Sayfadaki görseller
PDF
ePub

Die Vereinigung der Segensweissagung für Israel und die Heidenwelt ist ein Beweis, daß das Prophetentum sich in der Tat für eine universale Aufgabe berufen fühlte. Die Tatsache ist deswegen nicht minder wahr, weil es eine übernatürliche Gesinnung ist, auch für das moderne Empfinden. Der Universalismus in der abstrakten Theorie ist leicht; aber im Hinblick auf bestimmte Völker und Rassen, wie dies bei den Propheten der Fall war, ist er sehr schwer. So wirkte sich im Weissagungsbilde aus, was im Gottesbegriff Jahwes so wichtig war: der Schöpfer, Lebensgrund und darum der Erzieher aller Völker.

4. Das Prophetentum muß als die höchste und schwierigste Aufgabe betrachtet werden, welche den Offenbarungsorganen zukam. Denn sein eigentlicher Beruf war jene Forderung, welche auf die Religion selber geht. Der Prophet Jahwes hatte im Alten wie im Neuen Testament den geistig-sittlichen Endzweck in allen gesetzlichen Ordnungen und heiligen Einrichtungen zur Geltung zu bringen. Auch in der Religion sind Endzweck und Mittel zu unterscheiden. Der Zweck und das Wesen der Religion liegt in der Gottverähnlichung und Gottesgemeinschaft. Diese soll für die einzelnen wie für die Gesamtheit immer mehr zum Gegenstand unmittelbarer Betätigung werden, so daß an dem Menschen zur lebendigen Wahrheit wird, was die Gottesmänner beider Testamente als das Wesen der Offenbarung bezeichnen: >>Wenn ihr mit Christus auferstanden seid, so suchet, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes thront; was oben ist, sinnet, nicht was auf Erden ist. Denn ihr seid (der Welt) gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.« (Kol. 3, 1—3.) Die Psalmen sind dadurch so einzigartig erhaben, daß sie diesen Grundgedanken des Prophetentums in den Formen lebendiger Erfüllung ausführen. Alles, was durch Lehrüberlieferung, Gesetz und Kultus dargeboten und gefordert ist, bedeutet das Mittel und Material, um das Leben mit Gott und aus Gott innerlich zu betätigen. Das Äußere kann weder als Bekenntnis, noch Werkgerechtigkeit, noch Kultusübung entbehrt werden, so wenig als für die Erkenntnisaufgabe das Material entbehrt werden kann, in dem die Erfahrungswahrheit dem Erkennen gegenübertritt, um von ihm durch die Arbeit der Begriffsbildung ergriffen zu werden, und um durch die Schlußfolgerung zum Erkenntnismittel höherer

Wahrheiten, insbesondere der Erklärungsgründe verwertet zu werden. Dazu kommt die weitere Notwendigkeit, das, was dem Wesen nach bei allem Geistesleben innerlich erlebt und getan wird, zum entsprechenden Ausdruck zu bringen. Die äußere Vergegenständlichung, wenn auch nur in Wort und Schrift, Bild und Zeichen, ist ein Lebensbedürfnis des Geistes, nicht nur um der Mitteilung an andere willen, sondern um das Erkenntnis- und Willensleben selber zur eigenen Vollendung zu bringen. Das gilt auch vom wissenschaftlichen Erkennen, das nur wenigen Bevorzugten als Beruf obliegt: um wieviel mehr vom religiösen Geistesleben!

Die Unterscheidung zwischen dem, was die Religion selber ist und was ihr als notwendiges oder wertvolles Mittel dient, ist theoretisch und praktisch begründet; allein sie darf nicht zu einer Trennung beider führen. Das wäre ebenso, wie wenn man das Leben selber festhalten, aber dessen werkzeugliche Funktionen und Organe preisgeben wollte. Die Ernährung und Bewegung dient dem Leben, aber ist nicht selbst das Leben. Dies ist der Vorbehalt, unter dem Harnacks Ausführungen in seinem »>Wesen des Christentums<< zur Darlegung dessen verwendet werden können, was die eigenste Aufgabe des Prophetentums war. Gott selber und sein Kommen in die Seele als Wahrheit und Kraft ist die Religion. Gott und die Seele: Gott als Vater, die Seele als sein. Kind, Abbild und Heiligtum, das ist die Religion selber.

