Sie kann in keiner Weise weder aus den natürlichen Voraussetzungen überhaupt noch aus der Energie des religiösen Glaubens und Wollens abgeleitet werden.

Messias bedeutet in der biblischen Weissagung die vollkommene Offenbarung des göttlichen Heilsgeheimnisses und Heilsplanes in einer geheimnisvollen Persönlichkeit als der lebendigen Verkörperung des Gottesreiches und der machtvollen Durchführung der übernatürlichen Gottesgemeinschaft. Das Wesen des Messias ist durch seinen Namen bezeichnet: er ist der Gottgesalbte, der ganz und gar von Gott Erfüllte und mit Gott Verbundene, der aus Gott lebende und wirkende Menschensohn, darum wie Vorbild so Vollbringer des Gottesreiches auf Erden.

Die Weissagung des Messias, des messianischen Heilswerkes

« ÖncekiDevam »