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Erste Beweisführung.

Die übernatürliche Fülle der Weisheit
in der biblischen Offenbarung.

Erster Abschnitt.

Der Gottesbegriff der biblischen Religionsentwicklung. § 1. Die wissenschaftlichen Gegensätze in der biblischen

Religionswissenschaft.

1. Anfang und Ende der biblischen Entwicklung des Gottesbegriffes sind für den christlichen Offenbarungsglauben bezeichnet durch den Begriff des voraussetzungslosen Schöpfers und Herrn der Welt einerseits, sowie durch das Geheimnis der göttlichen Dreieinigkeit anderseits. Vom Allmächtigen zum Dreieinigen, von der ewigen Geistestat zur ewigen Liebe: das ist der Fortschritt der Offenbarung von Anfang des Alten Testamentes bis zum Abschluß des Neuen.

Die theologische und religionswissenschaftliche Kritik der biblischen Religionsentwicklung widerspricht dieser Auffassung hinsichtlich des Anfanges wie des Endes.

Für den Anfang fordert oder behauptet sie eine nationale. und naturalistische Gottesidee, wie bei allen Völkern aus dem Animismus, dem Naturkultus oder beiden hervorgegangen, und unbefangen als die Personifikation der heimatlichen Natur und der eigenen Volksinteressen gedacht und verehrt. Strittig ist nur die besondere Bestimmung, welche Naturgrundlage dem Gott des entstehenden Volkes Israel zukomme, und wie sich der Übergang aus dem Animismus und Totenkult einerseits oder dem fetischistischen Naturdienst anderseits zum Gottesglauben im national und territorial beschränkten Sinn vollzogen habe.

Die apologetische Untersuchung kann eine wirklich apologetische Beweisführung nur dadurch werden, daß sie eine möglichst voraussetzungslose und unbefangene Untersuchung des religionsgeschichtlichen Tatbestandes ist. Die alttestamentliche Religionsgeschichte ist tatsächlich zum Gegenstand der vergleichenden Religionswissenschaft geworden; kein Protest vermag diese

Tatsache ungeschehen zu machen, keine Klage vermag ihre Wirkungen hintanzuhalten. Die Apologetik muß darum die religionsgeschichtlichen Forschungen über den Ursprung und Wert der alttestamentlichen wie neutestamentlichen Religion berücksichtigen. Sonst sind ihre Ausführungen für die Welt der Wahrheitssucher, der Zweifler und der rücksichtslos Fragenden bedeutungslos.

Die Religionsgeschichte Israels wird von der Kritik in das Schema der Entwicklungslehre gebracht und als allmähliches Aufsteigen vom ursprünglichen Animismus und Totenkult dargestellt.

Der Unterschied im Vergleich zu anderen Religionsentwicklungen bestehe wesentlich darin, daß die Jahwereligion durch irgend einen Propheten den zum Volke Israel vereinigten Stämmen aufgenötigt oder von anderen Volksstämmen herübergenommen worden sei. Die Hauptfrage wäre nun gerade, wie der betreffende Prophet zu dem Gottesbegriff der Jahwereligion gekommen sei, und wenn auf andere Völker verwiesen wird, woher diese Stämme im Unterschied von aller sonstigen Religionsentwicklung den Jahweglauben empfangen hatten? Gerade wenn der Jahwismus eine so einzigartige Wirkung für die Religionsentwicklung hatte, und zwar durch seinen Gottesbegriff wie durch die Fruchtbarkeit seiner Geisteskraft, mit welcher er immer wieder Propheten im Sinne ihres ersten Verkünders erweckte, dann ist das Problem um so dringender, welches der Ursprung der Jahwereligion überhaupt und im Geiste ihres ersten Verkünders gewesen sei.

Die eigentümliche Kraft des Jahwe-Gottesbegriffes lag unzweifelhaft in dem Gedanken, den der Name Jahwe aussprach: daß Gott in sich selber gründe und darum mit einer dem Menschen und der Welt gegenüber selbständigen Majestät ihm verheißend, verpflichtend, lebenspendend gegenübertrete. Wenn, wie in den großen Kulturreligionen Ägyptens und Babylons, die Gottheit nichts anderes ist als der höchste Ausdruck für die Welt, für die erfahrungsmäßige Wirklichkeit und unsere Menschennatur, so bleibt der Gottesglaube mit seiner idealen und realen Kraft in dem Kreis der gegebenen Wirklichkeit eingeschlossen und vermag dieselbe höchstens zu verklären, jedenfalls aber nicht von Grund aus umzuwandeln, zu befreien und zu einer höheren Lebensgemeinschaft (mit der Gottheit) zu berufen, zu verpflichten und zu begeistern. Der Monismus ist die Religion der Naturnotwendigkeit; der Jahwismus und Theismus ist die Religion der Freiheit, des selbstbewußten, selbstbestimmten Lebens: »Ich bin, der Ich bin !«<

Woher diese großartige Gottesidee? Das ist die große Frage. Die Einzigartigkeit des Gottesbegriffes Jahwe ist derart, daß sie alle anderen Einzelfragen bedingt. Es ist eine Verschiebung des

Problems, wenn man die Entstehung des Jahwismus wie etwas Selbstverständliches so erledigt, daß die Untersuchung über die vorjahwistische Volksreligion Israels als die Hauptfrage erscheint. Die weltgeschichtliche Bedeutung Israels liegt nicht in der etwaigen vorjahwistischen Volksreligion, sondern in dem. Jahwe-Gottesbegriff.