»>Indem man,« schreibt Harnack, »die ganze Verkündigung Jesu auf diese beiden Stücke zurückführen kann, Gott als den Vater und die menschliche Seele so geadelt, daß sie sich mit ihm zusammenzuschließen vermag und zusammenschließt, zeigt es sich, daß das Evangelium überhaupt keine positive Religion ist wie die anderen, daß es nichts Statutarisches und Partikularistisches an sich hat, daß es also die Religion selbt ist. Es ist erhaben über alle Gegensätze und Spannungen von Diesseits und Jenseits, Vernunft und Ekstase, Arbeit und Weltflucht, Jüdischem und Griechischem. In allen kann es regieren und in keinem irdischen Element ist es eingeschlossen oder notwendig mit ihm behaftet.« (S. 41.)

Weder das Evangelium noch das Prophetentum haben das Statutarische und Positive im Sinne H. von der Religion selber getrennt, sondern nur die unbedingte Hegemonie der Gottesverehrung im Geiste und in der Wahrheit gefordert. Gesetz und Freiheit, Wesen und Übungen, Überlieferung und eigenes Geistesleben schließen sich nicht aus. Vielmehr zeigt Harnack selbst,

im Hinblick auf das zweite Jahrhundert, daß alles mit Notwendigkeit statutarisch werde. Die Notwendigkeit, das Eigene zu überliefern und dasselbe gegen die Gegner zu behaupten, nötigt dazu. (S. 124.) Auch das gesteht H.: »Die Religion ist nicht bloß ein Leben in und mit Gott: sondern auch, eben weil sie dies ist, die Enthüllung des Sinnes und der Verantwortlichkeit des Lebens.<< (S. 27.) Lehre, Gesetz und Kultus wollen dazu dienen, um ein unmittelbares Verhältnis zu Gott zu gewinnen. Die übernatürliche Gottesgemeinschaft soll nicht eine Erkenntnis und Willensbetätigung aus zweiter Hand bleiben, sondern zum eigenen und überzeugten Vollzug dessen werden, was man zuerst als Lehre, Gesetz und Übung von der Überlieferung empfangen und gelernt hat. »>Alle sollen Lehrlinge Gottes werden«; das Gesetz der Überlieferung soll zum lebendigen Gesetze werden, das in die Seele selbst eingeschrieben ist. (Jer. 31, 33. 34. Ezech. 36, 26. Jes. 54, 13. Joh. 6, 45. 1. Joh. 2, 20. 27. Mt. 23.)

Von diesem Gesichtspunkt aus ergibt sich auch der Grundzug der prophetischen Weissagung im Unterschied von aller Wahrsagung, aber auch von aller bloß begrifflichen Schlußfolgerung. Weil die prophetische Weissagung viel höher ist als Wahrsagung, darum geht sie auf die Religion oder das Gottesreich selber und hat ihren Vollzug oder Vollbringer zum Gegenstand, ihre berufenen Empfänger und Träger, sowie die heilsgeschichtliche Stufenfolge ihrer Berufung. Die Weissagung ist darum messianisch und heilsgeschichtlich, und zwar mit Bezug auf Israel und die gesamte Menschheit. Gleichwohl ist diese Weissagung wesentlich erhaben über die Form der schlußfolgernden Erkenntnis aus der Fülle und Tiefe des sittlichen Gottesbegriffs: denn es handelt sich beim messianischen Gottesreich und seinem Haupte, sowie bei seiner Durchführung in Israel und der Menschheit um freie Gnadenratschlüsse Gottes, die unbeschadet seiner wesenhaften Güte auch anders lauten könnten. Darum ist die Weissagung des Gottesreiches und des Messias als seines Vollbringers, sowie seines Sieges in Israel wie der Heidenwelt im eigentlichen Sinne übernatürliche Weissagung.

Zweiter Teil.

Apologie Christi.

SI. Beweisgegenstand und Beweismethode der Apologie Christi.

1. Für die apologetische Untersuchung über Christus ist die Gesamtheit ihrer Aufgaben in der Frage zusammengefaßt, ob die kirchliche Glaubenslehre von Christi Person und Werk durch die wissenschaftliche Forschung begründet oder widerlegt werde. Wenn der Standpunkt vertreten wird, der Glaube an Christus. werde von der wissenschaftlichen Forschung überhaupt nicht berührt, dann bedarf es keiner apologetischen Begründung. Sie könnte nur dazu dienen, die wahre und allein wertvolle Begründung des Glaubens in Frage zu stellen.