Übrigens ist es selbstverständlich, daß nicht die denkschwachen Massen für die Befruchtung und Vertiefung der Religion bedeutsam waren und sind. Auch die tiefsinnigste Lehrweisheit wird durch deren Popularisierung allmählich verflacht und veräußerlicht. Geist und Leben wird von den Massen zumeist nicht ins Auge gefaßt, sondern zu geistloser Gewohnheit vertrocknet. Wir nehmen für unsere Gegenwart das Recht in Anspruch, die Ideale der führenden Geister und Mächte von dem zu unterscheiden, was die öffentliche Meinung, ja was der Zeitgeist überhaupt daraus macht. Wenn das für die Gegenwart mit ihrer allgemeinen Schulbildung notwendig und recht ist, warum nicht noch mehr für die Vergangenheit? Wann gab es eine Zeit, wo nicht der Gegensatz von Forschern und Schülern, von unmittelbar Lernenden, d. h. von Pfadfindern, und von bloß mittelbar Lernenden, von Anhängern und Nachtretern bestanden hätte? Warum übersieht man dies bei der Religionsentwicklung Israels?

2. Die Voraussetzungen, welche bei der Fragestellung und Untersuchung ferngehalten werden müssen, sind nicht minder die Voraussetzungen des Unglaubens, wie diejenigen des Glaubens.

Die Kluft zwischen Glauben und Unglauben, welche für die Persönlichkeit der Forscher unzweifelhaft vorhanden und wirksam ist, weist den einzelnen ihre Stellung auf dem einen oder anderen Ufer an: dadurch, daß man sein Ufer als die Seite der Voraussetzungslosen erklärt, ist die Forschung dieser Seite vielleicht erst recht unter den Bann naiver, weil unerkannter Voraussetzungen geraten. Erst wenn man die geschichtliche Notwendigkeit und Macht der in die Person des Forschers eingegangenen, zur geistigen Natur und Individualität gewordenen Voraussetzungen für sich selber kennt und anerkennt, vermag man für seine Forschung als Gesetz und Ziel aufzustellen und durchzuführen, was für die zeitlich gewachsenen Personen niemals gegebene Tatsache ist: die unbefangene und urteilslose Fragestellung und Denkarbeit. Der Denker ist voraussetzungsvoll, weil er geschichtlich geworden ist; aber er soll für sein Denken möglichste Voraussetzungslosigkeit erstreben. Dies wird ihm sicher nicht gelingen, wenn er die unvermeidliche Tatsache verkennt, daß jeder, auch er selbst, in concreto mit Voraussetzungen und Vorurteilen aller Art verwachsen ist. Je mehr er diese zur geistigen Natur, Selbstheit und Gewohnheit verhärteten, tatsächlich ererbten oder hochgehaltenen Anschauungen, Überzeugungen und Urteile über Wahrheit und Wert zunächst als Vorurteile, d. h. als überlieferte oder mit dem ganzen Werdegang gewonnene Urteile, durchschaut, desto mehr kann er in seinem Denken dem Ideal der vorurteilslosen Unbefangenheit und objektiven Wahrheit gerecht werden.

Verhängnisvolle Vorurteile und irreführende Voraussetzungen, welche die unbefangene Untersuchung der alt- und neutestamentlichen Religionsgeschichte unmöglich machen, sind zunächst solche, welche den Tatbestand selber betreffen, um dessen Erklärung und Verständnis es sich handelt; sodann solche, welche der Weltanschauung und Denkrichtung des Beurteilers angehören. Die erste verhängnisvolle Voraussetzung betrifft die Fragestellung selbst und führt dazu, daß die meisten Forscher im wichtigsten Punkt überhaupt zu keiner ernsten Fragestellung kommen. Diese lautet: Hat das Christentum (und der biblisch begründete Offenbarungsglaube des Judentums und Islams) recht, wenn es die alttestamentliche Religion in ihrem Ursprung, Lehrgehalt und Fortgang auf eine göttliche Offenbarungstat zurückführt?

Obgleich die geistige Welt, welche die Kultur des Abendlandes und Morgenlandes in den letzten zwei Jahrtausenden hervorgebracht hat, von diesem Glauben durchdrungen und zu ihrer Kulturarbeit befruchtet worden ist, halten gleichwohl viele Religionsforscher diese Überzeugung keiner ernsten Fragestellung wert und schließen sie von vornherein als Aberglauben aus.

Erstes Vorurteil: Wenn eine Offenbarung und Gottestat als Ursprung der biblischen Religion angenommen werde, so werde damit die menschliche Selbstbetätigung und die geschichtliche Entwicklung nach psychologischen Gesetzen ausgeschlossen. Folglich sei die Tatsache der geschichtlichen Entwicklung und der menschlichen Selbstbetätigung, wie sie die Gesetzgeber, Propheten und Priester im Alten Testament entfalteten, ein entscheidender Gegenbeweis gegen die Gottestat der Offenbarung.

Daß dieses Vorurteil des Unglaubens von den Extremgläubigen geteilt wird, macht es nicht haltbarer.

Die Anschauung, welche das Vorurteil voraussetzt, ist mit dem christlichen Gottesbegriff ganz unvereinbar, sowohl mit dem Schöpfungs- wie mit dem Dreieinigkeitsglauben. Dem Schöpfungsglauben zufolge ist gerade das selbsttätige Geistesleben und zwar dieses allein nach Gottes Ebenbild erschaffen. Die Natur wirkt mit Notwendigkeit und zeigt darum nur die Spur der schöpferischen Vollkommenheit, nicht deren Bild.

Das Glaubensgeheimnis der göttlichen Dreieinigkeit sagt, daß Gott ebenso wie im Worte der objektive Ausdruck aller Vollkommenheit, so im Hl. Geiste der subjektive Ursprung aller geistigen Vollkommenheit oder Lebendigkeit sei. Die Entwicklung ist kein Ersatz für die Erschaffung, sondern deren schönstes Werk und bester Beweis. Die menschliche Geistestat ist kein Gegensatz zur Gottestat der Offenbarung und Gnade, sondern deren schönste Wirkung und herrlichste, weil gottebenbildlichste Vermittlung.

Zweites Vorurteil: Der Geist sei aus dem Stoffe, der Mensch aus dem Tier, die Vernunft aus der Empfindung, die Religion aus dem Aberglauben, der Gottesglauben aus dem Gespensterglauben durch allmähliche Entwicklung im Kampf ums Dasein oder vermöge eines inneren Entfaltungstriebes hervorgegangen.

Daß diese Annahme ein Vorurteil im üblen Sinne sei, ist Gegenstand der grundlegenden metaphysischen Untersuchungen gewesen. (Vgl. Gott und Geist, Bd. II. S. 21 sq. 168 sq. 184-441. 500-567.) Mit diesem zweiten Vorurteil ist gewöhnlich verbunden ein

Drittes Vorurteil: Durch den Nachweis der lückenlosen Vermittlung und der Übergänge in dem Aufbau und Fortgang der Wirklichkeit werde dargetan, daß das Unvollkommene und Niedrigste die hinreichende Ursache und der reale Ursprung der ganzen Entwicklung sei. Was in der idealen Reihenfolge als das Einfachste, Inhaltleerste und Niederste der Ausgangspunkt des abstrakten klassifizierenden Denkens ist, habe auch in der realen Wirklichkeit als das Erste im Sinne der hinreichenden Ursache zu gelten. Auch dieser Grundirrtum ist im genannten Werke widerlegt.

Hier genüge nur die Erinnerung: der ärgste Animismus ist jene Naturauffassung, welche das Geheimnis der lebendigen Wirklichkeit, das erfahrungsmäßige Geschehen durch die Annahme zweier Tatsachen zu erklären vermeint, von denen die eine als magisches Etwas in der anderen, als wirkendes Gesetz im Material gegenwärtig sei. Ob diese Annahme in der lebendig poetischen Form der Vorzeit oder in der abstrakt prosaischen Weise der modernen Wissenschaft gemacht wird, immer ist es eine Weltanschauung, bei der alles durch Besessenheit erklärt wird. Auch das Gesetz ist ein animistisches Gespenst, 'wenn es nur Gesetz, nicht zugleich lebendiger Geisteswille sein soll.

Unter dem Einfluß der genannten und verwandter Vorurteile stehen die meisten wissenschaftlichen Erklärungsversuche der alttestamentlichen Religionsgeschichte. Den einen gilt der Gottesbegriff der Jahwereligion als das späte Entwicklungsprodukt eines natürlichen Verlaufes, der wie jeder religiöse Glaube seinen Ursprung im Aberglauben der fetischistischen Naturverehrung oder der animistischen Toten- und Geisterverehrung hat.

Die fetischistische Naturverehrung und der animistische Toten- und Geisterdienst gilt entweder als Anfang der vernünftigen Menschheitsära oder als Ende des noch nicht vernünftigen, also vormenschlichen Entwicklungszustandes. Die Theorien sind verschieden, je nachdem der Animismus und Totenkultus allein, oder der Fetischismus und Naturdienst allein, oder der vereinigte Geister- und Naturdienst und Totemismus als die Urreligion gilt. Im ersten Bande dieser Apologie wurde der Nachweis geführt, daß der Monotheismus nicht aus dem Animismus und Fetischismus hervorgegangen ist, insoweit damit eine abergläubische Vorstellungsweise gemeint ist.

Die ganze »>wissenschaftliche Erklärung« des Ursprunges der alttestamentlichen Jahwereligion aus dem Animismus und Fetischismus

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