Die kirchliche Glaubenslehre über die Person Christi bekennt Jesum Christum als den menschgewordenen Gottessohn im trinitarischen Sinne des persönlichen Logos auf Grund der Menschwerdung oder der hypostatischen Vereinigung mit einer vollständigen Menschennatur. Infolge der hypostatischen Union lebt der wesenhafte Gottessohn nicht nur in seiner göttlichen Natur, sondern auch in der von ihm angenommenen menschlichen Natur. Aber die beiden Naturen und das einer jeden entsprechende Leben bleiben trotz der persönlichen Einheit vollkommen unvermischt und bewahren ihre eigentümliche Eigenart. So hat es die Kirche auf dem vierten allgemeinen Konzil zu Chalcedon 451 festgestellt, im Gegensatz zum Monophysitismus, der eine Vermischung der beiden Naturen zu einem gottmenschlichen Wesen und Leben

annahm.

Die unwandelbare Ewigkeit des göttlichen Lebens, welches dem Logos zukommt, und die numerische Wesenseinheit des Logos

mit dem Vater und dem Hl. Geiste im Sein und Wirken, im Denken und Wollen schließen ohnedies jede Veränderung im göttlichen Leben des Logos aus, auch als Folge der Menschwerdung.

Der kirchliche Glaube bekennt diesen Gottmenschen Jesus als den Vollender der göttlichen Offenbarung, weil er das menschgewordene Wort Gottes ist; als den Vollbringer der Erlösung durch das Opfer der stellvertretenden Genugtuung, als den Verdiener des Hl. Geistes für Kirche und Seelen, als das Vorbild und den Gesetzgeber der vollkommenen Sittlichkeit und Religion, als den Stifter der Kirche und der kirchlichen Heilsordnung, als den kommenden Weltrichter.

2. Die Apologie Christi muß in ihrer Beweismethode selbstverständlich auf den wissenschaftlichen Widerspruch gegen den kirchlichen Christusglauben Rücksicht nehmen, zumal dieser Widerspruch gerade in der Gegenwart von verschiedenartigen Gesichtspunkten höherer Ordnung und mit dem Aufgebot unermüdlicher Forschungsarbeit erfolgt.

Der Widerspruch der wissenschaftlichen Forschung spricht sich gegenwärtig in folgenden grundsätzlichen Behauptungen aus.

A. Die kirchliche Glaubenslehre von Christus stehe im Widerspruch mit dem tatsächlichen Geschichtsbilde und Selbstbewußtsein Jesu, wie es sich aus den neutestamentlichen Quellen bei kritischer Untersuchung und Verwertung derselben ergebe.

B. Die kirchliche Christologie erweise sich als geschichtliche Unmöglichkeit. Es fehlten, wie die Kritik vielfach behauptet, zur Zeit Christi alle Voraussetzungen, um in Israel mit dem Anspruch wesenhafter Gottessohnschaft aufzutreten und verstanden zu werden. Die Bedeutung, die man mit dem Ausdruck »>Gottessohn«< verbunden habe, sei nicht über den Begriff des theokratischen Gottessohnes, des gottgesandten und gottgesalbten Messiaskönigs hinausgegangen. Die Dreieinigkeitsidee sei die Folge der Vergöttlichung Christi: denn diese sei mit der Einpersönlichkeit des alttestamentlichen Gottesbegriffs unvereinbar. Die Enttäuschung der Jünger hinsichtlich der irdischzeitlichen Offenbarung und Verherrlichung Jesu als des gottgesandten Messiaskönigs konnte nur ausgeglichen werden durch die Vergöttlichung der Person Christi und die Vergeistigung der messianischen Aufgabe, insbesondere durch die Verklärung der Hinrichtung am Kreuze zu einem freiwilligen Opfertod und zum Verdienst stellvertretender Genugtuung.

Die Entwicklungsstufen der fortschreitenden Vergöttlichung Christi seien in den neutestamentlichen Schriften bestimmt nachweisbar.

C. Die kirchliche Glaubenslehre über den Gottmenschen und sein Erlösungswerk sei vom sittlichen Standpunkt aus innerlich unmöglich und im Widerspruch mit dem sittlichen Zwecke der Menschwerdung. Die Vereinigung

« ÖncekiDevam »